Der demokratisch gewählte Präsident gestürzt, sein Regime in
Auflösung, die Oppositionsführerin auf freiem Fuß. Der Machtkampf in der
Ukraine hat innerhalb weniger Tage eine Dynamik entfaltet, die den
Begriff der Revolution rechtfertigt. Es ist eine revolutionäre Situation
in der Ukraine enstanden. Und wie immer in solchen Situationen ist der
Ausgang wie auch die politische Zukunft ungewiss.
Das Land ist in mehrere Lager gespalten und es ist ein gefährliches
Machtvakuum im Land entstanden, von dem zur Stunde niemand weiß, wer es
letztlich füllen wird. Das Russland zugeneigte Lager wird den Sturz des
Präsidenten kaum widerstandslos hinnehmen. Der bis zuletzt
Janukowitsch-treue Geheimdienst und seine berüchtigten Killerkommandos
werden sich schon bald wieder sammeln.
Werden die Kräfte der Opposition siegen und die Oberhand gewinnen? -
Das Oppositionslager ist aber tief zerstritten und konzeptlos wie alle
die Jahre zuvor. Zumal auch hier extremistische und militante Kräfte ein
unberechenbarer Faktor sind. Dass Julia Timoschenko von ihren Anhängern
als Hoffnungsträgerin gefeiert wird, mag aus deren Sicht verständlich
sein. Tatsächlich aber hat sie in der Vergangenheit mehrfach gezeigt,
dass sie nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems ist.
Da die Olympischen Winterspiele nun zu Ende sind, wird sich Wladimir
Putin persönlich und aktiv dem ukrainischen Krisenherd vor seiner
Haustür zuwenden. Den Sturz des Partners Janukowitsch hat er hinnehmen
müssen, um Sotschi, sein persönliches Prestigeobjekt, nicht zu
gefährden. Nun aber droht die Gefahr, dass Putin sich kühl Genugtuung
für den Verlust verschaffen wird.
Das ohnehin tief gespaltene Land droht zum Pulverfass zu werden. Der Ausgang der Situation in der Ukraine bleibt ungewiss.