Donnerstag, 31. Juli 2014

Der Marsch in den Ersten Weltkrieg

Erfolgloser französischer Sturmangriff auf eine deutsche, durch Trommelfeuer nahezu vollständig eingeebnete Stellung

»Einen Kriegsausbruch wie den von 1914 wird es in der Weltschichte nicht mehr geben.
Wenigstens nicht im Umkreis der uns bekannten abendländischen Welt.
Die alten Völker Europas sind heute, im sinkenden Zyklus des zwanzigsten Jahrhudnerts, ernüchtert -
womit nicht gesagt ist, daß sie einsichtiger oder klüger geworden seien.«

Carl Zuckmayer


Der Erste Weltkrieg war nicht die unausweichliche Folge der Bündnissysteme der europäischen Mächte, des Nationalismus und der Kriegstreiberei, sondern die Folge einer komplexen Welt, in der gegenseitiges Misstrauen, Fehleinschätzungen auf allen Seiten, Überheblichkeit, gefährliche Expansionspläne und nationalistische Bestrebungen, vor allem auf dem Balkan, dahin führten, dass ein Funke genügte, den Krieg auszulösen.

Europa war in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg bereits ein Pulverfass, bei dem ein Funke genügte, dieses Fass zum explodieren zu bringen. Frankreich wollte nie wieder Deutschland allein gegenüberstehen. Deswegen hatten seine Politiker ein festes Bündnis mit dem Zarenreich geschmiedet, bei dem am Ende nicht nur ein Konflikt mit Deutschland, sondern auch ein vom Balkan ausgehender Konflikt mit Österreich-Ungarn als Bündisfall galt.

Alle europäischen Mächte waren in irgendeinem Bündnissystem organisiert, das sich jeweils gegen alle anderen richtete. So kam es Anfang August 1914 zu der verhängnisvollen Kettenreaktion, dass jeder jedem den Krieg erklärte, um seinen Verpflichtungen nachzukommen und eine verhängnisvolle Spirale in Gang setzte, die den Ersten Weltkrieg heraufbeschwören sollte.

Angespornt von einer Gewissheit, die im Krieg den Vater aller Dinge sah, stürzte sich das alte Europa in einen Krieg, dessen Gesetzmäßigkeiten immer weniger alten Ideen von Kampf, Mut und individueller Bewährung entsprachen. Der Tod holte sich, vom Einsatz mächtigen Materials unterstützt, seine Opfer en masse, die Entindividualisierung, das große Thema des heraufziehenden Jahrhunderts, fand in diesem ungleichen Duell zwischen Mensch und Material seine Vorprägung.

In einer komplexen Welt, in der gegenseitiges Misstrauen, Fehleinschätzungen, Überheblichkeit, Expansionspläne und nationalistische Bestrebungen zu einer Situation führten, in der ein Funke genügte, den Krieg auszulösen, dessen verheerende Folgen kaum jemand abzuschätzen vermochte.

Frankreich wollte nie wieder Deutschland allein gegenüberstehen. Deswegen hatten seine Politiker ein festes Bündnis mit dem Zarenreich geschmiedet, bei dem am Ende nicht nur ein Konflikt mit Deutschland, sondern auch ein vom Balkan ausgehender Konflikt mit Österreich-Ungarn als Bündisfall galt.

England war mit der sog. "Triple Allianz" in dieses Bündnsisystem einbezogen, aber nachdem Deutschland das Wettrüsten der Hochseeflotten verloren hatte, trat Russland wieder als die Macht hervor, die den Interessen des Empires am gefährlichsten werden konnte. So hätte es nicht zwangsläufig zum Verhängnis kommen müssen.

In Deutschland war der zwischen Hochmut und Verzagtheit unglücklich schwankende Kaiser alles andere als ein Kriegstreiber. Anstatt die Russen in der Juli-Krise 1914 zu mäßigen, gab Frankreich ihnen völlig freie Hand, ebenso wie Deutschland das Österreich-Ungarn gegenüber bei dem Ultimatum an Serbien tat.
England war mit der sog. "Triple Allianz" in dieses Bündnsisystem einbezogen, aber nachdem Deutschland das Wettrüsten der Hochseeflotten verloren hatte, trat Russland wieder als die Macht hervor, die den Interessen des Empires am gefährlichsten werden konnte. So hätte es nicht zwangsläufig zum Verhängnis kommen müssen.

In Deutschland war der zwischen Hochmut und Verzagtheit unglücklich schwankende Kaiser alles andere als ein Kriegstreiber. Anstatt die Russen in der Juli-Krise 1914 zu mäßigen, gab Frankreich ihnen völlig freie Hand, ebenso wie Deutschland das Österreich-Ungarn gegenüber bei dem Ultimatum an Serbien tat.

Österreichs Kaiser wollte Krieg gegen Serbien. Am Morgen des 28. Juli 1914 unterschrieb Kaiser Franz Joseph in seiner Sommerresidenz in Bad Ischl die Kriegserklärung der Österreichisch-Ungarischen Monarchie an das Königreich Serbien. Zuvor hatte die deutsche Regierung den Bündnispartner seit 25. Juli nochmals massiv zu „umgehender Aussprache“ gedrängt.

Der Erste Weltkrieg hat die Brutalität der industrieellen Kriegsführung der Welt vor Augen geführt. Eine ganze Generation von hoffnungsvollen jungen Menschen ging im Ersten Weltkrieg verloren. Die, die überlebt hatten, waren oft schwer verwundet oder traumatisiert.

