Samstag, 8. November 2014

Biermann ist zu einem bösen alten Wolf geworden

Biermann ist zu einem bösen alten Wolf geworden, der mittlerweile besser beißen als singen kann. Biermann war damals gut, als er seine bissigen Balladen gegen die DDR-Obrigkeit richten konnte und ein dankbares Publikum fand.
"Das Reden habe ich mir in der DDR nicht abgewöhnt und werde das hier schon gar nicht tun."

Wolf Biermann

Aus dem gesellschaftskritischen Barden spricht heute der Frust eines alten und zutiefst verbitterten Mannes, der nach seiner Ausbürgerung 1976 ins Niemandsland geraten war, wo er sein altes Publikum verloren hatte und das neue Publikum im Westen nicht so recht aktezptieren wollte, da der Polit-Sänger ihnen zu bissig und zu agitorisch war.
"Ein Drachentöter kann nicht großer Gebärde die Reste der Drachenbrut tapfer niederschlagen."

Wolf Biermann

Die Stimme des Unakzeptierten lies am Freitag im Bundestag mit einer Attacke gegen die linken Kader, die einst dafür gesorgt haben, dass er 1976 ausgewiesen wurde, ihren freien Lauf. Herausgekommen ist statt dem imposanten Auftritt eines klampfenden Barden eine lächerliche Farce, die sich alle Beteiligten hätten ersparen müssen. Wolfes Stimme aus dem Niemandsland hat den Abgeordneten im Bundestag Hohn gesprochen, aber viele haben es noch nicht einmal bemerkt.
"Die Wirklichkeit ist immer noch fantastischer als alle Fantasie."

Wolf Biermann

Weblink: Wolf Biermann | Kölner Sporthalle 1976 - Youtube - www.youtube.com

Mauerfall als Teil der Erinnerungskultur

In diesen Tagen des 25. Jahrestages des Mauerfalls kann man Berichten, Reportagen, Filmen oder Dokumentationen über dieses historische Ereignis kaum ausweichen. Viele Kommentatoren würdigen dieses Jubiläum, jede Zeitung will uns diesen Tag auf unterschiedliche Weise in Erinnerung rufen.

Die Medien in Deutschland sind allerorten bemüht, sich des Themas anzunehmen und den Mauerfall kollektiv in Erinnerung zu rufen. Was jedoch fehlt, ist eine kritische Auseinandersetzung mit dem historischen Ereignis und eine kritische Aufarbeitung.

Wer all diese Berichte, Reportagen, Filme oder Dokumentationen liest oder sich anschaut, wird schnell merken, dass der Mauerfall 25 Jahre danach längst zu einem Teil der Erinnerungskultur und eines ritualisierten Erinnerungsgedenkens geworden ist, in dem eine Aufarbeitung des Geschehens und seiner Folgen keinen Platz mehr hat. Eine Aufarbeitung der deutschen Geschichte nach dem Mauerfall und der Deutschen Einheit, die eigentlich nötig wäre, wird durch die breite Erinnerung verdrängt. Wer nur noch erinnert und gedenkt, der braucht keine Aufarbeitung mehr!

Freitag, 7. November 2014

Europa und sein moralischer Verfall

Jedem Europäer ist mittlerweile der Name Jean-Claude Juncker ein Begriff: der führende Europa-Politiker ist sogar zum "Inbegriff Europas" geworden. Noch im Europawahlkampf bemühte er sich er zu betonen: "Steueroasen haben keinen Platz in Europa". Mittlerweile ist Juncker Präsident der EU-Kommission und nun müssen wir Europäer erfahren, dass es doch eine Steueroase gibt: nämlich Luxemburg.

Das Großherzogtum hat 350 Unternehmen mit moralisch zweifelhaften Steuersparmodellen angelockt, darunter Eon, Fresenius und die Deutsche Bank. Der Mann, der dafür die politische Verantwortung trägt: Jean-Claude Juncker. 20 Jahre war er Finanz- und Premierminister in Luxemburg. Nun ermittelt eine Kommission unter seiner Leitung den Sachverhalt.

Empörung ist angesichts dieser Geschichte erste Bürgerpflicht. Albert Camus ermuntert uns regelrecht dazu: "Das Absurde hat nur insofern einen Sinn, als man sich nicht mit ihm abfindet."

Juncker ist zu seiner Antithese geworden und moralisch in seiner Steueroase versunken. Es ist hier zu fragen: »Was ist dieses - den Politikern fälschlicherweise überlassene - Europa, das von den Junckers und Junkern aristokratisch regiert wird überhaupt noch wert? - oder andersherum formuliert: "Wie vergammelt dürfen die Eliten überhaupt noch sein, um Europa in Hohngelächter verfallen zu lassen?"

Dass das Europäische Projekt längst gescheitert ist, durften wir leider erst vor kurzem berichten [..]. Wer wollte angesichts Junckers eklatantem Fehlverhatlen daran zweifeln? - Aus diesen Bemerkungen ist zwingend zu folgern: "Europa sollte keinen Platz haben für Politiker vom Schlage eines Jean-Claude Juncker"

Literatur:

Supermarkt Europa: Vom Ausverkauf unserer Demokratie
Supermarkt Europa: Vom Ausverkauf unserer Demokratie
von Michael Raimon (Autor), Robert Misik (Autor)