Das Ende eines jahrzehntelangen Kampfes - so scheint es zumindest:
Eine ganz große Koalition aus Union, FDP, SPD und Grünen wird heute den
Atomausstieg beschließen. Doch davor wird im Bundestag noch einmal
heftig gestritten. Sicherlich eine denkwürdige Debatte der politschen
Akteure, denn es geht um die Frage: Wem gehört der Ausstieg?
Der Beschluss wurde von einer heftigen und hitzigen Debatte über
denAtomausstieg im Bundestag begleitet. Besonders SPD und Grüne haben
versucht, mit einer Lobesrede auf die eigenen Bemühungen den
Atomausstieg für sich zu reklamieren und auf ihre Fahne zu schreiben.
SPD-Chef Sigmar Gabriel bezeichnete im Bundestag den geplanten
Atomausstieg als "energiepolitisches Waterloo" der Bundesregierung. "Denn dieser Ausstieg ist unser Ausstieg - und so wird es bleiben",
sagte er in der abschließenden Debatte über die Energiewende. Damit
Planbarkeit und Berechenbarkeit zurückkämen, stimme die SPD dem jetzt
vereinbarten Atomausstieg bis 2022 zu.
Gabriel warf der Regierungskoalition zugleich vor, das Vorhaben
allein aus Gründen des Machterhalts zu vollziehen. Das Projekt sei kein
Ausdruck von Überzeugung von CDU/CSU und FDP. Noch vor einem halben Jahr
hätten Bundeskanzlerin Angela Merkel und Umweltminister Norbert Röttgen
den Atomkonzernen bis zu 14 Jahre längere Laufzeiten für die Atommeiler
geschenkt. Erst Fukushima habe die Regierung aus Union und FDP zur
Kehrtwende zu rot-grüner Politik gezwungen: "Das ist ein großer Tag der
Genugtuung", sagte Gabriel.
Nach Aussage der Grünen-Fraktionsvorsitzenden Renate Künast ist der
Atomausstieg nur ein Zwischenschritt der Anti-Atomkraft-Bewegung und
ihrer Partei. "Wir sind noch lange nicht fertig, wir fangen jetzt erst richtig an",
sagte Künast im Bundestag. Die Regierung habe die Sicherheit der
verbleibenden Atomkraftwerke nicht geregelt, sagte Künast weiter.
Außerdem gehe es um eine zukunftsfähige, dezentrale und nachhaltige
Energieversorgung. Das "Ja" der Grünen zur Energiewende sei ein "Ja,
aber", betonte Künast. So sei etwa das Ziel, den Anteil der erneuerbaren
Energien auf 35 Prozent zu steigern, nicht ausreichend.
Dennoch könne "gerne das Wort eines großen Konsenses" bemüht werden.
Sie würdigte zugleich die Rolle der Anti-Atomkraft-Bewegung: "Ich
bin heute stolz, auch ein bisschen gerührt, was eine Bewegung, die
diskriminiert, auch kriminalisiert wurde, alles geschafft hat." Die Grünen hatten am Wochenende bei einem Sonderparteitag für die Ausstiegspläne der Regierung gestimmt.
Der Beschluss des Bundestages bedeutet im übrigen nicht, dass er von
einer späteren Regierung nicht wieder rückgängig gemacht werden kann.
Ein endgültiger Ausstieg müsste im Grundgesetz verankert werden, damit
er mit mit 3/4-Mehrheit überstimmt werden kann.
Weblink
Hitzige Debatte über Atomausstieg im Bundestag - Übereinander schimpfen, miteinander stimmen
Blog-Artikel:
Atomausstieg und "German angst"
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