Sonntag, 12. Januar 2014

Auftritt wie ein Zar: Wladimir Putin im Kreml

Russlands Präsident Wladimir Putin

Viele Beobachter sprechen bereits von einer Rückkehr der Diktatur in Russland. Und Präsident Wladimir Putin gebärdet sich wie ein Zar. Bei seiner jährlichen Rede zur Lage der Nation, ein pompöser Auftritt im Kreml, gab sich Putin nun aber fast ein bisschen bescheiden: „Wir beabsichtigen nicht, als Supermacht angesehen zu werden, also als globaler oder regionaler Hegemon”, sagte Putin.

Russland wolle „niemandem belehren, wie er zu leben hat”. Ein Seitenhieb gegen die USA, aber eine eher unglaubwürdige Stichelei. Putin arbeitet hart daran, dass die Weltgemeinschaft bei wichtigen Entscheidungen nicht mehr an ihm vorbei kommt: Syrien, Ex-Geheimdienstler Edward Snowden – aktuell ist auch die Lage in der Ukraine. Putin hatte eine engere Anbindung der Ukraine an die EU durch massive Handels-Anreize und Drohungen verhindert.

Bei seiner Rede bekräftigte er den Willen Russlands zur Partnerschaft mit der krisengeschüttelten Ex-Sowjetrepublik bekräftigt. „Wir zwingen niemandem etwas auf. Aber wenn unsere Freunde den Wunsch zur gemeinsamen Arbeit haben, sind wir bereit”, so der russische Präsident bei seinem zaristischen Auftritt.

Russland versucht seit Jahren, den Nachbarn von den Vorteilen einer post-sowjetischen Zollunion und eurasischen Wirtschaftsunion zu überzeugen. „Unser Integrationsprojekt beruht auf Gleichberechtigung, auf echten wirtschaftlichen Interessen”, warb Putin bei der live im Staatsfernsehen übertragenen Rede.

Weblink:

Putin: „Russland will keine Supermacht sein“ - www.bild.de

Samstag, 11. Januar 2014

Über Redner und ihre Reden in der Politik

Für viele im Bundestag vertretenen Politiker ist dieser Beruf weniger eine Berufung als eine Beförderung bzw. Weglobung nach oben. Sind solche Politker schon vorher den Interessen des Volkes - im Gegensatz zu dem des Kapitals - nicht sonderlich gewogen, droht oben erst recht Weltfremdheit, Realitätsferne und Abgehobenheit.

Nicht jedem Politiker ist es gegeben, sein Talent dort im Amt zu entfalten, wo es gebraucht wird. Häufig stehen auch die Anforderungen an das Amt mit den Qualifikationen des Amtsträgers und seiner Bildung in einem krassen Missverhältnis. Kein Wunder also, daß ihre rhetorischen Begabungen und das Talent, Dinge auf den Punkt zu bringen, hinter den Anforderungen zurückstehen.

Aus dem Leben in einer Eigenwelt drohen auch ganz eigene Weltsichten, die dem normalen Bürger verborgen blieben, wenn der Politiker nicht gerade eine Rede halten würde bzw. müsste. Rhetorische Fehlleistungen entstehen regelmäßig dort, wo die Realität hinter den Erwartungen an die Politiker zurückgeblieben sind. Je weiter sich ein Politiker von der Realität entfernt hat, desto größer ist das Risiko einer verbalen Ausfälligkeit. Ein sicherer Hinweis auf die fehlerhafte Weglobung in dieses Amt.

Dort wo rednerisches Talent durchaus vorhanden ist, wird es nur allzu oft vor den Karren des Populismus gespannt und für hohle Phrasen von Politikern missbraucht, die zu Phrasendreschern mutieren. Dort, wo Redner zu Populisten werden, ist seine eigentliche Begabung schon verloren.

Eine Rede ist meist als Weckruf gedacht, aber aufgrund der Realitätsferne des Redners geht der Schuss dann nach hinten los und wird zum Boomerang für den Redner. Ein besonders krasses Beispiel ist die Rede des FDP-Vorsitzenden Guido Westerwelle, der im Februar 2010 zur Attacke blies.

