Mittwoch, 30. September 2015

»Gesellschaft der Angst« von Heinz Bude

Gesellschaft der Angst
Gesellschaft der Angst


»Gesellschaft der Angst« von Heinz Bude zeichnet ein Bild einer Gesellschaft der Angst / deren innere Verfasstheit der Zustand der Angst ist. Wir leben in einer Art Angstgesellschaft, stellt der Autor in seinem Buch fest.

Ob Schulängste, Verarmungsängste, Abstiegsängste, die Angst davor, am falschen Ort zu leben, den falschen Beruf, oder den falschen Partner zu wählen - ständig haben wir Angst davor, die falschen Entscheidungen zu treffen. Wer aber Angst hat, sich festzulegen, sichert zwar den Status Quo, kann aber die Zukunft nicht gewinnen, meint der Autor.

Und dies kann die Entwicklung einer ganzen Gesellschaft hemmen. Denn Angst macht die Menschen abhängig von Verführern, führt zur Tyrannei der Mehrheit, weil alle mit den Wölfen heulen, sie ermöglicht das Spiel mit der schweigenden Masse, weil niemand seiner Stimme erhebt.

Deshalb ist es so wichtig, für eine angstfreie Gesellschaft einzutreten, stellt der Autor fest. Und hier sieht er die Politik in der Pflicht, aber auch jeden Einzelnen. Er plädiert dafür, nicht nur in Risikoszenarien zu denken sondern auch die Chancen zu sehen. Nie war die Gesellschaft freier, die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung grösser als heute , schreibt er im Buch. Deshalb ist es so wichtig, dass sich jeder die Freiheit nimmt, sein Leben nach selbst gewählten Prinzipien zu führen.

Der Autor geht der Frage nach warum die Welt der Mittelklasse eine Welt der Angst ist, obwohl sie relativ stabil und weitgehend gesichert ist. Bude widmet sich den alltäglichen Kämpfen der Geringverdiener und dem tagtäglichen Druck, der den Beschäftigten in den einfachen Dienstleistungen im Nacken sitzt (S.86 ff).

Angst erschöpft auf der einen Seite und auf der anderen Seite sieht Bude die moderne Gegenwartsgesellschaft unter einem Optimierungsdruck in dem sich immer mehr Menschen fragen: "Wozu das alles?"

Das Buch endet dann mit Gedanken zu den Dingen von denen es heute anscheinend zu viel gibt:"Geld und Daten" und es geht nochmal auf den außengeleiteten Charakter ein, der nichts anderes hat als die Anderen, die ihm Halt im Leben geben und einen Begriff seiner selbst vermitteln. (S.155) Die Anderen sind damit Himmel und Hölle zugleich.



Weblink:

Gesellschaft der Angst
Gesellschaft der Angst
von Heinz Bude

Dienstag, 29. September 2015

Katalanische Separatisten feiern ihren Sieg

Artur Mas (zweiter von rechts) feiert mit seinen Parteianhängern den Sieg der Separatisten

Nach der Wahl in Katalonien feiern die Separatisten ihren Sieg. Die Wähler in Katalonien haben über ihr Regionalparlament abgestimmt und damit indirekt auch darüber, ob sie einen eigenen Staat wollen.

72 Abgeordnete für die Unabhängigkeit, 52 für Spanien, teilweise für eine weitgehende Autonomie, 11 haben sich nicht erklärt, sind aber zumindest für ein Referendum.

Zwar erreichten sie die Separatisten die absolute Mehrheit im Parlament, nicht aber die Mehrheit der Wählerstimmen. Dennoch sehen sie das Votum als "Ja" zur Abspaltung von Spanien.

Die Wahl in Katalonien ist vor allem auch ein Zeichen dafür, dass immer mehr Bürger genug haben, von einer Politik die sich selbst in absolutistischer Manier als "alternativlos" bezeichnet.

Gerade die alten Volksparteien in den EU-Ländern, wie auch in der EU selbst, haben sich in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr vom Volk entfremdet und sich dem gesellschaftlichen Diskurs verweigert.

In Spanien hat die Zentralregierung auf die immer größer werdenden Proteste an dieser Politik mit drastischen Knebelgesetzen geantwortet, welche nun es ermöglichen nahe zu jeden Protest gegen Regierung und Staat als Terrorismus zu stempeln und zu kriminalisieren.


