Sonntag, 4. Januar 2015

»Hartz IV und die Folgen: Auf dem Weg in eine andere Republik?« von Christoph Butterwegge

Hartz IV und die Folgen: Auf dem Weg in eine andere Republik?
Hartz IV und die Folgen:
Auf dem Weg in eine andere Republik?


Durch die Hartz-Reformen ist Deutschland zu einer anderen Republik geworden. Denn dieses Gesetzespaket hat nicht bloß das Armutsrisiko von (Langzeit-)Arbeitslosen und ihren Familien erhöht, sondern auch einschüchternd und disziplinierend gewirkt.

Belegschaften, Betriebsräte und Gewerkschaften wurden unter Druck gesetzt, Lohn- und Gehaltseinbußen sowie schlechtere Arbeitsbedingungen zu akzeptieren. Ein ausufernder Niedriglohnsektor gehörte ebenso zu den Folgen wie gesellschaftliche Entsolidarisierungstendenzen und größere soziale Kälte.

»Hartz IV« ist europaweit die berühmteste Chiffre für den Abbau sozialer Leistungen und gilt hierzulande als tiefste Zäsur in der Wohlfahrtsstaatsentwicklung nach 1945: Zum ersten Mal wurde damit eine für Millionen Menschen in Deutschland existenziell wichtige Lohnersatzleistung, die Arbeitslosenhilfe, faktisch abgeschafft und durch eine bloße Fürsorgeleistung, das Arbeitslosengeld II, ersetzt.

Aber mehr als das: Durch die »Agenda 2010« des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder, die Hartz-Reformen und besonders das am 1. Januar 2005 in Kraft getretene »Vierte Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt« ist Deutschland zu einer anderen Republik geworden.

Butterwegge stellt treffend fest, dass hier nicht nur einige Stellschrauben an bestimmten Fördermitteln und Forder-Haltungen „gedreht“ wurden, sondern letztendlich eine „Restrukturierung der Gesellschaft“ von statten ging, in deren Gefolge tradierte Strukturen in Teilen stark bis völlig verändert wurden.

Die Deregulierung des Arbeitsmarktes, die Liberalisierung (und teils starke Ausweitung) der Leiharbeit), die hohe Zunahme des Niedriglohnsektors, vielleicht einfach auch das Denken mancher Industrielenker, möglichst kreativ möglichst wenig Lohn zu zahlen und eine Flankierung dieses Denkens durch nun offizielle politische Rahmungen samt der „enger Fassung“ des einzelnen Transferleistungsempfängers mitsamt einer weitreichenden Offenlegung all seiner persönlichen Verhältnisse.

So stellt Hartz IV , bei allen auch positiven Entwicklungen - denen sich Butterwegge im Buch weitgehend nicht zuwendet, bzw. diese anderes deutet als der Chor der Lobsänger der Reform - für den Wirtschaftsstandort Deutschland, eine tiefe Zäsur im Verständnis und der Praxis des gewachsenen Wohlstandsstaates dar und gilt nicht zu Unrecht als eines der bekanntesten Symbole für Sozialabbau in den westlichen Industrieländer.

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Hartz IV und die Folgen: Auf dem Weg in eine andere Republik?
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Samstag, 3. Januar 2015

Zehn Jahre Hartz IV

Hieronymus Bosch Christ carrying the Cross

Hartz IV - so heißt das am 1. Januar 1995 eingeführte Arbeitslosengeld II - die deutsche Antwort auf die verpasste Anpassung an die Globalisierung. Was vorher als Anpassung durch Wirtschaft und Politik versäumt wurde, ist durch die Einführung von Hartz IV nachgeholt worden. Hartz IV bedeutete nichts anderes als das Ende des Sozialstaates wie man ihn bisher kannte.

