Helmut Schmidt wäre heute 100 Jahre alt geworden, der Politiker wurde am 18. Dezember 1918 in Hamburg geboren.
Helmut Schmidt, der letzte Kanzler, der sich einen Dreck um seine Popularität geschert hat, und stets das getan hat, was er für das deutsche Volk für am besten hielt, zeigt sehr nüchtern und eindrucksvoll auf, wie er Politik und Demokratie versteht, warum er wie gehandelt hat, warum er Fehler eingesteht, warum er nie an seinem Posten geklebt hat und wie er die heutige Situation der Welt sieht. Hier kommt ein erfahrener, weiser Mann mit einem tief verwurzelten Demokratieverständnis zu Wort.
Helmut Schmidt zählt zweifelsohne zu den bedeutendsten Kanzlern der Bundesrepublik Deutschland. Für viele verkörperte er den Idealtyp des deutschen Regierungschefs: Erster Diener des Staates, unbestechlich in seiner Urteilsbildung, weltmännisch handelnd und von festen moralischen Überzeugungen getragen.
"Politik ist pragmatisches Handeln zu sittlichen Zwecken", hat Helmut Schmidt einmal gesagt. Weil er stets pragmatisch handelte, hat man ihm früh das Etikett des "Machers" angeheftet. Der Kant-Verehrer war von praktischer Vernunft geleitet und hat die Ratio stets der visionären Weltsicht und der sozialen Romantik vorgezogen und ist damit zu einer historischen Figur geworden.
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Als seine Heimatstadt Hamburg 1962 von einer verheerenden Flutkatastrophe heimgesucht wurde, handelte der junge Innensenator Helmut Schmidt, da der zuständige Bürgermeister Nevermann nicht verfügbar war. Von da an galt er als der Krisenmanager. Nun ging es aufwärts: Schmidt wurde Fraktionsvorsitzender und Teil der legendären Troika. Er wurde Verteidigungs- und Finanzminister. Und endlich, 1974, Bundeskanzler. Die Reformpläne der Ära Brandt legte der Realpolitiker zu den Akten. In der Ostpolitik setzte Schmidt jedoch den Kurs seines Vorgängers Willy Brandt fort.
Er war ein bedeutender Staatsmann mit Sachverstand und Tatkraft, der für ihn zur Unzeit regierte, als die Gesellschaft einer terroristischen Bedrohung ausgesetzt war. Überschattet wurde seine Regierungszeit vom "Heißen Herbst" 1977: die Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hans-Martin Schleyer. Die RAF-Terroristen wollen Gefangene freipressen. Schmidt ging darauf nicht ein - das Todesurteil für Schleyer. Die Sache geht ihm bis heute nach. Schmidts Jahre waren eine bleierne Zeit. Es gab kleine Schritte und große Krisen - aber keine Zeit für große Politik, die er auch zweifelsohne hätte machen können.
Man hat ihn schon damals im Amt geachtet, später wurd eder einstige Macher immer mehr verehrt. »Welterklärer« wurde zu seinem Beruf. Vielen galt er als "der klügste Deutsche". Und doch: Demut wird Helmut Schmidts Sache nicht mehr. Er war mehr klug als weise, hat eine Menge Schwächen, vor allem aber Format. Er war der Deutschen liebster Welterklärer. Von niemandem lassen sich die Deutschen so gern die Welt erklären wie von Helmut Schmidt. Er wußte auf jede Frage eine Antwort.
Weblinks:
Kanzler, Krisenmanager, Kettenraucher - www.tagesschau.de
Helmut Schmidt über sein Verhältnis zu Kant - www.oocities.org
Blog-Artikel:
Helmut Schmidt ist tot - Torpedo-Blog
Literatur:
Helmut Schmidt: Die späten Jahre von Thomas Karlauf
Konflikt zwischen Vernunft und Religion: Die Weltethos-Rede von Helmut Schmidt
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