Der Präsident des mächtigen FC Bayern soll ins Gefängnis - wie
reagiert Deutschland auf das Urteil für Uli Hoeneß? - Die Reaktionen auf
den Urteilsspruch aus München sind geteilt. In der Fußball-Bundesliga
regt sich Mitleid, Politiker von SPD und Grünen loben dagegen den
Richterspruch.
Die Person Uli Hoeneß hat schon immer polarisiert. Das ist auch nach
dem Urteil im Steuerprozess des Bayern-Präsidenten so. In ersten
Reaktionen zeigten sich Verantwortliche aus der Fußball-Bundesliga
betroffen: "Ich bin einfach nur traurig, und Uli tut mir unendlich
leid", sagte Heribert Bruchhagen, Vorstandschef von Eintracht Frankfurt.
"Ich bin sehr erschrocken über die Vorstellung, dass Uli für seinen
Fehler so heftig büßen muss." Bruchhagen sitzt im Vorstand der DFL und
des DFB.
"Die Verdienste von Uli Hoeneß um den deutschen Fußball bleiben
trotz seines von ihm selbst eingestandenen Fehlverhaltens unberührt",
sagte Ligapräsident Reinhard Rauball. Die Bewertung des Urteils sei
Sache der Verantwortlichen des FC Bayern München.
DFB-Präsident Wolfgang Niersbach sagte, "die Dimension des gesamten
Vorgangs, wie er in den letzten Tagen publik wurde", habe auch den
Verband überrascht. "Die großen Verdienste von Uli Hoeneß für Bayern
München und den gesamten deutschen Fußball bleiben unabhängig von diesem
Prozess bestehen."
Die kickende Zunft hielt sich auffallend bei den Kommentaren zurück.
Kein Fussballer wollte zunächst etwas kommentieren. Nur
Ex-Nationalspieler Christoph Metzelder kritisierte die öffentliche
Debatte über den Prozess. "Jetzt, da Justitia gesprochen hat, könnte die
Häme aufhören!", twitterte Metzelder.
Auch Hoeneß' alter Intimfeind Christoph Daum äußerte sich: "Ich
denke nur an den Menschen Uli Hoeneß und seine Familie. Ich wünsche
ihnen allen viel Kraft. Die werden sie nun brauchen, um diese schwierige
Zeit gemeinsam gut durchzustehen", sagte Daum. Derzeit ist er Trainer
des türkischen Fußball-Erstligisten Bursaspor.
Auf der politischen Bühne sorgte das Urteil ebenfalls für Aufsehen.
Die Grünen-Politikerin Renate Künast bezeichnete das Urteil im
Steuerprozess als richtig. "Die Haftstrafe ohne Bewährung war
unausweichlich. Angesichts der riesigen Summen konnte das Gericht nicht
anders entscheiden", sagte Künast. Die Ex-Fraktionschefin ist
Vorsitzende des Bundestags-Rechtsausschusses.
Ihre Parteifreundin Claudia Roth sprach ebenfalls von einem
"richtigen Urteil". Denn es zeige, dass es keinen Malus oder Bonus für
Prominente gebe. "Auch ein Uli Hoeneß muss Steuern zahlen", so die
Grünen-Politikerin. "Mir ist schleierhaft, wie eine Privatperson mit
solchen Summen hantieren kann."
Der stellvertretende SPD-Chef Ralf Stegner zeigte sich mit dem
Richterspruch zufrieden. "Das Urteil aus München wirkt gerecht, weil es
um erhebliche Kriminalität gegen das Gemeinwesen geht und die Tat nicht
strittig ist."
Sein Parteikollege Joachim Poß sprach von einem "Urteil mit
Augenmaß". Es drücke das Ausmaß des Schadens aus, das Hoeneß angerichtet
habe. "Aber es wird ihm auch manches zugerechnet worden sein, was er
geleistet hat", sagte der SPD-Abgeordnete. Hoeneß müsse sich nun "bei
den Fans entschuldigen".
Auch von der Union kam Lob für das Urteil des Münchner Landgerichts.
Nach Ansicht des Parlamentarischen Staatssekretärs im
Bundesfinanzministerium, Michael Meister, werde es sich positiv auf die
Steuermoral in Deutschland auswirken. "Es zeigt sich, dass es sich nicht
lohnt, Steuern zu hinterziehen", sagte der CDU-Politiker der
"Rheinischen Post".
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sagte, er sei
"zuallerst menschlich betroffen, weil eine Freiheitsstrafe natürlich für
jeden Menschen, und damit auch für Uli Hoeneß, ein gravierender
Eingriff ist". Als Politiker und Ministerpräsident habe er das Ergebnis
eines rechtsstaatlichen Prozesses zu respektieren. Auf die Frage, ob
Hoeneß als Präsident und Aufsichtsratschef von Bayern München noch
tragbar sei, betonte Seehofer, nun werde der Verein erst einmal selbst
diskutieren und entscheiden. "Ich möchte das als Ministerpräsident nicht
begleiten."
Die Vize-Chefin der Linkspartei Sahra Wagenknecht kommentierte: "Wer
betrügt, der sitzt." Der Prozess habe gezeigt, dass das Instrument der
strafbefreienden Selbstanzeige abgeschafft werden müsse. Für die
hinterzogene Summe von fast 30 Millionen Euro müsse eine
Krankenschwester tausend Jahre arbeiten, sagte Wagenknecht. "Bei solchen
Summen kann es keine andere Lösung als eine Haftstrafe geben."
Uli Hoeneß wurde wegen Steuerhinterziehung zu dreieinhalb Jahren
Haft verurteilt. Das Landgericht München II stufte seine Selbstanzeige
zu einem Schweizer Konto am Donnerstag als nicht strafbefreiend ein und
befand ihn der Steuerhinterziehung für schuldig. Das Gericht blieb mit
seinem Urteil zwei Jahre unter der Forderung der Staatsanwaltschaft.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Hoeneß bleibt also auf
freiem Fuß. Die Verteidigung des Bayern-Präsidenten will Revision
einlegen. Hoeneß nahm das Urteil weitgehend regungslos auf. Er blickte
zu Boden, seine Mundwinkel zuckten.