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Samstag, 27. Februar 2016

Schlacht bei Verdun - Urschlacht des Jahrhunderts

Die Schlacht bei Verdun 1916 war die Urschlacht des Jahrhunderts. Die Schlacht dauerte 300 Tage, änderte den Frontverlauf kaum, aber kostete 300.000 Soldaten das Leben. Für die Soldaten war die Schlacht die "Hölle von Verdun". "So furchtbar kann nicht einmal die Hölle sein", entsetzte sich ein Augenzeuge. Nie wieder starben mehr Soldaten auf so engem Raum wie in Verdun 1916.

Der Name der französischen Festungsstadt Verdun wurde 1916 zum Menetekel für das Massensterben auf den Schlachtfeldern des 20. Jahrhunderts. Die hohen Militärs sprachen von einer "Blutpumpe", die Frontsoldaten nannten es die "Hölle von Verdun".


Verdun steht für den Irrsinn des Krieges schlechthin, steht für grauenvolles Leiden und Sterben: Am 21. Februar 1916 begann die 5. Deutsche Armee vor Verdun den Angriff auf französische Stellungen und leitete damit eine der schrecklichsten Schlachten des Ersten Weltkrieges ein.



Die Kriegslage Anfang 1916: Die deutsche Offensive gegen Frankreich war schon im Herbst 1914 steckengeblieben, man befand sich seitdem im Stellungskrieg. Für das Kaiserreich war es so wichtig, wieder in den Bewegungskrieg zu kommen. Die Rückkehr zum Bewegungskrieg war für die deutsche Militärführung sehr wichtig.

Ein operativer Durchbruch wäre für die Heerführer aller Mächte auf dem französischen Kriegsschauplatz der „Heilige Gral“ gewesen. Auf den Stellungskrieg waren weder der deutsche Generalstabschef Erich von Falkenhayn noch der französische General Joseph Joffre oder der Kommandeur des britischen Expeditionskorps, Feldmarschall Douglas Haig, vorbereitet.

»Wer den Krieg mitgemacht hat, weiß kaum noch, was ein Toter ist.
Und da ein toter Mensch dann etwas wiegt, wenn man ihn tot geseahen hat,
sind hundert Millionen über die Geschichte verstreute Leichen,
nichts als Rauch in der Einbildung.«

Albert Camus, »Die Pest«

Vor allem aus deutscher Sicht schien die Rückkehr zum Bewegungskrieg besonders wichtig. Die Mittelmächte - Deutschland, Österreich-Ungarn und das Osmanische Reich - waren den Entente-Mächten militärisch und wirtschaftlich unterlegen, ein langer Abnutzungskrieg war nicht in ihrem Interesse. Mit Raumgewinnen in einem Bewegungskrieg hoffte man dagegen, den Durchhaltewillen von Franzosen und Briten brechen und das militärische Ruder noch einmal herumreißen zu können.

Der Erste Weltkrieg hat die Brutalität der industrieellen Kriegsführung der Welt vor Augen geführt. Eine ganze Generation von hoffnungsvollen jungen Menschen ging im Ersten Weltkrieg verloren. Die, die überlebt hatten, waren oft schwer verwundet oder traumatisiert.

Weblink:

„Urschlacht des Jahrhunderts" - www.hna.de/politik/ Literatur:

Verdun 1916: Urschlacht des Jahrhunderts
Verdun 1916: Urschlacht des Jahrhunderts
von Olaf Jessen

Donnerstag, 25. Februar 2016

Die Schlacht von Verdun unter dem Oberbefehl von Erich Falkenhayn

Erich von Falkenhayn

Die Schlacht von Verdun stand unter dem Oberbefehl von Erich Falkenhayn. Falkenhayn entwickelte für 1915 eine „Ermattungsstrategie“, die begrenzte Offensiven im Osten und eine Defensive im Westen vorsah. Im Westen wollte er Anfang 1916 vor Verdun in einem überraschenden Vorstoß die Höhenzüge besetzen und mittels massierter Artillerie die Festung beschießen.

Die Franzosen hätten so Verdun, die stärkste ihrer Festungen vor der deutschen Grenze, entweder aufgeben müssen – was sie seiner Meinung nach nie tun würden – oder aber sie wären in Verdun „verblutet“. Schon Zeitgenossen sprachen von der „Blutpumpe“ oder „Knochenmühle“ von Verdun. Falkenhayn, der Erfinder und eifrige Förderer der „Blutpumpe“, ging dabei nicht davon aus, auf diese Weise gegen die Entente einen Sieg herbeiführen zu können. Vielmehr erwog er, dass die Verluste auf französischer Seite schwerer zu tragen seien als auf deutscher.

Verdun 1916: Urschlacht des Jahrhunderts
Verdun 1916: Urschlacht des Jahrhunderts

Diese Strategie scheiterte unter anderem daran, dass die Franzosen ihre Truppen gemäß Pétains Noria-Prinzip rascher ablösten, während die Einsatzphasen der deutschen Verbände länger waren – was demoralisierend wirkte. Der Abwehrsieg der Franzosen vor Verdun kostete diese zwar enorm hohe Verluste, die Verluste der deutschen Armee waren jedoch - ganz anders als von Falkenhayn erwartet, der vorherige französische Verlustquoten an der Westfront überoptimistisch fortgeschrieben hatte - fast ebenso hoch und damit letztlich sinnlos, da sie am Kräfteverhältnis nichts änderten.

Angesichts der materiellen und personellen Überlegenheit der Alliierten, die sich im Kriegsverlauf immer deutlicher abzeichnete, war Falkenhayns Ermattungsstrategie in Verdun zu keinem Zeitpunkt realistisch.[9] Nach den starken alliierten Angriffen an der Somme waren weitere Angriffe bei Verdun nicht mehr vertretbar und der Misserfolg an der Westfront offensichtlich. Auch innenpolitisch war die Schlacht ein einziges „Desaster“, da sie auch den Kronprinz Wilhelm von Preußen, der offiziell in Verdun die 5. Armee führte, in der Öffentlichkeit mit den kaum erträglichen Verlusten in Verbindung brachte.

Die Schlacht von Verdun war ein Offenbarungseid der deutschen Miltitärführung unter dem Oberbefehl von Erich Falkenhayn. Falkenhayn war einer der größten Dilettanten, die in Deutschland jemals Militärführer werden durften. Erst 30 Jahre später sollte der Günstling des Kaisers durch einen noch größeren Dilettanten der Kriegsführung abgelöst werden.

