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Sonntag, 21. Januar 2024

Wladimir Iljitsch Lenin 100. Todestag


Wladimir Iljitsch Lenin starb am 21. Januar 1924 in Gorki bei Moskau an den Folgen einer Geschlechtskrankheit.

Lenin Mausoleum

Der Leichnam Lenins wurde einbalsamiert und in dem Lenin-Mausoleum auf dem Roten Platz in Moskau aufgebahrt.

Wladimir Iljitsch Lenin war ein russischer Politiker und Berufsrevolutionär des 20. Jahrhunderts. Lenin stellte seine Arbeit in den Dienst der bolschewistischen Partei. Schon im Jahr 1903 übernahm er die Führung der russischen Bolschewisten. Lenin war die führende Persönlichkeit der bolschewistischen Partei.

Im Krieg gegen Japan erlitt Russland 1904 eine militärische Niederlage. 1905 brach daraufhin eine Revolution aus, die sich aus landesweiten Streiks und Bauernaufstädnen entwickelte. Sie führte schließlich zur Gründung des Petersburger Sowjets.

Es triumphierten die Bolschewiki, die stets davor gewarnt hatten, mit dem herrschenden System zu paktieren.
Zar Nikolaus II. musste Zugeständnissse machen, beraubte jedoch per Staatsstreich von oben das unter dem Druck des Aufstandes errichtete Parlament aller Rechte.

Lenin wurde wegen seiner revolutionären Tätigkeit 1897 bis 1900 nach Sibirien verbannt, bevor er ins Ausland floh. Mitten im Ersten Weltkrieg kehrte er 1917 mit deutscher Hilfe nach Russland zurück und stürzte in der Kriegsnot das alte zaristische Feudal-System. Die Deutschen erlaubten Lenin, über deutsches Reichsgebiet nach Peterburg zu reisen.

Lenin Denkmal

Der Revolutionär Lenin führte 1917 die russische Oktober-Revolution und setzte die Diktatur des Proletariats durch. Ihm gelang es, neben dem eigentlichen revolutionären Kern von Intellektuellen und Arbeitern, die Bauern und Soldaten für sich und die Revolutionspläne seiner Partei zu gewinnen und mit ihnen die Oktoberrevolution durchzuführen.

Überall im Land wurden Arbeiter- und Soldatenräte eingerichtet (Sowjet = Rat), die die Diktator des Proletarits verwirklichen sollten. Diese wurden aber mehr und mehr beseite gedrängt und Lenin errichtete die Diktatur der bolschewistischen Partei und erzwang die politische und wirtschaftliche Umwandlung seines Landes gemäss der Marx'schen Lehre des Sozialismus in einen kommunistischen Staat.

Lenin wurde angetrieben von einem unerschütterlichen Glauben an die eigene Mission. Sein politisches Ziel war die Errichtung einer klassenlosen Gesellschaft und die Abschaffung des Staates.

Der Berufsrevolutionär Lenin hat als bedeutender sowjetischer Politiker den Gang der Geschichte der jungen Sowjet-Republik bis 1924 massgeblich beeinflusst. Unter seinen Nachfolgern setzte sich schliesslich Josef Stalin durch, der seine politischen Gegner sukzessiv ausschaltete und entfernen lies.

In Anlehnung und Interpretation der Lehre von Karl Marx begründete er den Leninismus.

In seiner programmatischen Streitschrift / seinem berühmten Aufsatz "Was tun?" forderte er den Aufbau einer durch eine marxistische Elite geführte Kaderpartei.

Wladimir Iljitsch Lenin, eigentlich Uljanow, wurde am 22. April 1870 in Simbirsk geboren.




Samstag, 27. Mai 2023

Henry Kissinger 100. Geburtstag



Henry Kissinger wurde vor 100 Jahren am 27. Mai 1923 in Fürth als Heinz Alfred Kissinger geboren. Henry Kissinger ist ein deutsch-amerikanischer Politikwissenschaftler und ehemaliger Politiker der »Republikanischen Partei« und Realpolitiker.

Der Deutsch-Amerikaner Kissinger spielte in der Außenpolitik der Vereinigten Staaten zwischen 1969 und 1977 eine zentrale Rolle. Er war Vertreter einer harten gewaltbereiten Realpolitik wie auch einer der Architekten der Entspannung im Kalten Krieg.

Von 1969 bis 1975 war Kissinger Nationaler Sicherheitsberater, von 1973 bis 1977 Außenminister der Vereinigten Staaten. 1973 erhielt er gemeinsam mit Lê Đức Thọ den Friedensnobelpreis für ein Waffenstillstands- und Abzugsabkommen mit Nordvietnam. Von 1977 bis 1981 war Kissinger Direktor der amerikanischen Denkfabrik »Council on Foreign Relations«.

Im Jahr 1947 kehrte Henry Kissinger in die USA zurück und studierte am Harvard College Politikwissenschaft, an dem er 1950 seinen Bachelor erhielt. 1952 schloss er seinen Master ab und zwei Jahre später seine Promotion, jeweils an der Harvard University. Seine Dissertation wurde später unter dem Titel A World Restored: Metternich, Castlereagh and the Problems of Peace 1812–1822 veröffentlicht und wurde ein Standardwerk der Geschichtsschreibung. Von 1954 bis 1971 war er Mitglied des Lehrkörpers in Harvard sowie Mitarbeiter im Department of Government. Kissingers politische Karriere profitierte sehr von den Kontakten, die er als Leiter des Harvard International Seminar knüpfte.

Einen wesentlichen Einfluss auf Kissingers Denken übte das Werk des deutschen Philosophen Oswald Spengler aus: Spenglers pessimistisches Weltbild und seine Ablehnung des Rationalismus in Politik und Geschichte waren auch kennzeichnend für Kissingers Konzeption von Realpolitik. Ähnlich wie Spengler sah auch Kissinger die größte Gefahr für eine Zivilisation darin, dass rationalistisch-abwägende „Faktenmenschen“ das Moment des kreativen und risikobereiten menschlichen Handelns so stark zurückdrängen könnten, dass dadurch ein Staat faktisch handlungsunfähig würde. Im Gegensatz zu Spengler, der in seinem Geschichtsbild eine solche Entwicklung als unvermeidbar betrachtete, zog Kissinger daraus andere Schlüsse:

"Spengler hat nur die Tatsache des Untergangs und nicht ihre Notwendigkeit beschrieben. Es gibt jedoch einen Grenzbereich zwischen Notwendigkeit und Zufall, innerhalb dessen der Staatsmann ausdauernd und intuitiv Entscheidungsmöglichkeiten wahrnehmen muss, um das Schicksal seines Volkes zu gestalten.“

Der Politikwissenschaftler Stanley Hoffmann, der Kissinger von der Harvard University her persönlich kannte, zeichnete diesen als einen Machiavellisten, der zum Erhalt des Staates „Rücksichtlosigkeit und Täuschung auf Kosten von auswärtigen und inneren Feinden“ als notwendig ansah. Viele, die über ihn schrieben, gingen davon aus, dass Kissinger Klemens Wenzel Lothar von Metternich und Otto von Bismarck zum Vorbild hatte. Gestützt wird diese Annahme durch die Veröffentlichungen Kissingers zu diesen beiden historischen Personen in den 1950er und 1960er Jahren.

Samstag, 27. November 2021

Alexander Dubcek 100. Geburtstag

Alexander Dubcek


Alexander Dubcek wurde vor 100 Jahren am 27. November 1921 in Uhrovec in der Westslowakei als Sohn eines Tischlers und Kommunisten geboren.

Alexander Dubcek war ein slowakischer Reform-Politiker und Leitfigur des so genannten Prager Frühlings von 1968.
Er war ein politischer Hoffnungsträger, der für einen Wandel im Kommunismus stand.

Dubcek lebte mit seinen Eltern von 1925 bis 1938 in der Sowjetunion, dort erlernte er den Beruf des Maschinenschlossers.

1939 wurde er Mitglied der Kommunistischen Partei der Slowakei und nahm 1944 am Slowakischen Nationalaufstand teil.

Ab 1949 bekleidete er verschiedene Parteiämter. Am 5. Januar 1968 löste er Antonín Novotný als Ersten Sekretär der Kommunistischen Partei (KPC) ab.

Ende der 1960er Jahre musste sich die Kommunistische Partei refomieren und musste sich der Bürokraten des Parteichefs Novotny entledigen. Das besorgten die Reformkommunisten. Sie erfanden dafür den Begriff "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" und versuchten, das alte Gebaäude zu humanisieren.

Alexander Dubcek setzte sich für Reformen ein und läutete damit den "Prager Frühling" ein. Der Reformer wurde zum Repräsentanten eines reformkommunistischen Kurses in der Tschechoslowakei. Der politische Reformer wollte einen "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" schaffen.

Alexander Dubcek Obwohl Dubcek den Sozialismus weiterhin für die beste Gesellschaftsform hielt, wollte er das sozialistische Modell der Tschechoslowakei reformieren. Er gab dem "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" ein Gesicht. Seine Vision des "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" nahm im Aktionsprogramm der KSC vom April 1968 konkrete Formen an. Die Reformbewegung in der damaligen Tschechoslowakei, die einen "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" zum Ziel hatte, wurde von breiten Teilen der Bevölkerung unterstützt.

Prager Invasion 1968
Der demokratische Sozialismus war nach nur acht Monaten gescheitert. Der "Prager Frühling" wurde am 21. August 1968 durch den Einmarsch von Streitkräften des Warschauer Pakts gewaltsam beendet. Der Warschauer Pakt schlug den "Prager Frühling" nieder.

Dubcek wurde gefangen genommen, verschleppt und vier Tage lang in den ukrainischen Bergen gefangen gehalten. Dann wurde er nach Moskau gebracht und musste mit KPdSU-Parteichef Breshnew verhandeln.

Erniedrigt kehrte er in seine Heimat zurück. Nach seiner Rückkehr aus Moskau musste er eine Rede im Radio verlesen und sprach zu seinem erniedrigten Volk. Seine Erniedrigung war so tief, dass er nicht mehr richtig sprechen konnte.

Nach der Zerschlagung der Reformbewegung musste Dubcek am 17. April 1969 als Parteichef der KPC zurücktreten - sein Nachfolger wurde Gustáv Husák - und übernahm bis September 1969 den Vorsitz in der Nationalversammlung. arauf war er für kurze Zeit Botschafter in Ankara in der Türkei.

Auf die Invasion des Warschauer Paktes folgte eine der größten Säuberungen innerhalb der Kommunistischen Partei KPC, doch sollten sich weder die Partei noch das Land je von diesem Aderlass erholen.

Im Juni 1970 wurde er aus der Partei ausgeschlossen und verdiente seinen Lebensunterhalt außerhalb des öffentlichen Lebens als Waldarbeiter.

Im Zuge der neuen Reformpolitik und der Bürgerrechtsbewegung von 1989 wurde Dubcek rehabilitiert und am 28. Dezember 1989 zum Präsidenten des tschechoslowakischen Parlaments gewählt.

Alexander Dubcek verstarb am 7. November 1992 an den Folgen eines am 1. September 1992 erlittenen Autounfalls.

Weblinks:

Alexander Dubcek-Biografie - www.die-biografien.de


Alexander Dubcek-Zitate - www.die-zitate.de



Donnerstag, 6. Mai 2021

Napoleon Bonaparte 200. Todestag



Napoleon Bonaparte starb vor 200 Jahren am 5. Mai 1821 in der Verbannung auf der Insel St. Helena.

Napoleon Bonaparte war der General der französischen Revolution, Revolutionsführer und Reformer, der die Institutionen des modernen Frankreich aufstellte. Er gilt als Modernisierer und Begründer einer Epoche.

Napoleon Bonaparte war der berühmteste Feldherr seiner Zeit. Er besuchte die französische Militärschule, zeichnete sich als Militärstratege aus und wurde schon 1793 zum General befördert.