Guido Westerwelle attackierte in seiner »Kassandra«-Rede den Sozialstaat und geißelte inidiekt seine Nutzer. Ufere die Hartz-IV-Mentalität aus, würde Deutschland "spätrömische Dekadenz" drohen, fürchtete der FDP-Chef. Wollte er damit das Ende der Sozialstaatlichkeit herbeireden? Offenbar hatte er ein schiefes Geschichtsbild. Sonst hätte er nicht solche Phrasen verbreitet - die zudem die Falschen treffen.

Westerwelle outete sich damals als Politiker und Mitglied einer Partei, dessen Mentaltät selbst Ausdruck tiefster spätrömischer Dekadenz ist. Nicht etwa die Hartz-IV-Empfänger sind spätrömisch dekadent in Deutschland, weil systematsich armgerechnet und ausgeplündert, sondern abgehobene Politiker, die sich von der Lebenswirklichkeit der Menschem allzu grob fahrlässig verabschiedet haben.

Man muss nicht gar nicht spätrömisch dekadent sein, um zu begreifen, in welcher abgehobenen und abgeschotteten Welt Politiker heute leben und welche Mentalität der selbsternanten und vermenitlichen "Eliten" in diesem Land sich dahinter verbirgt - Eliten, welche angesichts des Verschuldens zweier Weltkriege in einem Jahrhundert besonders krass versagt haben.

Diese "Eliten" haben dafür gesorgt, dass ein aus Österreich entlaufener erfolgloser Maler mit zweifelhaftem Geschichtsbild als Kanzler des Deutschen Reiches mit seinen wahnhaften Vorstellungen den Kontinent in den Abgrund gestürzt hat. Diesem Ungeist kann man nun aber alles vorwerfen, aber nur nicht ein Mangel an rednerischem Talent. - Ungeist und Abgrund sind hier Wesensverwandte.

Es gibt aber natürlich auch viele rhetorische Ausnahmen und Talente, bei denen Geist und Talent in Einklang stehen. Rednerische Begabung entfaltet sich dann am besten, wo Talent auf Geist stösst - in Deutschland (leider) eher eine Ausnahme - aber der politisch glücklose Baron Theodor zu Guttenberg war ein solches Ausnahmetalent.

Manchmal entfaltet sich rednerische Begabung dort, wo sie eigentlich gar nicht gefragt ist. Immer wieder äußert sich Bundespräsident Gauck zu außenpolitischen Themen und sorgt für Kontroversen. In einem Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages heißt es laut "Bild" nun, Gauck müsse jede Form der "Nebenaußenpolitik" vermeiden.

Manche Redner können mit einer einzige Rede eine ganze Nation anfeuern hinter sich versammeln. Winston Churchill hat mit seiner »Blut, Schweiß und Tränen«-Rede die Briten auf die drohende Invasion eingestimmt und von ihnen entsprechende Bereitschaft zum Kampf und auch Opfer abverlangt.

Der schwarze Bürgerrechtler Martin Luther King hat am Denkmal Abraham Lincolns in Washington eine berühmten Rede gehalten, die als Sternstunde Amerikas gilt. Am 28. August 1963 hielt Martin Luther King bei einer friedlichen Demonstration in Washington seine berühmte Rede »Ich habe einen Traum.«. Die bewegende Rede war eine der wichtigsten Ansprachen während des Marsches der Bürgerrechtsbewegung nach Washington und zugleich der Höhepunkt der Bewegung, die sich für mehr Gleichberechtigung der Schwarzen einsetzte.

Redner gibt so viele, wie es Rednertypen gilt. Manche davon regen durchaus zum Träumen an.

Weblinks:

<a href="http://blog.my-skills.com/2007/05/03/grossartige-reden-des-20-jahrhunderts.html" target="blank">Grossartige Reden des 20. Jahrhunderts</a> - http://blog.my-skills.com

<a href="http://kulturwelt.blog.de/2013/08/28/50-jahren-hielt-martin-luther-king-beruehmte-rede-i-have-a-dream-19685233" target="blank">Vor 50 Jahren hielt Martin Luther King seine berühmte Rede »I have a dream«</a> - http://kulturwelt.blog.de

<a href="http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/herbstgutachten-wirtschaftsweise-rechnen-mit-sattem-konjunkturplus-a-728126.html" target="blank">Westerwelles Sozialstaatsattacke: Er kam, sah und patzte ...</a> - www.spiegel.de

