Samstag, 17. Juni 2017

„Boulevardismus“ in der Politik

„Sozialismus ist, zu Ende gedacht, die Tyrannei der Dümmsten und der Geringsten, der Oberflächlichen und der Schauspieler.“ Diese scharfen Worte schrieb einst der Philosoph Friedrich Nietzsche, als er sich über den damals gerade entstehenden Sozialismus so seine Gedanken machte. Nietzsche prognostizierte wortgewaltig eine zunehmende gesellschaftliche Nivellierung nach unten, welche aus seiner Sicht durch den Sozialismus eingeleitet würde. Das Zitat ist zweifellos starker Tobak – aber steckt nicht auch eine Portion Wahrheit darin?

Wenn nämlich sozialdemokratische Spitzenpolitiker die Rettung aus ihren Orientierungsnöten nur mehr darin erkennen können, dass sie die früher einmal politisch und intellektuell fundierten Positionen der Linken preisgeben und sich dem Boulevard unterwerfen, dann tritt genau der Fall ein, den Nietzsche damals schon angedacht hat: Die Oberflächlichen übernehmen die Macht. Durch die Anbiederung an den Boulevard leistet die sozialistische Elite ihren Offenbarungseid und überlässt einem oberflächlichen Ungeist und dem Ressentiment der Massen das Feld.

Grundsätzlich ist es keine Frage: Die Bedienung des Ressentiments und den Kniefall vor dem undifferenzierten Meinungskonvolut des Volkes findet man auch bei anderen Parteien, die dem Populismus nicht widerstehen können. Das Geschwafel vom Kleinen Mann und von der Aufwertung desselben ist uns aus den vielen Wahlkämpfen gut in Erinnerung. Und wie jeder Mitdenkende weiß, geht’s bei der populistischen Anbiederung an die Schlechtweggekommenen und Unzufriedenen de facto nicht um die Verbesserung der Lebensverhältnisse jener Menschengruppen, sondern um die Maximierung der Wählerstimmen für die Anbiederer.

Die politische Umschmeichelung der von Nietzsche in harter Diktion Angesprochenen führt in letzter Konsequenz zur Herrschaft derselben – aber ohne Besserung ihrer Daseins- und Bildungsverhältnisse und ohne Fortschritt für den Staat als Ganzes. Die gesamte Politik wird durch die zunehmenden populistischen Tendenzen und den Wettbewerb um die Stimmen der vielen Nicht-Mitdenker nur mehr auf ein Ziel fokussiert: Die Erzeugung von Stimmvieh, dem die Politik vor der Wahl nach dem Mund redet, um nach der Wahl in konturloser Verharrung versinken zu können.

Und es geht definitiv nicht darum, beim Volk, also beim Souverän, differenzierte Meinungsbildungsprozesse in Gang zu setzen oder den Souverän auf ein höheres intellektuelles Niveau zu führen. Um den Preis des Machterhaltes wird unter Inkaufnahme der stetigen Verdummung des Souveräns die Politik solcherart zur öden Phraseologie. Echte Politik kann danach nicht mehr gelingen, weil die intellektuellen Ressourcen dafür bei einem großen Bevölkerungsanteil fehlen und echte Politik ab diesem Zeitpunkt dann auch nicht mehr gefragt ist.

„O Freiheit süß der Presse!/ Kommt, laßt uns alles drucken,/ Und walten für und für;/ Nur sollte keiner mucken,/ Der nicht so denkt wie wir.“

Johann Wolfgang von Goethe

Die fortschreitende Aufwertung des Boulevards und seiner von ihm „betreuten“ Leser- und Wähler-Massen führt letztlich zu dessen unumschränkter Hegemonie und zur Entstehung eines medialen Politik-Surrogats. Richtigerweise haben daher sarkastische Kommentatoren längst die Diagnose gestellt: Alle Macht geht von der Kronenzeitung aus. Natürlich spielen „Österreich“ und „Heute“ im Match um die Ressentiment-Bedienung mittlerweile auch eine gewaltige Rolle.

Die Politik vergisst in ihren vom Boulevard gesteuerten Aktionen aber, dass sie auf diese Weise ebenjene Macht aus der Hand gibt, die sie zum politischen Handeln und zur konstruktiven politischen Arbeit braucht. Im Gegenzug bleibt ihr statt der Macht nur noch die Verantwortung und die daraus entstehende Pflicht zur politischen Rechtfertigung. Denn „schuld“ an irgendetwas, das dem Boulevard nicht passt, wird immer nur die Politik sein, niemals der Boulevard selbst. Und das Ressentiment lechzt ständig nach Schuld und Schuldzuweisung, das liegt im Wesen der Massen - man lese nach bei Elias Canetti.