Falkenhayn fasste die Intrige richtig auf und bat um den Rücktritt als Chef des Generalstabs, den der Kaiser am 29. August 1916 trotz seines Widerwillens gegenüber dem Feldherrenduo Hindenburg/Ludendorff, das Falkenhayn nachfolgte, auch gewährte.

Noch ein kleiner Nachhilfe-Untericht für zukünftige Kriegstreiber: Wer militärisch so denkt und plant wie Falkenhayn, hat immer genug Soldaten zur Verfügung, die er auf dem Schlachtfeld sinnlos verheizen kann. Seine militärische Leistutng kommt der eines Vollidioten gleich. Selbst die deutsche Militärführung hatte nach Verdun ein Einsehen, Falkenhayn wurde seines Amtes enthoben. Die Klügeren hätte ihn gleich mit auf dem Schlachtfeld verheizen sollen.

Weblink:

300 Tage Hölle - www.br.de


Literatur:

Verdun 1916: Urschlacht des Jahrhunderts
Verdun 1916: Urschlacht des Jahrhunderts
von Olaf Jessen

Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog
Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog

von Christopher Clark und Norbert Juraschitz

Der Große Krieg: Die Welt 1914 bis 1918 von Herfried Münkler
Der Große Krieg: Die Welt 1914 bis 1918>
von Herfried Münkler

Mittwoch, 24. Februar 2016

Verdun ist eine Mahnung für die Gegenwart

Vor 100 Jahren begann die Schlacht von Verdun - eines der dunkelsten Kapitel der deutsch-französischen Geschichte. 300.000 Soldaten wurden getötet. Eine neue Gedenkstätte erzählt vom Leid von damals - und ist zugleich Mahnung für die Gegenwart.

Verdun 1916: Urschlacht des Jahrhunderts
Verdun 1916: Urschlacht des Jahrhunderts


Diese Mahnung sollte man besonders allen Waffenlobbyisten ins (Partei)buch schreiben. Solange noch mit Krieg so viel Geld verdient wird, ist Verdun nur eine Episode im grausamen Sterben von Menschen durch Krieg und Waffen.

Heute ist Verdun überall! Überall auf der ganzen Welt! - Und einige profitieren davon ausgesprochen gut. Ein Blick in die Welt von heute beweist: Gelernt wurde rein gar nichts.

Weblink:

Verdun als Mahnung für die Gegenwart - meta.tagesschau.de


Literatur:

Verdun 1916: Urschlacht des Jahrhunderts
Verdun 1916: Urschlacht des Jahrhunderts
von Olaf Jessen

Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog
Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog

von Christopher Clark und Norbert Juraschitz

Der Große Krieg: Die Welt 1914 bis 1918 von Herfried Münkler
Der Große Krieg: Die Welt 1914 bis 1918>
von Herfried Münkler

Sonntag, 21. Februar 2016

Beginn der Schlacht von Verdun 1916

Beginn der Schlacht von Verdun

Vom 21. Februar bis zum 15. Dezember 1916 tobte um die lothringische Kleinstadt Verdun an der Maas die schrecklichste Schlacht des Ersten Weltkrieges. Sie ist bis heute in Frankreich wie ein Deutschland unvergessen.

Vor 100 Jahren begann die Schlacht von Verdun - eines der dunkelsten Kapitel der deutsch-französischen Geschichte. 300.000 Soldaten, darunter auch der berühmte expressionistische Maler Franz Marc, wurden in der Schlacht, die auch als Blutpumpe bekannt wurde, getötet. Eine neue Gedenkstätte erzählt vom Leid von damals - und ist zugleich Mahnung für die Gegenwart.


Während des Ersten Weltkrieges tobte in Verdun die grausamste Schlacht seiner Zeit. Millionen von Soldaten auf engstem Raum in Schützengräben zwischen Ratten, Schlamm und Leichen. Immer wieder fallen tausende von Granaten mit Gas oder Sprengstoff gefüllt auf sie herab. Die Generäle wollen einander ausbluten.

Ein eisernes Kreuz dritter Klasse für Monate im Schlamm, Granatenhagel, Giftgasangriffen und tausender toter Kameraden. Verdun war das Ergebnis des Alleinganges weniger Mächtiger in Europa mit Hilfe einer uebermaechtigen Propaganda.

Die Schlacht von Verdun kostete wegen der Unfähigkeit der deutschen Generalität, die glaunte, Frankreich ausbluten zu können, 100.000 deutscher Soldaten das Leben.


Verdun steht für den Irrsinn des Krieges schlechthin, steht für grauenvolles Leiden und Sterben: Am 21. Februar 1916 begann die 5. Deutsche Armee vor Verdun den Angriff auf französische Stellungen und leitete damit eine der schrecklichsten Schlachten des Ersten Weltkrieges ein.



Der Name der französischen Festungsstadt Verdun wurde 1916 zum Menetekel für das Massensterben auf den Schlachtfeldern des 20. Jahrhunderts. Die hohen Militärs sprachen von einer "Blutpumpe", die Frontsoldaten nannten es die "Hölle von Verdun". Mehr als 700 000 Soldaten starben, wurden verwundet oder blieben vermisst, ohne dass sich der Frontverlauf wesentlich änderte.

»Wer den Krieg mitgemacht hat, weiß kaum noch, was ein Toter ist.
Und da ein toter Mensch dann etwas wiegt, wenn man ihn tot geseahen hat,
sind hundert Millionen über die Geschichte verstreute Leichen,
nichts als Rauch in der Einbildung.«

Albert Camus, »Die Pest«
Ein junger französischer Offizier hatte Glück im Unglück. Zwei Wochen nach Beginn der Kämpfe um Verdun wurde seine Einheit aufgerieben, doch er selbst war nur verwundet und geriet in deutsche Gefangenschaft. Sein Name: Charles de Gaulle. Der Mann, der 1944 als Sieger über die deutschen Besatzer durch Paris schritt, war knapp drei Jahrzehnte zuvor als Kriegsgefangener nach Deutschland gebracht worden. Mehrmals versuchte er auszubrechen.

Das Bild, das sich De Gaulle von den Deutschen machte, erfuhr im Ersten Weltkrieg seine erste Prägung.

