Samstag, 9. November 2019

Die Gesellschaft 30 Jahre nach der Einheit


Deutschland ist auch 30 Jahre nach der Einheit kein wirklich wiedervereinigtes Land, denn viele der Ostdeutscsen fühlen sich immer noch als Bürger zweiter Klasse, sozial abgehängt und benachteiligt. Es ist kein nationales Zusammengehörigkeitsgefühl entstanden, welches für eine gemeinsame Identität aber zwingend notwendig wäre, aber versäumt worden ist. Das Gefühl, Dazuzugehören, braucht als Grundierung und Fundament Wertschätzung und Anerkennung.

Solange das Land geteilt war und ohne endgültige Grenze blieb, konnte Deutschland nicht normal sein. Durch die Taten, die in Deutschlands Namen begangen worden waren, eines Nationalstolzes beraubt, begnügte sich das Land mit Jürgen Habermas Verfassungspatriotismus als Ersatz für nationale Identität. Eine ungesunde nationale Entwicklung.

Der lange Prozeß der deutschen Wiedervereinigung war eine ernüchternde Angelegenheit. In Ost-Deutschland haben sich alte Machtstrukturen aus dem Westen reproduziert. So sind 95 Prozent der Chefs aus dem Westen und nur fünf Prozent aus dem Osten - es herrscht eine gewaltige Schieflage bei den Eliten. Die Entscheidungsträger kommen fast alle aus dem Westen.

Machtsymmetrien und -strukturen haben sich verfestigt. Beziehungen und Netzwerke sorgen für eine Auswahl ähnlicher Kandidaten mit ähnlichen Auswahlkriterien. Wenn sich jemand aus dem Westen in einer Position befindet, ist die Neigung, diese mit einem ähnlichen Kandidaten zu besetzen, ausgeprägt. Kein Zugang für ostdeutsche Bewerber. Jede westdeutsche Elite zieht eine entsprechende Elite nach sich, die nach einem Rücktritt die Nachfolge übernimmt.

Im Osten herrscht ein neuer Kolonialismus vor. Die Geschäfte, die Läden, die Firmen und die Verwaltung, alles in westdetuscher Hand. Die Menschen im Osten fühlen sich miotlerweile als Bürger zweiter Klasse und fremd im eigenen Land. Der Osten Deutschlands leidet geradezu unter der Fremdbestimmung durch den Westen, welche Züge von Kolonialismus ausfweist.

Die Gesellschaft ist 30 Jahre nach der Einheit tief gespalten - in West und Ost, in arm und reich - und nirgendwo ist die Gesellschaft so gespalten wie in Sachsen.

Der Mythos von den Leistungseliten: Spitzenkarrieren und soziale Herkunft in Wirtschaft, Politik, Justiz und Wissenschaft
Der Mythos von den Leistungseliten

Der Stallgeruch macht's! - Die Elite ist eine geschlossene Gruppe und bleibt unter sich. Bei dem Aufstieg der Elite wird nichts dem Zufall überlassen, sondern es ist alles genau geregelt und streng reglementiert. Nur Menschen mit der richtigen Kleidung und den passenden Hobbys haben Chancen auf eine Spitzenposition in der Wirtschaft.

Man muss sich nur genug anstrengen. Dann kommt der Erfolg ganz von selbst. Etwa nicht? Der Soziologe Michael Hartmann beschäftigt sich seit zwanzig Jahren mit den Eliten in unserer Gesellschaft. Sein Fazit klingt düster: Geht es um Spitzenposten in der Wirtschaft, zählt am Ende nicht die Leistung, sondern die Herkunft.

Eliten sind Personen, die aufgrund ihres Amtes oder ihres Eigentums gesellschaftliche Entwicklungen maßgeblich beeinflussen. Das können Bundesrichter sein, Vorstände eines Großunternehmens oder Spitzenpolitiker. Es mag auch einzelne Intellektuelle mit großem Einfluss geben, aber das sind Ausnahmen.

Bei der Frage, wie man zur Elite wird, ist dies ohne Hochschulabschluss fast unmöglich. Aber dieses Kriterium erfüllen inzwischen viele, mehr als ein Fünftel eines Jahrgangs. Daher kommen ganz besondere Persönlichkeitskriterien zum Zuge.

Wer kommt hier bei der Besetzung von Posten zum Zuge? - Die Kenntnis von den Verhaltensweisen, den sogenannten Codes der besseren Kreise, ein breites bildungsbürgerliches Wissen, eine optimistische, unternehmerische Einstellung und Souveränität. Das letzte Kriterium ist das entscheidende.

Wer souverän ist, verhält sich wie jemand, der weiß, dass er dazugehört. Er kann mit der Kleiderordnung und den Verhaltenscodes auch spielerisch umgehen. Jedes der genannten vier Kriterien begünstigt Bewerber, die aus dem großbürgerlichen Milieu stammen, ganz enorm. Denn sie wissen von Kindesbeinen an, worauf es ankommt, weil sie es verinnerlicht haben. Ein Aufsteiger wirkt dagegen unsicher.

Nun wissen wir es genau: Souveränität wird also vererbt. Die Studie erklärt, warum Top-Führungskräfte fast nie aus Arbeiterfamilien stammen. Letztlich läuft es darauf hinaus, daß sich das Bürgertum reproduziert. Der Stallgeruch macht's!

Weblinks:

Vom Fall der Berliner Mauer bis zur deutschen Einheit (1989 - 1990)

Der Stallgeruch macht's - www.sueddeutsche.de/karriere/

Literatur:

Der Mythos von den Leistungseliten: Spitzenkarrieren und soziale Herkunft in Wirtschaft, Politik, Justiz und Wissenschaft
Der Mythos von den Leistungseliten:

Spitzenkarrieren und soziale Herkunft in Wirtschaft, Politik, Justiz und Wissenschaft
von Michael Hartmann

Blog-Artikel:

Geschlossene Gesellschaft - Über den Aufstieg der Elite - Torpedo-Blog


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