»Der große Zampano« ist eine der drei Hauptfiguren aus dem Film »La Strada – Das Lied der Straße« (1954) des italienischen Regisseurs Federico Fellini.
Durch diese Filmfigur ist der Begriff Zampano ursprünglich einzig negativ belegt. Anthony Quinn spielt hier einen Prahler, der sich lautstark in Szene setzt und mit viel Tamtam Eindruck schinden will. Seinen staunenden Mitmenschen versucht er weiszumachen, er könne sogar Unmögliches möglich machen.
Überträgt man die Figur in die heutige Zeit, dann ist Silvio Berlusconi der große Zampano in Italien. Berlusconi ist eine seltsam kosmetische Figur. Falsche Haare, falsches Lächeln und nicht zu vergessen: die künstliche Bräune.
Er hat seine Macht missbraucht, um anderen Fernsehsendern den Markteintritt in Italien zu erschweren. Wie er Abgeordnete und Richter in sein System eingliedert, um sich auf diese Weise immer den bestmöglichen Ausgang von Prozessen und Gesetzgebungsverfahren zu sichern. Und wie er hemmungslos seine Macht als Fernseh-Mogul nutzt, um die Inhalte der italienischen Nachrichtensendungen zu steuern.
Silvio Berlusconi schuf sich einen maßgeschneiderten Staat und brachte die Gesetze mit seinen persönlichen und wirtschaftlichen Interessen in Einklang. Wie konnte Silvio Berlusconi, der einstige Sänger auf Kreuzfahrtschiffen, sein Fininvest-Imperium aufbauen? Mit 30.000 Angestellten, Supermärkten und Kaufhäusern, mit Lebensversicherungen, Werbeagenturen und Börsenmaklern? Mediaset gehört ihm, eine TV-Holding mit drei der populärsten Programme, Mondadori, einer der größten Verlage und dazu, als populäres Aushängeschild, der Fußballclub AC Mailand.
Berlusconi, der Herr der Medien, ist eine zwielichtige Figur. Silvio Berlusconi ist Mehrheitsaktionär bei zwei der wichtigsten Verlagshäuser Italiens, Mondadori und Einaudi, außerdem bei mehreren kleinen Verlagshäusern.
In den achtziger Jahren kaufte Berlusconi dann Privatsender auf, deren Einschaltquoten nun oft die des Staatsfernsehens überflügeln. All dies flankiert von Beteiligungen an spanischen, französischen, kanadischen, deutschen Privatkanälen, an großen Verlagshäusern wie Mondadori, an werbeträchtigen Warenhäusern wie der Standa-Kette und schließlich verziert mit dem millionenschweren Fußballclub AC Milan, als dessen Präsident der Cavaliere sein volksverbundenes Image pflegt.
Der Herr über 350 Firmen und 40.000 Arbeitnehmer ist bislang von der Flut der Korruptionsskandale unberührt geblieben. Daß sein Name – unter 961 anderen – auf der Mitgliederliste der düsteren Geheimloge P2 Anfang der achtziger Jahre auftauchte, berührte ihn nicht. Aus der Freundschaft zu seinem Schulkameraden Bettino Craxi, dem Sozialisten, der auch als Regierungschef nichts von Kartellgesetzgebung hielt, machte Berlusconi keinen Hehl.
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