Literatur:

Verdun 1916: Urschlacht des Jahrhunderts
Verdun 1916: Urschlacht des Jahrhunderts
von Olaf Jessen

Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog
Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog

von Christopher Clark und Norbert Juraschitz

Der Große Krieg: Die Welt 1914 bis 1918 von Herfried Münkler
Der Große Krieg: Die Welt 1914 bis 1918
von Herfried Münkler

Die "Hölle von Verdun"

Bildergebnis für Die Hölle von Verdun

Vor 100 Jahren, von Februar bis Dezember 1916, lieferten sich Franzosen und Deutsche einen erbitterten Kampf bei Verdun im Osten Frankreichs. Bei der Schlacht von Verdun verloren mehr als 300.000 Menschen ihr Leben. Heute erscheint der mörderische Stellungskrieg absurd.

Am 21. Februar 1916 begann der Kampf um die Festung Verdun und dauerte bis zum 16. Dezember. Militärisch ergebnislos, gilt Verdun als Wendepunkt in der Geschichte der Kriegsführung - der Beginn des "industrialisierten Krieges", eine bis dahin beispiellose Materialschlacht. 25 Millionen Sprenggranaten und 100.000 Giftgasgranaten gehen nieder.

Die Schlacht von Verdun, die am 21. Februar 1916 von der fünften Armee des deutschen Heeres mit massiven Artillerie-Feuer entfacht wurde, gilt bis heute als Krieg in seiner schlimmsten Form.

Die "Hölle von Verdun" forderte im Ersten Weltkrieg mehr als 300.000 Menschenleben. Gleichzeitig bleibt das militiärische Ergebnis eines mörderischen Stellungskrieges zwischen Franzosen und Deutschen nahezu nutzlos. Mit großer Verbissenheit wollten die kaiserlich-deutschen Militärs das französische Bollwerk unbedingt einnehmen, um eine große symbolische Bedeutung für das Heer zu erzeugen.

Der Erste Weltkrieg hat die Brutalität der industrieellen Kriegsführung der Welt vor Augen geführt. Eine ganze Generation von hoffnungsvollen jungen Menschen ging im Ersten Weltkrieg verloren. Die, die überlebt hatten, waren oft schwer verwundet oder traumatisiert.


Weblink:

300 Tage Hölle - www.br.de

Samstag, 20. Februar 2016

Versuche, die Probleme der Welt mit dem Vorschlaghammer zu lösen

»Die Schriftsteller können gar nicht so schnell schreiben, 
wie die Regierungen Kriege machen, 
denn des Schreiben verlangt Denkarbeit.«

Bertolt Brecht

Anders kann man sich wohl diese ständigen Versuche, die Probleme der Welt mit dem Vorschlaghammer zu lösen, nicht erklären. Wann lernt die Menschheit endlich aus ihrer eigenen Geschichte und beginnt endlich damit, nachhaltige Lösungen anzustreben?

Warum folgen die einfachen Bürger diesen blutigen Machtspielchen der "Schreibtischtäter" überhaupt? Verblendung? Manipulation? Eigene Überzeugung? Man muss doch eigentlich längst verstanden haben, dass Kriege nur für noch mehr Leid, Trauer und vor allem Hass sorgen und dazu führen, dass diese Gewaltspirale niemals endet.

Offensichtlich ist es doch so: Wenn diejenigen, die einen Krieg entscheiden, selbst als Erste in diesen ziehen müssten um zu kämpfen, gäbe es keine Kriege.

Samstag, 28. November 2015

»Die schwarze Macht« von Christoph Reuter



Der »Islamische Staat« (IS) ist weit mehr als die gefährlichste Terrorgruppe der Welt. Er ist eine Macht, die ein zuvor ungekanntes Maß an Perfektion zeigt – in seinem Handeln, seiner strategischen Planung, seinem vollkommen skrupellosen Wechsel von Allianzen und seiner präzise eingesetzten Propaganda.

Nach seinem brutalen Eroberungszug im Jahr 2014 herrscht der »Islamische Staat« heute über mehr als fünf Millionen Menschen und eine Fläche von der Größe Großbritanniens.

Der Glaube wird von den Dschihadisten zwar demonstrativ zur Schau getragen, ist für die Strategen des IS jedoch nur eines unter vielen Mitteln, ihre Macht zu erweitern.

Auf seinen Reisen durch Syrien und den Irak hat der SPIEGEL-Korrespondent und Isalm-Kenner Christoph Reuter Aufzeichnungen über die Lage vor Ort gemacht und dabei Vertreter des IS und die Bevölkerung interviewt. Nun hat er sein Buch »Die schwarze Macht« veröffentlicht. Es ist ein Buch über das, was den »Islamischen Staat« so gefährlich macht.

Christoph Reuter zeichnet in seinem Buchden präzise geplanten Aufstieg der Dschihadisten nach und stößt zu den Wurzeln des Terrors vor – im zerfallenden Irak, im syrischen Bürgerkrieg und in den vielfältigen Konflikten der Region, die die Strategen des Terrors geschickt für ihre Zwecke zu nutzen wissen.




Reuter zeigt sehr eindrucksvoll, wie der IS so große Gebiete in Syrien und im Irak erobern konnte und wer den Dschihadisten dabei in die Hände spielte. Sein Buch stützt sich auf bislang unbekannte Dokumente, vielfältige Kontakte und jahrelange Recherchen in der Region. Es bietet ungewohnte Einblicke in die Entstehung und Entwicklung des »Islamischen Staates« und macht vor allem eines deutlich: Wir sollten uns von der Propaganda des IS nicht täuschen lassen. Denn die Terrororganisation ist in vielem anders, als wir denken.

Christoph Reuter ist mit seinem Buch eine überragende Gesamtdarstellung der zeitgeschichtlichen und aktuellen Entwicklungen und Ereignisse im Bezug auf den „Islamischen Staat“ gelungen, die sehr vielschichtig, facettenreich und sehr, sehr gut recherchiert ist – basierend auf einer großen Anzahl von Interviews mit Beteiligten und Betroffenen sowie vor allem auch auf Originaldokumenten des IS. Reuters Buch beschäftigt sich vor allem mit der Entstehung und dem Aufstieg des IS. Der Autor skizziert den Werdegang der Organisation von den Anfängen des Sarkawi-Netzwerkes über die Stationen AQI-ISI-ISIS/ISIL bis hin zum derzeitigen Islamischen Staat (IS) unter dem selbst ernannten Kalifen Ibrahim (Abu Bakr al-Baghdadi bzw. Abu Du'a).

