Sonntag, 30. Januar 2011

»Seefahrt ist not« - Die Deutschen und Gorch Fock

Auch auf einem Segelschiff herrscht eine eigene Sprache, die in einem knarzenden Befehlston von den Offizieren an Deck übermittelt wird.

"In die Wanten!", lautet ein gängiger Befehl auf See und ist doch wie das Kielholen oft als Strafe gedacht. Kapitäne weisen damit aufsässige Matrosen in die Schranken und stellen ihre Autorität wieder her. Alles ist eine Frage von Befehl und Gehorsam, Drill und Schliff - im Roman und noch viel mehr im echten Leben.

Gorch Fock
 
"Seefahrt ist not", wusste schon Gorch Fock, der unter seinem Pseudonym als Heimatdichter das Lied vom Meer und dem Leben der Hochseefischer heroisierend zu singen wusste. Als Johann Wilhelm Kinau ist er Ende August 1916 in der berühmten Seeschlacht am Skagerrak gefallen. Es war die größte Flottenschlacht des Ersten Weltkriegs mit 2551 Tote und 507 Verwundeten allein auf deutscher Seite. Gorch Fock hatte Dienst als Ausguck auf dem vorderen Masten.

Faschismus wird in Italien gesellschaftsfähig


In Italien sind wieder "Duce"-Rufe zu hören, und das auch bei Auftritten Berlusconis. Die rechte Gesinnung erfährt eine Aufwertung und ist gesellschaftsfähig. Und nicht nur Ewiggestrige feiern Mussolini.

An seinem Wahlbündnis beteiligte Silvio Berlusconi im großen Stil extreme Rechte und Neofaschisten. Mit "Duce, Duce"-Rufen und dem ausgestreckten Arm feiern sie Berlusconi.

Hinter der Maske des Gauklers und Lebemannes verbirgt sich bei Berlusconi ein knallharter, rechter Politiker, in dessen Amtszeiten eine Verharmlosung des italienischen Faschismus bis hin zur "Rehabilitierung" Mussolinis möglich und gewünscht ist.

Über die Wiederaufwertung des Faschismus hat der Schriftsteller Aram Mattioli jetzt ein Buch geschrieben. Aram Mattioli lehrt Neueste Geschichte an der Universität Luzern. In jüngster Zeit machte er sich einen Namen als einer der führenden Faschismusexperten des deutschsprachigen Raums.

"In den letzten Jahren gibt es eine Tendenz zur Entfaschisierung des Faschismus", erklärt Mattioli. Dadurch, dass der Faschismus "entfaschisiert" wird, wird er in Italien wieder gesellschaftsfähig. "Was der Faschismus wirklich historisch dargestellt hat, wird entkernt. Er wird banalisiert, trivialisiert, geschönt, versüßt."

Durch die Verharmlosung und Banalisierung des Faschismus kann der "Duce" nun eine Rückkehr in Italiens Gesellschaft feiern.


Viva Mussolini



"Viva Mussolini". Die Aufwertung
des Faschismus im Italien Berlusconis,
von Aram Mattioli

Schöningh Verlag, 2010.
201 Seiten, 19,90 EUR
ISBN-13: 978-3506769121

Samstag, 29. Januar 2011

Die Regierung soll gehen, Mubarak will bleiben




Für die all die despotischen Herrscher in den Ländern Nordafrikas wird es immer ungemütlicher. Dafür sind die Ägypter nicht auf die Straße gegangen: Um kurz nach Mitternacht versprach der langjährige Machthaber Husni Mubarak in einer TV-Ansprache Reformen und eine neue Regierung. Er selbst will Staatsoberhaupt bleiben - die Demonstranten reagierten sofort: "Wir wollen ihn nicht mehr!"

Angesichts der Massenproteste hat Ägyptens Präsident Mubarak die Bildung einer neuen Regierung angekündigt. Er selbst will aber im Amt bleiben. Die Opposition fordert hingegen weiterhin seinen Rückzug. Bei den Protesten gegen den Präsidenten kamen mindestens 13 Menschen ums Leben.

Die Proteste hatten eine Wucht entwickelt, die noch am Vortag niemand für möglich hielt. Regierungs- und Verwaltungsgebäude gingen in Flammen auf, Panzer fuhren in die Städte, Ausgangssperren wurden verhängt - doch selbst elf Stunden nach Beginn der Unruhen hatten sich weder Präsident Hosni Mubarak noch irgendein anderes Mitglied der Regierung zu Wort gemeldet.

Kurz nach Mitternacht erschien der Präsident dann im Fernsehen. Er hielt eine Rede, die ratlos machte. So pries er die Proteste gegen das Regime gewissermaßen als einen Erfolg des Regimes an: Die Demonstrationen wären nicht möglich gewesen ohne die Freiräume, die es in Ägypten gebe, ohne die Meinungs- und Pressefreiheit, die hier gewährleistet sei. Dann ergänzte er: "Es gibt jedoch eine feine Trennlinie zwischen Freiheit und Chaos. Meine Aufgabe als Präsident ist es, die Stabilität des Landes zu sichern."

Mit diesen und anderen Äußerungen rechtfertigte Mubarak in einer Rede, die ratlos machte, das brutale Vorgehen der Sicherheitskräfte in den letzten Tagen. Er versprach, die drängendsten Probleme der Leute mit mehr Anstrengung als bislang zu lösen und hob besonders Korruption und Arbeitslosigkeit hervor. Das könne aber nicht mit Gewalt und Chaos gelingen, sondern nur durch einen nationalen Dialog.


Empört Euch!


»Empört Euch!«, von Stéphane Hessel
Ullstein Verlag, 8. Februar 2011
Broschiert,
32 Seiten, 3,99 EUR.
ISBN-13: 978-3550088834

Die Regierung soll gehen, Mubarak will bleiben - ARD-Reportage

Weitere »DER SPIEGEL«-Links zu dem Aufstand und den Unruhen in Ägypten:
  1. Minutenprotokoll: Das war der Tag der Revolte in Ägypten
  2. Aufstand in Ägypten: Der Tag in Bildern
  3. Aufstand gegen Mubarak: Ägyptens Polizei bekommt Erlaubnis zu schießen
  4. Ägypten-Unruhen: Veranstalter streichen erneut Ausflüge nach Kairo
  5. Themenseite: Unruhen in Ägypten
Blog-Weblink:
Der "Marsch der Million" ins Zentrum der Macht - torpedo63.blog.de