Sonntag, 4. Dezember 2011

Das verbitterte Land

In Russland ist das Volk ungehalten und die allgemeine Stimmung im Lande schlecht. Zermürbt von Korruption und Wirtschaftskrise, überdrüssig eines despotischen Beamtenapparates, hat das Volk seine politische Führung zunehmend satt.

Schlechte Vorzeichen für einen Wahlkampf also. Und ausgerechnet in dieser Phase kehrt Wladimir Putin zurück in ein Amt, das er schon einmal für acht Jahre innehatte und nun wahrscheinlich für zwölf weitere Jahre besetzen wird.


Wer seit mehr als einem Jahrzehnt die politschen Geschicke des Landes geleitet hat und derart die politische Szenerie dominiert wie Putin, kann sich der Mitverantwortung für die schlechte Stimmung im Land nur schwerlich entziehen. Seine Bilanz ist recht ernüchternd: Zehntausende Menschen wandern aus, das Kapital flüchtet, Investoren scheuen zurück - das sind bittere Zeichen.

Dort, wo Putin im Wahlkampf auftaucht, macht er artig Geschenke. So werden die Löhne für Beamten und Soldaten gerade noch rechtzeitig vor den Wahlen erhöht. Die Renten sollen erhöht werden, ebenso wie die Ausgaben für Militär und Bildung.

Doch von Worten haben viele Russen inzwischen genug, die Enttäuschung über die Politik der Regierung sitzt tief. Das Land braucht Modernisierung und erstickt doch in der alten Bürokratie. Putin hat mit seiner Macht den nötigen Umbau eher verhindert als vorangetrieben. Er steht sich selbst im Weg.

Die Macht der politischen Führung verhindert den Umbau der Gesellschaft und die Entwicklung zu mehr Demokratie. Dem undemokratischen Russland fehlt noch die Reife für die Demokratie. Nun fehlen auch die Erfolge. Noch reicht die Stimmung nicht aus für einen Wandel, aber Russland braucht dringend mehr Demokratie und echten politischen Wettbewerb, wenn die Führung dem gärenden Unbehagen begegnen will.

Das Rauschen im Blätterwald

Der russische Wahlkampf war so langweilig wie das Rauschen im Blätterwald, denn er fand unter Ausschluss der Opposition statt. Die Russen wählen am Sonntag eine neue Staatsduma und das Ergebnis steht in groben Zügen schon vorher fest: Putins Regierungspartei wird die Parlamentswahl am Sonntag sicher gewinnen. Aber um diesen Sieg geht es allein längst nicht mehr. Das Ergebnis der Wahl rückt in den Hintergrund.

Blick in die russische Staatsduma

Jahrelang hat Putin seine Partei "Einiges Russland" als Machtbasis ausgebaut, jetzt aber scheint das Fundament zu bröckeln. Aller Voraussicht nach wird "Einiges Russland" bei der Wahl ihre Zweidrittel-Mehrheit verlieren.

Berücksichtigt man dann noch, was auf Manipulation und Einschüchterung der Opposition und der Wähler zurückzuführen sein könnte, bleibt nicht mehr viel übrig von jenen satten Votum, das Putin eigentlich in die Präsidentschaft befördern sollte.

Es geht ein Rumor durch das Land. An Putin selber zweifeln die meisten Russen deshalb zwar noch nicht, aber die schwächelnde Partei könnte auch Putin eines Tages herunterziehen. Wladimir Putins Autorität ist angegriffen und die gelenkten Demokraten wollen nicht mehr folgen. Der rote Zar ist politisch stark angeschlagen. Er ist entsprechend nervös und wettert gegen die Opposition, die er im Wahlkampf doch ausgeschlossen hat.


Weblinks:

Der Zar menschelt und beißt - www.n-tv.de/politik

Kreml-Partei erleidet offenbar massive Verluste - www.tagesschau.de

Samstag, 3. Dezember 2011

Hohe Wahlbeteiligung bei Parlamentswahl in Ägypten

Ägypten hat zu Beginn der Parlamentswahl die höchste Wahlbeteiligung in der Geschichte des nordafrikanischen Landes verzeichnet. Wie die Wahlkommission am Abend mitteilte, gaben zum Auftakt der Wahl in den Städten Kairo und Alexandria sowie in sieben Provinzen von gut 13 Millionen Wahlberechtigten mehr als acht Millionen ihre Stimme ab. Das entspricht einer Beteiligung von 62 Prozent.

Die besten Chancen werden der Muslimbruderschaft mit ihrer "Partei der Freiheit und Gerechtigkeit" eingeräumt. Sie kommen nach inoffiziellen Angaben auf mehr als 40 Prozent der Stimmen. Die Partei El Nur der Salafisten kam Medienberichten zufolge überraschend auf etwa 20 Prozent und liegt damit vor dem liberalen Ägyptischen Block. Die Salafisten treten für eine strenge Anwendung der islamischen Gesetze ein und propagieren eine soziale Ordnung nach dem Vorbild der Gefährten des Propheten Mohammed.

Nach der ersten Runde der Parlamentswahlen in Ägypten liegen die islamistischen Parteien klar vorn. Die Allianz aus liberalen und linken Parteien kommt auf Rang drei. Der mehrstufige Wahlprozess bei der Parlamentswahl in Ägypten läuft noch bis Januar. Die restlichen 18 Provinzen wählen bis Januar. Anschließend wird in drei weiteren Runden das Oberhaus gewählt.