Schnell wird klar, dass der rasante Aufstieg der Gruppe präzise geplant und sprichwörtlich generalstabsmäßig vorbereitet war und auch auf welch eine breit gefächerte Expertise die Anführer zurückgreifen konnten und können. Das Bündnis des IS mit ehemaligen hochrangigen und erfahrenen Militär- und Geheimdienstmitarbeitern der Saddam-Herrschaft hat für alle Gegner des IS einen schwer zu schlagenden Feind geschaffen: „Doch eine derart schlagkräftige Kombination zweier gegensätzlicher Elemente hat es noch nie gegeben: die nüchternen Planer der Geheimdienste und die bis zum Selbstopfer fanatischen Gläubigen.“ (S. 328)

Reuters Buch ist zum einen sehr gut geschrieben, zum anderen sehr fundiert, sehr gut recherchiert, mit sehr vielen angegebenen Quellen, so dass man einen fundierten Einblick in das Thema IS bekommt.

Weblink:


Die schwarze Macht
Die schwarze Macht
von Christoph Reuter

Donnerstag, 26. November 2015

Es droht nun Krieg, doch die Gefahr wird nicht gebannt

Sobald eine große Gefahr droht, bringen sie, die zur Abwehr bestellt sind, kein echtes Ereignis hervor, das die Gefahr bannte. Wie damals Oberst Wegener von der GSG 9, der Held von Mogadischu. Nein, sie erschrecken jetzt wieder und ziehen sich auf alte Regeln und Gesetze zurück, die sie verstärken noch und verschärfen. Sie greifen in die Mottenkiste geschichtlicher Erfahrung im kalten Krieg, dessen historische Qualität sie anpreisen. Das ist Rückzug, sind Ausreden, ist Zurückweichen vor der Gefahr; und man sieht es ja auch. Sie beißen auf die Zähne und geloben, wir leben weiter wie gewohnt, unsere freie Lebensart dürfen wir niemals aufgeben. Treueschwüre für eine Lebensart, deren Wesensmerkmale niemand so recht kennt.

Tatsache ist, die Züge nach Brüssel waren heute nicht einmal halb voll. Auch der Flughafen wie verwaist. Auch in den Straßen von Paris, kein Hochbetrieb wie sonst üblich. Es ist augenscheinlich, dass der Staat zurückweicht, dass er kein Konzept für einen Angriff im Ärmel hat. Nicht nur im Militärischen, auch sonst kein Konzept, keine Kriegslist, kein Angriff im Internet. Auch da nur Verteidigung. Unserer Abwehrleute, die unser stürmisches Temperament verhungern lassen. Vorsicht, jetzt bloß keinen Fehler machen, so hören sie sich an.

Als ob ein Krieg nicht eine ganze Fehlerkette wäre, die hoffentlich in einen anderen Zustand führte. Die Abwehrleute der Politik und der Justiz mauern, sie rechtfertigen sich. Sie betonen die historische Brennschärfe der Situation, die Einmaligkeit der Gefahr, die so bisher niemals bestanden hätte. Ein forscher Trugschluss. Die Medien verstehen es indessen, aus dieser Farce der müden Leute viel,viel Wind zu machen. Es ist auffällig, wie theatralisch der Ernst mehr gespielt scheint, denn begriffen wird.

Präsident Gauck wirkt wie in einem alten Schwarzweiß-Film. Mit Hans Albers als betrunkener Matrose im Hintergrund. Das ist die größte Gefahr. Wir posierrn, als wäre heute wieder gestern. Das ist Kapitulation vor dem Krieg und gegen den Krieg. Uniformierte überall, sie zeigen sich betont bürgerfreundlich, bürgernah, wie man sagt. Soldaten und Bürger grübeln darüber, wo die nächste Explosion ungefähr stattfinden könnte.

Die Gefahr ist zu abstrakt, als dass sie sofort Panik auslöste, aber sie zermürbt, erschüttert die Nächte, der Alptraum, Du könntest das nächste Opfer sein. Solche Sorge verfinstert die Gemüter, auch den Alltag, den hoch gelobten. Der doch als Krone unsere Lebensart getragen hatte. Welch ein Kitsch, Leute, es ist doch Krieg.

Dienstag, 24. November 2015

Wie der Krieg die Welt verändert hat

Jeder Tag, der vergeht, gibt einen weiteren Blick auf das betrügerische Bild dessen frei, was als westliche Demokratie bezeichnet wird.

Die gesamte westliche “Zivilisation” ist durch Geld inzwischen völlig korrumpiert. Rechtschaffenheit ist nirgends mehr zu finden. Ein Jahrzehnt lang hat Washington Frauen, Kinder, alte Menschen und Journalisten im Namen des Schwindels „Krieg gegen den Terror“ ermordet.

Welchen Terror sieht die Welt eigentlich? Die Welt sieht den Terror, den Israel unter dem Schutz Washingtons gegen die Palästinenser ausübt. Die Welt sieht den Terror, den die Vereinigten Staaten von Amerika ausüben gegen Serbien, Irak, Afghanistan, Pakistan, Jemen, Somalia, Libyen, Lateinamerika und jetzt Afrika, wobei Syrien, Libanon und Iran schon auf Abruf bereitstehen.

Auch der „Krieg gegen den Terror“ war nichts weiter als ein konstruierter Vorwand. Denn damit ging eine weltweite geopolitische Neuordnung einher, die unzählige Milliarden in die Kassen amerikanischer und israelischer Rüstungskonzerne spülte.

Montag, 23. November 2015

Anschläge von Paris werden uns tiefer treffen

Schon wieder ist Paris von entsetzlichen Attentaten heimgesucht worden.
Die Anschläge vom Freitag, dem 13., werden uns tiefer treffen als alles, was wir in Europa bislang an Terror erleben mussten.

Noch sind die Folgen nicht absehbar, aber Paris wird vieles verändern - vor allem in der Innen-, der Sicherheits- und der Asylpolitik der europäischen Länder. Hier geht es um die Art, wie wir leben.