Seine Karriere begann 1793, als er einen Aufstand in Toulon niederschlagen konnte und dafür zum Brigadegeneral befördert wurde.

1796 erhielt der Korse den Oberbefehl in Italien. Mit einem kühnen Feldzug gegen die Österreicher in Oberitalien konnte der junge General dort die feindliche Koalition überrumpeln.

Von seinem Ägyptenfeldzug, also aus dem «Morgenland», zurückgekehrt, wohin er nicht nur mit einer Armee, sondern auch mit einer Änzahl von Wissenschaftlern ausgezogen war. Die aber waren beauftragt mit der Erforschung von Natur und Kultur des Landes, denn ein Stück Orient sollte erobert und durch einen Akt nicht milirärischer, sondern intellektueller Besitzergreifung unterworfen werden.

Napoléon Ier Am 9. November 1799 erfolgte die Ernennung zum ersten Konsul auf 10 Jahre, später auf Lebenszeit. Er ging aus den Wirren der Französischen Revolution als der starke Mann hervor und krönte sich 1804 nach Plebiszit zum Kaiser der Franzosen.

Der Konsul vollbrachte das »Wunder der Wiederherstellung«. Er beendete den Parteienkampf, beruhigte die unruhige Vendeé, suchte die Aussöhnung mit der Kirche zum Wohle des französischen Staates, den er zentralisierte und einer neuen Verwaltung unterwarf. Die Revolution war zu Ende und das Präfektoralsystem wurde eingeführt.

Der Korse hatte es 1801 geschafft, die natürlichen Grenzen Frankreichs zu sichern und neue Territorien zu gewinnen.
Zur Sicherung der revolutionären Eroberungen wurde der Friede mit Österreich geschlossen. Am 9. Februar 1801 wurde in Lunéville der Friede mit Österreich geschlossen. Das gesamte linke Rheinufer fiel Frankreich, Entschädigungen sollten die Fürsten auf Kosten der katholischen Kirche durch Säkularisation der geistlichen Fürstentümer erhalten.

Napoleon Bonaparte führte die nach der Französischen Revolution entstandene Republik Schritt für Schritt zur Monarchie zurück. Napoléon Bonaparte krönte sich am 2. Dezember 1804 in Anwesenheit des Papstes Pius VII. selbst zum Kaiser der Franzosen, seine Frau Joséphine krönte er zur Kaiserin. Napoleon als Feldherr Napoleon versuchte, die Ideen der Französischen Revolution auch auf andere Länder zu übertragen. In einem Gewaltunternehmen wollte er Europa in geschlossenen Völkerblöcken einigen. Nach und nach unterwarf der korsische Feldherr das Heilige Römische Reich Deutscher Nation und verwandelte schliesslich halb Europa in ein französisches Protektorat.

Napoleon Bonaparte brachte halb Europa unter seine Herrschaft. Doch in vielen Ländern begrüßten die liberalen Kräfte die neue Regierung, denn der französische Kaiser zwang den rückständigen Staaten Reformen auf, die sie schön längst gefordert hatten, wie z.B. die moderne Rechtsauffassung des »Code Civil«, der erstmals bürgerliche Rechte garantierte.

Mit den französischen Armeen brachte brachte der die Gedanken der Französischen Revolution in alle Länder. Mit einer Rechts- und Verwaltungsreform sicherte der Diktator den Zentralismus und mit dem 1803 verfügten Reichsdeputationshauptbeschluss seine linksrheinischen Gewinne.

Der Kaiser brachte aber nicht nur einen Modernisierungsschub, sondern er zwang zugleich halb Europa unter das Joch seiner Herrschaft. Im Kreis der Gebildeten in Deutschland hatten ihn zunächst viele bewundert und große Hoffnungen mit ihm verbunden. Zahlreiche Bürger sahen in ihm den Mann, der die Revolution nach Robespierres Terror gebändigt und gleichzeitig ihre Errungenschaften bewahrt hatte.

In der harten Praxis der französischen Besatzung und Bevormundung zerrannen dann aber alle Blütenträume. Die Truppen der Rheinbundstaaten mussten an den Eroberungszügen Napoleons und seinem ewigen Kampf gegen England teilnehmen, und so starben in Spanien und später in Russland Zehntausende deutsche Soldaten. Die Fremdherrschaft, die Kontributionszahlungen und die Kontinentalsperre, die jeden Handel mit England unterbinden und das Inselreich in die Knie zwingen sollte, verursachten blanke Not. Die ursprüngliche Bewunderung für den genialischen Revolutionsgeneral schlug um in tiefen Hass gegen sein Regime, das immer deutlicher die Züge einer Militärdiktatur trug.

Von 1805 und 1809 hielt sich Napoleon mit seinem Gefolge im Schönbrunner Schloss auf, als die Franzosen Wien besetzt hatten. Als Napoleon in den Jahren 1805 und 1809 Wien besetzte, wählte er das Schloss Schönbrunn als Hauptquartier. Am 15. Dezember 1805 wurde hier der Vertrag von Schönbrunn zwischen Preußen und Frankreich unterzeichnet und am 14. Oktober 1809 der noch bedeutendere Friede von Schönbrunn zwischen Frankreich und Österreich.

Am 14. Oktober 1806 fand die Schlacht bei Jena und Auerstedt statt, die in einer katastrophalen Niederlage und dem Kollaps Preussens endete.

Brandenburger Tor Am 27. Oktober 1806 hielt der Korse Einzug in Berlin und ritt auf einem Schimmel durch das Brandenburger Tor.

1808 war es Napoleon I. gelungen, mit einem gewieften Intrigenspiel den Bourbonen Karl IV. von Spanien zur Aufgabe seiner Herrschaft und zur Übergabe der Krone an Joseph I., den Bruder des Kaisers der Franzosen, zu bringen. Nachdem zuvor bereits französische Truppen in Portugal einmarschiert waren, besetzten sie nun auch die spanische Hauptstadt Madrid. Doch die Freude über den Triumph, die Iberische Halbinsel für Frankreich gewonnen zu haben, währte nur kurz. Unter der Führung von Priestern und Notabeln erhoben sich die Spanier in zahlreichen Gebieten gegen die verhassten Besatzer und entfesselten einen brutalen Guerillakrieg, in dem auf beiden Seiten keine Gefangenen gemacht wurden. Hinzu kam, dass englische Truppen in Portugal landeten und die Franzosen zurückdrängten.
Dass ein Volksaufstand der gefürchteten Armee Napoleons gefährlich werden konnte, wurde von seinen Gegnern mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Vor allem Österreich sah eine Chance, den Friedensvertrag von Pressburg zu revidieren, in dem Franz I. auf Vorderösterreich, Venetien, Dalmatien und Tirol hatte verzichten müssen, das Bayern als Verbündeter Frankreichs erhalten hatte. Auch das Bündnis mit Russland, das Napoleon mit viel Pomp auf dem Fürstenkongress von Erfurt im Herbst 1808 zu erneuern versucht hatte, erwies sich mehr und mehr als hohle Formel. Zar Alexander I. hegte nach wie vor große Sympathien für das geschlagene Preußen und sah sich von Napoleon in Polen, gegen das Osmanische Reich und in der Kontinentalsperre gegen England übervorteilt.
Zwar gelang es Napoleon, in einem kurzen Feldzug Ende 1808 Madrid zu erobern. Aber die Kämpfe banden zahlreiche Soldaten, sodass die Kriegspartei am Wiener Hof sich der Hoffnung hingeben konnte, mit einem schnellen Schlag die französischen Truppen und ihre Verbündeten im Rheinbund auszuschalten. Hinzu kam, dass die österreichische Armee nach ihrer Niederlage bei Austerlitz nach französischem Vorbild reorganisiert worden und dass ein neuer Waffengang in der Bevölkerung durchaus populär war.

Napoleon als Feldherr

Nach erfolgreichen Kriegen gegen Preussen, Spanien und die Habsburger, die bedeutende Gebietserweiterungen in Europa zur Folge hatten, wurde die Grosse Armee in Russland vernichtet.
Im Jahre 1812 scheiterte Napoleons Feldzug gegen Russland. Von den 600.000 Soldaten seiner Grande Armée (von denen nur knapp die Hälfte Franzosen waren) starben 400.000, an die 100.000 Männer gerieten in Gefangenschaft. Der Kaiser ließ seine Truppen im Stich und floh zurück nach Paris.

Napoleon stampfte von Paris aus eine neue Armee aus dem Boden gestampft. Am 25. April trifft er mit ihr in Erfurt ein. An Truppenstärke ist sie Russen und Preußen überlegen. Allerdings sind die meisten seiner Soldaten erst 18 oder 19 Jahre alt und nur flüchtig ausgebildet; auch verfügt Napoleon kaum über Kavallerie.

Der wegen seiner Offensivstrategie "Marschall Vorwärts" genannte preußische Feldherr Blücher hatte maßgeblichen Anteil am Sieg über Napoleon in der Schlacht von Waterloo. Blücher hatte mit seinen Truppen bereits mehrmals gegen Napoleon gekämpft und dabei sowohl Erfolge wie Niederlagen zu verzeichnen. Nach der Rückkehr des französischen Herrschers von Elba erhielt Blücher erneut den Oberbefehl über die preußische Armee.

Die russische wie die preußische Armee von 1813 sind nicht mehr die Armeen von Austerlitz und Jena. Beide haben von den Franzosen gelernt, haben deren Schützen- und Kolonnentaktik und deren organisatorische Gliederung übernommen.

1813 überstürzten sich die politischen Ereignisse. Die Armeen der Verbündeten erheben sich und ziehen in die Befreiungskriege gegen Napoleon.

Die daraufhin einsetzenden Befreiungskriege führten 1814 und endgültig 1815 zur Niederlage Napoleons.

Am 6. April 1814 wurde Napoleon Bonaparte in Paris zur Abdankung gezwungen. Er wurde zunächst auf die Insel Elba verbannt. Kaum ein Jahr später landete er jedoch schon wieder in Frankreich.

Nach seiner Rückkehr nach Paris scheiterte er wenige Wochen später in der Schlacht bei Waterloo.
Daraufhin wurde Napoleon endgültig auf der Felseninsel St. Helena im Atlantischen Ozean interniert.

Napoleon Bonaparte wurde am 15. August 1769 als Sohn des Gouvaneurs von Korsika in Ajaccio auf Korsika geboren.

Dienstag, 2. März 2021

Michail Gorbatschow 90. Geburtstag


Michail Sergejewitsch Gorbatschow wurde vor 90 Jahren am 2. März 1931 in Priwolnoje bei Stawropol im Nordkaukasus-Gebiet geboren. Gorbatschow ist als welthistorische Gestalt in die Geschichte eingegangen, welche die Welt verändert hat. Er war von März 1985 bis August 1991 Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) und von März 1990 bis Dezember 1991 Staatspräsident der Sowjetunion. Michail Gorbatschow hat zwischen 1985 und 1991 die Welt verändert.

Mitte der 1980er Jahre war die Sowjetunion militärisch hochgerüstet, doch wirtschaftlich pleite. Die zivile Wirtschaft förderte eine stete Mangelversorgung der Bevölkerung zu Tage. Die Logik des innernen Zustandes forderte eine rasche Öffnung des maroden System und hätte anderweitig seinen sofortigen Untergang heraufbeschworen. Dieses zu bewirken forderte einen energischen Macher an der Spitze der kommunistischen Parteiführung. Michail Gorbatschow war der rechte Mann am rechten Platz, denn er hatte die Vision, den Mut und den Willen, politische Reformen in seinem Land einzuleiten und zu wagen, die Gesellschaft zu verändern und die Bevölkerung nicht zu fürchten, sondern auf sie zuzugehen, um sie zu verstehen..

