Er war ein Mann mit vielen Gesichtern: Linkssozialist und Revolutionär, Visionär und Realist, Kanzler der Ostpolitik und der Versöhnung und politischer Brückenbauer. Er war Regierender Bürgermeister von Berlin, Außenminister, Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger.
Willy Brandt polarisierte die politischen Lager wie kein zweiter – geliebt und verehrt, zum Idol erhoben von den einen - gehaßt, verleumdet und gejagt von den anderen.
Willy Brandt wurde vor 110 Jahren am 18. Dezember 1913 in Lübeck geboren.
Er gehörte zu den überragenden Figuren der deutschen Politik: Willy Brandt hat das Land geprägt wie kein Zweiter.
Brandt war ein Politiker mit festen Überzeugungen und Haltung. Er zählte zu den wenigen, die in der Politik moralische Maßstäbe gesetzt haben. Erkonnte Gegnsätze veriene und üerwinden - das war seine politische Stärke. Für ihn basierte politisches Handeln auf sittlichen Maßstäben. Er war ein Charismatiker und ein Mann der politischen Gesten. Viele Bilder haben sich längst in das kollektive Gedächtnis eingebrannt. Das wichtigste Bild war sein berühmter Kniefall in Warschau - eine spontane Geste.
»Die Demokratie ist uns keine Frage der Zweckmäßigkeit,
sondern der Sittlichkeit.«
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Als Bundeskanzler legte er am 7. Dezember 1970 unmittelbar vor der Unterzeichnung des Warschauer Vertrags zwischen Polen und der Bundesrepublik am Ehrenmal der Helden des Warschauer Ghettos einen Kranz nieder und verharrte schweigend und auf Knien. Auch wenn viele Bundesbürger Brandts Geste zunächst für überzogen hielten - auf internationaler Ebene fiel das Urteil schon damals anders aus: 1971 erhielt er für seine Außenpolitik den Friedensnobelpreis.
Die Jahre im skandinavischen Exil 1933 bis 1945 brachten die Wandlung vom linken Dogmatiker zum sozialdemokratischen Pragmatiker, ein Umstand, der Brandt nach den Kriegsjahren rigoros an die Spitze der Berliner SPD führte. Seine souveräne Haltung als regierender Bürgermeister während des Mauerbaus machte ihn endgültig zur charismatischen Figur. Zentrale Kapitel bilden die Kanzlerjahre 1969 bis 1974 und Brandts größtes Verdienst - den Brückenschlag zum Osten. Sein persönliches Schicksal war auf einzigartige Weise mit der politischen Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert verbunden.
Willy Brandt führte die Politk aus ihrer selbst verschuldeten Unmündigkeit und führte dabei einen neuen Politikstil ein. Erst änderte sich der Ton, dann die Politik. Schon als Außenminister suchte Willy Brandt nach Möglichkeiten der Aussöhnung mit den östlichen Nachbarn. Und innenpolitisch wurden in atemberaubendem Tempo Reformen durchgesetzt, die das Leben direkt betrafen. Schnell wurde aus neugieriger Skepsis Zuneigung und dann Begeisterung.
Brandt hat Deutschland nach der Schreckenszeit des Nationalsozialismus "wieder zivilisiert", sagt der Schriftsteller Günter Grass, den seit Anfang der 1960er Jahre mit Brandt mehr als nur politische Freundschaft verband, in einem Interview. Der sozialdemokratische Kanzler habe in der Zeit des "Kalten Krieges" mit seiner Entspannungspolitik den Weg bis zum Fall der Mauer geebnet, so Grass.
Brandts Leben stand unter dem Zeichen steten Bemühens um Demokratisierung, Ausgleich und Versöhnung. Sein Lebensmotto war: "Man hat sich bemüht".
Weblink:
Willy Brandt: Wir waren so stolz auf ihn! Vorärts! - www.vorwaerts.de
Biografie:
Willy Brandt: 1913-1992 - Visionär und Realist von Peter Merseburger