Freitag, 2. Dezember 2011

Kuba sozialistischer Staat

Fidel Castro mit Kampfgefährten

Fidel Castro proklamierte am 2. Dezember 1961 Kuba zu einem sozialistischen Staat. Der maximo lider hatte 1958 einen Volksaufstand ausgerufen, der 1959 zum Rücktritt des Diktators Fulgencio Batista führte.

Castro wurde nach der Machtübernahme Premierminister und führte eine umfassende Bodenreform durch. Als die Regierung das Eigentum US-amerikanischer Konzerne enteignete, reagierten die USA mit einem Handelsembargo.

Am 17. April 1961 landeten über 1.200 in den USA ausgebildete Exil-Kubaner in der Schweinebucht und wurden von der kubanischen Armee gefangengenommen. Der vom US-Geheimdienst CIA organisierte Invasionsversuch führte zu einer noch stärkeren Anbindung Kubas an den Ostblock.

Die Installation atomarer Mittelstreckenraketen auf der Insel Kuba durch die Sowjetunion 1961 brachte die beiden Supermächte an den Rand eines Krieges.

Freie Parlamentswahl in Ägypten

Die Ägypter dürfen erstmals in ihrer Geschichte frei wählen - und sie machen von ihrem Wahlrecht recht regen Gebrauch. Wegen des riesigen Andrangs blieben die Wahllokale zwei Stunden länger geöffnet.

Dass Misstrauen bleibt - trotz der Hoffnung auf freie Wahlen. Die Protestbewegung will ungeachtet der Wahl weitermachen, denn sie traut dem Militärrat nicht über den Weg.

Die Generäle hatten nach dem Sturz von Präsident Hosni Mubarak Anfang des Jahres die Macht in Ägypten übernommen. Und sie wollen sie nicht wieder abgeben - das befürchten zumindest viele Ägypter.

Deshalb bleiben sie auf dem Tahrir-Platz, auch nach Beginn der ersten Parlamentswahlen seit dem Abgang Mubaraks: "Wir bleiben hier, um diese militärische Diktatur so schnell wie möglich zu beenden. Und das hat nichts mit der Muslim-Bruderschaft zu tun."

Mittwoch, 30. November 2011

Parlamentswahlen in Ägypten haben begonnen

In Ägypten hat am Montag die erste Parlamentswahl seit dem Sturz des Regimes von Präsident Husni Mubarak begonnen. In angespannter Atmosphäre öffneten am Morgen die Wahllokale. Ein offizielles Ergebnis wird erst am 13. Januar erwartet, da die Abstimmung in mehreren Stufen erfolgt.

Ungeachtet der anhaltenden Massenproteste gegen die Militärmachthaber haben am Montag in Ägypten die ersten Parlamentswahlen seit dem Sturz von Präsident Husni Mubarak im Februar begonnen. Der Prozess ist äußerst komplex und wird sich bis März kommenden Jahres hinziehen.

Zu der Abstimmung sind 50 Millionen Ägypter aufgerufen. Sie müssen sich in Ägyptens zersplitterter Parteilandschaft zwischen mehr als 6000 Kandidaten und über 400 Parteilisten entscheiden. Viele Bewerber sind völlig unbekannt. Kritiker fürchten, dass sich deshalb vor allem diejenigen durchsetzen, die bereits über ein gewisses politisches Profil verfügen - allen voran die Muslimbrüder und Vertreter aus dem Umfeld Mubaraks. Da es jedoch keine verlässlichen Meinungsumfragen gibt, sind Vorhersagen äußerst schwierig.

Wichtigste Aufgabe des neuen Parlaments wird die Einsetzung einer verfassungsgebenden Versammlung sein. Der Militärrat, der nach Mubaraks Sturz de facto die Führung des Landes übernahm und sich seit über einer Woche mit teils gewaltsamen Massenprotesten konfrontiert sieht, wird aber an der Macht bleiben, bis ein ziviler Präsident gewählt ist. Dies soll im Juni 2012 geschehen.

Weblink

"Ich wünsche, dass es eine ehrliche Wahl wird" - Parlamentswahl in Ägypten - www.tagesschau.de

Dienstag, 29. November 2011

Europa auf dem Weg zur Schuldenunion

Nur einen Monat nach den Beschlüssen des Brüsseler Gipfels streitet Europa wieder um die richtigen Mittel gegen die Schuldenkrise. EU-Kommissionspräsident Barroso legte diese Woche Pläne für die Einführung von Eurobonds vor, gemeinsamen Anleihen aller Euro-Staaten. Doch Kanzlerin Merkel erteilte ihm eine Abfuhr.

Auch der Plan der Franzosen, die Europäische Zentralbank solle Staatsanleihen hoch verschuldeter Euro-Staaten in großem Stil aufkaufen, ist nach einem Treffen von Merkel mit Frankreichs Präsident Sarkozy und Italiens Ministerpräsident Monti erstmal wieder vom Tisch. Stattdessen soll die Euro-Zone zur Fiskalunion ausgebaut werden.

Doch der Druck nimmt zu: Portugals Kreditwürdigkeit wurde diese Woche auf Ramsch-Niveau herabgestuft, die Zinsen für italienische und spanische Anleihen schießen in die Höhe und Deutschland bleibt erstmals auf einem Teil seiner Staatsanleihen sitzen.

Ist damit die Krise in Deutschland angekommen? Wären Eurobonds ein wirksames Mittel gegen die Krise oder sollte die EZB eine größere Macht bekommen? Ist der Euro-Rettungsschirm schon gescheitert und Europa jetzt auf dem Weg zur Schuldenunion? Darüber diskutiert WDR-Chefredakteur Jörg Schönenborn im ARD-Presseclub mit seinen Gästen.