Hartz IV wurde eingeführt, um einen Kollaps des Sozialssystems zu verhindern, bewirkte vor allem aber eine Umverteilung von unten noch oben und eine systematische Ausplünderung der unterern Gesellschaftsschichten. Vor zehn Jahren nahm das soziale Elend seinen Anfang. Mit ihm wurden die frühere Arbeitslosenhilfe und die Sozialhilfe für erwerbsfähige Hilfebedürftige zu einer Grundsicherung zusammengefasst, die gerade mal dem soziokulturellen Existenzminimum entspricht.

Hieronymus Bosch The Garden Of Earthly Delights

Seit zehn Jahren gibt es die Grundsicherung für Arbeitslose namens Hartz IV, das Land leistet sich eine gesellschaftlich verordnete Armut am Rande des Existenzminimums und damit zugleich eine gesellschaftliche Umverteilung von unten nach oben auf dem Wege der Repression. Die Wirksamkeit von Hartz IV muss dabei mit Mitteln der Repression durchgesetzt werden.


"Besonders tief und voll Empörung fühlt man die pekuniäre Störung."

Wilhelm Busch

Betrachtet man Hartz IV als Ausdruck des Versagens der politischen und ökonomischen "Eliten" im Zuge der Globalisierung angemessesene Beschäftigung herbeizuführen, so fällt die Bilanz dieser "Reform" nüchtern aus. Außer der angestreben Kosteneinsparung im Sozialbereich funktioniert an dieser "Reform" nichts, die angestrebten Beschäftigungseffekte dieser "Reform" sind ausgeblieben.

Doch der Schein des "Funktionierens" dieser sog. "Reform" muss von politischen Ideologen unbedingt nach außen aufrechterhalten werden. Solange die Scham der Betroffenen größer ist als deren Wut und Empörung, wird dieses gesellschaftlich verordnete repressive Zwangssystem weiterbestehen. Was muß das wohl für ein Land sein, das Armut gesetlich verordnet?

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Hartz IV und die Folgen: Auf dem Weg in eine andere Republik?
Hartz IV und die Folgen: Auf dem Weg in eine andere Republik?
von Christoph Butterwegge

Blog-Artikel:

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Donnerstag, 1. Januar 2015

In Deutschland gilt der flächendeckende Mindestlohn

In Deutschland gilt der flächendeckenden Mindestlohn, flächendeckender Mindestlohn


Seit 1. Januar gilt in Deutschland der flächendeckende Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde. Angestellte sollen davon profitieren, doch Betriebe stellt das neue Gesetz vor manche Probleme.

Unternehmen, die sich auf Beschäftigung auf Niedriglohn-Niveau eingerichtet haben, werden große Schwierigkeiten bekommen. So mancher Kleinunternehmer wird enorme Schwierigkeiten bekommen, aber es muss damit Schluss sein, dass ein Mensch der voll arbeitet noch vom Sozialamt Unterstützung braucht.

Die Mindestlöhne sind seit langer Zeit überfällig. Doch Mindestlöhne in einer Höhe, die nichts daran ändern, daß jede Menge Aufstocker weiterhin Aufstocker bleiben, verbessern absolut nichts. Dagegen wird es vermutlich ein Massensterben von Betrieben geben, die gezwungen sind, die Preise zu erhöhen, dadurch nicht mehr konkurrenzfähig sind und schließen müssen.

Letzteres wäre kein Problem, wenn nicht zuvor ein riesiger Teil seriöser Betriebe durch die jahrelange schlechte Wirtschaftspolitik ruiniert worden wäre. Die Mindestlöhne sind seit langer Zeit überfällig. Doch Mindestlöhne in einer Höhe, die nichts daran ändern, daß jede Menge Aufstocker weiterhin Aufstocker bleiben, verbessern absolut nichts.

Dagegen wird es vermutlich ein Massensterben von Betrieben geben, die gezwungen sind, die Preise zu erhöhen, dadurch nicht mehr konkurrenzfähig sind und schließen müssen. Letzteres wäre kein Problem, wenn nicht zuvor ein riesiger Teil seriöser Betriebe durch die jahrelange grottenschlechte Politik ruiniert worden wäre.