Generalsekretär Gorbatschow läutete das Ende des Kalten Krieges ein, ließ den Eisernen Vorhang fallen und ermöglichte die deutsche Wiedervereinigung. Die welthistorischen Veränderungen, die er ab 1985 als neuer Kreml-Chef einleitete, wirken weit in die Gegenwart hinein. - Nichts ist mächtiger als eine Idee, dessen Zeit gekommen ist. Durch seine modernisierende Politik von "Glasnost" (Offenheit) und "Perestroika" (Umbau) leitete er das Ende des Kalten Krieges ein. Ihm ist die Deutsche Wiedervereinigung zu verdanken. Er erhielt 1990 den Friedensnobelpreis.

Der Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow gilt bis heute im Westen als Lichtgestalt, in seiner Heimat aber als Verräter. Im Westen wird Gorbatschow hoch geschätzt, weil er den Kalten Krieg beendete und maßgeblich am Gelingen der Deutschen Einheit beteiligt war. Zudem kanalisierte er die beim Zerfall des Sowjetreiches frei werdenden Kräfte nach innen, in eine Implosion, anstatt sie in aggressiver Form nach außen dringen zu lassen, etwa in einem Krieg.

In seiner Heimat Russland ist sein Ruf dagegen weit schlechter als im Westen, weil er nach verbreiteter Meinung den Zusammenbruch der Sowjetunion und die folgende Phase wirtschaftlicher und politischer Unsicherheit verursacht hat. Viele Russen wissen gar nicht mehr, wer Gorbatschow ist und dass er einmal Generalsekretär der Kommunistischen Partei war.

Seine Botschaften sind heute wieder hochaktuell. Nur noch selten ist von ihm die Rede. Immerhin, vor ein paar Tagen, im Hinblick auf seinen 90. Geburtstag, brachte sogar die «Washington Post» zu seinen Ehren einen längeren Gastbeitrag.

"Ich sehe in Gorbatschow den
größten Reformer des Jahrhunderts."


Alexander Jakowlew, Gorbatschows Vertrauter, 1995


    Michail Gorbatschow-Bücher

Michail Gorbatschow


Michail Gorbatschow
Über mein Land
Über mein Land.
Rußlands Weg ins
21. Jahrhundert
Mein Manifest für die Erde
Mein Manifest
für die
Erde


Weblinks:

Michail Gorbatschow-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Michail Gorbatschow - SPIEGEL-Dossier

Der damalige Hoffnungsträger Michail Gorbatschow wird heute 90. - www.nachdenkseiten.de

Ein großer Mensch - D-Radio Kommentar

Michail Gorbatschow-Biografie - Whoswho.de

Michail Gorbatschow-Biografie - Uniprotokolle

Michail Gorbatschow-Biografie - bwbs.de

Sonntag, 1. November 2020

Amerika hat die Wahl: Trump gegen Biden


Die USA befinden sich zum Ende der Amtszeit des amtierenden Präsidenten in einer schwierigen Zeit und das Land scheint tief gespalten. Corona, steigende Arbeitslosigkeit, Rassenunruhen und wachsende Unsicherheit sind Herausforderungen, vor die sich die Anwärter auf die Präsidentschaft gestellt sehen.

Größer könnten die Gegensätze zwischen den Kandidaten nicht sein: Trump ist ein Polarisierer, der das Land tief gespalten hat. Biden dagegen gilt als Versöhner, der zwischen Parteien und Interessen ausgleichen kann. Weitere vier Jahre Trump würden die us-amerikanische Demokratie und Gesellschaft zerreißen. Und Biden kann zumindest damit beginnen, die Wunden zu heilen.

Am 3. November entscheiden die US-Bürger nun, ob Republikaner Donald Trump für vier weitere Jahre als Präsident die Geschicke des Landes leiten wird oder ob mit Ex-Vizepräsident Joe Biden die Demokraten wieder ins Weiße Haus einziehen dürfen.

Vor vier Jahren glaubten die wenigsten daran, dass Donald Trump, Unternehmer und Entertainer, eine ernsthafte Chance auf das Präsidentenamt hätte. Sämtliche Umfragen sahen einen deutlichen Sieg Hillary Clintons voraus. Anfeindungen, Fake-News, Mail-Leaks, Pussy-Gate: Es kam zu einer polarisierenden Schlammschlacht. Sieger wurde Trump.

Nun drohen sich die Muster zu wiederholen, aus „Crooked Hillary“ wird „Sleepy Joe“. Joe Biden war unter Obama acht Jahre lang Vizepräsident. Er setzte sich im Präsidentschaftswahlkampf gegen seine innerparteilichen Kontrahenten durch und ist nun Hoffnungsträger der Demokraten. Mit versöhnlichen Tönen will er die USA wieder aus dieser tiefen Krise führen.

Wer von den beiden Kandidaten das Rennen um das Weiße Haus machen wird, wird sich am Wahltag entscheiden. Erneut prognostizieren Wahlumfragen Trump als klaren Verlierer.

Sonntag, 16. August 2020

75 Jahre Satire-Roman »Farm der Tiere«

Farm der Tiere


Große Autoren können ganze Gesellschaften in ihrem Wesen und Charakter verarbeiten. Eine Form der Verarbeitung, welche auch ausreichend Distanz schafft, ist die Satire.

Am 16. August 1945 vor 75 Jahren veröffentlichte George Orwell den als Satire geschriebenen Roman »Farm der Tiere« (»Animal Farm«). »Farm der Tiere« ist heute ein moderner Klassiker.

Das Buch wurde in den frühen 1940er Jahren geschrieben und zeigt wunderbar auf, dass jegliche Revolutionen, die eigentlich für Gerechtigkeit sorgen sollen, zu Machtverschiebungen führen. Als "Vorbild" für die Handlung des Buches hat Orwell die Revolution durch die Bolschewiken in Russland genommen.

George Orwell hat mit der 1945 veröffentlichten Fabel "Farm der Tiere: Ein Märchen" eine ausgesprochen unterhaltsame Persiflage auf den Sowjetkommunismus geschaffen. Auch knapp 70 Jahre nach seinem Entstehen zählt dieses Werk zu den eindrücklichsten Beschreibungen der Transformation der Sowjetunion von der Oktoberrevolution 1917 bis zum Hitler-Stalin-Packt des Jahres 1939.



Zu Beginn des Romans vertreiben die unterdrückten Tiere den Bauern vom Hof und übernehmen selber die Macht.Sie genießen ihre neue Freiheit und geben sich eine Verfassung, die mit den Worten »Alle Tiere sind gleich« beginnt.

Auf der Herren-Farm herrscht bei den Tieren große Unzufriedenheit: Sie werden von dem Farmer ausgebeutet und geschlachtet. Das wollen die Tiere nicht länger hinnehmen und planen unter der Führung der intelligenten Schweine die Revolution: Sie vertreiben den Farmer und gründen einen Staat: "Farm der Tiere". Dieser Staat hat fünf Gesetze, die dafür sorgen sollen, dass keine Tier benachteiligt wird oder jemals mit Menschen zu tun haben soll.

Farm der Tiere

Der "Revolutionsführer" Napoleon ist ein Schwein, welches zunächst diese positiven Regeln propagiert. Doch nach einiger Zeit wächst die Macht von Napoleon und er errichtet eine Diktatur. Hunde sind seine Leibgarde, Tauben seine Spione, Schafe seine dummen Gefolgsleute und Schwatzwutz - ebenfalls ein Schwein - sein Propagandist. Die freiheitlichen Gesetze werden nach und nach geändert und außer Kraft gesetzt. Die freiheitliche Hymne wird verboten. Wer nicht für Napoleon ist, ist gegen ihn. Und so kommt es, dass Napoleon mit den benachbarten Farmern paktiert, selbst wie ein Mensch wird und alle Tiere der Herren-Farm ausbeutet. Es hat sich nichts geändert.

Die Utopie der Tiere wandelt sich jedoch in ein despotisches Regime, als die Schweine die Macht auf dem Hofan sich reißen und die anderen Tiere unterdrücken.


Der dystopische Roman beschreibt das Scheitern der russischen Revolution durch den Verrat des Stalinismus an den sozialistischen Idealen. Das Werk ist eine düstere Parabel auf den Sozialismus stalinistischer Prägung und war eine Abrechnung des überzeugten Sozialisten mit der Machtübernahme der totalitären Bolschewisten in der Sowjetunion.

Der Roman ist in Form eines Märchens geschrieben, welche eine Anthropologie enthält: »Lebt im Einklang mit der Natur, behandelt andere so, wie auch ihr behandelt werden möchtet und denkt immer daran, daß auch Tiere haben eine Seele. «

Literatur:

Farm der Tiere
Farm der Tiere: Ein Märchen
von George Orwell


Video:

Klassiker der Weltliteratur: George Orwell - "Farm der Tiere - Youtube


Freitag, 31. Juli 2020

Hans-Jochen Vogel gestorben

Hans-Jochen Vogel


Hans-Jochen Vogel galt nicht nur in der SPD als eine moralische Instanz - der ehemalige SPD-Chef. Jetzt ist er im Alter von 94 Jahren gestorben. Hans-Jochen Vogel war immer authentisch und integer und er hat das Wohl des Landes und der SPD über seine persönlichen Befindlichkeiten gestellt. Dafür gebührt ihm Respekt und Dank, den er zu Recht über Parteigrenzen hinweg bekam.

Hans-Jochen Vogel war sicher weder ein großer Charismatiker noch ein Volkstribun, aber ein geradliniger authentischer Politiker durch und durch. Er bewies und behielt sein Format während seiner ganzen, bemerkenswerten Laufbahn.

Als Oberbürgermeister Münchens war in der gesamten Bevölkerung beliebt, der aus München eine weltweit echte akzeptierte Weltstadt gemacht hat. Als OB kannte er keine Parteigrenzen sondern war für alle da. Sein ganzes Streben in seinen Münchner Jahren galten der Entwicklung und dem Gedeihen der ihm anvertrauten Millionenstadt. So war er für München ein Glücksfall.

Als Bundespolitiker war Vogel indes jedoch nicht wirklich beliebt. Gewisse Charakereigenschaften standen einer größéren Popularitiät und Beliebtheit offensichtlich im Wege, denn ein Mensch, dem die Herzen entgegenflogen, dem man gerne zuhörte, war er nicht. Die Bewertung "Pedant" ist ihn betreffend nicht wirklich neu.

Vogel war etwas anderes. Er hatte Stil und Rückgrat, wurde geachtet. Immerhin schaffte er es, in den Schlammzonen von Partei und Politik sauber zu bleiben. Niemand empfand sein beamtenartig und mit dem für ihn typischen Tonfall vorgetragenen Inhalt dauerhaft als Belehrung oder Besserwisserei. Auch im pol. Kampf bewies er Augenmaß und Respekt vor anderen.

Er und sein noch lebender Bruder Bernhard haben die bundesdeutsche Geschichte stark geprägt, auch wenn sie nicht immer in der ersten Reihe in der Politik gestanden haben. Über Hans-Jochen Vogel hat man früher einmal gespottet, er sei „oberlehrerhaft“. Heutzutage wären wir froh, so einen „Oberlehrer“ zu haben.

Vogel war noch ein sozialer Demokrat und stand für das Gute in der alten Bundesrepublik. Er war immer integer, hat sich nicht verbogen. Heute herrscht ein sehr viel oberflächlicherer, unpersönlicherer Politikstil.

Es erinnertee ein bisschen so wie im alten Rom, wo man im dritten Jahrhundert konstatierte das sich das „Goldene Zeitalter“ in „Rostiges Eisen“ verwandelt hätte.


