Montag, 9. Januar 2023

Bolsonaro-Anhänger stürmen Regierungsgebäude in Brasilia

Bolsonaro-Anhänger in Brasilia

In der brasilianischen Hauptstadt haben Anhänger des ehemaligen Präsidenten Jair Bolsonaro mehrere Regierungsgebäude gestürmt. Erst nach Stunden brachte die Polizei die Situation unter Kontrolle.

Gegen 15 Uhr Ortszeit stürmten Tausende mutmaßliche Anhängerinnen und Anhänger des rechtsextremen Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro, der als Trump Brasiliens gilt, das Regierungsviertel in Brasilia. Wie vor zwei Jahren in den USA hat ein aufgehetzter Mob, welcher die Wahlniederlage nicht akzeptieren wollte, Regierungsgebäude gestürmt und randaliert. Viele mit Nationalflagge oder im Trikot der brasilianischen Nationalmannschaft. Sie schlugen die Fenster des Kongressgebäudes ein, beschmierten Wände - hinterließen ein Bild der Zerstörung.

Das überforderte Militär auf dem Gelände der Regierungsgebäude war auf die Übergriffe der Bolsonaro-Anhänger nicht vorbereitet und zu schwach ausgestattet, um diese zu verhindern.

Nun hat auch in Brasilien ein aufgehetzter rechtsradikaler, faschistischer Mob den gewaltsamen Aufstand geprobt, gegen jede demokratische Regel. Was vor einiger Zeit noch völlig unvorstellbar erschien, ist entsetzliche Wirklichkeit. Und letztlich verantwortlich für diesen schockierenden Gewaltausbruch ist niemand anderes als Amerikas Ex-Präsident Trump mit seinen dreisten Lügen von der angeblich "gestohlenen" Wahl, die in Wirklichkeit er selbst massiv versucht hat, zu fälschen. Immerhin distanziert sich Bolsonaro offiziell von der Gewalt seiner Anhänger, die auch er mit zu verantworten hat. Anders Trump und dessen Partei, die Republikaner, die trotz aller Tatsachen in großen Teilen immer noch diese unverschämte Lüge unterstützen und befeuern, eine Partei, welche die Mehrheit im Repräsentantenhaus inne hat, eine Gefahr für die Demokratie - nicht nur in den USA.

Auch wenn sich der abgewählte Präsident Bolsonaro ins ferne Florida davon gemacht hat, trägt er die Verantwortung für diesen Aufstand. Während seiner Amtszeit hat er beständig gegen das Wahlsystem Brasiliens geätzt und beleglos von möglichem Wahlbetrug fantasiert. Schon damals ahnte er, dass er bei den Wahlen nicht bestehen würde und brauchte eine 'Betrugslegende'. Die Aufhetzung trägt nun bittere Früchte.

Präsident Lula da Silva machte seinen Vorgänger Bolsonaro für die Ausschreitungen verantwortlich und forderte Aufklärung: "Wie werden herausfinden, wer diese Vandalen finanziert hat. Wir werden die Hintermänner finden und sie mit der Macht des Gesetzes dafür bezahlen lassen. Für diese verantwortungslose, antidemokratische Tat dieser Vandalen und Faschisten", so das Staatsoberhaupt. Der Präsident beschuldigte das Militär, bei den Übergriffen der Bolsonaro-Anhänger versagt zu haben.

Sonntag, 25. Dezember 2022

Weihnachten in Bethlehem

Weihnachten in Bethlehem

In Bethlehem ist diese Weihnachten wieder mehr los in der palästinensischen Stadt, die als Geburtsort von Jesus Christus verehrt wird. Nach der schwierigen Zeit der Corona-Pandemie feiert Bethlehem diesmal wieder Frohe Feiertage. Die Pilger sind wieder da, wenn auch nicht so zahlreich wie vor Corona.

Weihnachten wird in Bethlehem nicht einmal, sondern gleich dreimal gefeiert. Die Armenier, die Römisch-Katholischen, die hier auch als Lateiner bezeichnet werden, die Griechisch-Orthodoxen - jeder folgt seinem eigenen Kalender, daher unterscheiden sich die Daten von Weihnachten.

Die drei großen christlichen Gemeinden, die sich die Kirche teilen, feiern alle sehr fröhlich für eine lange Zeit Weihnachten. Wir sprechen da von rund zwei Monaten.

Zuerst feiern die Römisch-Katholischen am 24. und 25. Dezember Weihnachten - und zwar gemeinsam mit den Protestanten. Ihre Referenz ist der Gregorianische Kalender, der im 16. Jahrhundert von Papst Gregor eingeführt wurde.

Am 24. Dezember begleiten traditionell die palästinensischen Pfadfindergruppen den Einzug des lateinischen Patriarchen von Jerusalem in die Geburtskirche. Um Mitternacht findet dort dann eine Messe statt.

