Mittwoch, 10. August 2011

In Syrien bröckelt die Macht des Regimes

Zu Beginn des Fastenmonats Ramadan geht Syriens Präsident Baschar al-Assad brutal gegen die protestierende sunnitische Bevölkerung und die Opposition im Land vor. Seit Beginn der Unruhen sind bereits 1.500 Menschen getötet worden und Tausende werden vermisst. Das Regime in Syrien beginnt immer mehr zu bröckeln und kann sich nur noch durch Waffengewalt an der Macht halten.

Der syrische Präsident hat langfristig ein Problem, denn ihm gelingt es politisch nicht mehr, die Menschen in den sunnitischen Gebieten zu beruhigen. Die Proteste reichen mittlerweile sogar bis in die Vorstädte von Damaskus. Wenn die Proteste Damaskus erreichen, neigt sich das Regime seinem Ende zu, das hat Baschar al-Assad bisher verhindern können.

Er hat als Mitglied der alawitischen Minderheit noch Rückhalt in Teilen der Bevölkerung, zum Beispiel bei den Christen, die in ihm die schützende Hand sehen und mit den Baathisten gut zusammenarbeiten können. Das sind Momente, die für al-Assad sprechen, aber langfristig wird er dem Druck der protestirendne und revoltierenden Bevölkerung nicht standhalten können.

Der Präsident Baschar al-Assad, lange als Reformer fehleingeschätzt, hat sich offenbar entschieden, der harten Truppe um ihn herum zu folgen. Die Militärs, die Sicherheitsleute wollen jeden Protest unterdrücken. Al-Assad selbst hat geschwankt, er hat zwar Reformversprechen gemacht, sie aber dann nicht eingelöst.

Die Opposition fühlt sich durch das brutale Vorgehen des Militärs vor den Kopf gestossen. Vor einigen Wochen gab es eine Konferenz von Oppositionellen, von Leuten, die bereit sind, in einer bestimmten Weise die Führung der Baath-Partei zu akzeptieren. Diese Leute werden jetzt vor den Kopf gestossen und dürften kaum noch zu Gesprächen mit Vertretern der Regierung bereit sein. Am Rand des Regimes wird es weiterbröckeln.

Weblinks:

«Al-Assad hat langfristig ein extremes Problem» - Interview mit Ulrich Tilgner - bazonline.ch

«Assad ist brutal und böse»

Assads Panzer schiessen auf Hama

Videos:

Syrien: Weiter brutale Gewalt gegen Demonstranten - videokatalog.msn.de/Politik
- http://videokatalog.msn.de
Amateur-Kurzvideo
»Sie schiessen!« - Panzer in Hama - Youtube - www.youtube.com Aufstand in Syrien - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten
Syrien ufstand der Armen | Politik | ZEIT ONLINE

Mittwoch, 3. August 2011

Der Mord an libyschem Militärchef schwächt die Rebellen

Abdel Fatah Junes

Der mysteriöse Tod des Militärchefs Abdul Fattah Junis hat unter den libyschen Rebellen die Angst vor einer militärischen Niederlage, vor Streit im eigenen Lager und vor internen Fehden geschürt. Junis, eine der umstrittensten Figuren in der Führung der Rebellen, und zwei weitere Männer waren am vergangenen Donnerstag auf dem Weg von der Hafenstadt Brega in die Rebellenhochburg Bengasi unter bislang noch ungeklärten Umständen getötet worden.

Zwar bemühte sich der Chef des Übergangsrates, Mustafa Abdul Jalil, sogleich Zweifel zu zerstreuen, dass der umstrittene Oberkommandierende womöglich von Männern aus den eigenen Reihen umgebracht wurde. Bewaffnete Gaddafi-Anhänger seien für die Tat verantwortlich. Ein Verdächtiger bereits festgenommen. Junis, so Jalil, sei ein »Held der Revolution« gewesen.

Viele Fragen im Zusammenhang mit diesem mysteriösen Mordfall bleiben jedoch weiter offen. Anfangs wurden nicht einmal die Leichen gefunden. Später wurden die bis zur Unkenntlichkeit verbrannten Körper in Bengasi aufgebahrt. Der genaue Ort der Tat ist weiterhin unklar. Ausgeschlossen ist der Mord durch die Rebellen jedoch nicht, denn Junis war eine umstrittenene Person, der viele Rebellen misstrauten, weil der General früher gegen sie militärisch vorging.