Blog-Artikel:

Helmut Schmidt ist tot - Torpedo-Blog



Samstag, 27. Juni 2020

Clemens Tönnies - der fragwürdige Fleischbaron

Der Schalker Aufsichtsratsvorsitzender Clemens Tönnies spricht auf der Bühne

Die Corona-Krise fördert auch die fragwüdigen Beschäftigungspraktiken in manchen Branchen zu Tage, welche den Ausbruch und die Infektion von Menschen mit dem Corona-Virus begünstigen. Bekannt ist, daß die Klimaanlagen an der Verbreitung des Virus in den Fleischfabriken ein Hauptgrund an den Infektionen sind. Infektionen treten insbes. in engen Wohnverhältnissen und schlehct bezahlten Jobs auf. Kritiker führen die hohe Zahl von Corona-Fällen auf die schlechten Beschäftigungsverhältnisse und die Wohnbedingungen der Beschäftigten in der Fleischindustrie bei Tönnies zurück.

Der Fleisch-Unternehmer Clemens Tönnies steht nach dem Corona-Ausbruch massiv in der Kritik, weil er in Zeiten von Corona als Fleisch-Baron Werksverträge zum Profit seines Unternehmens unterhält und gleichzeitig die Werksvertrags-Knechte in Sammelunterkünfte leben müssen.

Tönnies hat die Gesundheit seiner Mitarbeiter nicht im geringsten interessiert, eben so wenig wie die Umstände wie diese leben müssen. Von Menschenwürde, scheint er noch nichts gehört zu haben. Er hat durch sein verantwortungsloses Handeln, eine ganze Region in Gefahr gebracht, und jetzt fordert er eine Lohnkostenerstattung. Man müsste ihn sein riesiges Vermögen nehmen, und dieses seine ausgebeutetten Arbeiter als Entschädigung geben.

Der NRW-Landesregierung hätte bekannt sein müssen, daß solche Sammelunterkünfte Corona-Hotspots sind und das hätte auch Firemninhaber Tönnies wissen müssen. Insofern wäre es seine Sorgfaltspflicht gewesen, derartige Zustände erst gar nicht zuzulassen oder zumindest in Corona-Zeiten die Zustände ändern müssen - aber wie es aussieht, sitzt Tönnies das Thema einfach aus.

Die Bundesregierung und die sonstigen Verantwortlichen sind aufgrund des Bundesseuchengesetzes und in der Corona-Krise zum Schutz der Gesundheit verpflichtet die Zustände in den Sammelunterkünften der Werksvertragsarbeiter sofort zu beenden. Was ist in den Anfangszeiten der Corona-Zeiten seitens der Bundesregierung über ÖR-Medien für eine Corona-Hysterie verbreitet worden. Und jetzt darf Tönnies diesen Skandal aussitzen?

Natürlich wird Clemens Tönnies eine Lösung finden! Hoffentlich sieht diese so aus, daß er sich zu seiner Verantwortung bekennt und aus dem Desaster eine vorbildliche Rolle für die allgemein verkommene Fleischindustrie spielen wird. Folgende Verbesserungen sollten dabei umgehend eingeführt werden: Jeden seiner werksvertraglichen Mitarbeiter zu einem für diese Arbeit angemessen Lohn fest einstellt. Auf den Firmengeländen hotelartige Unterkünfte für diejenigen Mitarbeiter baut, die nicht fest in der Region leben. Eine adäquate Reiseverbindung nach Ost-Europa generiert, so dass jeder Rumäne, Bulgare oder Pole eine Chance hat, für wenig Geld regelmäßig seine Familie zu sehen.

Die Unterkünfte der Fleischfabrik in der Region sind umgehend zu renovieren und sanieren, denn Firmenninhaber Clemens Tönnies hat Jahrzehnte lang an diesen Menschen ein Vermögen verdient, nun ist es an der Zeit etwas zurück zu geben. - Auch wir alle können etwas zurück geben, nämlich endlich angemessene Preise für Fleisch zu bezahlen, damit auch die Mastbetriebe umdenken können, denn Klasse ist schon immer besser als Masse gewesen und wird es bleiben!

Samstag, 30. Mai 2020

Karl Marx und die sozialen Folgen der Krise


Der Shutdown hat die Wirtschaft in Europa lahmgelegt. Besonders betroffen sind südeuropäische Länder wie Spanien und Italien. Corona hat deutlich aufgezeigt, daß das 70 Jahre gelebte Wirtschaftsmodell nicht krisensicher ist, immer wieder von Krisen erschüttert wird und daß Krisen einfach zum strukturellen Wesen des Kapitalismus gehören.

Bei Karl Marx kommt in der Krise die Ökonomie ins Spiel, kein Wunder, denn mit Krisen kannte Karl Marx sich aus, denn er hat diese Erscheinungen als persönliche auch als gesellschaftliche Krisen erfahren müssen. Gesellschaftliche Krisen haben immer die Tendenz, gesellschaftliche Gegensätze zu verschärfen und von der Gegensteuerung der Politik hängt es in Zeiten der Krise ab, wie diese gemeistert werden kann.

Der Lauf der Geschichte wird dialektisch als Abfolge von Klassenkämpfen interpretiert, die jeweils einen gesellschaftlichen Fortschritt in dessen Ablauf markieren. Das Endziel der Geschichte sieht Marx in der klassenlosen Gesellschaft des Kommunismus verwirklicht.

Der Marximus hat zwar fundamentale Mechanismen der Industriegesellschaft und des Kapitalismus erkannt und durchschaubar gemacht, in der politischen Praxis versagt durch einen Mangel an Anthropologie. Ideologische Vernachlässung unseres natürlichen Bedarfes an Emotionalizät und Subjektivität.


»Die Analysen des großen Denkers waren vielfach richtig. Teile seines Instrumentariums und seiner Methode sind auf faszinierende Weise modern geblieben. Seine Antworten erwiesen sich vielfach als falsch, seine Hoffnungen als trügerisch.« Willy Brandt

Ein Verweis auf die Fehlentwicklungen, die schon bei Marx angelegt waren: Er war ein Kind des neunzehnten Jahrhunderts und bewunderte die Dampfmaschinen in den Fabriken. Da war er Modernisierungstheoretiker mit all den teleologischen Fallstricken, die wir inzwischen kennen. Nachfolger von ihm bastelten daraus ein plumpes Stufenmodell der Weltgeschichte. Marx selbst war aber ein komplexerer Denker, der seine eigenen Hauptthesen durchaus auch reflektierte und in Frage stellte.



Für Karl Marx ist die Herrschaft immer eine Herrschaft der herrschenden Klasse - der Bourgeoisie - und der Staat ist ein Instrument der herrschende Klasse, welche den Staat nach ihren jeweiligen Interessen und Vorstellungen einrichtet.


Der bürgerlichen Gesellschaft geht es um die Reproduktion der herrschenden Verhältnisse. Die Reproduktion der Gesellschaft und der bestehende Verhältnisse ist das Ziel der Herrschaft. Zu tief der Einschnitt in des gesellschaftliche Leben. Nur durch staatliche Hilfen wird die Gesellschaft in der Krise überleben, ohne fremde Hilfen dagegen zerbrechen.


Bei Karl Marx geht es letztlich immer um Produktion und Reproduktion von gesellschaftlichen und damit auch wirtschaftlichen Verhältnissen. So wird der Kapitalismus sich auch in Zeiten der Krise neu erfinden und viele neue Innovationen hervorbringen und Geschäftsmodelle erfinden, um sich zu Reproduzieren. In der Krise sind viele innovative Ideen von kreativen Köpfen entstanden, doch nur wenige davon taugen zum Geschäftsmodell.

Für Karl Marx sind wirtschaftliche Krisen immer der Ausdruck von Krisen des Kapitals - resp. Kapitalismus - für Milton Friedman gehören sie sogar zum Kapitalismus dazu. Die sozialen und gesellschaftlichen Gegensätze werden sich verschärfen. Karl Marx hätte in der Corona-Krise attestiert, daß sich die gesellschaftlichen Gegensätze verschärfen werden - allerdings ohne das daraus eine rervolutionäre Situation entstehen könnte, denn es fehlt an politischen Bewußtsein zur Veränderung einer Gesellschaft.


Für Marx ist das Privateigentum und seine ungerechte Verteilung der Grund für die Herausbildung gesellschaftlicher Gegensätze und Ausbreitung von Elend, die Ausdruck der Herrschaft der herrschenden Klasse sidn und sich so verschärfen, daß die Klassengegensätze nur durch eine vom Proletariat durchzuführenden Revolution überwunden werden können.

Entscheidend ist, was aus einer Krise resultieren und hervorgebracht werden wird. - Wird am Ende der Krise die Gesellschaft noch die gleiche sein oder wird es eine andere geben? - Wenn Karl Marx recht hatte, dann wird die Kraft der Reproduktion, welcher der Bürgerlichen Gesellschaft immanent ist, die alten Verhältnisse wiederherstellen und Corona lediglich als häßliche Narbe hinterlassen.



Die Corona-Krise wird zu einer Wirtschaftkrise mit steigender Arbeitslosigkeit führen. Die Krise die sozialen Gegensätze zwischen Arbeit und Kapital verschärfen und zu einer erheblichen Spaltung der Gesellschaft führen.

Wenn gegen die soziale Armut nichts getan wird, werden die Populisten das Rennen. Die werden ebenfalls einen Teufel tun, die soziale Armut bekämpfen, bis die Empörten aufstehen und die dann Regierenden mit Gewalt aus dem Amt jagen.

Doch hört man kritische Stimmen in der Krise, daß es kein Zurück zur bürgerlich-kapitalistischen Struktur geben darf. Der aktuelle Zustand des Landes erinnert an jenen der Ostzone 1970: kein Individualverkehr, keine Fereinflüge, keine Kreuzfahrten, keine Veranstaltungen mit Lebensfreude und Versorgung nur mit dem absolut Notwendigsten.

In der Corona-Krise sind zwei Tendenzen zu beobachten: Der Corona-Kapitalismus wappnet sich durch die Gewährung von Krediten, um sein Überleben zu sichern und ruft auf der anderen Seite auch seine Kritiker auf den Plan, welche eine andere Wirtschaftsordnung für die Zeit danach fordern und anstreben.

Man muss nicht Karl Marx heißen oder Ökonom sein, um festzustellen zu können, daß am Ende der Corona-Krise nur diejenigen überleben werden, die über ausreichend Einfluß verfügen, um durch Geltendmachung desselbigen ihre weitere Existenz und ihr Überleben - und damit gleichzeitig auch des Kapitalismus - zu sichern.

Vom wirtschaftlichen Desaster in den nächsten fünf bis zehn Jahren ganz abgesehen, welches ihren Anteil an allen Veränderungen maßgeblich zeigen wird, werden sich viele Menschen enorm verändern. Sicher nicht alle - aber je nach Kultur, Lebensform und Regierung gehe ich davon aus, dass sich nach einem langen mühsamen Weg Licht im Tunnel zeigen wird.

Angst und Bedrohungsszenarien funktionieren immer. Damit wird seit Jahren Politik gemacht. Wenn die Angst vor Corona schwindet, geht es »Weiter so wie zuvor«. Auch in der Krise steht bei der Ellbogengesellschaft das eigene Wohlergehen an erster Stelle und deshalb werden die Maßnahmen auch weitgehend akzeptiert. Es wird keine großen Änderungen geben, außer das man für den Hass auf alles Fremde noch mehr Munition hat.

Die Pandemie wird durch die steigende Arbeitslosigkeit die sozialen Gegensätze weiter verschärfen und die Spannungen erhöhen. Im weiteren Verlauf der Krise wird das Prekariat aus Geringverdienern und Beschäftigten weiter ansteigen.

Infolge der notwendingen Inanspruchnahme sozialer Dienste wird eine starke soziale Aufwertung von prekär Beschäftigten in den sozialen Berufen stattfinden, die für ihre in der Krise erbrachten Dienste viel Anerkennung erfahren.

