Freitag, 17. April 2015

1.000 Peitschenhiebe für die Meinungsfreiheit

1000 Peitschenhiebe: Weil ich sage, was ich denke
1000 Peitschenhiebe:
Weil ich sage, was ich denke

Raif Badawi, saudi-arabischer Blogger, teilte im Internet seine liberalen Gedanken über Politik, Religion und Freiheit. Dafür wurde er im wahabistischen Saudi-Arabien mit einer strengen Auslegung des Islam, zu 1.000 Peitschenhieben und zehn Jahren Haft verurteilt, weil er „den Islam beleidigt habe.

Auf Beleidigung des Islams stehen in muslimischen Staaten schwere Strafen, in einigen dieser Staaten kann man deshalb zum Tode verurteilt werden. Gleichermaßen gefährlich ist der Abfall vom Glauben, deshalb wurde er im ersten Prozess verurteilt.

»Ich hatte es mir zur Aufgabe gemacht, eine neue Lesart des Liberalismus in Saudi-Arabien zu finden und meinen Teil zur Aufklärung meiner Gesellschaft beizutragen. Ich habe versucht, die Mauern der Unwissenheit niederzureißen, die Heiligkeit des Klerus zu brechen, ein wenig Pluralismus zu verbreiten und Respekt vor Werten wie Ausdrucksfreiheit, Frauenrechten und den Rechten von Minderheiten und Mittellosen in Saudi-Arabien. Das war mein Leben, bevor ich im Jahre 2012 verhaftet und mit Personen, die man aufgrund der verschiedensten Kriminaldelikte festgenommen hatte, zusammengeworfen wurde.«

„Beleidigung des Islams“ ist der Paragraph, der den Hardcore-Muslimen erlaubt, jegliche Kritik zu unterdrücken und ihre Ideologie als die einzige Interpretation des Korans und des wahren Glaubens darzustellen. Wer der Beleidigung des Islams schuldig ist, kann auch ganz ohne Prozess ermordet werden. Das widerfuhr den Zeichnern von Charlie Hebdo, deren Mördern aus den Banlieus von Paris stammten, aber indoktriniert wurden von wahabitischen Theologen aus Saudi-Arabien und dem islamischen Staat.

Diese Streitschrift versammelt die zentralen, verbotenen Texte Badawis. Sie zeigen die Spannungen zwischen einer traditionellen Auslegung des Islam und dem Anspruch auf ein selbstbestimmtes Leben in der Gegenwart. Badawi fordert Liberalismus, Toleranz, Pluralität, Meinungsfreiheit und Menschenrechte – weil sonst die arabisch-islamische Welt verloren ist. Mit einem aktuellen Text, den Raif Badawi für dieses Buch über sein Leben im Gefängnis verfasst hat. Die Veröffentlichung dieses Buches ist ein Non-profit-Projekt zugunsten des Autors.

Weblink:

1000 Peitschenhiebe: Weil ich sage, was ich denke
1000 Peitschenhiebe: Weil ich sage, was ich denke
von Constantin Schreiber und Raif Badawi

Mittwoch, 15. April 2015

Raif Badawi - ein Blogger, der sagt, was er denkt

Das Schicksal des saudi-arabischen Bloggers Raif Badawi erregt weltweit Aufsehen: Er wurde wegen seiner liberalen Ansichten zu 1.000 Peitschenhieben, zehn Jahren Haft und einer hohen Geldstrafe verurteilt. Trotz weltweiter Proteste war Badawi am 9. Januar 2015 öffentlich ausgepeitscht worden.

Der Blogger, der sagt, was er denkt, wurde von einem saudi-arabischen Strafgericht wegen "Beleidigung des Islam" angeklagt und verurteilt. Raif Badawi erhielt bei einer öffentlichen Auspeitschung auf einem Platz vor der Al-Jafali-Moschee im saudi-arabischen Dschidda 50 Hiebe.

Daraufhin wurde die Vollstreckung weiterer Stockschläge verschoben, weil es Badawi sehr schlecht ging. Amnesty International hatte zudem internationale Mahnwachen für Badawi organisiert und zehntausende Unterschriften gegen die Auspeitschung gesammelt.

Zahlreiche westliche Demokratien reagierten entsetzt auf die drakonische Strafe, sogar Angela Merkel soll sich für Badawi eingesetzt haben. Man kann allerdings nicht sagen, daß hier ein Aufschrei für die Meinungsfreiheit stattgefunden hätte.

