Donnerstag, 2. Juni 2016

Historisches Gedenken über den Gräbern von Verdun

Angela Merkel und François Hollande im Beinhaus von Douaumont


Tausende Jugendliche aus Deutschland und Frankreich haben bei einer bewegenden Zeremonie im Beisein von Kanzlerin Merkel und Präsident Hollande an die Schlacht von Verdun erinnert. Die beiden Politiker entzündeten eine Flamme - und warnten vor nationalstaatlichem Denken.

Eine symbolischer Akt des stillen Gedenkens und eine ewige Mahnung gewiss. In Sonntagsreden und in Gedenkstätten wird an die Grausamkeit vergangener Kriege als ritualisiertes Gedenken erinnert. In der Gegenwart werden sie jedoch paradoxerweise bedenkenlos fortgesetzt.

Die Schlacht von Verdun, bekannt als die Knochenmühle, war zweifellos schlimm - wie auch der ganze industrialisierte Krieg, ein Wahnsinn, den man als normal denkender Mensch kaum erfassen kann. 300.000 Tote und sinnlose Opfer, für nichts und wieder nichts.

In Sonntagsreden und in Gedenkstätten
wird an die Grausamkeit vergangener Kriege
als ritualisiertes Gedenken erinnert.


Die Propaganda von damals mit ihrer klaren Erschaffung von Feindbildern sollte eine Mahnung sein. Noch im Sommer 1939 war die Auffassung der britischen Regierung, ein Krieg solcher Dimension sei doch gar nicht mehr vorstellbar. Irgendwie scheinen wir aktuell wieder an diesem Punkt zu stehen, wir sehen die Zeichen und Mahnungen aus der Vergangenheit, wissen aber rein gar nichts damit anzufangen.


Aus der Vergangenheit zu lernen ist für viele Politiker gar nicht so einfach, besonders wenn die Gegenwart das Gegenteil von dem beweist, daß aus der Vergangenheit irgend ewas gelernt worden ist.


Weder die Gräuel des Ersten Weltkriegs, noch die des Zweiten Weltkrieges inklusive Holocaust sind Warnung genug, eben nicht den Weg von Aggression und Konfrontation zu gehen, "die da oben" machen es einfach schon wieder. Und von denen "hier unten" machen zuviele einfach kritiklos mit, oder laufen gleich noch Schlimmerem hinterher.

Das Wesen der Menschheit scheint also darin zu bestehen, aus Kriegen absolut nichts zu lernen. In Sachen Krieg ist der Mensch kein lernendes Wesen, solange es noch Profiteure in der Rüstungsindustrie gibt, die vom Krieg erheblichen Nutzen ziehen.- Warum auch, wenn ein Land selbst genug Kanonenfutter hat und stets andere für das entstandene und angerichete Desaster verantwortlich machen kann? - Wie sagte Jean-Paul Satre doch so allzu treffend: "Die Hölle, das sind die anderen!"

Wer an Europa zweifelt, wer an Europa verzweifelt, 
der sollte Soldatenfriedhöfe besuchen!

Jean-Claude Juncker

Den Nationalisten keine Chance geben. Hollande und Merkel sind auch nur Nationalisten. Sie wollen einen europäischen Superstaat. Schuld am Ersten Weltkrieg sind nicht die Nationen, sondern es war die Bündnispolitik, die den Ersten Weltkrieg erst begünstigt hat.

Und auch die EU hat nicht für Frieden in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg gesorgt, so wie es der Nobelpreis für die EU propagandiert, sondern es waren die Atombomben mit dem Potenial der gegenseitigen Selbstauslöschung und die zwei riesigen Militärbündnisse Nato und Warschauer Pakt, die sich gegenüber standen.

Es ging bei der Gedenkfeier auch um die Botschaft für heute. Hollande und Merkel warnten bei dem Gedenken vor nationalstaatlichem Denken. Aber warum werden dann die Nationalfaschisten in der Ukraine unterstützt? Warum wird in Frankreich wie in Deutschland seit Jahrzehnten eine Politik fabriziert, die das Volk massenhaft in die Arme der Rechtsnationalen Parteien treibt?

Aus Fehlern der Vergangenheit für heute lernen sieht anders aus!- Ob es Merkel und Hollande wohl verstanden haben? Dies darf ernsthaft bezweifelt werden!

Weblinks:

Schlacht bei Verdun - Urschlacht des Jahrhunderts - Torpedo-Blog - torpedo63.blogspot.com

Ergreifendes Gedenken über den Gräbern von Verdun - meta.tagesschau.de

Mittwoch, 1. Juni 2016

"Cap Anamur"-Mitbegründer Rupert Neudeck gestorben

Rupert Neudeck


Der Mitbegründer der Hilfsorganisation "Cap Anamur", Rupert Neudeck, ist im Alter von 77 Jahren gestorben. Neudeck war ein deutscher Journalist, Mitgründer der Organisation Cap Anamur / Deutsche Not-Ärzte und Vorsitzender des Friedenskorps Grünhelme e. V.

Weltweit bekannt wurde Neudeck 1979 durch die Rettung tausender vietnamesischer Flüchtlinge - sog. „boat people“ - im Chinesischen Meer mit der Cap Anamur. Neudeck hatte 1979 zusammen mit Heinrich Böll das Komitee "Ein Schiff für Vietnam" gegründet, aus dem 1982 "Cap Anamur" hervorging.

Der Gründer der Hilfsorganisation "Cap Anamur", einst selbst als Flüchtling von Danzig ins westfälische Hagen gekommen, war ein Idealist und Menschenfreund - ein bemerkenswerter Mensch, auch außerhalb des Scheinwerferlichts der TV-Kameras.

„Die höchste Form der Hoffnung
ist die überwundene Verzweiflung.“


Albert Camus

Rupert Neudeck war ein mutiger Helfer für Menschen in Not, der Flüchtlinge auf See vor dem Ertrinken gerettet hat. Er verband zusammen mit seinen Mitstreitern Wissen und Tat in einer fast unnachahmlichen Weise. Er sah, wo Not war, wo Elend nur durch schnelle Hilfe gelindert werden konnte. Der Mitbegründer von Cap Anamur rettete Menschenleben aus dem Meer in Zeiten, in denen die weltweite Politik viel zu langsam reagierte, viel zu träge sich durch die Wirren von Länderverhandlungen wand, die notwendige Hilfe nicht leisten konnte oder leisten wollte.

Rupert Neudeck war ein großer Humanist, der für seinen großen humanitären Einsatz für Flüchtlinge bekannt wurde. Er führte ein hingebungsvolles Leben, gekennzeichnet durch den Einsatz für Menschen und deren Würde. Trotz seines nahezu täglichen Umgangs mit Not, Elend und der zuweilen groben Ungerechtigkeit des menschlichen Schicksals, strahlte er eine stille Zuversicht aus. Er schien von innen wie beleuchtet.

Neudeck hatte mit Heinrich Böll das Komitee "Ein Schiff für Vietnam" gegründet, aus dem 1982 die "Cap Anamur" hervorging.

Die Worte seines Lieblingsschriftstellers Albert Camus hat er nicht nur gelesen, sondern gelebt: „Die höchste Form der Hoffnung ist die überwundene Verzweiflung.“

Weblink:

"Cap Anamur"-Mitbegründer Neudeck ist tot - meta.tagesschau.de