Wenn die Politik ihrer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden will, muss sie Risikogruppen schützen, ggf. deren Freiheitsrechte - dem Zweck des Infektionsschutzrechts gemäß - gezielt einschränken, aber nicht noch länger die gesamte Gesellschaft in Haftung nehmen.


Weblinks:

Karl Marx-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Karl Marx-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Karl Marx - www.famousphilosophers.org

Max Frisch "Am Ende steht ..." - Youtube - www.youtube.com

Gastbeitrag von:


Online-Redaktion -->





Mittwoch, 22. April 2020

Wladimir Iljitsch Lenin 150. Geburtstag


Wladimir Iljitsch Lenin, eigentlich Uljanow, wurde am 22. April 1870 in Simbirsk geboren. Lenin war ein russischer Politiker und Berufsrevolutionär des 20. Jahrhunderts.

Lenin stellte seine Arbeit in den Dienst der bolschewistischen Partei. Schon im Jahr 1903 übernahm er die Führung der russischen Bolschewisten. Lenin war die führende Persönlichkeit der bolschewistischen Partei.

Im Krieg gegen Japan erlitt Russland 1904 eine militärische Niederlage. 1905 brach daraufhin eine Revolution aus, die sich aus landesweiten Streiks und Bauernaufstädnen entwickelte. Sie führte schließlich zur Gründung des Petersburger Sowjets.

Es triumphierten die Bolschewiki, die stets davor gewarnt hatten, mit dem herrschenden System zu paktieren.
Zar Nikolaus II. musste Zugeständnissse machen, beraubte jedoch per Staatsstreich von oben das unter dem Druck des Aufstandes errichtete Parlament aller Rechte.

Im Revolutionsjahr 1905 lernte er den proletarischen Dichter Maxim Gorki kennen.

Lenin wurde wegen seiner revolutionären Tätigkeit 1897 bis 1900 nach Sibirien verbannt, bevor er ins Ausland floh.

Mitten im Ersten Weltkrieg kehrte er 1917 mit deutscher Hilfe nach Russland zurück und stürzte in der Kriegsnot das alte zaristische Feudal-System. Die Deutschen erlaubten Lenin, über deutsches Reichsgebiet nach Peterburg zu reisen.

Lenin Denkmal
Der Revolutionär Lenin führte 1917 die russische Oktober-Revolution und setzte die Diktatur des Proletariats durch. Ihm gelang es, neben dem eigentlichen revolutionären Kern von Intellektuellen und Arbeitern, die Bauern und Soldaten für sich und die Revolutionspläne seiner Partei zu gewinnen und mit ihnen die Oktoberrevolution durchzuführen.

Es wurden Arbeiter- und Soldatenräte eingerichtet (Sowjet = Rat), die die Diktator des Proletarits verwirklichen sollten. Diese wurden aber mehr und mehr beseite gedrängt und Lenin errichtete die Diktatur der bolschewistischen Partei und erzwang die politische und wirtschaftliche Umwandlung seines Landes gemäss der Marx'schen Lehre des Sozialismus in einen kommunistischen Staat.

Lenin war angetrieben von einem unerschütterlichen Glauben an die eigene Mission. Sein politisches Ziel war die Errichtung einer klassenlosen Gesellschaft und die Abschaffung des Staates. Lenins erklärtes Ziel war nicht weniger als die Abschaffung des Staates als notwendige Voraussetzung für eine erfolgreiche proletarische Revolution.

Der Berufsrevolutionär Lenin hat als bedeutender sowjetischer Politiker den Gang der Geschichte der jungen Sowjet-Republik bis 1924 massgeblich beeinflusst. Unter seinen Nachfolgern setzte sich schliesslich Josef Stalin durch, der seine politischen Gegner sukzessiv ausschaltete und entfernen lies.

In Anlehnung und Interpretation der Lehre von Karl Marx begründete er den Leninismus.

In seiner programmatischen Streitschrift / seinem berühmten Aufsatz "Was tun?" forderte er den Aufbau einer durch eine marxistische Elite geführte Kaderpartei.

Lenin starb am 21. Januar 1924 in Gorki bei Moskau an den Folgen einer Geschlechtskrankheit.

Lenin Mausoleum

Der Leichnam Lenins wurde einbalsamiert und in dem Lenin-Mausoleum auf dem Roten Platz in Moskau aufgebahrt.


Samstag, 26. Oktober 2019

Markus Söder, der ergrünte Falter

Markus Söder hebt während einer Rede den Zeigefinger

Das ist kein Erneuerungsprozess, den Markus Söder durchläuft - das ist eine klassische Metamorphose, an deren Ende aus dem unansehnlichen Kokon ein bunter Falter schlüpft. Welch grüne Falterei!

Dazu passt, dass Söders Welt ergrünt zu sein scheint, der aufrechte CSU- Mann liebkost einen stattlichen Baum, er speist seine Mitstreiter auf der Wiese, legt sich gar mit den Bauern an.

Auch die Frauenquote in Kreisverbänden, die den alteingesessenen CSU-Recken den Schweiß auf die Stirn treiben muss, will er durchsetzen.

Und daß er auch noch Habeck auf der Beliebtheitsskala überholt hat - dass ich das erleben darf!
Nun sollte er noch den Kollegen vom Verkehrsministerium entpflichten, dann könnte man sagen, der Schmetterling ist bunt und schön.

Markus Söder hat wohl seine Hausaufgaben gemacht, was dann wirklich ab März 2020 umgesetzt wird, muss man abwarten.

Der Grünschwenk lohnt sich, weil er bei den Wählern ankommt und an der Wahlurne honoriert wird. Söder hat wohl gemerkt, das man mit dem "Kruzifix-Populismus" nicht sehr weit kommt und sich auf Inhalte konzentriert, welche den Wählern in Bayern wirklich wichtig sind.

Mittwoch, 7. August 2019

Markus Söders wundersame Verwandlung

Söder

Ein bischen Veränderung im Leben eines Politikers geht immer, wenn der Stillstand bereits vor der Tür steht und heftig anklopft! Wenn die eigenen Stammwähler von der Fahne gehen und in das Lager der politischen Gegner wechseln, dann vollzieht man einen politischen Richtungswechsel, verpaßt man sich einen anderen Anstrich und fertig ist der Lack. Dort, wo überall das Grün durchschimmert, ist ein neuer grüner Anstrich recht hilfreich. Die neue Politik der CSU beruht einfach nur auf der Stärke der Grünen. Bei der CSU heißt es auf einmal: "Grünschwenk Marsch!"

Es ist eine wundersame Verwandlung: Wie aus dem Nichts hat sich Söder vom Saulus zum Paulus verwandelt und wendet sich, von heute auf morgen zum Teil glatt um 180 Grad. Seine kleine und ein bisschen wohlfeile und berechnende Rhetorik treibt prompt die Zustimmungswerte rasant in die Höhe, als wäre vorher nichts, aber auch gar nichts Gegenteiliges geschehen.

Ständiges massives Bremsen beim Klima- und Umweltschutz? Fischen am rechten Rand und Anbiedern beim rechtsnationalen Gedankengut der AfD? Vergessen! Von jetzt auf gleich! Wie die CSU wirklich tickt, zeigen doch klar die Auftritte eines CSU-Verkehrsministers, der Feinstaubbelastung durch Stickoxide verharmlost und klimaschutzbegründete Geschwindigkeitsbegrenzungen als "gegen jeden Menschenverstand" bezeichnet.

Die Menschen reiben sich bei so abrupten Wandel verwundert die Augen und die Medien wundern sich ein wenig, äußern ganz vorsichtig hie und da gewisse kleine Bedenken am substantiellen Gehalt von Söders neuen Auslassungen. Und das Wahlvolk scheint zu jubeln.

Söder übt schon mal für einen höheren Posten und bringt sich durch seine Verwandlung gekonnt ins Spiel, denn wandelbare Politiker liebt nun mal der Wähler!

Die CSU gaukelt diesen "Grünschwenk" einzig wegen des Machterhalts vor da ansonst bei den nächsten Wahlen ein weiterer nicht unerheblicher Stimmverlust zu befürchten ist. Wie heißt es so schön, ich höre die Botschaft zwar, aber daran glauben kann ich nicht.

Samstag, 30. März 2019

Ukraine vor der Wahl - ein Komiker als Präsident


In der Ukraine wählt die Bevölkerung am Sonntag einen neuen Präsidenten. Komiker Woldomir Selenski hat die besten Chancen, Petro Poroschenko als Präsidenten abzulösen.

Vor der Präsidentenwahl in der Ukraine führt der Komiker Wladimir Selenski in Umfragen vor dem Amtsinhaber Poroschenko. Er ist ein Satiriker, der gerne mit dem Bildnis des Clowns kokettiert.

Selenski spielt in einer TV-Serie den Präsidenten, der gut gekleidet mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, loyal ist und damit Traumpräsident und der Traum aller Ukrainer ist. Jetzt will er die Grenze zwischen Fiktion und Realität überschreiten. Seine Beliebtheit beim Volk und sein Mangel politischer Erfahrung könnten bei der Wahl von Vorteil sein.

Alle Schauspieler, die in der TV-Serie mitspielen, würden Selenski wählen und auch der Regisseur, der nicht ohne Stolz sagte: "Natürlich wähle ich Selenski. Ich habe ihn ja schließlich zum Präsidenten gemacht."


Selenski sagte vor der Wahl, daß angesichts der entstandenen politischen Situation jeder Ukrainer drei Wege habe.

„Der erste Weg ist, so zu leben, wie man lebt, und mit dem Wind zu segeln. Und das ist auch normal, das ist jedermanns Wahl. Der zweite Weg ist, seine Sachen zu packen und sich in ein anderes Land zu begeben, dort Geld zu verdienen und es den Angehörigen und Verwandten zu überweisen. Das ist auch normal“, sagte der Komiker. Doch für sich selbst bevorzuge er den dritten Weg: „Selbst zu versuchen, etwas in der Ukraine zu ändern.“

Nur durch unbelastete Kandidaten wie Selenski wird es jemals aus den Dutzenden von Zwickmühlen und Sackgassen, in welche Poroschenko es hineinmanövriert hat, wieder herauskommen.

Dienstag, 15. Januar 2019

Rosa Luxemburg 100. Todestag



Rosa Luxemburg wurde am 15. Januar 1919 zusammen mit Karl Liebknecht in Berlin von rechtsradikalen Freikorps ermordet.

Rosa Luxemburg war eine charismatische deutsche Politikerin des frühen 20. Jahrhunderts. Die Politikerin war eine bedeutende Vertreterin der europäischen Arbeiterbewegung und des proletarischen Internationalismus sowie eine Vordenkerin des Kommunismus.

Rosa Luxemburg war zwar eine äußerst konsequente, aber nie dogmatische Marxistin. Sie schrieb hierzu: »Marximus ist eine revolutionäre Weltanschuung, dies stets nach neuen Erkenntnissen ringen muß, die nichts so verabscheut wie als das Erstarren in einmal gültigen Formen.«

Rosa Luxemburg

Rosa Luxemburg war eine überzeugte Sozialistin mit großen Sendungsbewusstsein. Sie war zunächst eine der führende Persönlichkeiten der Linksradikalen innerhalb der SPD. Als Führerin der »Gruppe Internationale« trat sie seit 1915 unter der Parole »Nieder mit dem Krieg« aktiv gegen die Kriegszielpolitik der Reichstagsmehrheit ein.

Später gründete sie zusammen mit Karl Liebknecht den »Spartakusbund«. Als »Spartakus-Gruppe« bildet die »Gruppe Internationale« die Keimzelle der späteren KPD.

Am Jahreswechsel 1918/19 wurde sie zusammen mit Karl Liebknecht zur Vorsitzenden der KPD gewählt. Sie gehörte zu den Gründungsmitgliedern der KPD, deren Programm sie hauptsächlich verfasste.

