Eine Analyse der deutschen Leitmedien durch das Schweizer
Medienanalyseunternehmens „Mediatenor“ ergab, dass im März 2015 „etwa 65
Prozent der Berichte eindeutig negativ und nur gut drei Prozent
eindeutig positiv“ waren. In den Medienveröffentlichungen wurden weniger
konkrete Inhalte besprochen , sondern vielmehr die Beziehungen zwischen
den Verhandlungspartnern beschrieben.
Die Partei, die im griechischen Wahlkampf die meisten Stimmen bekam
(Syriza), wurde als „linkspopulistisch“ abgewertet. Alexis Tsipras, der
Parteivorsitzende der Syriza, bekam Attribute wie „Menschenfänger“ (Die
Zeit), „Euro-Schreck“ (Die Welt kompakt), „Revoluzzer“ (Süddeutsche
Zeitung).
Die FAZ warf ihm „Ideologie und Überheblichkeit“ im Denken vor, wobei er
wie ein Kind Wunschträumen nachjage und sich pragmatischen Überlegungen
gegenüber verschließe. Im Spiegel online beschreibt seine Politik als
„Irrlichterei“, Tsipras und Varoufakis seien Trickser und Spieler, die
im Schuldenpoker hohe Einsätze machten.
Viele Kommentare stützen sich auf Äußerlichkeiten, die als unangemessen
empfunden werden: Tsipras und Varoufakis tragen keine Krawatten und
fallen durch lässiges Auftreten auf. Laut Zeit online befänden sie sich
im „Club der linken Dandys“. Ausgiebig zitiert werden deutsche
Politiker wie Klaus-Peter Willsch (CDU) mit seiner Behauptung, Athen
produziere nur „Gläubigerhass der widerlichsten Art“.
Die Berichterstattung der deutschen Leitmedien lenken auf diese Weise ab
von den Ursachen und Auswirkungen der humanitären und sozialen Krise in
Griechenland, für die die so genannten EU-Geberländer eine erhebliche
Mitverantwortung tragen. Einseitig werden die Forderungen der so
genannten Troika dargestellt. Eine ernsthafte Diskussion der
griechischen Lösungsvorschläge findet fast nicht statt.
Und unsere Lokalpresse (Hessisch-Niedersächsische Allgemeine, HNA)) steht dem in nichts nach:
Finanzminister Varoufakis „liebt die Effekthascherei“, trägt „das Image
des coolen Polit-Rebellen“ mit „Hang zur Theatralik“. (Takis Tafos)
Werner Kolhoff zitiert CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer: „Diese linken Geisterfahrer ...“
Detlef Drewes nennt die griechischen Verhandlungsangebote „theoretische Spielereien“.
Und Tibor Pézsa spricht von einer „verzweifelten Ideensuche der Griechen nach maximalem Erpressungspotenzial“.
Da scheint es eine einheitliche Linie der Redaktion zu geben. Dies
könnte ein Anlass sein, die HNA umzutaufen in „Hässlich-Niederträchtige
Allgemeine“.
Langfassung des zugrunde liegenden Artikels: www.gew-hessen.de unter Veröffentlichungen HLZ 7-8/2015
Konkret zum Kampagnenjournalismus der BILD-Zeitung:
www.otto-brenner-shop.de/uploads/tx_mplightshop/2011_04_06_Bildstudie_Otto_Brenner_Stiftung.pdf und www.bild-studie.de
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Dienstag, 7. Juli 2015
Deutsche Leitmedien: Stimmungsmache gegen Griechenland
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