Wenn etwas Überraschendes geschieht, wie der Schrecken, Mord und Tod in Paris, müssen die Medien schneller arbeiten und die vielen
Professoren, die sie dabei wie Wahrheitszeugen begleiten, auch. Die
Politiker verfassen derweil in Hinterzimmern mit ihren Beratern halbwegs
ausgewogene Statements. Aber in den Redaktionen und Studios des
Fernsehens entgleisen die eingeübten Sprachregelungen.
Es geschehen
zahllose Unfälle in den Sprachregelungen, ganze Satz-Züge springen aus
den grammatisch vorgeschriebenen Gleisen, Standardbegriffe wie
Stabilität, Freiheit, Rechtsstaat und so fort wackeln nicht, aber
verlieren doch an Farbe, an Kraft der Überzeugung. Auch die Werte
verblassen angesichts der Blut-Orgie der Barbaren.
Es ist eine Situation
wie bei Hitler, der im Innern von Anbeginn tobte und mordete, während
die Nachbarn sich fragten, was sie tun könnten, ohne mit der Gewalt
sogleich zu beginnen. Hitlerdeutschland zu überfallen, wäre dabei das
Vernünftige schlechthin gewesen, aber die Rechtsverhältnisse ließen das
nicht zu. Denn es galt die Demokratie zu schützen, die man damit
eigentlich in Gefahr gebracht hat.
Genau an diesem Punkte sind wir auch
jetzt. Der Feind verhöhnt unsere gemäßigte, pazifistisch gefärbte
Gangart, wie Hitler einst die Franzosen und Engländer als schwächliche
Papiertiger verlachte. So halten auch wir uns im Griff, unser Zorn
darf unsere Vernunft nicht überflügeln. Sprachlich bringt uns das
freilich sehr durcheinander.
Die alten Sprachregelungen müssen
reformiert werden, und das kann dauern. In kurzer, absehbarer Zeit
werden einige Gesinnungspolitiker -querbeet- versuchen, das Unheil auf
ihre Weise zu instrumentalisieren. Da wird es Scherben geben. Das alles
deutet indes daraufhin, dass die Situation sehr ernst ist. Natürlich
müssen die Symbole und Staatsrituale nun die kollektiven Gefühle etwas
dämpfen.
Doch so lange das Sprachchaos noch herrscht, wird man die Angst
nicht vollends vertreiben können. Und die Angst kann naturgemäß
politisch genutzt und verwertet werden.
Torpedo-Blog ist ein infomativer Gesellschafts- und Politik-Blog für Aufklärung und gesellschaftlichen Wandel. Dieser Nachrichten-Blog informiert tagesaktuell über das politische Geschehen und Ereignisse aus aller Welt. Der Blog zu Politik, Gesellschaft und Zeitgeschehen schreibt Artikel über Politik und Gesellschaft im Spiegel der Zeit. Dieser Nachrichten-Blog informiert über das politische Geschehen und Ereignisse aus aller Welt, u.a. über Europa, Brexit, Gelbwesten, May, Macron, Frankreich
Sonntag, 15. November 2015
Hollande macht Terrororganisation IS für die Anschlagsserie in Paris verantwortlich
Nach dem Anschlag auf "Charlie Hébdo" ist das Viertel um die "Place de la République" zum zweiten Mal in diesem Jahr Ort eines Terrorangriffs geworden. Die Kaltblütigkeit der Täter schockt Frankreich.
Weblinks:
Hollande macht IS für Anschlagsserie verantwortlich - www.spiegel.de/politik Alles Schall und Rauch: Paris von Anschlagsserie schwer getroffen
Samstag, 14. November 2015
Ein Nachruf auf Helmut Schmidt
Helmut Schmidt, der letzte Kanzler, der sich einen Dreck um seine
Popularität geschert hat, und stets das getan hat, was er für das
deutsche Volk für am besten hielt, zeigt sehr nüchtern und eindrucksvoll
auf, wie er Politik und Demokratie versteht, warum er wie gehandelt
hat, warum er Fehler eingesteht, warum er nie an seinem Posten geklebt
hat und wie er die heutige Situation der Welt sieht. Hier kommt ein
erfahrener, weiser Mann mit einem tief verwurzelten
Demokratieverständnis zu Wort.
Die Nachrufer glänzen heute nicht gerade mit Originalität. Sie wiederholen die längst bekannten Urteile und Meinungen über ihn. Er hat so lange gelebt und gewirkt, dass alles längst gesagt schien. Die Anteilnahme des Volks an seinem Tod erzählt etwas ganz anderes. Er gab ihnen bis zuletzt die Sicherheit, dass einer noch lebt, der das Ruder in der Hand halten kann, wenn Not am Mann, dass einer immer noch den kühlen Kopf oben behielt , vor dem Äußersten nicht zu kapitulieren, sondern handlungsfähig zu bleiben.
