Dienstag, 3. März 2020

Opposition fährt klaren Sieg bei Wahlen in der Slowakei ein

Der frühere Medienunternehmer Igor Matovic führt die Oppositionspartei OLaNO an.

Der frühere Medienunternehmer Igor Matovic führt die Oppositionspartei OLaNO an und einen klaren Sieg bei Wahlen in der Slowakei eingefahren.

Der 46 Jahre alte Matovic hat sich den Kampf gegen die Korruption auf die Fahnen geschrieben. Er habe diejenigen Menschen ansprechen wollen, die das Vertrauen in die Politik bereits verloren hätten, sagte er nach der Wahl im Fernsehen. "Jetzt sind wir die Mafia definitiv losgeworden!" rief er. Er wolle allen 5,4 Millionen Slowaken dienen, nicht nur den obersten Zehntausend.

Ob sich am Grundübel - dem offenbar allgegenwärtigen „Filz“ in der Politik - jetzt substantiell etwas ändert, erscheint da zumindest fraglich. Es ist die erste Parlamentswahl seit der Ermordung des Journalisten Jan Kuciak und dessen Lebensgefährtin Martina Kusnirova vor genau zwei Jahren. Die kaltblütige Tat hatte zu Großdemonstrationen gegen Filz und Korruption geführt.

Mit dem Mord an dem Journalisten Jan Kuicak ist nicht nur ein schlafender Hund geweckt worden. Wahrscheinlich stehen hinter den Forderungen nach einer politischen Neugestaltung nicht nur die Aufdeckungen des ermordeten Journalisten, sondern auch so manch andere Vermutung, die damit reeller geworden ist.

Ähnlich wie in Rumänien ist das, was sich dort "Sozialdemokratie" nennt, die Fortsetzung der alten Seilschaften. Die dortigen Nationalliberalen entsprechen noch am ehesten unserer hiesigen Vorstellung von Sozialdemokratie. Die europafreundliche Sozialdemokratie ist offenbar im Vormarsch.


Blog-Artikel:

Präsident fordert nach Journalistenmord Neuwahl in der Slowakei

Investigativ-Journalist in der Slowakei ermordet

Bratislava an der schönen Donau


Blog-Artikel-Slowakei:

Slowakei

Samstag, 29. Februar 2020

Jonathan Franzen: Klimawandel ist nicht zu stoppen


Jonathan Franzens kurzer Essay ist die Sichtweise eines Schriftstellers auf den Klimaschutz, der die Kunst der Übertreibung beherrscht, lehnt sich weit aus dem Fenster und entwirft ein apokalyptisches Szenario.

Der Schriftsteller ist kein Wissenschaftleru nd verfügt auch über fundierte Klimakenntnisse, aber er sit engagierter Fürsprecher des Kampfes gegen die Zerstörung des Klimas.

Jonathan Franzen hält den Kampf gegen den Klimawandel für verloren. "Warum geben wir das nicht zu und nehmen uns dann die Freiheit, darüber nachzudenken, wie wir unsere Ressourcen einsetzen wollen." 2019 war ein Rekordjahr im CO2-Ausstoß. "Die Klimaaktivisten sollten aufhören, sich etwa vorzumachen."

Das menschliche Verhalten werde sich nicht ändern, "solange wir glauben, daß wir noch Zeit haben, alles abzuwenden", sagt Franzen "Wir sollten darüber nachdenken, wie wir uns auf die Erschütterungen vorbereiten, die kommen werden. Die Klimakatastrophe wird richtig Geld kosten."

»Wenn unser Planet uns am Herzen liegt, und mit ihm die Menschen und Tiere, die darauf leben, können wir zwei Haltungen dazu einnehmen. Entweder wir hoffen weiter, dass sich die Katastrophe verhindern lässt, und werden angesichts der Trägheit der Welt nur immer frustrierter und wütender. Oder wir akzeptieren, dass das Unheil eintreten wird, und denken neu darüber nach, was es heißt, Hoffnung zu haben.«


Wir müssen der Wahrheit ins Gesicht sehen, sagt Jonathan Franzen, der sich seit vielen Jahren mit Themen des Umweltschutzes beschäftigt. Das Spiel ist aus, wir werden den Klimawandel nicht mehr kontrollieren, die Katastrophe nicht verhindern können. Das Pariser Abkommen, das Zwei-Grad-Ziel, "Fridays for Future", die Bepreisung von CO₂: alles zu spät, nachdem 30 Jahre lang vergeblich versucht wurde, die globale Erwärmung zu reduzieren.

Aber das ist kein Grund zum Aufhören und schon gar nicht das Ende von allem. Wir sollten uns vielmehr neu darauf besinnen, was uns wichtig ist. Deshalb, so Franzen, wird es jetzt Zeit, sich auf die Folgen vorzubereiten, zum Beispiel auf Brände, Überschwemmungen und Flüchtlingsströme. Es geht aber auch darum, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um unsere Gesellschaften, unsere Demokratien zu festigen.

Dieses Buch ist ein kämpferisches Plädoyer dafür, die Grenzen unserer Möglichkeiten nicht zu Lasten dessen zu leugnen, was sich erfolgreich verändern lässt. Es enthält neben einem Essay und dem bislang unveröffentlichten Vorwort des Autors ein Interview, das er der Zeitung "Die Welt" im Juli 2019 zur Klimakrise gegeben hat.

Betrachtet man diesen kurze Essay - und mehr ist es auch nicht, und will es auch nicht sein, nein, es ist kein Werk, keine Abhandlung, keine wissenschaftliche Studie, kein Fachbuch - ich betrachte dieses Essay also für uns Leser einfach als einen Denkanstoß!

Literatur:


Wann hören wir auf, uns etwas vorzumachen?
von Jonathan Franzen

Donnerstag, 27. Februar 2020

Politischer Aschermittwoch: Schlagabtausch am Stammtisch

Markus Söder

Mit herben Verbalangriffen auf die politischen Gegner haben die Parteien den Aschermittwoch eröffnet. CSU-Chef Söder warnte vor Grün-Rot-Rot. Viele Ratschläge bekam die CDU für die Suche nach einem Vorsitzenden.

Eine dumme Tradition mit grossem Theater und Klappe. Wenn das Bier strömt, merkt man ohnehin nichts mehr.
Es reicht offenbar trotzdem das Interesse der Medien auf sich zu ziehen.

Was die Aussagen eines Politikers an Aschermittwoch wert sind kann man gut an der Absage Söders an eine Koalition mit den Grünen erkennen.

Ausgehend von den derzeitigen Umfragen wäre interessant, wie er stattdessen einen Unionsmenschen zum Kanzler machen will. CDU, SPD und FDP könnte knapp reichen, wenn die FDP nächstes Jahr noch reinkommt und die beiden "Volksparteien" nicht noch weiter verlieren.

Aber das Ganze dient ja als politische Kraftmeierei auch mehr der Belustigung beim Bier als der politischen Information. Die CSU macht es einem nicht einfach ihre ethnischen Besonderheiten zu verstehen, aber deshalb muss man ihnen nicht gleich jeden Spaß versagen.