Rosa Luxemburg trat in ihren Schriften und Aufsätzen u.a. für einen eigenständigen deutschen Kommunismus gegenüber Moskau ein. Sie forderte darin, dass sich die Menschheit zwischen Sozialismus und Barbarei entscheiden müsse.

Luxemburg war nicht grundsätzlich gegen eine Revolution wie in Rußland. Sie sah nur in Deutschland die Bedingungen dafür nicht als gegeben an und setzte deshalb auf die schrittweise Machteroberung.

Rosa Luxemburg

Der Gegensatz zwischen der SPD-Führung und ihren Kritikern von links führte in der ersten Januarhälfte 1919 zum Spartakusaufstand in Berlin. Die Regierung unter Reichskanzler Friedrich Ebert rief Freikorps zu Hilfe, die den Aufstand blutig niederschlugen. Die Truppen aber, die die parlamentarische Republik schützen, waren selbst antidemokratisch.

Nach dem Niederschlagen des Aufstands mussten die Führer der Spartakisten um ihr Leben fürchten und untertauchen. Nun suchte auch die reguläre Regierung sie als vermeintliche Putschisten, um sie wegen des Umsturzversuchs kurz vor den freien Wahlen zu belangen.

Rosa Luxemburg wurde am 5. März 1870 in Zamosc in Kongresspolen geboren. Ihre letzte Ruhestätte fand die Politikerin auf dem Berliner Friedhof Friedrichsfelde.


Weblinks:

Rosa Luxemburg-Biografie - www.die-biografien.de

Rosa Luxemburg-Zitate - www.die-zitate.de

Rosa-Luxemburg-Stiftung - www.rosalux.de

Gerechtigkeit für die Kriegsgegnerin Rosa Luxemburg - www.vorwaerts.de


Literatur:

Die Freiheit ist immer nur Freiheit des Andersdenkenden
Die Freiheit ist immer nur Freiheit des Andersdenkenden
von Rosa Luxemburg

Rosa Luxemburg. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten
Rosa Luxemburg
von Rosa Luxemburg

Dienstag, 18. Dezember 2018

Helmut Schmidt 100. Geburtstag

Helmut Schmidt


Helmut Schmidt wäre heute 100 Jahre alt geworden, der Politiker wurde am 18. Dezember 1918 in Hamburg geboren.

Helmut Schmidt, der letzte Kanzler, der sich einen Dreck um seine Popularität geschert hat, und stets das getan hat, was er für das deutsche Volk für am besten hielt, zeigt sehr nüchtern und eindrucksvoll auf, wie er Politik und Demokratie versteht, warum er wie gehandelt hat, warum er Fehler eingesteht, warum er nie an seinem Posten geklebt hat und wie er die heutige Situation der Welt sieht. Hier kommt ein erfahrener, weiser Mann mit einem tief verwurzelten Demokratieverständnis zu Wort.

Helmut Schmidt zählt zweifelsohne zu den bedeutendsten Kanzlern der Bundesrepublik Deutschland. Für viele verkörperte er den Idealtyp des deutschen Regierungschefs: Erster Diener des Staates, unbestechlich in seiner Urteilsbildung, weltmännisch handelnd und von festen moralischen Überzeugungen getragen.

"Politik ist pragmatisches Handeln zu sittlichen Zwecken", hat Helmut Schmidt einmal gesagt. Weil er stets pragmatisch handelte, hat man ihm früh das Etikett des "Machers" angeheftet. Der Kant-Verehrer war von praktischer Vernunft geleitet und hat die Ratio stets der visionären Weltsicht und der sozialen Romantik vorgezogen und ist damit zu einer historischen Figur geworden.


»Keine Begeisterung sollte größer sein,
als die nüchterne Leidenschaft
zur praktischen Vernunft.«

Als seine Heimatstadt Hamburg 1962 von einer verheerenden Flutkatastrophe heimgesucht wurde, handelte der junge Innensenator Helmut Schmidt, da der zuständige Bürgermeister Nevermann nicht verfügbar war. Von da an galt er als der Krisenmanager. Nun ging es aufwärts: Schmidt wurde Fraktionsvorsitzender und Teil der legendären Troika. Er wurde Verteidigungs- und Finanzminister. Und endlich, 1974, Bundeskanzler. Die Reformpläne der Ära Brandt legte der Realpolitiker zu den Akten. In der Ostpolitik setzte Schmidt jedoch den Kurs seines Vorgängers Willy Brandt fort.


Er war ein bedeutender Staatsmann mit Sachverstand und Tatkraft, der für ihn zur Unzeit regierte, als die Gesellschaft einer terroristischen Bedrohung ausgesetzt war. Überschattet wurde seine Regierungszeit vom "Heißen Herbst" 1977: die Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hans-Martin Schleyer. Die RAF-Terroristen wollen Gefangene freipressen. Schmidt ging darauf nicht ein - das Todesurteil für Schleyer. Die Sache geht ihm bis heute nach. Schmidts Jahre waren eine bleierne Zeit. Es gab kleine Schritte und große Krisen - aber keine Zeit für große Politik, die er auch zweifelsohne hätte machen können.

Man hat ihn schon damals im Amt geachtet, später wurd eder einstige Macher immer mehr verehrt. »Welterklärer« wurde zu seinem Beruf. Vielen galt er als "der klügste Deutsche". Und doch: Demut wird Helmut Schmidts Sache nicht mehr. Er war mehr klug als weise, hat eine Menge Schwächen, vor allem aber Format. Er war der Deutschen liebster Welterklärer. Von niemandem lassen sich die Deutschen so gern die Welt erklären wie von Helmut Schmidt. Er wußte auf jede Frage eine Antwort.


Weblinks:

Kanzler, Krisenmanager, Kettenraucher - www.tagesschau.de

Helmut Schmidt über sein Verhältnis zu Kant - www.oocities.org


Blog-Artikel:

Helmut Schmidt ist tot - Torpedo-Blog

Literatur:

Helmut Schmidt: Die späten Jahre
Helmut Schmidt: Die späten Jahre
von Thomas Karlauf

Konflikt zwischen Vernunft und Religion: Die Weltethos-Rede
Konflikt zwischen Vernunft und Religion: Die Weltethos-Rede
von Helmut Schmidt

Samstag, 24. November 2018

Die Ära Merkel geht zu Ende

Angela Merkel

Die Ära Merkel geht zu Ende. Zum Glück, denn sie steht für den sinnentleerten Machterhalt einer Monarchin. Während ihrer Kanzlerscaft konnte sie kaum Zeichen setzen. Herrscherliche Autorität ist keine Zeitfrage, sondern der Spiegel, worin das Volk sofort seinen Leitwolf erkennt, nach dessen Stab es zu springen und zu tanzen lernt.

Allmählich erwachen die deutsche Politik und ihre Öffentlichkeit aus ihrer postdemokratischen Narkose. Merkels basale Herrschaftstechnik bestand bekanntlich darin, statt Wähler für eigene Ziele zu mobilisieren, den Wählern anderer Parteien die Gründe zu nehmen, zur Wahl zu gehen – durch so unauffällig wie möglich gehaltene Bekenntnisse zum eigenen Programm bei angedeutetem Verständnis für die Programme der Konkurrenz. „Man kann das im Soziologendeutsch asymmetrische Demobilisierung nennen“, so der arme Schulz laut »Spiegel« im Juni in einer Strategiesitzung: „Ich nenne es Aushöhlung der Demokratie ... Die sinkende Wahlbeteiligung vorsätzlich in Kauf zu nehmen ist ein Anschlag auf die Demokratie.“

Dieser Satz geriet in eine Parteitagsrede, woraufhin die Öffentlichkeit befand, dass es dem SPD-Kandidaten an gutem Benehmen fehle. Merkel, in Höchstform, ließ wissen, „dass sie Herrn Schulz ganz anders kennengelernt habe, Schwamm drüber“, und im sogenannten „TV-Duell“ bat Schulz sie dann um Entschuldigung. Sie wurde gewährt.

"Regieren ist die Kunst, Probleme zu schaffen, mit deren Lösung man das Volk in Atem hält."
> Ezra Pound

Was Historiker und Politikwissenschaftler einmal das „System Merkel“ nennen könnten, entstand im Übergang vom Sozialkapitalismus der zweiten Hälfte des zwanzigsten zum Neoliberalismus des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Mit ihm wurden die Öffnung zum Weltmarkt zur ersten Staaten- und die Anpassung an den globalen Wettbewerb zur ersten Bürgerpflicht, ohne Alternative nicht nur für Deutschland. Mit der Übertragung kollektiver „Problemlösung“ an die „Marktkräfte“ und die von ihnen getriebenen Individuen wurde Politik selbstreflexiv und reduzierte sich auf Machterwerb und -erhalt. Heruntergeschnitten auf ihren machiavellistischen Kern, wurde sie zur Domäne von Stimmungsforschern und Imagemodellierern in einer boomenden staatlichen und privaten Öffentlichkeitsindustrie, deren Kreativität keine Grenzen gesetzt waren, wenn es darum ging, neue Herrschaftstechniken für ein postdemokratisches Zeitalter zu erfinden.

Die Methode der asymmetrischen Demobilisierung verschaffte Merkel eine für demokratische Verhältnisse unvorstellbare taktische Bewegungsfreiheit, die sie für immer neue Kehrtwendungen in Richtung der linken Mitte nutzte, um ihr Repertoire künftiger Koalitionsmöglichkeiten auszubauen. Dabei kam ihr lange die Strauß’sche Hinterlassenschaft zugute, dass es „rechts von der Union“ keine Partei gab, zu der enttäuschte Wähler oder Parteifunktionäre hätten wechseln können; für sie war Merkel alles, was sie hatten.

Diejenigen, deren Positionen Merkel eingemeindete, hüteten sich ohnehin, ihr Fragen zu stellen, weil sie in Merkels Lager keine schlafenden Hunde wecken wollten. So konnte Merkel sich immer wieder umorientieren, von einer unpolitisch gewordenen liberalen Öffentlichkeit wohlgefällig als individueller Bildungsroman rezipiert, ohne dass sie jemals zu so etwas wie einer „großen Rede“ gezwungen gewesen wäre. Tatsächlich blieb sie als Person für die Insider der politischen Klasse bis heute ein Rätsel; dass sie sich nicht scheute, einen Wahlkampf mit dem Slogan „Sie kennen mich“ zu führen, dürfte ihr deren professionellen Respekt eingetragen haben, wohl auch weil man dahinter jene Art von Humor vermuten konnte, der in diesen Kreisen zur Kultur gehört.

Die Liste der Merkel’schen Politikwechsel ist lang. Bis zu ihrem beinah verlorenen ersten Bundestagswahlkampf hatte die CDU-Vorsitzende eine neoliberale Grundrevision der deutschen Gesellschaft proklamiert, gegen die Schröders „Agenda 2010“ ein Klacks war. Im Amt begann sie dann umgehend mit der „Sozialdemokratisierung“ ihrer Partei, ohne dass jemand wissen wollte, was sie in so kurzer Zeit dazugelernt hatte.

Als „Atomkanzlerin“, ausgestattet mit dem „Sachverstand der Physikerin“, setzte Merkel zugleich alles daran, den von Sozialdemokraten und Grünen ausgehandelten Atomausstieg schnellstens rückgängig zu machen. Nachdem dann aber die Bilder aus Fukushima in die Öffentlichkeit gelangt waren, verlangte derselbe technische und wirtschaftliche Sachverstand nach einer umso rascheren Abschaltung der deutschen Atommeiler. Eine Erklärung, wie sich das vorher so gewissenhaft berechnete Restrisiko in ein paar Tagen so dramatisch geändert haben konnte und warum man einem so fehlbaren Sachverstand weiterhin vertrauen solle, wurde nicht verlangt.