Seine politische Philosophie hat noch niemand begriffen. Sein Charisma blendete die Schar seiner Freunde und Bewunderer wohl zu sehr. Die jüngeren Journalisten, wie Beckmann und Maischberger, die an ihm hingen, wie kleine Kinder an ihrem Großvater, wie an einem Guru der Realpolitik und der Tatsachenwelt, sie wussten rein gar nichts Eigenes zu sagen. Sein Tod entblößt ihre Sprachlosigkeit. Auch der Pfälzer Beck, einst SPD Vorsitzender, kam über die Verlautbarung seiner persönlichen Behaglichkeit und Trivialität kaum hinaus.
Schmidt hat ein kleines Bild vom Menschen, seine Erfahrung mit den anderen, die er gerne als ratlose Hühner bezeichnet hat, sein Missmut über die verantwortungslosen, großmäuligen Medien ließ ihn an keine Utopie oder Ideologie von der Entwicklungsfähigkeit und Einzigartigkeit des Menschen glauben. Er hatte auch kein Vertrauen zu symbolischen, großen Gesten. Kleine Schritte waren seine Metaphern. Es waren Unheil und Nöte aufzuhalten, von Wundern träumte er wohl nie.
Durch seine elegante Rhetorik, die seine Leidenschaft war, versteckte er schauspielerisch die Sprödigkeit und Schlichtheit seiner Lebensführung. Nicht der Askese galt seine Neigung, denn sie war nur Schein, seine Abwehr des für ihnvollkommen unnötigen Luxus. Er verabscheute Symbolpolitik, die immer Schleifchen um ihre Dürftigkeit winden will , aber er war selbst ein Symbol, ein Repräsentant des bescheidenen, nüchternen Geistes der alten und neuen Republik. Res publica , Sache des Staates, ganz seine Sache.
Literatur:
Was ich noch sagen wollte von Helmut Schmidt
Außer Dienst: Eine Bilanz von Helmut Schmidt
Helmut Schmidt: Die späten Jahre von Thomas Karlauf
Die Nachrufer glänzen heute nicht gerade mit Originalität. Sie wiederholen die längst bekannten Urteile und Meinungen über ihn. Er hat so lange gelebt und gewirkt, dass alles längst gesagt schien. Die Anteilnahme des Volks an seinem Tod erzählt etwas ganz anderes. Er gab ihnen bis zuletzt die Sicherheit, dass einer noch lebt, der das Ruder in der Hand halten kann, wenn Not am Mann, dass einer immer noch den kühlen Kopf oben behielt , vor dem Äußersten nicht zu kapitulieren, sondern handlungsfähig zu bleiben.
Seine politische Philosophie hat noch niemand begriffen. Sein Charisma blendete die Schar seiner Freunde und Bewunderer wohl zu sehr. Die jüngeren Journalisten, wie Beckmann und Maischberger, die an ihm hingen, wie kleine Kinder an ihrem Großvater, wie an einem Guru der Realpolitik und der Tatsachenwelt, sie wussten rein gar nichts Eigenes zu sagen. Sein Tod entblößt ihre Sprachlosigkeit. Auch der Pfälzer Beck, einst SPD Vorsitzender, kam über die Verlautbarung seiner persönlichen Behaglichkeit und Trivialität kaum hinaus.
Schmidt hat ein kleines Bild vom Menschen, seine Erfahrung mit den anderen, die er gerne als ratlose Hühner bezeichnet hat, sein Missmut über die verantwortungslosen, großmäuligen Medien ließ ihn an keine Utopie oder Ideologie von der Entwicklungsfähigkeit und Einzigartigkeit des Menschen glauben. Er hatte auch kein Vertrauen zu symbolischen, großen Gesten. Kleine Schritte waren seine Metaphern. Es waren Unheil und Nöte aufzuhalten, von Wundern träumte er wohl nie.
Durch seine elegante Rhetorik, die seine Leidenschaft war, versteckte er schauspielerisch die Sprödigkeit und Schlichtheit seiner Lebensführung. Nicht der Askese galt seine Neigung, denn sie war nur Schein, seine Abwehr des für ihnvollkommen unnötigen Luxus. Er verabscheute Symbolpolitik, die immer Schleifchen um ihre Dürftigkeit winden will , aber er war selbst ein Symbol, ein Repräsentant des bescheidenen, nüchternen Geistes der alten und neuen Republik. Res publica , Sache des Staates, ganz seine Sache.
Literatur:
Was ich noch sagen wollte von Helmut Schmidt
Außer Dienst: Eine Bilanz von Helmut Schmidt
Helmut Schmidt: Die späten Jahre von Thomas Karlauf
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