Raus aus der Krise mit neuer Geschlossenheit - das ist die Botschaft
und das erklärte Ziel der FDP. Doch zum Auftakt ihres Bundesparteitags
in Rostock gab es erst einmal selbstkritische Töne. So gestand der
scheidende Parteichef Guido Westerwelle in seiner gut einstündigen
Abschiedsrede Fehler ein.
"Ich stehe zu jedem Fehler, und ich entschuldige mich auch für jeden Fehler."
Der Liberalismus in diesem Land ist in keinem sonderlich guten Zustand,
denn die Führung der Partei unter Guido Westerwelle hat dem
Liberalismus in den letzten zehn Jahren nicht gut getan. Dennoch
bewertete Westerwelle die Bilanz seiner zehn Jahre an der Parteispitze
insgesamt positiv:
"Wir haben mehr richtig als falsch gemacht." Westerwelles letzte Rede als Parteichef endete mit minutenlangem Applaus der rund 660 Delegierten.
Der Außenminister betonte, es fiele ihm schwer, den Vorsitz
abzugeben, doch es gebe eine hervorragende neue Führungsmannschaft, dies
mache diesen Schritt leichter. Dieser Parteitag werde einen Umbruch
bringen. Westerwelle sagte seinem designierten Nachfolger Philipp Rösler
seine volle Unterstützung zu. "Ich werde meinem Nachfolger nicht ins
Lenkrad greifen."
"Ich gebe das Amt nicht weiter im Zorn oder mit Traurigkeit."
Der scheidende Parteichef Guido Westerwelle in Rostock
Im Folgenden versuchte Westerwelle, das Profil der FDP zu schärfen.
Er betonte den Einsatz der Liberalen für die Bürgerrechte und die
Freiheit. Das Freiheitsverständnis der FDP sei "gut für das ganze Volk" -
auch wenn die FDP keine Volkspartei sei. Er betonte die Notwendigkeit,
Begabte zu fördern. Westerwelle sprach sich strikt gegen jede
"Gleichmacherei" aus.
Der Außenminister rief in seiner zeitweise emotionalen Rede die
Partei auf, Bürgerrechte und die Vorteile von Europa zu verteidigen. Es
sei gefährlich, wenn in Dänemark wieder Schlagbäume hochgezogen und wenn
die Maßnahmen zur Euro-Rettung kritisiert würden.
"Wer in Europa nur noch nach dem Preis und nicht
mehr nach dem Wert fragt, der springt zu kurz."
Außenminister Guido Westerwelle
Der Außenminister verwies zudem auf die Proteste in der arabischen
Welt, die Menschen dort wollten die Freiheit erreichen, dies werde von
der FDP unterstützt. Auch müsse man sich für die Freiheit der Kunst
einsetzen, beispielsweise in China. In Sachen Menschenrechte sei es
nicht nur zulässig, sondern die Pflicht, sich in die Angelegenheiten
anderer Länder einzumischen, so Westerwelle.