Dienstag, 25. Januar 2011

Leben auf der Gorch Fock: "Wie in einem schlechtem Film"

Die Leichtmatrosin Sarah (Name geändert) hat keine guten Erinnerungen an ihre Zeit auf der “Gorch Fock“. Während ihrer Ausbildung verbrachte die Offizieranwärterin mehrere Wochen auf dem Segelschulschiff der Marine.

Sie war im vergangenen November an Bord, als eine Mitstreiterin beim Klettern in der Takelage aus 27 Metern Höhe auf das Deck prallte und starb. Das Schiff ist seitdem in Verruf gekommen. Zurecht, meint Sarah und berichtet von Drill, Schlafentzug und Schikane an Bord.



Die “Gorch Fock“ galt lange als Vorzeigeschiff der Marine. Die Bilder der herausgeputzten Kadetten machen was her. Auch die Matrosin Sarah war zum Start ihrer Ausbildung an Bord beeindruckt. “Solange das Ganze im Hafen stattfindet - mit Musikkorps und Ausgehuniform - ist das natürlich eine ganz große Sache“, erzählt sie, “die Familie steht am Ufer, winkt mit dem Taschentuch. Das hat wirklich etwas von Seefahrer-Romantik.“


Später, draußen auf der See, war ihre Begeisterung schnell verflogen.
Es ist Leben auf engstem Raum mit rauem Befehlston und straffer Hierarchie. Die Kadetten stehen ganz unten in der Hackordnung. Sie schlafen in Hängematten im Zwischendeck. “Privatsphäre gibt es nicht. Besonders als Frau hat man das Gefühl, sich aufgeben zu müssen“, sagt Sarah.

Deckschrubben mit der Zahnbürste und ständiges Gebrüll - all das sei kein Klischee, berichtet Maria, “da wird gebrüllt, da wird gedrillt, das ist systematisches Schleifen wie in einem schlechten Film.“
Und dazu ständige Übermüdung. Schlaf bekam Sarah an Bord kaum, auch die Kameraden nicht. Koffeintabletten machten die Runde - und Gerüchte, die junge Marinesoldatin, die auf einer Ausbildungsfahrt gestorben war, sei schlicht während der Wache eingeschlafen und deshalb von Bord gestürzt.

Weibliche Rekruten gibt es auf der “Gorch Fock“ kaum - meist nicht mal ein Dutzend unter rund 140 Kadetten. An “eindeutigen und übereindeutigen Angeboten“ habe es wahrlich nicht gemangelt, sagt Maria, “manche Frauen haben das auch als bedrängend empfunden.“ Das Schiff sei in Offizieranwärterkreisen als “größter schwimmender Puff Deutschlands“ verschrien.

Die Zustände an Bord der “Gorch Fock“ kommen nur allmählich ans Licht. Nach dem Tod der jungen Rekrutin im November regte sich Widerstand unter den Kadetten gegen die Schiffsführung, von “Meuterei“ war die Rede. Die Rekruten wurden allesamt nach Hause geschickt, der Schiffskommandant abgesetzt, und Ermittler sollen nun klären, was wirklich an Bord geschah. Die Zukunft des Seglers ist offen.

Sonntag, 23. Januar 2011

Auf dem Weg zum Kommunismus?

Zwanzig Jahre nach dem Ende der DDR - als verblichenem sozialistischen Staat - ruft die Linkspartei wieder offen den Kommunismus als politisches Ziel aus. Die Vorsitzende der Linken Gesine Lötzsch ermuntert ihre Partei, „viele unterschiedliche Wege“ zum Kommunismus - wie in einem Selbstbedienungsladen - auszuprobieren.

Ein für allemal fertige Lösungen gibt es nicht. Radikale Realpolitik steht im ­offenen Spannungsfeld von Reformen innerhalb der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung und der Perspektive einer Gesellschaft jenseits des Kapitalismus.

Doch damit erweist sie ihrer Partei einen Löwendienst. LINKE-Fraktionschef Gregor Gysi hat sich von den Kommunismus-Äußerungen der Parteivorsitzenden Gesine Lötzsch distanziert. »Wir können mit dem Begriff Kommunismus unsere Ziele nicht erklären«, sagte Gysi dem »Tagesspiegel«. Lötzschs Formulierungen seien »missverständlich«.

Weblinks:

Wege zum Kommunimus - Der Artikel in der Tageszeitung »Junge Welt«

Das Gespenst des Kommunismus - Neues Deutschland - Dossier

Freitag, 21. Januar 2011

Kommentare zu »Wege zum Kommunismsu ausprobieren«

Einige ausführliche Kommentare zu dem erschienen Artikel
»Unnötige Debatte angestossen«
habe ich als Anlass zur folgender Stellungnahme genommen:

Der von Frau Lötzsch angeregte Ansatz, Wege auszuprobieren, die zum Ziel einer gerechteren Welt führen, ist vom Prinzip her richtig und auch notwendig. Wer wollte das auch ernsthaft bestreiten?

Dennoch hat sie ein unnötige Debatte angestossen, die um den Begriff Kommunismus kreisst, aber die Idee einer gerechteren Welt vernachlässigt.

Eine gerechtere Politik für die Zukunft ist tatsachlich nur auf dem Wege des Lernens möglich. Nur wenn aus den Fehlern gelernt wird, kann eine zukünftig gerechtere Welt entstehen! Nur wer aus Fehlern lernt, kann eine bessere Zukunft erschaffen.

Zur Zeit erleben wir allerdings eine vollkommen gegenläufige Entwicklung.
Durch vielfältige Krisen werden die Verteilungspielräume der Politik immer geringer, die soziale Ungerechtigkeit nimmt stetig zu und die Politik nimmt diese einfach hin, da sie keine Mittel bereitstellen will oder hat, dass Ruder wieder herumzureißen.

Und was noch schlimmer ist: die Politk ist nicht bereit, aus ihren Fehlern zu lernen, sondern macht immer neue Fehler, die sich negativ auf die Zukunft auswirken werden.

Gerade deswegen sind Denkanstösse zur Korrektur der derzeitig auftretenden Fehler dringender denn je notwendig! Auf diesem Wege kann auch die Schöpfung als Ganzes bewahrt und geschützt werden. Frau Lötzsch hat vielleicht unbewusst den Anfang dazu gemacht.