Sonntag, 29. August 2010

Christoph Schlingensief als leidenschaftlicher Provokateur

Christoph Schlingensief ist tot

Christoph Schlingensief war ein bedeutender deutscher Film-, Theater- und Opernregisseur, (Hörspiel)-Autor, Aktionskünstler. Er galt als einer der innovativsten, wichtigsten und umstrittensten Vertreter des deutschsprachigen Kulturbetriebs. Schlingensief hat wie nur wenige die deutschsprachige Film- und Theaterwelt beeinflusst. Dieser Kulturbetrieb ist nun um einen grossen Kulturschaffenden ärmer geworden.

Kunst und Spektakel, Provokation und ernsthafte Kritik gehörten bei Christoph Schlingensiefs Arbeiten immer zusammen. Er lebte für die Kunst und provozierte leidenschaftlich gern. Er war ein begnadeter Provokateur, der Provokation als künstlerische Ausdrucksform und immer auch als mediale Inszenierung verstand. Schlingensief verstand seine Prokationen immer auch als mediale Inszenierung.

Als Aktionskünstler führte der rastlose Theatermann immer wieder spektakuläre Aktionen, wie z. B. seine Theater-Performance im Bundestagswahlkampf 1998 und die Gründung der Partei »Chance 2000«, durch. Seine provokanten Aktionen können dabei als Versuch gesehen werden, die Grenze zwischen Kunst und Politik zu verwischen. Er versuchte, mit seinen Aktionen der Politik eine künstlerischen Note zu verleihen.


Neben der Film- und Bühnenarbeit sorgte Schlingensief mit politischen Aktionen, die auf mediale Wirkung zielte, für Schlagzeilen. Schlingensief verstand, dass seine Aktionen noch viel mehr Wirkung entfalteten, wenn er, die Grenzen von Bühne und Filmleinwand ignorierend, das Feld der politischen Inszenierung betrat. Mit spektakulären Aktionen und Hang zum Klamauk versuchte er, die Grenzen zwischen Politik und Kunst zu verwischen.

Legendärer medialer Höhepunkt war die Einladung an alle vier Millionen deutschen Arbeitslose, gleichzeitig im Wolfgangsee zu baden, ihn zum Überlaufen zu bringen und dadurch das Urlaubsdomizil von Helmut Kohl zu fluten. Das Unternehmen misslang - es ging buchstäblich baden - aber Schlingensief sorgte mit dieser witzigen politischen Aktion wieder einmal für reichlich Furore.

Der am Wolfgangsee zu bebadende Helmut Kohl wurde danach jedenfalls kein Bundeskanzler mehr.

Tagesschau-Portrait

Christoph Schlingensiefs Portrait

Tod eines liebenswerten Provokateurs - Morgenpost

Donnerstag, 26. August 2010

CDU vor dem GAU

Angela Merkel Atomsteuer

Ein GAU ist allgemein bekannt als der größte anzunehmender Unfall eines atomar betriebenen Kernkraftwerkes, der schlimmste eintretende Störfall, für den eine solche atomare Anlage noch ausgelegt wurde. Einen GAU als Unfall können aber nicht nur Kernkraftwerke erleiden, sondern auch andere risikobehaftete Technologien. Der GAU entsteht allgemein immer dann, wenn ein Prozess aus dem Ruder läuft und er ist als solcher nicht an ein konkretes Objekt gebunden. Der GAU ist der Endpunkt eines fehlerhaft verlaufenden Prozesses mit dramatischen Folgen für die Verursacher und die Allgemeinheit.

Ein GAU kann auch auf politischer Ebene entstehen, wenn eine Partei und ihre Vertreter keine klaren Ziele, sondern unterschiedliche Ziele verfolgen und durch widersprüchliche Ziele und innere Konflikte schon seit Monaten verheddert hat. Einen solche GAU erlebt zur Zeit die CDU in ihrer Atompolitik. Ende September will die CDU das neue Energiekonzept der Koalition vorlegen, aber egal, was dann als Energiekonzept der Koalition präsentiert wird, die CDU wird wie eine Verliererin aussehen, denn in ihrer Atompolitik ist der schlimmste eintretende Störfall bereits jetzt aufgetreten.

Atompolitik lässt sich nicht mit einer Wischi-Waschi-Politik wie in den übrigen Feldern der Politik betreiben, sondern nur mit klaren energiepolitischen Vorstellungen und Konzepten. An einer klaren Linie mangelt es bei der CDU bis heute. Das Dilemma ist nun, dass nicht nur keine klaren Vorstellungen gibt, sondern dass unterschiedliche Meinungen von ganz unterschiedichen Personen in der CDU zu diesem Thema vertreten werden. Die CDU, die es nicht geschafft hat, den schwelenden Konflikt ohne gegenseitige Verletzungen zu lösen, steht in der Frage der Atompolitik nun vor dem
selbstschuldeten GAU.

In der Vergangenheit ist es der CDU-Vorsitzenden Merkel mehrfach gelungen, ihre Partei durch zurückhaltende Moderation leise und ziemlich konfliktfrei auf modernere Wege zu führen. Der Konflikt um die Atomkraft dagegen ist ihr aus dem Ruder gelaufen.

Tagesschau-Artikel:

Röttgen und Brüderle streiten weiter über Atom-Zahlungen

Vierte Station der "Energiereise": Merkel besucht AKW Lingen
Atomkonzerne sollen zahlen - aber wie und wieviel?
(23.08.2010)

PR-Experte Kocks: "Konzerne zetteln ideologischen Bürgerkrieg an"
VideoMerkel fordert zusätzliche Beiträge der Atomwirtschaft >[C. Hamann, NDR]

Sonntag, 22. August 2010

Die spinnen, die Amerikaner

Asterix und Obelix begehen ihr traditionelles Festbankett


Die Franzosen sind empört über den Missbrauch eines Nationalepos, denn ausgerechnet die amerikanische Fastfood-Kette McDonald's, Symbol für den Niedergang der heimischen Gourmet-Küche, wirbt mit den unbesiegbaren Galliern Asterix und Obelix.

Das Bankett von Asterix und Obelix ist Teil einer neuen Werbekampagne der Hamburger-Kette in Frankreich. "Quelle horreur", "wie grauenhaft", schreit da die gallische Seele auf. Aus den Blogs und Internetforen schäumt Entrüstung. "Asterix, der für McDonald's wirbt - ich glaube, einen Albtraum zu erleben", schreibt etwa ein Blogger.

"Asterix widersteht den amerikanischen Eroberern nicht", klagt ein anderer. Wieder andere flüchten sich in Sarkasmus und spotten, der Druide Miraculix (die Franzosen nennen ihn Panoramix) habe seinen Zaubertrank gegen Cola eingetauscht. Bald werde es Hamburger namens McWildschwein geben.

Doch viele andere Gallier sind empört und fragen sich ernsthaft über diese kulinarische Verabartung:
Kann unsere kulinarische Welt ernsthaft Schaden nehmen oder beginnt jetzt gar der Niedergang der schönen heimischen Küche?

Weblink:

Die spinnen die Amerikaner - www.sueddeutsche.de/kultur