Die politischen Parteien, die sich keine klaren Positionen mehr zutrauen und die nicht den Mut haben, ihre Standpunkte notwendigenfalls auch gegen den Mainstream der im Boulevard veröffentlichten Meinung zu verteidigen, sind daher letzten Endes die großen Verlierer. Die Parteien der Mitte (und dazu zählt sich die SPÖ wohl als allererste) werden so zur nebulosen Interessensvertretung von – ja, von wem eigentlich?

Unschwer zu prophezeien: Am Ende dieses Prozesses steht eine Partei der Meinungslosen, die zu allem und jedem ein klares und lautes Jein von sich gibt und nur mehr von populistisch hechelnden Querverbindern zusammengehalten wird, welche im Anlassfall auf die professionellen Populisten und die Boulevard-Macher reagieren. Und daher immer nur Zweite bleiben. Eine weitere Facette des „Boulevardismus“ in der Politik ist, dass sich die denkenden Bürger von dieser degenerierten Art der Politik abwenden und solcherart neben einer anschwellenden Masse an populistisch gefütterten Oberflächlichen ein ebenfalls wachsendes, aber brachliegendes intellektuelles Potenzial entsteht.


Welink:

Hatte Nietzsche recht? - https://www.fischundfleisch.com


Dienstag, 13. Juni 2017

Parlamentswahl in Frankreich - Macron startet durch

Präsident Emmanuel Macron

Frankreichs Präsident Macron hat die erste Runde der Parlamentswahl gewonnen und steuert auf eine absolute Mehrheit in der Nationalversammlung zu. Seine noch junge Partei "Au marche" ("Vorwärts") erhielt laut Hochrechnungen mehr als 32 Prozent der Stimmen.

Bei einer absoluten Mehrheit in der Nationalversammlung hätte Macron ungewohnte politische Gestaltungsmöglichkeiten, die wirtschaftliche und soziale Misere Frankreichs zu beenden. Macron stünde dann die Möglichkeit zu umfangreichen Reformen offen. Es käme dann auf ihn und seinen Gestaltungswillen an. Sobald er jedoch dem Einfluß der Eliten unterliegt, ist auch eine Einflußnhme auf seine politischen Inhalte zu befürchten. Die Reformen würden sich dann wieder einmal gegen das Volk richten.

Nach glänzenden Bildungsabschlüssen verstand er beizeiten, Beziehungen aufzubauen. Seine Gabe, Menschen für sich einzunehmen, wird allenthalben hervorgehoben. So gelangte er an vorwiegend ältere einflussreiche Persönlichkeiten, die ihn schützend und stützend begleiteten. Von vielen seiner Mentoren wird sein Charme, seine Freundlichkeit und sein Interesse am Gegenüber immer wieder gewürdigt.

Macron startet durch. Scheinbar aus dem Nichts entsteht eine neoliberale Partei, angeführt von einer Person, die in den etablierten Parteien Karriere gemacht hat und in den elitären Schichten Frankreichs zu Hause ist. Sowohl der Wahlkampf um die Präsidentschaft, als auch der Wahlkampf für die Nationalversammlung kosten Millionen von Euro. Viele fragen sich daher, wer hinter dem unabhängigen Kandidaten Macron steht und die beiden Wahlkämpfe finanziert.

Wer reich ist, hat meist auch Einfluss. Privater Reichtum eröffnet die Möglichkeit, wirtschaftlich und politisch Macht auszuüben. Umgekehrt bedeutet Armut, ökonomische und soziale Ohnmacht zu erfahren. Großunternehmer, Kapitalanleger, Industriekonzerne, Banken, Versicherungen und ihre Interessenverbände bestimmen maßgeblich die Politik.

Einflußreiche Kreise werden Macron beim Durchstarten gewiss in gwohnter Manier begleiten und ihn schon bald umarmen. In den Mmedien ist zu lesen, dass verschiedene bekannte Wirtschaftführer Frankreichs Macron intensiv persönlich und auch finanziell unterstützen. Warum ist das so? - Weil dieser Personenkreis es doch gewohnt ist, nur dann zu investieren, wenn sich der Ertrag des Investments lohnt.

