»Der Spiegel« wird 70 Jahre alt. Das Blatt ist in die Jahre gekommen. Beschimpft wurde er von Anfang an, doch das Nachrichtenmagazin prägte die frühen Jahre der Bundesrepublik. Die Bedeutung von damals hat er verloren, eine wichtige Stimme ist das Heft jedoch immer noch. Für die Entwicklung der Demokratie hat »Der Spiegel« in den 60er-Jahren eine herausragende Rolle gespielt. Auch heute sieht er sich als eine Art Wächteramt. Ein Wächteramt hat der Spiegel heutzutage sicher, aber keines für die Demokratie, eher für eine recht marktkonforme Demokratie.
Leider ist der »Spiegel« in den letzten Jahren in der allgemeinen Mainstream-Einfalt angekommen. Leider hat der »Spiegel« seine herausragende Rolle unter den Printmedien verloren und ist in die Mittelmäßigkeit abgerutscht. »Der Spiegel« spiegelt seine Inhalte leider nicht mehr besonders gut. In den letzten 10 bis 15 Jahren hat der »Spiegel« zeitweise das Boulevard-Niveau der »Bild«-Zeitung erreicht und sich damit dem früher deutlich schwächeren Niveau des »Focus« angeglichen. Das ist sehr schade, denn heute fehlt der deutschen Medienlandschaft ein herausragendes Medium welches die Rolle des Korrektivs und Vorbild für gute Qualität inne hat.
Hat der »Spiegel« früher regelmäßig die Politiker und Großen der Wirtschaft im Auge gehabt und Verfehlungen aufgedeckt freut man sich heute, wenn man mal den DFB angreifen konnte. Dabei hat man den früheren DFB-Chef als Kronzeugen genommen obwohl der selbst sich damit nur von eigener Schuld reinwaschen wollte. Da sah »Der Spiegel« nicht so besonders gut aus! Was der Leser heute aus dem »Spiegel« erfährt, ist längst nicht mehr so informativ wie vor 40 Jahren.
Das Blatt hat unter der Leitung von Stefan Aust einen verhängnisvollen Kurs des Neoliberalismus eingeschlagen und hat maßgeblich zu dessen Siegeszug des Sozialabbaus beigetragen. Es steht in einer Reihe mit allen großen Medienkonzernen, die mit ihrem wirtschaftsliberalen Kurs Anteil an der sozialen Misere vieler Millionen und der finalen Schwächung linker Parteien ihren Beitrag gaben.
In den heutigen Medien kann man leider kein Korrektiv mehr zur aktuellen Politik sehen. Vielmehr wird die Politik von Angela Merkel unkritisch beklatscht, insbesondere in Hinblick auf die Flüchtlingspolitik. Manchmal hat man gar den Eindruck einer Hofberichterstattung, wie man sie bisher nur vom BR Journalisten Sigmund Gottlieb in seinen Interviews mit dem "Kini" Seehofer kannte.
Denn gerade in Zeiten der großen Koalitionen, wo die parlamentarische Opposition eher ein schmächtiger Haufen ist, wäre eine Opposition mit der Macht der Druckerpresse wichtig, aber leider Fehlanzeige. Hier bildet auch »Der Spiegel« keine Ausnahme.
Weblink:
"Der Spiegel" wird 70! - www.zdf.de
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