Während die Welt noch auf die Fußball-WM in Brasilien hinfiebert,
knallt es in dem südamerikanischen Land schon im Vorfeld gewaltig: Den
Demonstranten stinkt es, dass die WM so hohe Kosten verursacht. Unter
den Protestlern des 27. Mai 2014 sind auch 500 Ureinwohner. Sie schießen
mit Pfeil und Bogen auf Polizisten. Die Ordnungshüter reagieren mit
Tränengas.
Ganz friedlich hatte diese Demo begonnen, eigentlich wollten die
Ureinwohner nur auf das Dach des Parlamentsgebäudes klettern und dort
protestieren. Dann schlossen sie sich dem Protestmarsch gegen die hohen
WM-Kosten an. Alle gemeinsam, darunter auch Kinder und ältere Menschen,
marschierten in Richtung Nationalstadion, wo zurzeit der WM-Pokal
ausgestellt wird. Als sich berittene Polizisten den Demonstranten in den
Weg stellten, warfen einige von ihnen mit Steinen. Ureinwohner
beschossen die Polizisten mit Pfeil und Bogen.
Im Mittelpunkt der Kritik steht, daß von der Regierung im Zuge der
Fussball-WM zu viel Geld für Prestigeobjekte ausgegeben wird. Unter den
protestierenden Ureinwohnern war auch der weltweit bekannte Häuptling
Raoni Metuktire vom Volk der Kayapó, der zusammen mit dem Sänger Sting
für den Erhalt des Amazonas-Regenwalds kämpft.
Der Häuptling Tamalui Kuikuru aus der Region Xingu im Westen
Brasiliens, die durch ein umstrittenes Riesen-Staudammprojekt
bekanntwurde, bezeichnete die Protestaktion auf dem Dach des
Parlamentsgebäudes als "mutige Tat". Sie zeige, "dass wir Krieger sind
und unsere Rechte verteidigen".
Nur 0,3 Prozent der 200 Millionen Brasilianer sind Ureinwohner. In
den vergangenen Monaten hatten sie wiederholt gegen die Verkleinerung
ihrer angestammten Gebiete protestiert. Viele andere Demonstranten
wehren sich außerdem seit Monaten dagegen, dass die Regierung wegen der
Fußball-WM viel Geld in Prestigeobjekte steckt, aber so wichtige
Aufgaben wie Bildung und Gesundheit vernachlässigt.
Weblink:
Gooool do Brasil: Kartografie einer nationalen Leidenschaft von Alois Gstöttner