Die Welt steht angesichts der Terrorbedrohung vor gewaltigen Herausforderungen. Dies sollten auch die Politiker begreifen, bevor sie sich im parteipolitischen Streit um die Inhalte zanken.

Paris kann der Anfang einer Terrowelle in ganz Europa sein, wird gesagt. Die Terroristen ziehen sich aus Syrien zurück und kommen nach Europa. Am 6. und 13. Dezember finden in Frankreich Regionalwahlen statt. Bin gespannt, wie die Anschläge auf die Wahlen sich auswirken werden. Die Spaltung der französischen Gesellschaft wird sicher noch tiefer werden.

In den grössten europäischen Hauptstädten wie Rom und London haben die Sicherheitsbehörden die Gefahrenlage als sehr hoch eingestuft, denn sie erwarten weitere Anschläge.

Wie wirken sich die Anschläge von Paris auf die hier lebenden Muslime und die Flüchtlingspolitik aus? Während einige Politiker betonen, die Menschen seien gerade vor dem islamistischen Terror geflohen, hört man aus Bayern "Paris ändert alles".

"An die nichtmuslimischen Deutschen appelliere ich: Nehmt unsere muslimischen Mitbürger und Freunde jetzt nicht in Kollektivhaft. Sie können für den perversen IS-Terror genauso wenig wie ihr für den perversen Terror der deutschen Rechtsradikalen, die Flüchtlingsheime anzünden und die seit der Wiedervereinigung 180 Menschen teilweise bestialisch ermordet haben."
Jürgen Todenhöfer
Weblink:
Alles Schall und Rauch: Paris von Anschlagsserie schwer getroffen

Es droht eine Eskalation des Terrors

Die Terrorschläge in Paris sind ein weiterer Akt der Barbarei, wie es die Welt schon seit Jahren erleben muss, und zwar als Folge sehr gegensetzlicher Interessen, die ursächlich verantwortlich für die Entstehung des Terrors sind.

Nun droht der Terror schnell zu eskalieren und man ist ganz schnell dabei, dies als barbarische Taten von islamistischen Fundamentalisten zu sehen.

Das sind die Reaktionen, auf die Rechtsextremisten und Populisten warten, die ihre "Politik" mit der Sorge um die Islamisierung des Abendlandes begründen. Denn nun können sie ihre eigenen Schandtaten und Terror gegen Minderheiten, damit pauschal rechtfertigen. Und das führt abermals zur Eskalation des Terrors und Gegenterrors.

Wir dürfen es nicht zulassen, das der Terror, gleich wer immer dahinter steckt, uns gefangen nimmt und blind für Ursachen und Urheber macht!

Samstag, 21. November 2015

Nach dem Terror in Paris: Anonymous zieht gegen Islamischen Staat in den Cyberkrieg

 Die Netzaktivisten des Hackerkollektivs Anonymous drohen dem Islamischen Staat in einem Youtube-Video mit „massiven Cyberattacken“


Nach dem Terror in Paris zieht »Anonymous« gegen den »Islamischen Staat« in den Cyberkrieg. Die Netzaktivisten des Hackerkollektivs »Anonymous« drohen dem Islamischen Staat in einem Youtube-Video mit „massiven Cyberattacken“.

Das Hacker-Netzwerk »Anonymous« hat angekündigt, nach den Anschlägen in Paris eine „nie dagewesene“ Welle an Cyber-Angriffen gegen den »Islamischen Staat« ausführen zu wollen. Bereits nach den Angriffen auf »Charlie Hebdo« hatte das Kollektiv Cyberangriffe gegen Unterstützer des IS durchgeführt. Mit ihren Angriffen legen sie Webseiten des IS lahm oder melden Twitteraccounts.



Für den »Islamischen Staat« sind Online-Plattformen wie Twitter wichtige Propaganda-Instrumente. Doch nun ziehen Hacker gegen das Terrornetzwerk in den Cyberkrieg – und geraten in einen Gewissenskonflikt.

Der Sprecher von »Anonymous« trägt eine Kutte, die Kopf und Körper verhüllt, dazu verdeckt die typische Maske des britischen Widerstandskämpfers Guy Fawkes sein Gesicht. Mit ruhiger, verstellter Stimme spricht er seine Botschaft in die Kamera.

Rechts von ihm werden Handy-Videos und Fernsehbilder zu den Anschlägen in Paris abgespielt. Auf der linken Seite prangt das Logo der Hackergruppe Anonymous. Der Clip ist eine Warnung, adressiert an die Terrormiliz »Islamischer Staat« (IS).

Im Namen von »Anonymous« erklärt der Sprecher in dem Video dem Islamischen Staat den Krieg und droht mit Vergeltung. „Diese Angriffe dürfen nicht ungestraft bleiben“, betont er. Hacker aus aller Welt würden nun „massive Cyberattacken“ gegen die Mitglieder des IS starten. „Der Krieg hat begonnen. Macht euch bereit.“

Donnerstag, 19. November 2015

Frankreich fliegt Luftangriffe auf den Islamischen Staat



Frankreich fliegt Luftangriffe auf den Islamischen Staat in Syrien und bombardiert die IS-Hochburg, doch wurde nun festgestellt, dass der IS bereits abgezogen ist. Bevor man bombardiert und Bomben abwirft, sollte man vielleicht mal nachschauen, ob der Feind am Zielort überhaupt noch da ist.

Dutzende Bomben hat die französische Luftwaffe über der IS-Hochburg Rakka abgeworfen. Nun kommen Zweifel am Sinn der Vergeltungsaktion auf. Denn angeblich hatte der "Islamische Staat viele Kämpfer längst aus der Stadt abgezogen.

Wen haben die Bomben erwischt? - Das ist für die Politik irrelevant, denn schließlich muss jemand für diesen barbarischen Anschlag in Paris bluten, damit die Regierung nicht als handlungsunfähig gebrandmarkt wird.

Dies ist das falsche Signal. Der erneute Versuch, dumpfe Gewalt mit dumpfer Gewalt zu bekämpfen, führt nicht etwa zu einem Sieg über den Terror, sondern zu noch mehr dumpfer Gewalt. Denn auf die Vergeltung, folgt die Vergeltung für die Vergeltung.

Unzählige Zivilisten sterben wieder. Terror mit Terror bekämpfen und Hass mit Hass begegnen, befördert nur die Gewalt. Wer bekundet nun seine Solidarität für die ermordeten Syrer? Wann endet dieser Kreislauf der Gewalt?

