Sonntag, 15. Juni 2014

Brasilien ist ein Land der großen Gegensätze

Favela in Brasilien
Brasilien ist ein Land der großen Gegensätze, die politisch gewollt, offensichtlich nicht zu beseitigen sind. Obwohl Brasilien zu den größten Wirtschaftsmächten der Welt gehört und die Wirtschaft weiterhin boomt, ist Armut allgegenwärtig und ein großer Teil der Bevölkerung von Reichtum und gesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen. Wie so häufig bei großen Wirtschaftsmächten, sind diese gesellschaftspolitische Zwerge mit sozialer Behinderung - soziale Entwicklungsländer. Dies lässt sich insbesondere in den vornehmlich aus der Landflucht hervorgegangenen Favelas (Slums) beobachten, die an der Peripherie der Großstädte oder sogar mitten zwischen reicheren Wohngebieten rasant wachsen. Das Leben der meisten Favela-Bewohner ist neben den kaum vorhandenen sozialen Aufstiegschancen durch ein hohes Maß an Gewalt geprägt. Die Favelas als Ausdruck der Armut gehören zum Selbstverständnis Brasiliens dazu wie die Privilegierung der vermögenden Oberschicht. Gleichzeitig wird der Gewaltmythos auch gerne medial geschürt, und ein generelles Abtun als perspektivloses Elendsgebiet verkennt die in den Favelas oft zu findenden Ansätze der Selbstorganisation und das (kommunale) Aneignen und Einfordern von Land, Rechten und Infrastruktur durch die Bewohner. Einerseits ist es so, dass Armut zu sozialem Ausschluss führt, andererseits gibt es bestimmte Bevölkerungsgruppen, denen aufgrund rassistischer, sexistischer und/oder sozialer Diskriminierung gesellschaftliche Partizipation und eine ausreichende Bildung verstellt wird, sodass ihr marginalisierter Status perpetuiert wird. Brasilien hat sich damit abgefunden, sozialen Ausschuß hervorgebracht zu haben. Die Armut ist in Brasilien allgegenwärtig. Das Ausmaß an Armut und die von gesellschaftlicher Exklusion betroffenen Bevölkerungsgruppen unterscheiden sich in Brasilien und Deutschland zwar deutlich (so spielen in Brasilien die vom Kolonialismus vererbten Gesellschaftsstrukturen eine bedeutende Rolle), dennoch gibt es strukturelle Gemeinsamkeiten und ähnliche Probleme. Wahrschienlich sind die betroffenen Brasilianer im sozialen Zwergenland so arm, daß sich die Einführung eines Sozialmülls a la »Hartz IV« verbietet. Weblink: Brasilien: Armut und sozialer Ausschuss - http://www.iak-net.de

Freitag, 13. Juni 2014

Fussball-WM spaltet das Land



Die Fussball-WM spaltet das Land und Brasilien ist eine tief gespaltene Nation. Während die einen der Weltmeisterschaft im eigenen Land entgegenfiebern und kaum noch den Anpfiff der WM erwarten können, sehen die anderen die Stunde des Protestes gekommen. Sie wollen auf die soziale Situation aufmerksam machen und nicht bloß Zaungäste der WM sein. Wenige Stunden vor dem Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien hat die Polizei in São Paulo mit Blendgaranten und Gummigeschossen eine Demonstration von WM-Gegnern aufgelöst. Rund 60 Demonstranten hatten sich an einer U-Bahnstation versammelt und demonstrierten gegen die politischen Zustände im Land. Auf einem Transparent war laut einem Reporter der Nachrichtenagentur AFP zu lesen: "Wenn wir keine Rechte haben, wird es keine Meisterschaft geben".
Ein Demonstrant wird in São Paulo von der Polizei abgeführt
In den vergangenen Wochen und Monaten hatte es in Brasilien teils gewalttätige Proteste gegeben, bei denen die hohen Kosten für die WM und die im Jahr 2016 anstehenden Olympischen Spiele kritisiert wurden. Zudem gibt es immer wieder Streiks im Nahverkehr und im Bildungswesen, zuletzt trat das Bodenpersonal an den drei Flughäfen von Rio de Janeiro in den Streik. Weblink: Gooool do Brasil: Kartografie einer nationalen Leidenschaft
Gooool do Brasil: Kartografie einer nationalen Leidenschaft
von Alois Gstöttner

Donnerstag, 12. Juni 2014

Der Fussball kommt heim nach Brasilien

Brasilien ist das Gastgeberland dieser Fussball-Weltmeisterschaft. Es ist so ein Gefühl, als würde der Fussball heimkommen nach Brasilien, denn in diesem Land hat der Fussball eine lange und äußerst glorreiche Tradition. Die Brasilianer sehen diesem Fussballfest mit freudiger Erwartung entgegen und gelten zudem als gastfreudige Menschen. Im Jahr 2007 wurde Brasilien von der FIFA als Ausrichterland dieser Weltmeisterscahft gewählt. Brasilien musste keine Funktionäre schmieren, um 2007 von der Fifa als Gastgeber für die Fußball WM 2014 bekanntgegeben zu werden. Durch das Rotationsprinzip bei der Veranstaltung von Fußballweltmeisterschaften stand bereits vorher fest, dass nur ein südamerikanisches Land 2014 zum Zug kommen konnte und Brasilien bringt gleich zahlreiche gute Argumente mit, um als Gastgeber die WM zu veranstalten. Brasilien ist zweifelsohne ein Land mit glorreicher Fußballtradition und einer Fankultur, die weltweit ihresgleichen sucht. Brasilien ist jedoch nicht nur fußballbegeistert, sondern auch als Schwellenland ein dankbarer Markt für die Sponsoren der Fifa und liegt zudem in einer Zeitzone, in der die Spiele für die relevanten Märkte Europas und Amerikas attraktiv vermarktet werden können. Auch in Brasilien feiert die Korruption Hochkultur - ist also anfällig für eine korrupte Organisation wie die FIFA. Es gibt weltweit wohl keinen nationalen Fußballverband, der derart korrupt ist wie die Confederação Brasileira de Futebol (CBF). Geprägt wurde die CBF von João Havelange, der ihr von 1958 bis 1975 in den Zeiten der Militärdiktatur vorstand, und von 1974 bis 1998 als Fifa-Präsident auch den Weltverband - nicht eben zum Besten - prägte. Havelange hatte große Pläne mit der FIFA, doch dem Weltfußballverband stand damals kaum Geld zur Verfügung. Daher holte Havelange den umtriebigen Adidas-Erben Horst Dassler mit ins Boot. Zusammen mit Dassler und dem britischen Sportvermarkter Patrick Nally baute Havelange die Fifa zu einem durch und durch kommerzialisierten und zutiefst korrupten Gebilde um. Als erste Sponsoren konnte man Adidas und Coca Cola für die WM 1978 in der Militärdiktatur Argentinien gewinnen - zahlreiche andere Weltkonzerne wie McDonald´s oder Budweiser sollten folgen. Dank der korrupten FIFA wird diese Fußball-WM in Brasilien eine WM ohne viele Brasilianer in den Stadien - also zu einer korruptiven Veranstaltung.