Freitag, 13. Dezember 2013

Nach Mandelas Tod wächst die Sehnsucht

Nelson Mandela

Mit Nelson Mandela ging einer der letzten Großen der Geschichte - eine epochale Ikone, die für Freiheit und Gerechtigkeit gestanden hat. Mandela verkörperte die Sehnsucht nach versöhnendem Geist über den Widrigkeiten und Ungerechtigkeiten des Lebens. Das Zeitalter der Menschheitsführer, die im Alleingang Epoche machten, geht zu Ende. Die Freiheitshelden von morgen können nur gemeinsam siegen.

Mit seinem Tod ist Nelson Mandela vom Nationalhelden Südafrikas in den Heiligenstand erhoben. Schon zu Lebzeiten galt der Friedensnobelpreisträger, der vom Gefangenen des Apartheid-Regimes zum ersten schwarzen Präsidenten aufstieg, als Legende, eine Sagenfigur der Realgeschichte. Mit seienm Tod ist der unerschrockene Freiheitskämpfer zu einer unsterblichen Figur geworden.

Nelson Mandela hat mit seinem Leben ein modernes Märchen erzählt, das Wirklichkeit wurde und zugleich selbst den Zeitzeugen unglaublich erschien. Seine Leistung wirkt übermenschlich, seine revolutionäre Botschaft, dass selbst die Schwächsten mit dem Geist unbeirrbarer Liebe und Versöhnung ein Gewaltregime von Hass und Trennung zu überwinden vermögen, trägt religiöse Züge.

„Die schwebst über der Welt wie ein Komet und hinterlässt ein Licht, dem wir folgen sollten“, sprach Mandelas Enkel Zozuku Dlamini im Stadion von Johannesburg große Worte für den Geehrten. „Mandelas Geist wird ewig leben“, sagte Chinas Vizepräsident Li Yuanchao, als „Leuchtfeuer der Hoffnung und Menschenrechte“, so UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, und für US-Präsident Barack Obama war er „der große letzte Freiheitskämpfer des 20. Jahrhunderts“ – „ein Gigant der Geschichte“, vereint zur Dreifaltigkeit mit Mahatma Ghandi und Martin Luther King.

Die Größe des Geehrten, die aus den Huldigungen spricht, überwältigt die Hinterbliebenen, nicht, weil Nelson Mandelas Verdienst das menschliche Maß übersteigt, sondern weil es in der heutigen Welt kaum noch möglich erscheint, einem einzelnen Menschen eine Lebensleistung mit solcher einheitsbildender und sinnstiftender Kraft zuzutrauen. „Es könnte durchaus sein, dass er der letzte große Mensch war“, schrieb der südafrikanische Schriftsteller J.M. Coetzee in einem Nachruf. „Denn der Gedanke der Größe verschwindet allmählich im Dunkel der Geschichte.“

Mehr denn je ist die Weltgemeinschaft heute miteinander verbunden und aufeinander angewiesen, teilt die Menschheit mehr oder weniger das gleiche Schicksal. Aber im unüberschaubaren Dickicht der Beziehungen, Abhängigkeiten und Interessen, schwindet die Hoffnung, dass einzelne Männer oder Frauen künftig ähnlich geschichtsmächtige Wirkung durch ein Lebenswerk erzeugen könnten. Die Sehnsucht nach dem Heiligen, nach einem versöhnenden Geist, der verbindliche Werte verkörpert, die Sinn und Einheit über alle Grenzen des Trennenden hinaus zu stiften vermögen, wird dadurch auch in der säkularisierten Welt nicht geringer.

Nelson Mandela war eine solche Lichtgestalt, welche die Sehnsucht nach einem versöhnenden Geist über den Gegensätzen erfüllen konnte. - Möge er anderen Vorbild sein und Beispiel geben!

Literatur::

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Bekenntnisse
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