Ernst Jünger hat geschrieben, daß der Krieg nicht nur der Vater der Dinge ist, sondern auch der Sohn derer, die ihn herbeireden. In seinem monströsen Weltuntergangskabarett "Die letzten Tage der Menschheit" stülpt Karl Kraus das vertraute Bild des Habsburgerreiches ins Infernalische um. Der Erste Weltkrieg erweist sich als apokalyptisches Völkergemetzel, angerichtet von bestialischen Militärs, idiotischen Beamten, zwei blödsinnigen Kaisern, einer vertrottelten Adelskaste, einer bornierten Kirche und einem gierigen Bürgertum im Verein mit einer gewaltgeilen Journaille von Kriegshetzern und Hyänen des Schlachtfelds.

Literatur:


»Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog«
von Christopher Clark

Mittwoch, 30. Juli 2014

Schritte in den Ersten Weltkrieg

Erfolgloser französischer Sturmangriff auf eine deutsche, durch Trommelfeuer nahezu vollständig eingeebnete Stellung
Der Beginn des Ersten Weltkrieges führte ohne Zweifel in den Untergang.

Russland machte am 30. Juli 1914 generalmobil. Deutschland steht damit infolge des Vertrags mit Österreich-Ungarn automatisch gegen Russland. Frankreich hat einen Vertrag mit Russland und steht damit gegen Deutschland.

General von Moltke, Chef des deutschen Generalstabs, sah die militärische Gefahr, die aus dieser Krise für das Deutsche Reich erwachsen kann. Er drängte seinen österreichischen Kameraden, General von Hötzendorf, die Allgemeine Mobilmachung der Truppen Österreich-Ungarns zu beschleunigen.

Am gleichen Tag riet der deutsche Kanzler Bethmann Hollweg dem österreichischen Außenminister Graf Berchtold dringend, vom Krieg mit Serbien abzulassen. Das waren zwei gegenläufige Impulse.

Auch an diesem Tag versuchte Kaiser Wilhelm II. ein weiteres Mal, seinen angeheirateten „Vetter“ Zar Nikolai II. vom Kriege abzubringen. Er bat ihn eindringlich, die Teilmobilmachung vom Vortag zurückzunehmen.

Der Zar lenkte zunächst ein, fügte sich dann doch dem Druck seines Außenministers und der Kriegspartei im eigenen Lande. Nun machte Russland total mobil, das heißt, auch gegenüber Deutschland.

Weblink:

Sarajewo und die Kettenreaktion bis Kriegsbeginn - www.vorkriegsgeschichte.de/

Montag, 28. Juli 2014

1914 Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien

Am 28. Juli 1914 erfolgte die Kriegserklärung Österreich-Ungarn an Serbien und löste damit in dem bestehenden Bündissystem der europäischen Mächte eine verhängsnisvolle Kettenreaktion aus gegenseitigen Mobilmachungen aus, die im Ersten Weltkrieg mündete.

Alle europäischen Mächte waren in irgendeinem Bündnissystem organisiert, das sich jeweils gegen alle anderen richtete. So kam es Anfang August 1914 zu der verhängnisvollen Kettenreaktion, dass jeder jedem den Krieg erklärte, um seinen Verpflichtungen nachzukommen und eine verhängnivoe Spirale in Gang setzte, die den Ersten Weltrieg heraufbeschwöen sollte.

Als am 28. Juni 1914 ein bosnisch-serbischer Attentäter im bosnisch-österreichischen Sarajewo den Habsburger Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand ermordet, spitzt sich die Lage zwischen Habsburg und Serbien unversehens zu. Das Deutsche Reich stellt sich sofort in Bündnistreue hinter Habsburg. Die Regierung in Wien mißbraucht dies als Blankoscheck und überzieht ihre Drohungen und Ultimaten an das souveräne Serbien, zu dessen „Nutzen“ das Attentat begangen worden ist.

Serbien holt sich Rückendeckung bei seiner Schutzmacht Rußland. Die wiederum versichert sich der Bündnistreue Frankreichs. Und das kann vereinbarungsgemäß auf die Hilfe Englands zählen. So stehen sich kurz nach dem Mord von Sarajewo Serbien, Rußland, Frankreich und England auf der einen Seite und Österreich-Ungarn und Deutschland auf der anderen Seite gegenüber.

In dieser zugespitzten Lage schickt Österreich-Ungarn den Serben eine Kriegserklärung. Dem folgen Kriegsvorbereitungen in Frankreich und in Rußland. Als beide Staaten ihre Truppen mobilmachen und England das gleiche mit der Flotte tut, kommt das Deutsche Reich in Zugzwang, mobilisiert später aber schneller und greift als erstes Frankreich an.

Dabei läßt die deutsche Heeresleitung einen Teil der Truppen durch das neutrale Belgien aufmarschieren. Daraufhin erklärt England dem Deutschen Reich den Krieg. Dem folgen Kriegserklärungen Englands, Frankreichs und Rußlands an die Türkei.

Kaiser Wilhelm II. bemühte sich vergeblich, die Höfe in Petersburg und Wien zu bewegen einzulenken. Wien erklärte daraufhin lediglich, daß es bei diesem Streit mit Belgrad nicht die Absicht hege, serbisches Territorium zu erwerben.

Österreiches Kaiser wollte Krieg gegen Serbien. Am Morgen des 28. Juli 1914 unterschrieb Kaiser Franz Joseph in seiner Sommerresidenz in Bad Ischl die Kriegserklärung der Österreichisch-Ungarischen Monarchie an das Königreich Serbien. Zuvor hatte die deutsche Regierung den Bündnispartner seit 25. Juli nochmals massiv zu „umgehender Aussprache“ gedrängt.

Habsburg erklärte trotz aller deutschen und englischen Bemühungen den Krieg an Serbien. Jetzt handelte auch der Hof in Petersburg.

Literatur:


»Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog«
von Christopher Clark

Weblink:

Sarajewo und die Kettenreaktion bis Kriegsbeginn - www.vorkriegsgeschichte.de