„Beleidigung des Islams“ ist der Paragraph, der den Hardcore-Muslimen erlaubt, jegliche Kritik zu unterdrücken und ihre Ideologie als die einzige Interpretation des Korans und des wahren Glaubens darzustellen. Wer der Beleidigung des Islams schuldig ist, kann auch ganz ohne Prozess ermordet werden.

Das widerfuhr den Zeichnern von Charlie Hebdo, deren Mördern aus den Banlieus von Paris stammten, aber indoktriniert wurden von wahabitischen Theologen aus Saudi-Arabien und dem islamischen Staat.

Überhaupt ist das so eine Sache mit der Meinungsfreiheit: Entweder sie wird offen verlogen oder ideologisch uminterpertietiert - wie im Falle des gewaltsamen Todes der Mitarbeiter von Charlie Hebdo oder sie wird offen und repressiv unterdrückt - wie im wahabitischen Saudi-Arabien.

Weblink:

1000 Peitschenhiebe: Weil ich sage, was ich denke
1000 Peitschenhiebe: Weil ich sage, was ich denke
von Constantin Schreiber und Raif Badawi

Dienstag, 14. April 2015

Pegida zeigt "wahres Gesicht"

Pegida zeigt sein "wahres Gesicht" beim Auftritt des Rechtspopulisten Geert Wilders auf einer Schwerpunkt-Demo in Dresden. Die Bewegung ist offensichtlich schon so ausgebrannt, daß sie den niederländischen Rechtspopulisten als Gastredner und Zugpferd in der Hoffnung auf viele Teilnehmer auftreten lies.

Der erhoffte Ansturm an Demonstranten blieb bei der Veranstaltung jedoch aus. Auf 30.000 Teilnehmer hatte Pegida am 13. April 2015 in Dresden gehofft. Doch auch der Gast-Auftritt des Rechtspopulisten Geert Wilders aus den Niederlanden hat der islamkritischen Bewegung nicht den erhofften Zulauf gebracht. Das lag wohl daran, daß ein Ausländer die Rede hielt.

Großspurig hatte Pegida-Cheforganisator Lutz Bachmann 30.000 Menschen angekündet. Er diente sich Islamfeind Geert Wilders an, doch weit weniger wollten die Schmeicheleien des Niederländers hören. Schätzungen zufolge kamen rund 8.000 Anhänger nach Dresden. Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) sieht Pegida auf dem absteigenden Ast. Beobachter warnen indes vor einer wachsenden Radikalisierung.

Die Bewegung habe das Klima im Land, in der Stadt im negativen Sinn "schon massiv beeinflusst", sagte Justus Ulbricht von der sächsischen Landeszentrale für politische Bildung am 14. April im Deutschlandfunk. Die Stimmung in den Gemeinden auch außerhalb Dresdens habe sich radikalisiert. Es gebe Fraktionsbildungen für und gegen Asyl oder Islam, so der Wissenschaftler. "Das politische Klima dreht sich im Land in eine Richtung, die nicht sehr hilfreich und angenehm ist", so Ulbricht.

Die anti-islamische Pegida-Bewegung und die zunehmenden Demonstrationen gegen Flüchtlingsheime schafften ein Klima, "das die Hemmschwelle senkt für gewalttätige Übergriffe", erklärt auch die Parteichefin der Linken, Katja Kipping, am 14. April im ZDF-Morgenmagazin. "Aber das senkt auch die Hemmschwelle, was Morddrohungen gegenüber Politikern anbelangt." Angesichts von Morddrohungen gegen Politiker und Anschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte warnte sie vor einem "Klima der Einschüchterung". Kipping wirft Pegida vor, diese Stimmung befeuert zu haben. "Deswegen ist eins klar: Der Kitt, der Pegida zusammenhält, heißt Rassismus."

Der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders lobte in seiner auf Deutsch gehaltenen Rede unter anderem die "Pegida"-Anhänger als "Helden", weil sie mit ihrem Einsatz die abendländische Kultur verteidigen würden. Außerdem betonte der bekannte Islamkritiker, der nach islamfeindlichen Äußerungen seit Jahren unter Polizeischutz steht, der Islam gehöre nicht zu Deutschland.

Mit seiner Partei für die Freiheit hatte der 51-Jährige bei den letzten Wahlen in den Niederlanden neben seinem Anti-Islam auch auf einen Anti-EU-Kurs gesetzt - damit aber eine Schlappe erlitten.