Freitag, 31. Januar 2014

Die neue griechische Regierung meint es Ernst

Die neue griechische Regierung meint es Ernst und bietet der permanent gepredigten Alternativlosigkeit die Stirn. Denn die systematisch betriebene Verarmung eines Landes hat mit Rettungspolitik nichts zu tun.

Das kleine Griechenland treibt seinen Rettern die Zornesröte ins Gesicht. Da wäre zunächst einmal die Regierungsbildung zu nennen, die entgegen aller demokratischen Gepflogenheiten, bereits einen Tag nach der Wahl als abgeschlossen gelten konnte.

Wie geht denn so was, fragte sich der Rest der europäischen Wertegemeinschaft. Weiß doch jeder, dass unter normalen Bedingungen lange zwischen den Koalitionspartnern verhandelt werden oder aber irgendetwas Geschäftsunfähiges über den Ablauf der Legislaturperiode hinaus im Amt bleiben müsse.

Als nächstes machte sich die neugewählte Regierung um Ministerpräsident Alexis Tsipras daran, die eigenen Wahlversprechen in die Tat umzusetzen. Auch das schockte die übrige europäische Wertegemeinschaft, die demokratische Wahlen lediglich als bizarre Showveranstaltung begreift.

Hierzulande ist es bekanntlich unfair, Politiker an den Versprechen zu messen, die sie vor einer Wahl abgegeben haben, sagte einmal der große Spezialdemokrat Franz Müntefering. Diesem Offenbarungseid haben sich schließlich alle politischen Lager angeschlossen. Deshalb kann der deutsche EU-Kommissar Günther Oettinger heute auch mit ernster Mine behaupten, das Verhalten der griechischen Regierung sei frech und unverschämt.

Samstag, 25. Januar 2014

Europa der Nationalstaaten

<center><img title="Europa der Nationalstaaten" src="https://encrypted-tbn0.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcQLSU2RPxp7VSWZrlv0jUQ0vDKMRqju4dn2aGB4CdtRiusGoxh8jw" alt="Europa der Nationalstaaten"/></center>

Das Europa vor dem Ersten Weltkrieg war ein Europa der Nationalstaaten. Die europäischen Staaten waren in unterschiedlichen Bündnissen in einem komplizierten Bündnissystem miteinander verbunden. Es galt, ein Gleichgewicht der Kräfte herzustellen. Die Bündnispolitik der europäischen Mächte sollte für Frieden in Europa sorgen.

Eine militärische Rivalität hatte die Nationalstaaten in Europa herausgeformt. Nachdem sich die Nationalstaaten im 19. Jahrhundert herausgeformt hatten, war auf dem europäischen Kontinient kein Platz für weitere Expansion, doch der Expansionsdrang ging ungehindert weiter. Die größeren Nationalstaaten wollten Weltpolitik betreiben und sich im Streben nach Weltherrschaft einen »Platz an der Sonne« sichern.

<center><img title="Europa der Nationalstaaten" src="https://encrypted-tbn2.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcQRvgZ7KItwOECz9-u6mfhGE8OfFWHWZZmV4mlQ95fBk3M4MfX2DA" alt="Europa der Nationalstaaten"/></center>

Um im Zuge ihres wirtschaftlichen Wachstums weiter expandieren zu können, mussten die Nationalstaaten eine Expansionspolitik nach außen betreiben. Durch den Nationalismus und die Machtphantasien der Herrscher angetrieben, expandierten die Staaten auf allen Kontinenten der Welt. Doch schon bald war die Welt aufgeteilt.

Der Glaube an die Überlegenheit des eigenen Volkes führte zu einem Wettlauf der Staaten, der von Nationalismus und Patriotismus befeuert wurde. Es wurde ein Mechanismus in Gang gesetzt, der sich immer mehr zu einer Bedrohung für die Völker Europas entwickeln sollte.