Es bleibt zu hoffen, dass sich in den verantwortlichen Regierungskreisen irgendwann die offensichtlich zutreffende Erkenntnis durchsetzt, dass der IS allein mit Luftangriffen nicht zu bezwingen ist. Diese Form des Aktivismus schadet den Islamisten nur geringfügig, zerstört aber gerade das bisschen Infrastruktur, das in Syrien und dem Irak noch vorhanden ist.

Sonntag, 15. November 2015

Hollande macht Terrororganisation IS für die Anschlagsserie in Paris verantwortlich

Frankreichs Staatspräsident François Hollande hat die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) für die Anschlagsserie in Paris verantwortlich gemacht. Die Anschläge in Paris sind von der Terrororganisation "Islamischer Staat" verübt worden. Das sagte Präsident François Hollande in einer Fernsehansprache. Er bezeichnete die Attentate als Kriegsakt.
Die Attentate am Freitagabend, bei denen mindestens 127 Menschen getötet wurden, seien ein Kriegsakt einer "terroristischen Armee, dem IS" gewesen. Die Anschläge seien "von außen" geplant und organisiert und mit Komplizen "im Inneren" verübt worden, sagte der Staatschef.

Frankreichs Präsident François Hollande sprach von "bisher nie dagewesenen Terrorangriffen" und verhängte den Ausnahmezustand in ganz Frankreich, das erste Mal seit dem Algerienkrieg. Die Grenzen wurden sofort geschlossen.

Nach dem Anschlag auf "Charlie Hébdo" ist das Viertel um die "Place de la République" zum zweiten Mal in diesem Jahr Ort eines Terrorangriffs geworden. Die Kaltblütigkeit der Täter schockt Frankreich.

Weblinks:

Hollande macht IS für Anschlagsserie verantwortlich - www.spiegel.de/politik Alles Schall und Rauch: Paris von Anschlagsserie schwer getroffen

Samstag, 14. November 2015

Dunkle Nacht über Paris

Welch dunkle Nacht über Paris! - Die französische Hauptstadt ist vergangene Nacht von einer ganzen Terrorserie erschüttert worden. Gleich an mehreren Orten kam es zu Anschlägen mit vielen Toten. Nach dem Terroranschlag auf die Satirezeitung »Charlie Hebdo« im Januar wurde Paris zu zweiten Mal in diesem Jahr Ziel eines brutalen Terrorangriffs.

Mehr als 100 Menschen bei einem Konzert erschossen, viele weitere auf offener Straße, ein Selbstmordanschlag am »Stade de France« - eine beispiellose Terrorserie hat Paris vergangene Nacht
erschüttert. Der Horror des Angriffs auf »Charlie Hebdo« wurde vervielfacht.

Bei den Terror-Attacken in Paris fielen gleich an mehreren Orten Schüsse, Explosionen waren zu hören, eine Geiselnahme endete im Blutbad. Während des Fussball-Länderspiels wurde vor dem »Stade de France« eine Bombe gezündet. Über 130 Menschen sind in der Nacht des Terrors dabei ums Leben gekommen.

Paris ist von den Terroranschläge der islamistischen Terroristen schwer gezeichnet. Es herrscht derzeit Ausnahemzustand in der Hauptstadt. Überall wurde Militär aufgefahren, um für Sicherheit in der völlig verunsicherten Stadt zu sorgen und um die Lage wieder etwas zu beruhigen.

Die Terroranschläge von Paris stehen offensichtlich in Zusammenhang mit den Luftangriffen Frankreiches gegen Sytrien.

Weblink:

Die dunkelste Nacht - www.sueddeutsche.de

Samstag, 12. September 2015

Lügendetektor. Vernehmungen im besiegten Deutschland



Kurz vor Kriegsende interviewte ein amerikanischer Offizier zahllose Deutsche im Auftrag des alliierten Oberkommandos - die erste große Studie über die Mentalität der Besiegten.

Saul Padover, ein jüdischer Emigrant in amerikanischer Uniform, war ein Kriegsberichterstatter, der 1945 eine Deutschlandreise durch ein vom Krieg zerstörtes Land unternahm. Bei seiner Fahrt durch gerade eroberte Gebiete Deutschlands interviewte Saul Padover ab dem Ende des Jahres 1944 mit seiner Spezialeinheit für psychologische Kriegsführung unzählige "ganz normale" Deutsche.

Padover gehörte als Captain der Psychological Warfare Division (PWD) an, der Division für psychologische Kriegsführung der US Army. Diese Division hatte die Aufgabe, die Reaktion der deutschen Bevölkerung auf den Krieg realistisch einzuschätzen. 1944/45 zog Padover hinter der amerikanischen Front durch Frankreich, Belgien, West- und Mitteldeutschland und interviewte zahlreiche deutsche Kriegsgefangene und andere Personen. Seine Expertisen dienten der amerikanischen Militärverwaltung zur Orientierung. Auch Dwight D. Eisenhower zog sie als Oberbefehlshaber zu Rate.



Als die amerikanischen Truppen im Oktober 1944 von Belgien aus nach Deutschland vorstießen, folgte den ersten Panzern ein unbewaffneter Offizier, der perfekt Deutsch sprach. Sein Auftrag war es zu erforschen, was in den Köpfen der Besiegten vorging. "Ich komme mir vor wie ein Ethnologe", sagte er sich, "der in das Gebiet eines unbekannten Stammes eindringt."

Seine Absicht war es nicht in erster Linie, die Nazis zu entlarven. Das war nicht nötig. Den kollektiven Wahn der Deutschen betrachtet er mit erstaunlicher Sachlichkeit. Dabei kam ihm zugute, dass die Deutschen noch keine Zeit gefunden hatten, sich komplizierte Ausreden zurechtzulegen. Die Zeit der Verdrängungen und Deckerinnerungen war noch nicht gekommen.



Seine Probanden waren vielfältig. Von der Bauerntochter bis zum Industriellen, vom Bischof bis zum Zwangsarbeiter, vom Nazibonzen bis zum kommunistischen Arbeiter hat er keine Schicht ausgelassen. Die Auskünfte zeugen von Mut und von kollektiver Depression, von Selbstmitleid und unbelehrbarer Arroganz.