Weblink:

Emmanuel Macron - de.wikipedia.org


Literatur:

Emmanuel Macron: Die Biographie
Emmanuel Macron: Die Biographie
von Anne Fulda und Elisabeth Raether

Revolution: Wir kämpfen für Frankreich« von Emmanuel Macron
Revolution: Wir kämpfen für Frankreich
von Emmanuel Macron


Blog-Artikel:

Macron wird neuer Präsident in Frankreich

Frankreich steht vor gewaltigen Aufgaben

Präsidentschaftswahl in Frankreich

Literatur:

Eliten und Macht in Europa: Ein internationaler Vergleich
Eliten und Macht in Europa: Ein internationaler Vergleich
von Michael Hartmann


Sonntag, 11. Juni 2017

Mays vorgezogene Neuwahl ist zum Bumerang geworden

Theresa May

Das hatte sich die Premierministerin wohl ganz anders vorgestellt. Rückschlag statt Rückhalt: Für die britische Premierministerin May ist die vorgezogene Neuwahl zum Bumerang geworden. Theresa May hatte gehofft, die politische Landkarte Großbritanniens zu verändern, stattdessen wurde sie gedemütigt und ihre Partei steht ohne Mehrheit da. Sie hat gezockt und verloren. Politische Konfusion wird folgen.



Henry Kissinger 100. Geburtstag

Mahatma Gandhi



Mahatma Gandhi 75. Todestag

Joe Biden
Joe Biden wird neuer Präsident



Suche

Kontakt

Online-Redaktion

Online-Redaktion Globe

Glückaufstrasse 12


36277 Schenklengsfeld

webmaster64@arcor.de

Quellcode einbinden

<a title="Torpedo63-Blog" href="http://torpedo63.blogspot.com">Torpedo63-Blog</a>

Zitat

Helmut Schmidt

In Krisenzeiten zeigt sich der Charakter des Menschen.

Helmut Schmidt   [..]

Beliebte Posts

Zitate Politik

Ein Hauch von Weimar liegt in der Luft.

Gerhart Baum


Heute sterben Demokratien nicht durch Putsch oder durch Bürgerkrieg, Demokratien sterben durch Wahlen.

Norbert Lammert


Die Groko ist keine Basis dafür, mit klarer Haltung und klarer Botschaft neues Vertrauen zu schaffen.

Saskia Esken


Wir sind mit dem Bus falsch abgebogen
und in der neoliberalen Pampa gelandet.

Norbert Walter-Borjans


Wahrhaftigkeit und Politik
wohnen selten unter einem Dach.

Stefan Zweig

Wer Weg und Ziel nicht kennt, dem weht kein Wind günstig.

Seneca

Wo die Lüge ein Land regiert,
ist Wahrheit Opposition.

Vaclav Havel

Durch das Geld vernichtet die Demokratie sich selbst,
nachdem das Geld die Freiheit vernichtet hat.

Oswald Spengler

Die Ungleichheit ist die drängendste Frage unserer Zeit.

Philosophenwelt-Blog

Blogspot-Empfehlungen

Politikprofiler - http://politikprofiler.blogspot.com

Unser Politikblog - unser-politikblog.blogspot.com

Politikparadox - Blogger - politikparadox.blogspot.com

Der andere Ökonomie Blog - der-oekonomiker.blogspot.com

Kapselschriften - http:kapselschriften.blogspot.com

Das Kerst - http://daskerst.blogspot.com

Glossariumblog - http://glossariumblog.blogspot.com

Blog-Schau

Narrenspiegel

Blog-Verzeichnis

Blog-Empfehlungen

Nachdenkseiten - www.nachdenkseiten.de

Feynsinn - feynsinn.org

Der Spiegelfechter - www.spiegelfechter.com/wordpress

Follower

Beitragende

Was juckt mich mein Geschwätz

»Was juckt mich mein Geschwätz von gestern.«

Konrad Adenauer

»Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.«

Walter Ulbricht, Juni 1961

Spenden

Wer die Arbeit des »Torpedo-Blogs« schätzt und diese unterstützen will, für den sind alle Spenden herzlich willkommen.

Wer eine Überweisung vornehmen will, der kann mir gerne eine Mail schicken. Dann Antworte ich mit den Kontodaten und mit einem herzlichen Dankeschön. webmaster64@arcor.de

Paypal ist nicht willkommen, weil das auch nur ein NWO-Verein ist und Paypal für jede Zahlung mitkassiert. Sie sperren auch jedes Konto, wenn jemand die Wahrheit verbreitet, wie das Konto von Wikileaks und andere.

Vielen herzlichen Dank


Werbung

Bilder-Galerie

Che Guevara
CheGuevara


Henry David Thoreau Zitat
Henry David Thoreau Zitat

Wir lassen uns nicht mehr täuschen
Wir lassen uns nicht mehr täuschen!

Guy Fawkes Maske

Guy Fawkes Maske


Blog-Archiv

Videos





Blog-Empfehlungen bei Wordpress

Satire Blog-Empfehlungen

Blog-Verzeichnis

Blogverzeichnis - Bloggerei.de