Freitag, 24. Januar 2014

Europa zwischen Tradition und Moderne



In der Zeit um die Jahrhundertwende befand sich Europa zwischen Tradition und Moderne. Die Moderne führte zu einen ungeahnten Fortschritt auf den Gebieten der Wissenschaft, der Kunst und Kultur und der Wirtschaft. Die Industrialisierung setzte eine folgenschwere Beschleunigung in Gang, die Gesellschaft veränderte sich in gravierendem Maße. Ein tiefgreifender Wandel und die schwindelerregende Dynamik in dieser Epoche hatten gesellschaftliche Umwälzungen zur Folge. Nicht alle waren den Folgen gewachsen: Europa geriet ins Taumeln

Die Zeit war vor allem eine Ära des Umbruchs: neue Technologien und Kommunikationsformen lösten einander in rasendem Tempo ab, die globale Wirtschaft explodierte und er Ausatauch der Handelsbeziehungen florierte, psychische Krankheiten grassierten, um Feminismus wurde heftig gestritten. Es herrschte einerseits schrankenloser Optimismus und blinder Fortschrittsglaube, andererseits Hektik, Nervosität und Neurasthenie.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden im Zuge des Wandels in Europa kleine Nationen während große Reiche stehen vor ihrem Ende standen und ein komplexes Geflecht aus Allianzen  den Kontinent durchzog. Seltsam vom Fortschritt unberührt blieb die Politik. In Deutschland und der Habsburger-Monarchie herrschten weiter die alten Kaiser und Dynastien. Sie standen dem Fortschritt zwar aufgeschlossen gegenüber, betrieben jedoch faktisich eine Politik der »Restauration«. Die Gesellschaft beschleunigte sich, es solte jedoch zumindest politisch alles beim Alten bleiben - die Herrschaftsverhältnisse änderten sich nicht. Der Sehnsucht nach Fortschritt stand hier noch allzusehr die alte Tradition gegenüber.

Die Tradition suchte die gesellschaftlichen Verhältnisse in Deutschland und Europa zu bewahren. Deutschland in der Mitte Europa betrieb keine seiner Lage entsprechend ausgewogene Bündnispolitik, die eine kriegerische Auseinandersetzung hätte verhindern können. Ein höchst verhängnisvoller Fehler, der dem deutschen Kaiser und seinen ergebenen Militärs gar nicht in den Sinn kam. Die europäischen Länder waren dank der Industrialiserung und einsetzenden Massenproduktion bis an die Zähne bewaffnet. So genügte bereits ein kleiner Funke, um das Pulverfass zur Explosion zu bringen.

Der Aufbruch in die Moderne führte in eine ungewisse Zukunft. Am Horizont zogen schon die Wolken auf, die das kommende Unheil wenige Jahre später bringen sollten.

In den Jahren zwischen 1900 und 1914 befand sich Europa im Aufbruch. Die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg war eine Epoche voller radikaler Veränderungen und großer Umbrüche. Es herrschte ungehemmter Optimismus und Fortschrittsgläubigkeit - alles schien möglich. Viele Entdeckungen und Entwicklungen waren vor 100 Jahren aufregend neu. Autorennen, Flugzeuge, permanente Kommunikation - was unser heutiges Leben bestimmt, hat um 1900 begonnen.

Durchbrüche in Technik und Wissenschaft veränderten die Welt von heute auf morgen fast über Nacht. Die zweite Welle der Industriellen Revolution, mit Schwerpunkten in der chemischen Industrie, der Elektrotechnik, der Stahlindustrie und im Verkehrswesen, hatte eingesetzt. Das Zeitalter der industriellen Massenproduktion hatte begonnen und die Verstädterung setzte ein.

Die Menschen dieser Periode, aufgewachsen mit Pferdekutschen, schummrigen Gaslicht und ohne Strom sahen sich plötzlich einer ganz neuen Lebensqualität gegenüber. Die Menschen waren optimistisch hinsichtlich der politischen, technischen und kulturellen Aussichten. Die Umwälzungen waren so rapide, dass sie viele Menschen überforderten. Der berechtigte Stolz über diese Entwicklung führte jedoch zu einem übersteigerten Nationalgefühl.

Hinter der blühenden Kultur verschärften sich die Gegensätze im Zuge der Industrialisierung. Durch die zunehmende Verstädterung lebten immer mehr Menschen in ärmlichen Verhältnissen - in Hinterhöfen und Mietskasernen. Die Umwälzungen führen zunehmend zu sozialen Problemen, die politisch nicht gelöst werden konnten. Auch die soziale Kluft wurde immer größer.

Weblink:

Der taumelnde Kontinent: Europa 1900 - 1914
Der taumelnde Kontinent: Europa 1900 - 1914
;von Philipp Blom