Jahrestage und Gedenkveranstaltungen prägen die Erinnerungskultur der
Menschen. Das gilt besonders für den 8. Mai, den Tag des Kriegsendes in
Europa. Zentraler Bestandteil dieser Erinnerungskultur ist, dass
Geschichte immer von den Siegern geschrieben wird. Entscheidend ist hier
nicht der tatsächliche Verlauf der Geschichte, sondern deren
Interpretation, in der immer auch die Möglichkeit der Lüge enthalten
ist.
„Geschichte ist die Lüge, auf die man sich geeinigt hat“
Voltaire
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„Geschichte ist die Lüge, auf die man sich geeinigt hat“, schrieb einst der Aufklärer Voltaire. Aber wer hat sich auf was geeinigt? Marx und Engels helfen da weiter:
„Die Gedanken der herrschenden Klasse sind in jeder Epoche die herrschenden Gedanken.“ Die herrschende Geschichtsschreibung ist die Geschichtsschreibung der Herrschenden.
„Die Gedanken der herrschenden Klasse sind
in jeder Epoche die herrschenden Gedanken.“
Karl Marx
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Das galt und gilt auch für die Jahrestage und Gedächtnisfeiern zum
Ende des Zweiten Weltkrieges. Als Richard von Weizsäcker in seiner
berühmten Rede am 8. Mai 1985 sagte der Bundespräsidnet in einer
wegweisenden Rede:
„Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von
dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft.“ Und weiter „Wir dürfen nicht im Ende des
Krieges die Ursache für Flucht, Vertreibung und Unfreiheit sehen. Sie
liegt vielmehr in seinem Anfang und im Beginn jener Gewaltherrschaft,
die zum Kriege führte“ und: „Wer seine Ohren und Augen aufmachte, wer sich informieren wollte, dem konnte nicht entgehen, das Deportationszüge rollten.“
Richard von Weizsäcker
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In Richard von Weizsäcker höchst bemerkenswerten Rede - eine Rede
für die Geschichtsbücher, die einen Bruch in der Kontunität deutschen
Denkens und deutscher Geschichtsauffassung darstellt - kamen nicht etwa
die Gedanken der herrschenden Klasse zum Ausdruck, sondern die eines
besiegten Wehrmachtsoffziers, der im Alter zu seiner eigenen
Geschichtesauffasung gekommen war. Es war die geläuterte Ausfassung und
Sichtweise eines Besiegten, der
zur Vernunft gekommen war - der
Weltgeist hinterm Rednerpult sozuagen.
Eine höhere Vernunft, welcher der herrschenden Klasse - die sich 1945
lieber besiegen als befreien lies - bis heute immer noch fern liegt !!! Diese Klasse hält es mit der Geschichtsschreibnung eher mit Voltaire.
Weblinks:
Das Ende des Zweiten Weltkrieges – ein Beitrag von Oskar Lafontaine zum 8.5.2015
Bundespräsident Weizsäcker Rede am 8 Mai 1985 - Youtube -
www.youtube.com
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