Samstag, 12. Februar 2022

Europa wieder stark machen

Emmanuel Macron und Olaf Scholz

Europa ist immer nur so stark wie die Teilnahme und Mitwirkung ihrer Mitgliedsstaaten. Europa stark machen bedeutet, die Gemeinschaft erst einmal grundlegend umzubauen. So wie Europa sich derzeit darstellt, ist es schon lange in einer Sackgasse angekommen.

Europa leidet an vielfältigen Mangelerscheinungen: Der Einfluss Deutschlands ist zu groß. Die Demokratie ist ausgehebelt. Entscheidungen fallen in den Hinterzimmern der Staaten. Insbesondere unter Bundeskanzlerin Merkel war das sehr spürbar.

Europa leidet in Eurosklerose - genauer gesagt, an der inneren Sklerose seiner etablierten Strukturen. Damit Europa stark werden kann, muss man erst verkrustete Strukturen aufbrechen. Von der Leyen ist da sicher nicht unbedingt die richtige Galionsfigur.

Samstag, 22. Januar 2022

Die fünfte Welle in der Corona-Krise


Die fünfte Welle in der Corona-Krise ist wie eine selbstgestellt Falle, in der die Politik blindlings hineingetappt und nun ohnmächtig ausgeliefert ist.

Was in der Pandemie fehlt, ist ein durchdachter Gegenentwurf. Der genaue Gegenentwurf dazu ist eine Verantwortungsvolle Polititk Zu den Grundzügen einer verantwortungsvollen Politik gehört vorausschauendes Verhalten. Die Politik hat sich durch Untätigkeit vieler Möglichketien beraubt, die jetzt noch hätte, wenn sie rechtzeitig gehandelt hätte, wie z.B. Impfzentren, höhere Intensivbetten-Kapazitäten, zusätzliche Einstellung von medizinischem Personal.

Die Impfquote von über 80 Prozent der Bevölkerung und das blinde Vertrauen auf dessen Genügen hat sich nicht als ausreichend gegen die Ausbreitung einer weiteren Corona-Welle herausgestellt. Europäische Länder mit höherer Impfquote haben niedrigere Infektionszahlen.

Die Konsequenzen dieser hausgemachten Misere werden vor allem diejenige ausbaden, die sich nicht haben impfen lassen.

Pierre Bourdieu 20. Todestag

Pierre Bourdieu

Pierre Bourdieu starb vor 20 Jahren am 23. Januar 2002 in Paris.Bordieu war ein französischer Soziologe und Sozialphilosoph. Er gehört zu den einflussreichsten Soziologen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts . Er schaffte den Aufstieg von einem jungen unbekannten Mann aus der Provinz bis in höchste Kreise der Gesellschaft von Paris.

Er besuchte dort das Lycée de Pau und wechselte 1948 an das berühmte »Lycée Louis-le-Grand« nach Paris. Nachdem er die Eliteschule der »École Normale Supérieure« durchlaufen hatte, folgte eine außergewöhnliche akademische Karriere. Von 1958 bis 1960 war er Assistent an der »Faculté des lettres« in Algier, wechselte dann nach Paris und Lille und wurde 1964 Professor an der »École Pratique des Hautes Études en Sciences Sociales«. Im selben Jahr begann er, die Reihe »Le sens commun beim Verlag Éditions de Minuit« herauszugeben und erhielt einen Lehrauftrag an der »Ècole Normale Supérieure«. Es folgten Gastprofessuren und Forschungsaufenthalte in Princeton und am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Seit 1975 gab er die Forschungsreihe »Actes de la recherche en sciences sociales« heraus. 1982 folgte schließlich die Berufung an das Collège de France. 1993 erhielt er die höchste akademische Auszeichnung, die in Frankreich vergeben wird, die »Médaille d'or des Centre National de Recherche Scientifique«. 1997 wurde dem Soziologen der »Ernst-Bloch-Preis der Stadt Ludwigshafen« verliehen.

In seinen ersten ethnologischen Arbeiten untersuchte Bourdieu die Gesellschaft der Kabylen in Algerien. Die in der empirischen ethnologischen Forschung gemachten Erfahrungen bildeten die Grundlage für seine 1972 vorgelegte »Esquisse d'une théorie de la pratique« (dt. »Entwurf einer Theorie der Praxis«, 1979).

In seinem wohl bekanntesten Buch »La distinction« (1979, dt. »Die feinen Unterschiede«, 1982) analysiert Bourdieu wie Gewohnheiten, Freizeitbeschäftigungen, und Schönheitsideale dazu benutzt werden, das Klassenbewußtsein auszudrücken und zu reproduzieren. An zahlreichen Beispielen zeigt Bourdieu, wie sich Gruppen auf subtile Weise durch die feinen Unterschiede in Konsum und Gestus von der jeweils niedrigeren Klasse abgrenzen.

Mit »Le sens pratique« (dt. »Sozialer Sinn. Kritik der theoretischen Vernunft«, 1987) folgte 1980 eine ausführliche Reflexion über die konkreten Bedingungen der Wissenschaft, in der Bourdieu das Verhältnis von Theorie und Praxis neu zu denken versucht. Ziel dieser Analysen ist es, die »Objektivierung zu objektivieren« und einen Fortschritt der Erkenntnis in der Sozialwissenschaft dadurch zu ermöglichen, daß sie ihre praktischen Bedingungen kritisch hinterfragt.

Seit dem Beginn der 90er Jahre engagiert sich Bourdieu für eine demokratische Kontrolle ökonomischer Prozesse. 1993 rief er zur Gründung einer »Internationalen der Intellektuellen« auf, deren Ziel darin besteht, das Prestige und die Kompetenz im Kampf gegen Globalisierung und die Macht der Finanzmärkte in die Waagschale zu werfen. Die im selben Jahr gegründete Zeitschrift »Liber« sollte dazu ein unabhängiges Forum bieten. Seine politischen Aktivitäten zielen darauf ab, eine Versammlung der "Sozialstände in Europa" einzuberufen, die den europäischen Einigungsprozeß kontrollieren und begleiten soll.

Pierre Bourdieu wurde am 1. August 1930 in Denguin im Department Pyrénées Atlantiques geboren.

Literatur:

Die feinen Unterschiede Die feinen Unterschiede von Pierre Bordieu