Donnerstag, 26. November 2015

Es droht nun Krieg, doch die Gefahr wird nicht gebannt

Sobald eine große Gefahr droht, bringen sie, die zur Abwehr bestellt sind, kein echtes Ereignis hervor, das die Gefahr bannte. Wie damals Oberst Wegener von der GSG 9, der Held von Mogadischu. Nein, sie erschrecken jetzt wieder und ziehen sich auf alte Regeln und Gesetze zurück, die sie verstärken noch und verschärfen. Sie greifen in die Mottenkiste geschichtlicher Erfahrung im kalten Krieg, dessen historische Qualität sie anpreisen. Das ist Rückzug, sind Ausreden, ist Zurückweichen vor der Gefahr; und man sieht es ja auch. Sie beißen auf die Zähne und geloben, wir leben weiter wie gewohnt, unsere freie Lebensart dürfen wir niemals aufgeben. Treueschwüre für eine Lebensart, deren Wesensmerkmale niemand so recht kennt.

Tatsache ist, die Züge nach Brüssel waren heute nicht einmal halb voll. Auch der Flughafen wie verwaist. Auch in den Straßen von Paris, kein Hochbetrieb wie sonst üblich. Es ist augenscheinlich, dass der Staat zurückweicht, dass er kein Konzept für einen Angriff im Ärmel hat. Nicht nur im Militärischen, auch sonst kein Konzept, keine Kriegslist, kein Angriff im Internet. Auch da nur Verteidigung. Unserer Abwehrleute, die unser stürmisches Temperament verhungern lassen. Vorsicht, jetzt bloß keinen Fehler machen, so hören sie sich an.

Als ob ein Krieg nicht eine ganze Fehlerkette wäre, die hoffentlich in einen anderen Zustand führte. Die Abwehrleute der Politik und der Justiz mauern, sie rechtfertigen sich. Sie betonen die historische Brennschärfe der Situation, die Einmaligkeit der Gefahr, die so bisher niemals bestanden hätte. Ein forscher Trugschluss. Die Medien verstehen es indessen, aus dieser Farce der müden Leute viel,viel Wind zu machen. Es ist auffällig, wie theatralisch der Ernst mehr gespielt scheint, denn begriffen wird.

Präsident Gauck wirkt wie in einem alten Schwarzweiß-Film. Mit Hans Albers als betrunkener Matrose im Hintergrund. Das ist die größte Gefahr. Wir posierrn, als wäre heute wieder gestern. Das ist Kapitulation vor dem Krieg und gegen den Krieg. Uniformierte überall, sie zeigen sich betont bürgerfreundlich, bürgernah, wie man sagt. Soldaten und Bürger grübeln darüber, wo die nächste Explosion ungefähr stattfinden könnte.

Die Gefahr ist zu abstrakt, als dass sie sofort Panik auslöste, aber sie zermürbt, erschüttert die Nächte, der Alptraum, Du könntest das nächste Opfer sein. Solche Sorge verfinstert die Gemüter, auch den Alltag, den hoch gelobten. Der doch als Krone unsere Lebensart getragen hatte. Welch ein Kitsch, Leute, es ist doch Krieg.

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