Die Quittung für diese selbstherrliche Politik gegen das Volk, gab es gestern an den Wahlurnen.

Das Problem der Separatisten ist, daß die spanische Verfassung eine Sezession autonomer Regionen bisher nicht vorsieht.

Madrid könnte nun Einsicht zeigen und wie in Schottland eine Referendum ermöglichen, wahrscheinlich wird es aber eher auf einen gewaltsamen Konflikt hinauslaufen.

Sonntag, 27. September 2015

Gerhard Schröder und sein Platz in der Geschichte

Gerhard Schröder

Der Platz in den Geschichtsbüchern ist Gerhard Schröder sicher: Als Volks- und Parteiverrräter, Basta- und Hartz-Kanzler, als Parteispalter, als Sozialdemonteur und »Genosse der Bosse«.

Gerhard Schröder ist der Kanzler des formvollendeten und marktwirtschaftlich konsequenten Neoliberalismus. Dieser artige Hofknicks-Kanzler ist nichts anderes als der verlängerte Arm des Kapitals, eine Marionette mit russischem Gasanschluß. Das Kapital kann sich für seine treue Dienerschaft bedanken.

Seine Politik ist zum Synonym geworden für politisches Versagen, Sozialabbau und staatlich verordneten Zwangsmassnahmen. Reformen haben seit seiner Kanzlerschaft einen äußerst bitteren Nachgeschmack bekommnen, denn Reformen sind mit Massenentlassungen, Lohndumping und Sozialabbau verbunden.

Wie abgehoben und beschränkt muß man eigentlich sein, um zu ernsthaft glauben, seine Politik hätte Deutschland vorangebracht? Worin bitte schön, sollte denn hier der Fortschritt liegen?

»Der Staat ist die Wirklichkeit der sittlichen Idee.«

Georg Friedrich Wilhelm Hegel
Schröder ist zum Symbol geworden für die Abgehobenheit, Wohlgefälligkeit und Selbzufriedenheit der politischen Klasse. Und natürlich auch für die Entfremdung gegenüber denjenigen, welchen er vorgegeben hat, zu dienen, nämlich dem Volk.

Dieser von den Interessen des Kapitals steuerbare volksfremde und selbstgefällige »Kanzler ohne Volk« hat eine Politik gemacht, die das Land tiefgreifend verändert hat.

Er war vollmundig mit dem Versprechen angetreten, die Arbeitslosigkeit im Land zu halbieren. Gelungen ist ihm den Sozialstaat abzubauen, weite Teile des Volkes zu "verhartzen" und zu entsolidarisieren.
Sein "politischer Macchiavellismus" hat dem Neoliberalismus, der auf legalem Wege nicht einzuführen gewesen wäre, erst die wüste Bahn geebnet.

Wenn man dieses neoliberal verwüstete Land heute betrachtet, muß man feststellen, daß Gerhard Schröder als Bundeskanzler während seiner Amtszeit eine Politik gemacht hat, die niemand - außer der herrschenden Klasse - in diesem Land braucht.

Sein Heilsplan der Politik sah die Privatisierung von Staatsunternehmen Massenentlassungen, Lohndumping und Sozialabbau sowie die Umverteilung von Vermögen von unten nach oben und die schamlsoe Bereicherung der herrschenden Klasse ausdrücklich vor.

Ein Land, das solche Kanzler an der Macht hat, braucht schließlich keine Feinde mehr! Als echte Sozialdemokraten würden sich seine geistigen Ahnherrn August Bebel und Ferdinand Lasalle bei Schröders Anblick noch heute im Grabe herumdrehen.

Wenn sich niemand im Land oder der Bevölkerung über solche Kanzler und ihre Politik aufregt, beweist das eigentlich nur, das die Medien, die nicht mehr in der Lage sind politische Inhalte kritisch zu hinterfragen - geschweige deren längfristige Konsequenzen aufzuzeigen - ganze Arbeit geleistet haben. Auch diesen ist ein Platz in den Geschichtsbüchern sicher: als Lügenpresse.