Als nächstes feiert die griechisch-orthodoxe Gemeinde am 6. und 7. Januar 2023 Weihnachten, gemeinsam mit anderen kleineren Kirchen, wie etwa die assyrische oder koptische Gemeinde. Die orthodoxen Kirchen verwenden noch immer den julianischen Kalender, der von Julius Caesar im Jahr 45 vor Christus eingeführt wurde.

Was die Weihnachtszeit in Bethlehem wirklich lange hinzieht, ist die Tatsache, dass die armenische Kirche ihr Weihnachtsfest erst am 18. und 19. Januar feiert. Die Armenier sind die letzte Gruppe, die Weihnachten in Bethlehem feiert.

Die Weihnachtszeit beendet ein schwieriges Jahr im israelisch-palästinensischen Konflikt. Nach Angaben der Vereinten Nationen war 2022 das tödlichste Jahr seit der UN-Datenerhebung 2005. Mindestens 140 Palästinenser wurden in diesem Jahr im Westjordanland getötet. Nach israelischen Angaben kamen mindestens 31 Israelis und Ausländer ums Leben.

Als Anfang Dezember ein junger Palästinenser in einem Flüchtlingslager in Bethlehem während einer Razzia des israelischen Militärs getötet wurde, blieb der Weihnachtsbaum für einen Abend dunkel; Geschäfte und Restaurants traten in einen eintägigen Generalstreik.

Samstag, 24. Dezember 2022

"Gemeinsam kommen wir durch diese Zeit"

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier steht im Schloss Bellevue, hinter ihm ein geschmückter Weihnachtsbaum.

Alle Jahre wieder das gewohnte Ritual der Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten. Man weiß nicht, wie viele Menschen ihm zuhören und ob er damit etwas bewegt bzw. die Menschen bewegt. Für viele ist der Bundespräsident sehr sehr weit von seinem Volk entfernt. Und so werden seine Auftritte inszeniert, doch das wahre Leben spielt auf einer anderen Bühne. Um so länger man darüber nachzudenkt, könnte man gut auf dieses Amt verzichten.

Mit Hinblick auf den Ukriane-Krieg und der Energiekrise ruft Steinmeier zum Zusammenhalt der Bevölkerung auf. Der Herr der salbungsvollen Worte betont: "Gemeinsam kommen wir durch diese Zeit". - Nur wie die Menschen durch diese Zeit kommen, daß wird ja sehr unterschiedlich sein. Bestimmte Leute sehr gut-wie immer. Andere mit kälterem Zimmer und inflationsbedingt (und ohne Ausgleich) mit weniger Lebensstandard. "Gemeinsam kommen wir durch diese Zeit." - Das wäre tatsächlich gut, wenn es so wäre.

Natürlich ist es die Aufgabe eines Bundespräsidenten, zu Zusammenhalt aufzurufen, den Zusammenhalt zu vermitteln und auch einzufordern. Eines haben diese Ansprachen als zentrale Aussage. Wenn es eng wird, dann kommt das "Gemeinsam"! Das wird aber schnell wieder vergessen wenn eine gewisse Normalität zurück ist. Dann geht es um das bezahlen und da ist das "Gemeinsam" schnell wieder vom Tisch.

Ihr Kinderlein höret! - Die Rede enthielt keine politische Botschaft zur Beendigung des Kriegee in der Ukraine. Seine Ansichten mögen ja gut gemeint sein. Es interessiert mich aber persönlich nicht mehr, was mir da als Weihnachtsansprache verkauft wird. Es klingen wieder diese ewigen Durchhalteparolen mit. Auch die mögen eventuell gut gemeint sein, wenn die Personen die sie verkünden auch ehrlich wären.

Wie vieles andere haben sich Weihnachtsansprachen überholt - weil die Lebenswirklichkeiten zwischen dem Sprecher und den Hörern fundamental unterschiedlich sind und deshalb wenig glaubhaft. Das beschworene Gemeinschaftsgefühl soll die Politik der Regierung rechtfertigen. Allerdings ist im Artikel mehr von einem "Weiter so" des Krieges die Rede, als vom Frieden. In einer echten Weihnachtsansprache, um dem Fest in seiner Bedeutung gerecht zu werden, hätten Wege zum Frieden aufgezeigt werden müssen. Wer wirklich Frieden will, muss ihn wollen! - und nicht an Bedingungen knüpfen, die keine Seite bereit ist zu erfüllen. Das ist die Sache von Verhandlungen und zu denen muss es erst einmal kommen.

Steinmeier sollte mal die Augen und Ohren und alle anderen Sinne aufmachen, denn er wirkt wie Ebenezer Scrooge. Wenn er nicht weiß, wer das ist, kann er das bei Charles Dickens nachlesen.

Ach, das Leben geht weiter und irgendwie kommen die Menschen auch durch diese Zeit, denn gemeinsam kommen sie schließlich durch jede Zeit. - Hallelujah!