Auch von den politischen Auseinandersetzungen innerhalb der Militärregierung berichtet Padover und von den ersten Regungen einer deutschen Selbstverwaltung. Sein Bericht war einflussreich. Eisenhower hat sein frühes Plädoyer für eine zukunftsorientierte Deutschlandpolitik zu Rate gezogen und beherzigt. Es dürfte kein Zufall sein, dass diese wichtige Quelle nie ins Deutsche übersetzt worden ist. Auch nach über 70 Jahren hat Padovers Bericht von seiner Brisanz nichts verloren.

Weblinks:

Saul Padover - Wikipedia - de.wikipedia.org

Stumpf, weinerlich und hoffnungslos - DER SPIEGEL - ZEITGESCHICHTE - www.spiegel.de

Lügendetektor. Vernehmungen im besiegten Deutschland 1944/45
Lügendetektor. Vernehmungen im besiegten Deutschland 1944/45
von Saul K. Padover

Dienstag, 25. August 2015

Die Suche nach Hitlers Volk

Mit dem Vormarsch der Alliierten auf deutschem Boden zeichnete sich Ende 1944 nicht nur die militärische Niederlage des "Dritten Reiches" ab und das Ende des Hitler-Regimes. Millionen Menschen haben auf den Schlachtfeldern ihr Leben gelassen und weitere Milliarden sind in Konzentrationslagern gestorben. Doch bereits kurz nach Kriegsende will niemand mehr die Verantwortung dafür übernehmen.

Saul Padover, ein jüdischer Emigrant in amerikanischer Uniform, war ein Kriegsberichterstatter, der 1945 eine Deutschlandreise durch ein vom Krieg zerstörtes Land unternahm. Bei seiner Fahrt durch gerade eroberte Gebiete Deutschlands interviewte SSaul Padover ab dem Ende des Jahres 1944 mit seiner Spezialeinheit für psychologische Kriegsführung unzählige "ganz normale" Deutsche.



Was er über seine Gespräche notiert, ist beklemmend. Es bleibt bis heute der unmittelbarste Stimmungsbericht aus dem ruinierten Niemandsland zwischen Krieg und Frieden. Padover trifft auf verbitterte, illusions-, teils gefühllose Zivilisten. Seine Notizen sind eine Charakterstudie der Deutschen in der Diktatur.

Sie fühlen sich vom "Führer", der ihnen so viel verheißen hatte, betrogen. Plötzlich wollte keiner mehr ein "richtiger Nazi" gewesen sein - man habe unter Zwang mitgemacht und sich der Partei angeschlossen. Und immer aufs Neue bekommt er Erklärungsversuche, Entschuldigungen, Ausflüchte zu hören - aber keine schlüssige Antwort auf die Fragen, die den Betrachter bewegen: Wie konnte das alles geschehen? Wie funktionierte die Diktatur in ihrem Inneren? Wie bereitwillig reihten die Deutschen sich ein?



Dabei offenbart sich ein erstaunliches Bild. Hitlers Volk setzte sich in seiner Mehrheit nicht aus durch Terror verängstigten oder vom schönen Schein verblendeten Untertanen zusammen, wie gemeinhin überliefert. Es war eine Diktatur, die während der Vorkriegsjahre die Zustimmung der Massen suchte und auch fand - Terror und Zwang waren dosiert und auf bestimmte Gruppen fokussiert.

Die meisten Zeitgenossen fühlten sich - bis in die ersten Kriegsjahre hinein - bestens aufgehoben in der Illusion einer unterschiedslosen Volksgemeinschaft. Ein modern wirkendes Vorzeigemodell, wie es auch von ausländischen Besuchern und Diplomaten geschätzt und bewundert wurde. Das aber auf der Abgrenzung der Verfemten gründete: der "Arbeitsscheuen", Homosexuellen, Behinderten und vor allem der Juden.

Weblinks:

Saul Padover - Wikipedia - de.wikipedia.org

Stumpf, weinerlich und hoffnungslos - DER SPIEGEL - ZEITGESCHICHTE - www.spiegel.de

Lügendetektor. Vernehmungen im besiegten Deutschland 1944/45
Lügendetektor. Vernehmungen im besiegten Deutschland 1944/45
von Saul K. Padover

Samstag, 30. Mai 2015

Kapitalismus im Endstadium in Amerika

Volker Pispers ist ein scharfzüngiger Kabarettist der alten Schule, ein präziser Denker und ein bissiger Kommentator. Seine scharfen Analysen, mit denen er sein Publikum zu unterhalten versteht, sind bissig und treffend.

Laut Volker Pispers befindet sich Amerika bereits im Endstadium des Kapitalismus. Als Beweis führt er die gefährliche soziale Lage in den Randbezirken der Großstädte an, wo sich keine Polizei mehr hineintraut.

»Die einzige sozialpolitische Maßnahme ist wegsperren. In den USA sitzen pro tausend Einwohner mehr Menschen im Knast als in jedem anderen Land der Welt inklusive Nordkorea und China. Und obwohl so viele Menschen in den USA eingesperrt sind (...) ist die Haupt-Todesursache für junge Amerikaner Mord.

Jedes Jahr werden über 30.000 Amerikaner auf offener Straße erschossen. Das sind über 80 am Tag. 80 Tote am Tag - das nennen die im Irak Bürgerkrieg. Das ist es in den USA auch: Kapitalismus im Endstadium ist Bürgerkrieg.

Nur dass nicht die Armen gegen die Reichen kämpfen, sondern die Armen schießen sich gegenseitig über den Haufen mit den Waffen die die Reichen ihnen noch verkauft haben.«
Harter Tobak, und auch wenn ich die Kritik am kapitalistischen Wirtschaftssystem natürlich nicht zu 100 Prozent teile: Pispers verweist zu Recht auf das vielleicht wichtigste Legitimitätsproblem des Kapitalismus - die ungleiche Verteilung von Wohlstand, auf die ja auch der französische Ökonom Thomas Piketty in seinem Bestseller "Das Kapital im 21. Jahrhundert hinweist". Die Verteilungsfrage ist vielleicht die größte Herausforderung für den Kapitalismus seit der Zeit der großen Kartellgesetze zum Ende des 19. Jahrhunderts.