Der Militärchef der Rebellen Junis war einer der prominentesten Überläufer des Gaddafi-Regimes. Der libysche Machthaber hatte den General im Februar nach Bengasi geschickt, um den Aufstand niederzuschlagen. Als Junis die Seiten wechselte, schöpften viele Aufständische Hoffnungen auf einen baldigen Sieg. Andere blieben skeptisch.

Junis Tod hat sie Situation der Rebellen insgesamt in starkem Maße geschwächt. Noch ist unklar, wer die militärische Nachfolge übernehmen wird. Viele Rebellen fürchten, dass sich das militärische Gleichgewicht nun trotz NATO-Schutz zugunsten Gaddafis und gegen sie verschieben wird. Damit wird die Situation des Westens ebenfalls schwieriger. Aktuell schwankt er zwischen einer Legitimierung des Übergangsrates als einziger Vertretung des libyschen Volkes und Moderationsangeboten an Gaddafi. Auch Spaltungen unter den Rebellen machen die Situation nicht leichter.

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Weblinks:

Militärführer der libyschen Rebellen getötet - www. tagesschau.de

„Er hatte eine Menge Feinde“ - www. orf.at

Dienstag, 2. August 2011

Militärführer der libyschen Rebellen getötet

Abdel Fatah Junes

Der Oberkommandierende der libyschen Aufständischen, General Junis, ist getötet worden. Der Nationale Übergangsrat der Opposition bestätigte den Tod von Abdelfattah Junis, die näheren Hintergründe und Umstände seines Todes blieben jedoch weiter unklar.

Der libysche Rebellengeneral Abdel Fattah Junis ist aller Wahrscheinlichkeit nach von Islamisten aus den eigenen Reihen erschossen worden. Die Führung der Aufständischen teilte am Samstag mit, Angehörige einer islamistischen Miliz hätten Junis auf dem Weg zu einer Befragung in der Rebellenhochburg Bengasi getötet.

Der Anführer des Kommandos sei festgenommen worden und geständig, nach den Todesschützen werde gefahndet, so die Führung der Rebellen. Als Tatmotiv wird Rache von islamistisch gesinnten Rebellengruppen am ehemaligen Innenminister des Gaddafi-Regimes vermutet, der im Februar zu den Aufständischen übergelaufen war.

Junis und seine Begleiter hätten sich auf dem Weg von der Front nach Bengasi befunden und seien vor ihrer Ankunft erschossen worden. Sicherheitskräfte der Aufständischen hätten den Drahtzieher des Anschlags bereits festgenommen, sagte der Vorsitzende des Rates, Mustafa Abdul Dschalil.

Dschalil erklärte weiter, Junis sei einbestellt worden, um Auskünfte über militärische Angelegenheiten zu erteilen. Er nannte Junis "einen der Helden der Revolution". Gaddafi versuche, die Einheit der Aufständischen zu brechen.

Dschalil warf dem libyschen Machthaber jedoch nicht direkt vor, für Junis' Tod verantwortlich zu sein, sprach aber eine Warnung an "bewaffnete Gruppen" im Einflussgebiet der Rebellen aus. Sie müssten sich dem Kampf gegen Gaddafi anschließen oder würden ihre Festnahme riskieren, sagte Dschalil.

Zuvor hatte ein Sprecher der Aufständischen allerdings mitgeteilt, Junis sei in der Einsatzzentrale in der Nähe der Front in Gewahrsam genommen und für ein Verhör nach Bengasi gebracht worden. Es bestehe der Verdacht, dass Junis über Familienmitglieder noch immer Kontakt zum Gaddafi-Regime habe.

Ein Kommandeur der Rebellen sagte, als Innenminister Gaddafis habe Junis Islamisten verfolgt, die dafür nun Vergeltung geübt hätten. „Einige dieser Islamisten kämpfen nun mit den Rebellen, aber sie haben sich immer geweigert, unter Junis’ Kommando zu kämpfen, weil sie ihm misstraut haben“, sagte der Kommandeur.
Junis war Innenminister unter Gaddafi und galt als die Nummer zwei in dessen Machtapparat. Er sagte sich aber im Februar von Gaddafi los und schloss sich den Rebellen an.

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Weblinks:

Militärführer der libyschen Rebellen getötet - www. tagesschau.de

„Er hatte eine Menge Feinde“ - www. orf.at