„Alle aufnehmen, das können auch wir nicht schaffen“, hatte Merkel dem Flüchtlingsmädchen Reem vor laufenden Kameras erklärt und war dafür im Internet zur „Ice Queen“ erklärt worden. Schon kurz danach hieß es bei Anne Will „Wir schaffen das“, bis ein paar Monate später sich „nicht wiederholen“ durfte, was soeben noch menschenrechtlich und christlich geboten und technisch ohnehin nicht zu verhindern gewesen war. Und sobald die „Ehe für alle“ drohte die nächste Koalitionsbildung zu erschweren, verwandelte sie sich von einer politischen in eine Gewissensfrage.

Plötzliche Politikwechsel belasten den Vertrauenshaushalt eines Staates und bedürfen deshalb besonderer Rechtfertigung. Indem sie auf einer solchen bestehen, sorgen eine kritische Öffentlichkeit und eine aggressive parlamentarische Opposition für die Wiederherstellung von Systemvertrauen. Bleibt diese aus, muss die Notwendigkeit des Politikwechsels nachträglich durch Personalwechsel – Rücktritt, Putsch, Neuwahl – beglaubigt werden. Nicht so im System Merkel, wo die postdemokratische Reduzierung von Strategie auf Taktik von einer politischen Klasse, die ihre Regierungsfunktion an den globalen Markt und die europäische Technokratie abgetreten hat, als hohe Kunst politischer Herrschaftssicherung kennerisch bewundert wird.

Polarisierung
Seit einiger Zeit nimmt die Wahlbeteiligung in den westlichen Postdemokratien wieder zu. Ursache ist das Auftreten neuer „populistischer“ Parteien rechts und links, vor allem rechts, deren Anhänger gegen asymmetrische Demobilisierung immun sind. Diese war deshalb durch asymmetrische Polarisierung zu ergänzen. 1976, auf dem Zenit der Nachkriegsdemokratie, hatte die CDU die Grenze links gezogen, „Freiheit statt Sozialismus“ plakatiert und sich damit Diskussionen eingehandelt: Sind das wirklich Gegensätze? Sind Brandt und Schmidt Freiheitsfeinde? So ging die Wahl verloren. Merkels CDU dagegen, aus Schaden klug geworden, polarisierte in die entgegengesetzte Richtung, mit „Mitte statt rechts“ als virtuellem Slogan. Anders als in den alternativengesättigten Siebzigern ergab das eine Art Demokratischen Block aller anständigen Parteien und Massenorganisationen, unter Einschluss der SPD und der Opposition im Bundestag.

„Mitte statt rechts“ opferte das Strauß’sche Erbe, indem es die Repräsentation des rechten Randes der Wählerschaft einer neuen, mit der Union konkurrierenden Partei überließ – in Gestalt der AfD, ursprünglich eine elitär-bürgerliche neoliberale Kleinpartei, deren Marsch in den „Rechtspopulismus“ dadurch beschleunigt wurde. Für Ausgleich sollte eine umfassende Mobilisierung von Politik und Gesellschaft zur Ausschließung der populistisch gewendeten AfD aus dem demokratischen Verfassungsspektrum sorgen, unter Anrufung der antinationalsozialistischen Staatsraison des Landes.

So konnte die AfD als Vogelscheuche zum Zweck der politischen Disziplinierung einer neuen, 90-prozentigen gesellschaftlichen Großmitte dienen – indem kritische Themen wie die Zukunft der Nationalstaaten in der Europäischen Union, der Aus- und Umbau der Währungsunion und die ungeregelte Einwanderung als Lehrstück über die Grenzenlosigkeit der Marktgesellschaft zu AfD-Themen erklärt wurden, über die man nicht sprechen durfte, wollte man dem „rechten Populismus“ nicht „Vorschub leisten“.

In der Tat war der regierungsamtliche „Kampf gegen rechts“ zunächst spektakulär erfolgreich. In den Reihen der CDU galt es nun noch mehr als vorher, Zweifel an der deutschen Europa- und Einwanderungspolitik zu unterdrücken. Und als der SPD-Vorsitzende angesichts der absehbaren Aufwendungen für die Einwanderer Maßnahmen auch für die eingesessene Unterschicht vorschlug, wurde er von Merkel und Schäuble öffentlich des Vorschubleistens bezichtigt und verstummte – aus Angst davor, so Gabriel knapp zwei Monate nach der Wahl, „mit der CSU oder der politischen Rechten in einen Topf geworfen zu werden“.

Im weiteren Umkreis des offiziellen Antifaschismus begannen Presse, Rundfunk und Fernsehen, Schulen, Volkshochschulen und Universitäten, Jugendverbände, Kulturschaffende und Kleriker aller Art eine landesweite Immunisierungskampagne gegen die AfD. In Köln forderten Oberbürgermeisterin und Kardinal zusammen mit Karnevalsvereinen und Rockgruppen dazu auf, sich durch eine Demonstration gegen die Abhaltung eines Parteitags der AfD in einem Kölner Hotel „für Toleranz“ einzusetzen – beide Kirchen unter dem für ihre historischen Verhältnisse durchaus riskanten Slogan „Unser Kreuz hat keine Haken“.

Auch an den deutschen Grenzen machte der Antifaschismus der breiten Mitte, „proeuropäisch“ wie er sich verstand, nicht halt. Bei Wahlen und Abstimmungen im Ausland wusste die deutsche Öffentlichkeitsmaschine genau, wie diese auszugehen hatten, und tat dies unmissverständlich kund. Ab November 2016 konnte dann Donald Trump als Erzfeind aller Menschen guten Willens als Begründung herhalten, warum in Österreich der Kandidat der Grünen unbedingt Bundespräsident werden musste. Für Frankreich feierte der SPD-Vorsitzende, zusammen mit dem Philosophen Jürgen Habermas, unter dem Eindruck der antieuropäischen Gefahr den Banker Macron als legitimen Sohn der deutschen Sozialdemokratie und langersehnten Überwinder der unseligen französischen Spaltung zwischen links und rechts.

Die Monarchin
Auf dem Gipfel ihrer Macht, getragen von der „Willkommenskultur“ und einer so angsterzeugten wie -verbreitenden Gleichschaltungsbereitschaft der politischen Klasse, regierte Merkel wie eine Monarchin. Wenn man in Deutschland „kein freundliches Gesicht mehr zeigen“ dürfe, so in einem Interview während ihrer „Flüchtlingskrise“, „dann ist das nicht mehr mein Land“. Niemand fragte, wie das gemeint war, auch nicht, als die Regierungschefin eines säkularen Staates „mit Kardinal Marx“ wissen ließ: „Der Herrgott hat uns diese Aufgabe jetzt auf den Tisch gelegt.“ Wenn Demonstranten, vor allem im Osten, Kundgebungen der Kanzlerin mit „Merkel muss weg“-Sprechchören störten, gab es rundum Bekundungen von Scham und Abscheu. Als rechtsradikale Hetze gar galt, wie dezent auch immer nach der politischen Verantwortung für Gewaltverbrechen von Migranten zu fragen, die unter normalen Bedingungen nicht hätten über die Landesgrenze gelangen können; gewählte Politiker mussten schon aus minderem Anlass zurücktreten.

In der substanzentleerten und deshalb sentimentalisierungsbedürftigen deutschen Postdemokratie dagegen konnte Merkel für ihre Grenzöffnung den Sonderstatus einer „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“-Entscheidung beanspruchen, ohne dass es dazu irgendwelcher rhetorischer Großleistungen bedurft hätte: „Ich gehöre nur zu denen, die sagen: Wenn so eine Aufgabe sich stellt und wenn es jetzt unsere Aufgabe ist , . .. dann hat es keinen Sinn zu hadern, sondern dann muss ich anpacken und muss natürlich versuchen, auch faire Verteilung in Europa zu haben und Flüchtlingsursachen zu bekämpfen. Aber mich jetzt wegzuducken und damit zu hadern, das ist nicht mein Angang.“

Wer sich dennoch auf die Suche nach normalpolitischen, also verantwortungspflichtigen Motiven begab, lief Gefahr, in dieser Zeitung noch ein Jahr nach dem Ereignis der „Küchenpsychologie“ geziehen und, da „vom Insiderwissen ausgeschlossen“, an „eine künftige Forschung aus Akten und Zeugenbefragung“ verwiesen zu werden: „Die ganze Meckerei wirkt hilflos, lächerlich und misogyn – denn auf die Kanzlerin kommt es an“ (F.A.Z. vom 16. September 2016) – eine für die Hochzeit der Ära Merkel nicht untypische Interpretation der Rolle des politischen Journalisten als Panegyriker.

Wahr ist, dass „Küchenpsychologie“ zur Erklärung des Systems Merkel nicht viel beiträgt. Die Kehrtwendungen der Kanzlerin lassen auf ein extrem niedriges persönliches Konsistenzbedürfnis gegenüber anderen und sich selbst schließen, allerdings auch auf einen extrem konsistenten Willen zur Macht. Küchensoziologie führt da schon weiter, indem sie an Merkels Einstieg am oberen Ende der neuen Berliner Republik erinnert, als Protegé von Kohl im Kabinett und dann an der Spitze des CDU-Parteiapparats.

Politik als Bewegung von unten nach oben hatte es schon in der DDR nicht gegeben, jedenfalls nicht mit Merkel. Abgeordnete war Merkel immer nur nebenbei, nie Bürgermeisterin oder Ministerpräsidentin; dem unangenehm heißen Atem eines physisch präsenten, nach Vertretung verlangenden „Volkes“ – ein Begriff, der in der Ära Merkel in den Geruch des Rechtsradikalismus geriet – war sie nie ausgesetzt.

Merkels Apparatperspektive passte im Übrigen nahtlos zu dem alten Misstrauen westdeutscher Demokraten gegen einen unkontrolliert artikulierten Volkswillen, das schon die bundesrepublikanische Nachkriegsverfassung geprägt hatte. Brechts Diktum, dass „das Volk“ nicht „tümlich“ sei, war spätestens seit den 1990er Jahren auch auf der Linken nicht mehr Konsens. Als kosmopolitische Philosophen und liberale Politikwissenschaftler unter dem Eindruck der „populistischen“ Revolte endgültig das Vertrauen in die politische Weisheit der unteren Schichten verloren und darüber nachzudenken begannen, ob Demokratie als Massendemokratie überhaupt noch zeitgemäß sei, war der Schulterschluss zwischen Merkel und dem linksliberalen Mainstream perfekt.

Spätere Historiker werden versuchen müssen, das System Merkel auf seinem Höhepunkt als ebenso regierungsseitigen wie selbstauferlegten Dauertest einer demokratischen Öffentlichkeit auf ihre Fähigkeit und Bereitschaft hin zu beschreiben, unter laufender Opferung ihres Intellekts immer neue Absurditäten zu glauben oder wider besseres Wissen zu bekennen – etwa die Behauptung der Regierungschefin, man könne Grenzen heutzutage nicht mehr schließen, oder die Versicherung eines Journalisten im Deutschlandfunk nach den Pariser Anschlägen, dass sich unter den Flüchtlingen, die damals noch nicht „Geflüchtete“ hießen, keine Terroristen befinden könnten, da die Flüchtlinge ja vor diesen geflohen seien.

Niemand fragte, wo jene von Habermas so treffend bezeichnete „Nervosität der Intellektuellen“ geblieben war, die sich doch immer dann kräftig rühren müsste, wenn eine Öffentlichkeit wie ein Tanzbär am Nasenring regierungsamtlicher Wahrheiten durch die Manege gezogen wird und sich ziehen lässt. Nirgendwo im heutigen Westeuropa, nicht in Frankreich, nicht in Großbritannien, nicht in Italien, wäre es vorstellbar, dass „alle verantwortlichen Kräfte“ bei Strafe des Ausschlusses aus der öffentlichen Kommunikation verlangen würden, offenkundigen Unsinn wie den zu bekennen oder doch unwidersprochen zu lassen, dass eine Million unkontrollierter Immigranten als jährlicher Normalfall zu „schaffen“ sei. Dass diese Art von Dressurakt zeitweise im demokratischen Deutschland funktionieren konnte, könnte in einigen Jahren die wichtigste Erinnerung an die Ära Merkel sein.