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Westerwelle vermutete also spätrömische Dekadenz in Deutschland und macht indirekt Hartz-IV-Empfänger dafür verantwortlich. Da darf man sich schon mal besorgt fragen: Welche apokalyptischen Szenen mag Westerwelle der Seher vor seinem inneren Auge erblickt haben? Enthemmte Hartz-IV-Horden, die sich für ihren Regelsatz von 359 Euro kistenweise Aldi-Schampus kaufen? Und die dann auf ihren Third-Hand-Sofas aus dem Caritas-Möbellager wilde Orgien feiern, bei denen neue Almosenempfänger-Generationen gezeugt werden? -->

Freitag, 10. Januar 2014

»Mein Weg: Ein politisches Bekenntnis« von Michail Chodorkowski

Mein Weg: Ein politisches Bekenntnis
Mein Weg: Ein politisches Bekenntnis

Michail Chodorkowski war einer der größten Oligarchen Russlands. Sein Öl- und Bankenimperium wuchs unaufhaltsam, die Beziehungen zu Wirtschaft und Politik waren ausgezeichnet. Doch dann stellte sich Putin im Jahr 2003 gegen ihn und erklärte ihn zum Staatsfeind Nr. 1. Chodorkowski wurde in ein sibirisches Gefängnis gebracht und mehrerer Vergehen beschuldigt. Auf seine Freilassung musste er bis Ende 2013 warten.

Vor seiner Festnahme war Chodorkowski bei seinen Landsleuten nicht sehr beliebt. Vielmehr repräsentierte er die Oligarchen, die sich bei den Privatisierungen nach dem Zerfall der Sowjetunion bereichert hatten, als Staatseigentum in dunklen Deals für lächerlich wenig Geld verkauft wurde. Hinter Gittern jedoch wandelte sich der einstige Tycoon in eine ausgesprochen politische Persönlichkeit und einen vielbeschäftigten

Kolumnisten. Seine Texte zeigen, wie stark er sich in der Zeit der Gefangenschaft politisch weiterentwickelte.
Seit seiner Verhaftung im Jahr 2003 war Michail Chodorkowski der bekannteste Häftling Russlands. 2011 wurde er erneut zu mehreren Jahren Haft verurteilt, in einem Prozess, den viele als Farce kritisieren. Im Dezember 2013 wurde er im Zuge einer Amnestie aus der Haft entlaasen.

»Mein Weg: Ein politisches Bekenntnis« von Michail Chodorkowski ist 2012 in der Haft erschienen. Putins Gefangener Michail Chodorkowski erzählt sein Leben. Michail Chodorkowski will hier nicht etwa seine Autobiografie vorlegen, dafür wäre es noch viel zu früh. Daher nennt er sein Buch auch »Politisches Bekenntnis«.

Im Wechsel mit der in Frankreich lebenden russischen Journalistin Natalja Geworkjan schreibt Chodorkowski über sein bisheriges Leben. Er schreibt über sich, seinen Aufstieg und Fall, seine Haftbedingungen, seine ersten Blicke als Politiker hinter die Kulissen und sie beschreibt im Weiteren Entwicklungen und tiefer gehende politische Betrachtungen.

In diesem Buch, das während des Jahres 2012 in der Haft entstand und kapitelweise herausgeschmuggelt wurde, erzählt Chodorkowski erstmals ausführlich und offen von seiner Kindheit und Jugend, seinem Aufstieg zu einem der reichsten Ölunternehmer Russlands und von seinen Überzeugungen, die ihn zum Gegner Wladimir Putins werden ließen.

In dieser Biografie erlebt man einen nachdenklichen Mann, der sich nicht leicht in eine Schublade stecken lässt, der sich mutig für eine offene Gesellschaft engagiert in einem Staat, in dem Regimekritiker gefährlich leben, und der sich auch in der Haft noch unbeugsam zeigt. Die russische Journalistin Natalija Geworkjan ergänzt die Aufzeichnungen Chodorkowskis um Kapitel, die die Hintergründe weiter ausleuchten.

Weblink:

Mein Weg: Ein politisches Bekenntnis
Mein Weg: Ein politisches Bekenntnis
von Michail Chodorkowski