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Samstag, 27. Februar 2010
In letzter Zeit haben die Fälle von kirchlichem Missbrauch im Amt dermaßen zugenommen, das bereits der Eindruck enstanden ist, sexueller Missbrauch gehöre zum kirchlichen Alltag. Solche Exzesse fallen immer dort auf fruchtbaren Boden, wo Macht auf Unterordung und Ergebenheit trifft und ein deutliches Machtgefälle existiert, welches zu sexuellen Übergriffen geradezu einläd. Die Aufkärung macht leider vor den Kirchenmauern halt und hinter den Kirchenmauern herrscht das ewige zölibatäre Schweigen. Geistliche und Ordensbrüder werden da schnell zu Tätern in Talaren.
Die Kirche als Hölle. Wer in dieser Kirchenhierarchie unten steht, hat das Pech der Glücklosen. Da die Geistlichen davon ausgehen konnten, mit Beistand von oben zu rechnen, war das Risiko der Aufdeckung eines Missbrauches der armen und irregeleiteten Kirchensünder gering.
Die katholische Kirche ist hier zu einem schutzlosen Raum verkommen, der zu geistlichen Verfehlungen und zu ungesühnten Übergriffen geradezu verleitet. Die Opfer, sprachlos vor Scham und aus Angst, dass ihnen niemand glaubt, fordern jetzt Entschuldigung und Entschädigung. Die katholische Kirche ist von ihrer geistigen und organisatorischen Konstitution, welche ihr Fundament immer noch im tiefen Mittelalter trägt, anfällig für solche Verfehlungen und Verbrechen. Die katholische Kirche krankt an ihren Strukturen: Überkommene Moralvorstellungen, fehlende Aufklärung, der Zölibat der Priester, eine mittelalterliche Organisationsstruktur und der über allem wehende Mantel des Schweigens aus Angst vor der Macht dieser Kirche laden zu solchen Taten geradezu ein.
Die kirchliche verordnete Unterordung der Gläubigen unter das Kreuz Christi hat den Boden bereitet, der solche sexuellen Verfehlungen überhaupt erst möglich gemacht hat. Die Kirche hatte den verfehlten Priestern einfach nicht erlaubt, Mensch zu sein und so wurden sie zu Peinigern im Dienste Gottes. Eine hohle Geistlichkeit machte sich mit gezielten Griffen unter die Soutane an den Gemächt von jungen Knaben im zarten Alter zu schaffen, die eigentlich unter ihrem Schutz standen. Geistliche haben sich unter grobem Missbrauch ihres Amtes jedoch allzu massenhaft an Schutzbefohlenen vergriffen. Besonders schlimm sind die Verfehlungen der Geistlichen im pädagogischen Bereich anzusehen. Längst reicht Beschwichtigung und Vertuschung als kirchlich verordnete Instrumente hier nicht mehr aus.
In letzter Zeit haben Meldungen über Exzesse unter der Soutane so zugenommen, dass die katholische Kirche - quasi aus Notwehr - jetzt einen Beschwichtigungs- und Vertuschungs-Beauftragten eingestellt hat. Die Opfer, sprachlos vor Scham und aus Angst, dass ihnen niemand glaubt, fordern jetzt Entschuldigung und Entschädigung. Viele Empörte und Betroffene sind bereits vom Glauben abgefallen und haben bereits bekundet, wegen der Exzessvorwürfe aus der Katholischen Liga austreten zu wollen. Der Beauftragte soll sich um die erhobenen Vorwürfe und die beschuldigten Priester kümmern und hat jetzt alle Hände voll zu tun, damit die gebeutelte katholische Kirche wieder zur Ruhe kommt.
Auf seinem Schreibtisch liegt jetzt passend zu dieser Angelegenheit ein Werk von Fjodor M. Dostojewski - einem in Kirchekreisen wenig geschätzten Autor. Es trägt bezeichnenderweise den Namen »Schuld und Sühne«.
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