Selbst wenn das einige nicht verstanden haben:

Gerhard Schröder hat dem Land einen regelrechten Bärendienst erwiesen. Seine Kanzlerschaft war eine Niederlage für Deutschland, die politisch noch lange nachwirken wird.

Weblink:

Zehn Jahre Hartz IV

Gerhard Schröder, der tatkräftige Aufsteiger-Kanzler

Gerhard Schröder

Wenn die herrschende Klasse - oder wenn man so will, die "bürgerliche Elite" bei der Anpassung der Wirtschaft an die Globalisierung versagt und die Schaffung von notwendigen Arbeitsplätzen misslungen ist, da kommt so ein tatkräftiger Aufsteiger-Kanzler wie Gerhard Schröder wie gerufen.

Denn so einer macht dann die Drecksarbeit der Anpassung gerne für die herrschende Klasse freiwillig. Anpassung heißt dann sich am unteren Drittel der Bevölkerung mittels Umverteilung zu bereichern.

Das eigentlich Schlimme daran ist der verwerfliche und abscheuliche Tatbestand, daß sich weder die herrschende Klasse noch der elende Hartz-Kanzler Schröder irgendeiner einer Schuld an der systematischen neoliberalen Verwüstung des Landes und Verarmung der Bevölkerung bewußt sind.

All diese scharz-rot-gold gewandeten Versager, notorischen Minderleister und politischen "Harzer" in Berlin, deren Motiv des Handelns stets das der Bereicherung auf fremder Kosten ist, treten heute immer noch so selbstherrlich und zynisch wie Herrenmenschen auf, als seien sie die eigentlichen Herrscher im Land.

Die wachsende Ungleichheit der Gesellschaft

Reich und Arm: Die wachsende Ungleichheit in unserer Gesellschaft
Reich und Arm:
Die wachsende Ungleichheit in unserer Gesellschaft

Mit seinem Bestseller »Der Preis der Ungleichheit« hat sich Joseph Stiglitz an die Spitze der Debatte über die zunehmende Spaltung unserer Gesellschaft in Reich und Arm gesetzt. In seinem neuen Buch »Reich und Arm« beweist der Nobelpreisträger erneut, dass er nicht nur ein brillanter Ökonom, sondern auch ein scharfsinniger politischer Denker ist, der beherzt für eine gerechtere Verteilung des Wohlstands kämpft.

Wachsende Ungleichheit ist kein Schicksal, sondern Folge politischer Entscheidungen, diese Überzeugung vertritt Joseph Stiglitz vehement. Deswegen fordert er eine Politik, die den Wohlstand endlich wieder gerechter verteilt. In seinem neuen Buch zeigt er uns, jenen 99 Prozent der Bevölkerung, denen die zunehmende Spaltung der Gesellschaft in Reich und Arm schadet, welche Risiken die wachsende Ungleichheit birgt und was wir gegen sie tun können. Er geht ferner der Frage nach, warum die Ungleichheit wächst und was wir dagegen tun können.

Hieronymus Bosch The Garden Of Earthly Delights

Dank der neoliberalen Politik der politischen Klasse geht die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinander. Politiker sind nur der verlängerte Arm und traurige Handlnager des Kapitals. Die wachsende Ungleichheit der Gesellschaft wird von ihnen nicht nur wie ein Naturgesetz hingenommen, sondern durch ihre Polittik noch verstärkt.

»Reich und Arm« versammelt die einflussreichsten Texte von Joseph Stiglitz aus den letzten Jahren, erstmals sind seine kämpferischen Einwürfe nun auf Deutsch zu lesen. Wer über die wachsende Ungleichheit in unserer Gesellschaft mitdiskutieren will, wird an »Reich und Arm« nicht vorbeikommen.

Weblink:

Reich und Arm: Die wachsende Ungleichheit in unserer Gesellschaft
Reich und Arm: Die wachsende Ungleichheit in unserer Gesellschaft
von Joseph Stiglitz

Über den Unsinn der Spardiktate

Nicht alles, was in der politischen Ökonomie Europas betrieben wird, ist auch ökonomisch sinnvoll. Viele von EU-Akteuren getroffenen Entscheidungen und Maßnahmen sind leider wirtschaftlich völlig kontraprodutiv und werden dennoch durchgeführt.