Man weiß nicht, wie überrascht Merkel war, als im September 2015 das ganze Ausmaß der von der technokratischen Entdemokratisierung der Politik bewirkten Veränderungen des öffentlichen Bewusstseins und der mit ihm einhergehenden öffentlichen Gehorsams- und Unterwerfungsbereitschaft sichtbar wurde. Die Öffnung der deutschen Grenze für die auf der Balkanroute anreisenden Migranten war offenbar auf ein rapide gewachsenes Bedürfnis nach charismatischer Personalisierung und Sentimentalisierung des Politischen getroffen. Kaum jemand wollte sich dem Wunsch widersetzen, bei einer mit alltäglichen Maßstäben nicht zu messenden persönlichen Großtat dabei gewesen zu sein – nicht einmal die kleine Gruppe deutscher Staatsrechtslehrer, die sich auf ihren Lehrstühlen sicher genug fühlte, um öffentlich als Merkel-Kritiker in Erscheinung zu treten.

Zur Erklärung der von ihnen als Rechtsbruch klassifizierten Entgrenzungspolitik fiel ihnen, vielleicht weil sie als Juristen von roher Politik wenig verstehen, nichts Besseres ein als Max Webers handlungstheoretischer Idealtyp der „Gesinnungsethik“. Forderungen wie ihre allerdings, dass Politik „verantwortungsethisch“ handeln müsse, also unter Berücksichtigung ihrer absehbaren Folgen in der wirklichen Welt, erscheinen als naiv, wenn man „Angela Merkels Flüchtlingspolitik“ mit dem Ockham’schen Rasiermesser auf Normalgröße herunterschneidet und um der theoretischen Sparsamkeit willen heuristisch davon ausgeht, dass auch hier auf bezweckte Zwecke hin gehandelt wurde, allerdings auf andere als die erklärten, und am Ende wohl auch falsch berechnet.

Schwierig wäre dies nicht gewesen: Das PR- und Netz-Desaster mit Reem, die x-te Weigerung der CDU, ein Einwanderungsgesetz auf den Weg zu bringen, die Verärgerung der Obama-Regierung über die militärische Abstinenz der Deutschen in Syrien und das nach abermaliger Abkanzelung Griechenlands auf einen Tiefpunkt gesunkene internationale Ansehen (Merkel und Schäuble europaweit mit Hakenkreuzen dekoriert) waren Gründe genug, ein „freundliches Gesicht“ zu zeigen.

Mittlerweile weiß man aus dem Buch von Robin Alexander, dass die Grenzöffnung ursprünglich nur eine Woche dauern sollte; ihre Beendigung erschien dann aber wegen der überwältigend ausgebrochenen Willkommenseuphorie innenpolitisch riskant und musste deshalb funktional äquivalent auf die europäische Ebene verlagert werden, mit Erdogan als Ersatz für Orbán.

Was folgte, war politics as usual, angeleitet von demoskopischen Gewinn-und-Verlust-Rechnungen, die den kühnen Versuch nahelegten, sich gleichermaßen für wie gegen offene Grenzen zu positionieren. Jeder Reporter, der sein Geld wert gewesen wäre, hätte das recherchieren können; es passte aber nicht in die Stimmungslandschaft. So dauerte es bis lange nach der Kölner Silvesterparty, bis diejenigen, die sich im Herbst 2015 zu einer Einheitsmedienlandschaft zusammengefunden hatten, die bei Strafe moralische Exkommunikation nicht so genannt werden durfte, sich für ihre eigen- oder auch fremdwillige Deutung der Aufgaben ihres „vierten Standes“ zu entschuldigen begannen.

Das von den deutschen Ereignissen befremdete Ausland konnte sich diese, auch wegen des Ausbleibens einer kritischen Diskussion in Deutschland selbst, nur als Versuch erklären, das deutsche Image in der Welt zu verbessern, wenn nicht direkt als Ausfluss eines inneren Bedürfnisses, für den deutschen Völkermord Buße zu tun. Dass auch in Deutschland, teilweise ermutigt durch die Reaktionen im Ausland, die unbegrenzte Immigrantenaufnahme als Methode und Ausweis moralischer Selbstrehabilitierung empfunden wurde, durch dessen Kritik man sich außerhalb der Gemeinschaft stellte, kann dem gut ausgebauten Meinungsforschungsapparat der Regierung nicht entgangen sein.

Merkel jedenfalls ließ sich die Deutung der deutschen Entgrenzung als Abgeltung deutscher Schuld – weit entfernt davon, ihr erschrocken zu widersprechen – als Hilfe bei der Festigung ihres innenpolitischen Großblocks gerne gefallen. Die Genugtuung war groß, als „Time Magazine“ sie Ende 2015 zur „Person of the Year“ und „Kanzlerin der Freien Welt“ kürte („Die Pfarrerstochter setzte Barmherzigkeit ein wie eine Waffe“), die Grenzöffnung als „Abzahlung“ auf die deutsche „Nazi-Vergangenheit“ einordnete und bemerkte, dass man nur selten Gelegenheit habe, „eine politische Führungsfigur beim Abwerfen einer alten und quälenden nationalen Identität“ zu beobachten.

Als kurze Zeit darauf, bei der jährlichen Begehung des Auschwitz-Gedenktags in Deutschen Bundestag – die Verhandlungen mit Erdogan waren bereits im Gang –, die Rednerin, eine Überlebende des deutschen Massenmords, am Schluss ihres Vortrags erklärte, „dieses Land, das vor achtzig Jahren für die schlimmsten Verbrechen des Jahrhunderts verantwortlich war“, habe „heute den Beifall der Welt gewonnen, dank seiner geöffneten Grenze“, erhob sich das Plenum, das bis dahin, vermutlich doch wohl betroffen, geschwiegen hatte, und applaudierte ebenfalls: Der Rednerin? Der Kanzlerin? Sich selbst?

So war Opposition gegen Merkels Breites Bündnis schon bald nicht nur „rechts“, sondern ein Rückfall in den Nationalsozialismus und rassistisch – Antifa als politische Bazooka, auch in weniger sektiererischen Kontexten als dem „Neuen Deutschland“, wo der gerade zum Vorsitzenden einer neuen Kleinpartei aufgestiegene Soziologe Stephan Lessenich unter Übernahme der altehrwürdigen Technik der Namensverhunzung dekretierte, man müsse „beginnen zu glauben, dass auch all die Wagentaines und Lafonknechts in der LINKEN und um die LINKE herum nicht (einfach nur) sauer sind, sondern Rassisten“. Es reichte, zu denken, dass die Politik der offenen Grenze weder politisch noch wirtschaftlich, noch auch nur humanitär „nachhaltig“ sein konnte, um sich nur noch von der aus dem Verfassungsbogen herausdefinierten AfD und, vielleicht, der wegen ihrer Allianz mit Merkel allerdings unglaubwürdigen Seehofer-CSU öffentlich vertreten zu finden. So schmerzhaft dies für manchen gewesen sein mag, so förderlich war es für die AfD als Partei.

Das Ende

Im Rückblick sind die enormen Kosten erkennbar, die Angela Merkel und ihr Breites Bündnis der deutschen Politik hinterlassen haben. Auch eine Virtuosin wie die Kanzlerin war am Ende nicht dagegen gefeit, den Bogen zu überspannen. Politik, noch so gekonnt von Bild zu Bild, Stimmung zu Stimmung und Bündnis zu Bündnis gewendet, hat eben, anders als in der postdemokratischen Utopie, auch andere als nur machttechnische Folgen. Merkels germanozentrische „Flüchtlingspolitik“, ohne Vorwarnung der Partnerländer überfallartig ins Werk gesetzt, hat den Ausgang des Brexit-Referendums mitverursacht und die Ablehnungsfront der Ostländer konsolidiert und durch Österreich verstärkt. Auch werden sich die den Südländern und Frankreich opportunistisch von Fall zu Fall gemachten „proeuropäischen“ Versprechungen mit der FDP in der Regierung und der AfD im Parlament nicht einlösen lassen. Die als Folge ins Haus stehenden Krisen wird selbst die willigste Medienmaschine nicht mehr überblenden können.

Aber auch innenpolitisch ist die Messe gelesen. Dass die SPD, die sich weder für noch gegen „Angela Merkels Flüchtlingspolitik“ erklären wollte, deren Gegnern als Befürworter und deren Befürwortern als Gegner erschien und dadurch „rechts“ wie „links“ Stimmen verlor, hätte Merkel normalerweise stille Genugtuung bereiten können – wenn die Verluste nicht so hoch gewesen wären, dass die Partei sich aus Merkels Koalitionsportfolio verabschieden musste. Schlimmer noch, der regierungsamtliche Antifaschismus vermochte die auf die Mitte zielende Ablehnung einer „Obergrenze“ nicht auf Dauer nach rechts abzusichern.

Während links das Versprechen, 2015 werde „sich nicht wiederholen“, noch einmal als legitimes Tarnmanöver gegenüber einem unheilbar xenophoben Wahlvolk approbiert wurde, reichte es rechts nicht mehr aus, die nach links gerichtete Beteuerung zu neutralisieren, man habe alles richtig gemacht. Am Ende hatte Merkel die Bereitschaft der rechten Mitte zur Hinnahme kognitiver Dissonanzen ebenso überschätzt wie die Fähigkeit ihres „breiten Bündnisses“ zur wahlpolitischen Ausbürgerung der neuen Konkurrenz.

Diese ist nun im Bundestag, als bleibende Hinterlassenschaft der Ära Merkel, wo sie die bis dahin als AfD-Fragen unbehandelt gelassenen Themen bohrend zur Sprache bringen kann, vorausgesetzt, dass eine neue Geschäftsordnung dies nicht verhindert und sie selbst lernt, halbwegs diszipliniert aufzutreten. Dabei speist sich die Existenz der AfD als Partei mehr als erwartet aus der Substanz von CDU und CSU. Um die Blutung zu stoppen, hatte Merkel die wichtigste moralische Ressource des Landes, das Erschrecken vor seinen historischen Verbrechen, ebenso bedenken- wie letztlich erfolglos eingesetzt – verbraucht zu Zwecken politischer Machterhaltung um den Preis einer Trivialisierung von Faschismus und Rassismus.

Es ist fraglich, wie erneuerbar diese Ressource sein kann, wenn denen, die in vorgespielter Vergangenheitsvergessenheit mit Reizworten aus dem alt-rechten Vokabular auf Stimmenfang gehen, weiterhin Gelegenheit gegeben wird, sich nicht zu Unrecht als die Einzigen zu präsentieren, die die Krisen moderner Staatlichkeit im Zeitalter neoliberaler Globalisierung zur politischen Sprache bringen.

Angela Merkel könnte das egal sein, besonders wenn die SPD-Führung sich erholen und ihr den absehbaren Ärger mit Jamaika ersparen würde. Unter den Abgeordneten der Unionsparteien aber dürfte sich schon jetzt eine hinreichend große Zahl finden, die bei einer abermaligen Kanzlerkandidatur Merkels in vier Jahren um ihre Wiederwahl fürchten müssten, zumal eine weitere Vergrößerung des Bundestags beim besten Willen nicht „darstellbar“ wäre. Sie werden verlangen, dass in der Mitte der Legislaturperiode der Hof übergeben wird. Spätestens dann könnte es wieder Politik geben in Deutschland.

Wolfgang Streeck, Jahrgang 1946, ist Direktor emeritus am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln. Zuletzt erschien bei Suhrkamp „Die gekaufte Zeit. Die vertagte Krise des demokratischen Kapitalismus“ (2015).