Pispers hat übrigens auch einen praktischen Gegenentwurf: das skandinavische Sozialstaatsmodell mit hohen Steuersätzen für alle bei einer zugleich hohen Staatsquote die für eine gleiche Verteilung von Wohlstand sorgt. Sicherlich kein schlechtes Modell, auch wenn die Skandinavier gerade in den letzen Jahren auch mit erheblichen politischen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten.

Donnerstag, 28. Mai 2015

Christianisierung der Welt mit den Methoden der Terrormiliz IS

Die Methoden, mit denen die Terrormiliz IS in Syrien Menschen verfolgt und Kulturdenkmäler zerstört, entsprechen der Vorgehensweise der christlichen Eroberer zu Zeiten der Kolonialisierung. Die Eroberung Amerikas und die Bekehrung der Einheimischen zum Christentum ging Hand in Hand mit der Zerstörung ihrer Kultur und ihrer Kultstätten.

Die indianischen Völker Nordamerikas, die Indigenen Mittel- und Südamerikas wissen ein Lied davon zu singen. Nur wenige Kulturgüter blieben bis heute erhalten. Ein Beispiel von unendlich vielen ist die Einschmelzung der Kultgegenstände der Inka, von denen nur noch ein kläglicher Rest in einem kleinen Museum in La Paz erhalten geblieben ist. Mit diesem Gold und den Erträgen aus den Silberminen Südamerikas wurde die europäische Industrialisierung eingeleitet, die Basis des Wohlstandes der christlich geprägten europäischen Völker.

Aber auch in Zentraleuropa selbst wurden die so genannten Heiden gewaltsam bekehrt und ihre Kultstätten zerstört. Die Inquisition tat ihr übriges. Mehrere Millionen Opfer sind zu beklagen. In den Geschichtsbüchern findet sich nicht allzu viel darüber. Reste der vorchristlichen Kulturgüter sind noch erhalten, vor allem in der Bretagne und in Irland.

Natürlich ist das Vorgehen des IS aus Gründen der Menschenrechte ohne Einschränkungen zu verurteilen. Zugleich sollte es aber auch Anlass sein, die blutbefleckte christliche Vergangenheit ins Bewusstsein zu rücken und die Werte des Christentums wie Nächstenliebe, Friedfertigkeit und Barmherzigkeit nicht nur auf den Lippen zu führen, um andere zu verurteilen, sondern diese Werte im eigenen Alltag auch zu leben.

Sonntag, 17. Mai 2015

Der Bauernkrieg von 1525



1525 fand die Entscheidungsschlacht des Deutschen Bauernkrieges bei Frankenhausen am Kyffhäuser statt, die mit der Niederlage der Bauern und der Gefangennahme von Thomas Müntzer endete. Die Schlacht bei Frankenhausen am 15. Mai 1525 war eine der bedeutendsten Schlachten während des Deutschen Bauernkriegs und im Wesentlichen dessen letzte. In ihr wurden die Aufständischen unter ihrem Anführer Thomas Müntzer durch ein Fürstenheer vollständig besiegt.

Die Niederlage des Bauernheeres bei Frankenhausen bedeutete zugleich auch das Ende des Bauernkriegs überhaupt. Müntzer selbst wurde hierbei gefangen genommen und am 27. Mai in Mühlhausen enthauptet, nachdem er auf die Festung Heldrungen gebracht und gefoltert worden war.

Die Ursache der Niederlage der Bauern lag nicht allein in ihrer Unterlegenheit bezüglich Bewaffnung und Kampfausbildung gegenüber den Landsknechtsheeren der Fürsten, sondern auch in der Uneinigkeit der Führer der jeweiligen Bauernhaufen.



Das machte sich darin bemerkbar, dass die Bauernführer keineswegs eine einheitliche Zielsetzung hatten. Die meisten hatten hauptsächlich die Interessen der Bauern ihrer Region im Sinn. Nur die wenigsten, wie eben Thomas Müntzer, sahen eine gesamtdeutsche Aufgabe in ihrem Handeln. Der Bauernkrieg war für den Arbeiter-und-Bauernstaat DDR ein zentraler Bestandteil der eigenen Geschichte. Die Aufständischen im thüringischen Bad Frankenhausen wurden blutig niedergeschlagen - es gab 6.000 Tote an dem Tag der entscheidenden Schlacht vor den Toren der Stadt.
Werner Tübkes Panoramabild des Bauernkrieges

Der Bauernkrieg von 1525 - auch Revolution des gemeinen Mannes - war der Höhepunkt der Bauernaufstände gegen Adel und Kirche. Not und Hunger trieben die Bauern in die Schlacht gegen die Unterdrückung der Fürsten. Die Bauern kämpften gegen zu hohe Abgaben, für die Einschränkung der Frondienste und für die Abschaffung der Leibeigenschaft.

Den Bauern ging es um die Freiheit vor der Unterdrückung der Fürsten und des Adels. Es dauerte einige Zeit, bis die Bauern endlich den Aufstand wagen, sich in Schwaben erhoben und bis sich der Bauernkrieg ausbreitet und die Bauernaufstände in Deutschland und Österreich letztlich niedergeschlagen werden.

Den historischen Höhepunkt erlebte der Bauernkrieg in der Schlacht bei Frankenhausen. Die Schlacht bei Frankenhausen am 15. Mai 1525 war eine der bedeutendsten Schlachten während des Deutschen Bauernkriegs und im Wesentlichen dessen letzte. In ihr wurden die Aufständischen unter ihrem Anführer Thomas Müntzer durch ein Fürstenheer vollständig besiegt.

Die Niederlage des Bauernheeres bei Frankenhausen bedeutete zugleich auch das Ende des Bauernkriegs überhaupt. Müntzer selbst wurde hierbei gefangen genommen und am 27. Mai in Mühlhausen enthauptet, nachdem er auf die Festung Heldrungen gebracht und gefoltert worden war.

Die Ursache der Niederlage der Bauern lag nicht allein in ihrer Unterlegenheit bezüglich Bewaffnung und Kampfausbildung gegenüber den Landsknechtsheeren der Fürsten, sondern auch in der Uneinigkeit der Führer der jeweiligen Bauernhaufen.

Weblinks:

Nichts als die Freiheit!: Der deutsche Bauernkrieg
Nichts als die Freiheit!: Der deutsche Bauernkrieg
von Manfred Mai und Gabriele Hafermaas
Die Revolution von 1525
Die Revolution von 1525
von Peter Blickle