Wenn man bedenkt, das selbst (kapitalistische) Wirtschaftsexperten die Spardiktate als unsinnig und kontraproduktiv ansehen, fragt man sich doch, wieso unsere Politiker weiter auf die Spardiktat4e bestehen, die dazu fürhren, daß Griechenalland kaputtgesaprt wird.

Viel Kritik an Griechenland hat Stammtischniveau. Wo hat Deutschland jetzt auch nur einen Euro bezahlt? Wir haben stattdessen Millionen durch Rückzahlungen der Kredite eingenommen. Das ist das Geld, was Schäuble für seine ach so tolle schwarze Null in seinem Haushalt eingeplant hat. Man kann sogar sagen, dass er womöglich versucht, den deutschen Haushalt auf den Rücken der Griechen zu sanieren.

Eine Frage an die Kritiker Griechenlands: Wie soll Griechenland jemals das Geld einnehmen wenn alle öffentlichen Einnahmequellen privatisiert werden? Wird hier die öffentlichkeit mit einem falschen Argument hinters Licht geführt?

Die Vergangenheit hat doch gezeigt wie das Land kaputtgespart wurde, immer mit dem Vorwand das Vertrauen der Kapitalgeber zurückzugewinnen.

»Am besten nichts Neues. Medien, Macht und Meinungsmache« von Tom Schimmeck

Tom Schimmecks Buch ist eine Abrechnung aus enttäuschter Liebe. Der Journalist, der die taz mitgründete, für Tempo und Spiegel arbeitete, beschreibt die traurigen Reste seiner ehemals stolzen Profession. Der Journalismus heute sei "gehetzter, eitler, oberflächlicher, normierter". Die Medien lieferten vor allem Masse. "Die Fülle", meint Schimmeck, "umtost uns wie ein Tornado. Die Relevanz stürzt in dessen stillem Auge steil gegen null."

Cover: "Am besten nichts Neues. Medien, Macht und Meinungsmache" (Westend Verlag)Cover: "Am besten nichts Neues. Medien, Macht und Meinungsmache" (Westend Verlag)Der Autor sucht nach Gründen für diese Verflachung. Voller Verachtung schreibt er über das Zusammenrücken einer Journalisten-Elite, die vor allem wichtig, nicht kritisch sein will. Über Verleger, die plötzlich Anzüge tragen und sich Verlagsmanager nennen. Die sonntags die tragende Rolle der Presse in der Demokratie loben und werktags Redakteursstellen abbauen, weil sie glauben, sonst Opfer der Medienkrise zu werden - "Selbstmord aus Angst vor dem Tod". Es ist richtig und wichtig, dass einer diese Entwicklung kritisiert. Noch besser, wenn es jemand in solch gefeilter, pointierter Sprache tut. Ein kleines Defizit: Schimmecks Text fehlt es manchmal an Stringenz. Dennoch eine äußerst lesenswerte Analyse.


"Ich nenne "Journalismus" alles, was morgen weniger interessant ist als heute."
André Gide


Während Zeit und Geld ständig knapper werden, in den Redaktionen und Korrespondenzbüros immer weniger Leute die gleiche Menge an Arbeit machen, wächst in Wirtschaft und Politik die Macht und Zahl der Spindoktoren, PR-Consultants, Agendasetter, Werber, Imageberater, Marktforscher, Eventmanager und Mediencoaches. Meinungen und Stimmungen werden gegen Geld von Profis gemacht. Ihre perfekt designten Bilder und Botschaften zielen direkt auf die Massen. Der unabhängige Journalist ist nur noch Störfaktor. Tom Schimmeck, seit 30 Jahren Journalist für führende Medien, beschreibt Mechanismen der Gleichschaltung und Ursachen der Misere. Seine Bestandsaufnahme unserer defekten Öffentlichkeit zeigt: Wenn wir nicht bald irgendwo zwischen Putin und Berlusconi landen wollen, brauchen wir mehr denn je eine unabhängige, kritische vierte Gewalt im Staat.

Weblink:

Am besten nichts Neues. Medien, Macht und Meinungsmache
Am besten nichts Neues. Medien, Macht und Meinungsmache
von Tom Schimmeck