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Dienstag, 12. Mai 2015

Die "Stunde Null"



Die Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 besiegelte nicht nur den Sieg der Alliierten über Hitler-Deutschland, sie war Befreiungsschlag und Neubeginn für das in Trümmern liegende Deutschland und Europa. Der Begriff "Stunde Null" wird auf den 8. Mai 1945 und den frühesten Abschnitt der unmittelbaren Nachkriegszeit in Deutschland und Österreich angewandt. Die "Stunde Null" markierte einen Wendepunkt in der Geschichte und den Neuanfang eines ganzen Kontinents.

Die "Stunde Null" ließ Sieger und Besiegte, Soldaten und Gefangene, die Überlebenden in den Konzentrationslagern, die Flüchtlinge und Vertriebenen sowie die Bewohner der zerbombten Städte aufatmen. Für einen Moment schien die Geschichte stillzustehen. Doch der Schein trog. Nicht nur Trauer und Verzweiflung über den Tod von Verwandten und Freunden, auch den Verlust von Idealen, die pervertiert worden waren, galt es zu verkraften.

Die Menschen rangen ums nackte Überleben, die Vertriebenen suchten eine neue Heimat, Deutschland, Europa und der Rest der Welt teilten sich in Ost und West. Die Autoren bieten eine verständliche Analyse der Schicksalsjahre 1945 bis 1949, die ein besonderes Licht auf die aktuellen politischen Ereignisse wirft.


Das Ende des Zweiten Weltkriegs setzte die bis heute letzte globale Zäsur und eien Neuorientierung in einer zerstörten Welt. Das Kriegsende 1945 war für eine ganze Generation ein Wendepunkt und für viele das prägendste Ereignis ihres Lebens. Die "Stunde Null" steht für den geschichtlichen Nullpunkt vor Einführung der Demokratie, vor dem Eisernen Vorhang und dem europäischem Aufbruch. Doch: Wuchs wirklich nur "Neues" aus Ruinen, die der Krieg in Europa hinterlassen hatte?

Was setzte sich fort, was wurde für Forderungen des Alltags wieder übertüncht? Wie entstanden Orte und Strukturen, die heute längst selbstverständlich sind, aus den Trümmern des Faschismus? Wir haben uns auf eine Recherchereise begeben - quer durch Europa.

Weblink:
1945 - Niederlage und Neubeginn
1945 - Niederlage und Neubeginn
von Ernst Pipe

Samstag, 9. Mai 2015

Gedanken zum Ende des Zweiten Weltkrieges

Jahrestage und Gedenkveranstaltungen prägen die Erinnerungskultur der Menschen. Das gilt besonders für den 8. Mai, den Tag des Kriegsendes in Europa. Zentraler Bestandteil dieser Erinnerungskultur ist, dass Geschichte immer von den Siegern geschrieben wird. Entscheidend ist hier nicht der tatsächliche Verlauf der Geschichte, sondern deren Interpretation, in der immer auch die Möglichkeit der Lüge enthalten ist.

„Geschichte ist die Lüge,
auf die man sich geeinigt hat“
Voltaire
„Geschichte ist die Lüge, auf die man sich geeinigt hat“, schrieb einst der Aufklärer Voltaire. Aber wer hat sich auf was geeinigt? Marx und Engels helfen da weiter: „Die Gedanken der herrschenden Klasse sind in jeder Epoche die herrschenden Gedanken.“ Die herrschende Geschichtsschreibung ist die Geschichtsschreibung der Herrschenden.

„Die Gedanken der herrschenden Klasse sind
in jeder Epoche die herrschenden Gedanken.“
Karl Marx
Das galt und gilt auch für die Jahrestage und Gedächtnisfeiern zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Als Richard von Weizsäcker in seiner berühmten Rede am 8. Mai 1985 sagte der Bundespräsidnet in einer wegweisenden Rede:



„Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.“ Und weiter „Wir dürfen nicht im Ende des Krieges die Ursache für Flucht, Vertreibung und Unfreiheit sehen. Sie liegt vielmehr in seinem Anfang und im Beginn jener Gewaltherrschaft, die zum Kriege führte“ und: „Wer seine Ohren und Augen aufmachte, wer sich informieren wollte, dem konnte nicht entgehen, das Deportationszüge rollten.“
Richard von Weizsäcker
In Richard von Weizsäcker höchst bemerkenswerten Rede - eine Rede für die Geschichtsbücher, die einen Bruch in der Kontunität deutschen Denkens und deutscher Geschichtsauffassung darstellt - kamen nicht etwa die Gedanken der herrschenden Klasse zum Ausdruck, sondern die eines besiegten Wehrmachtsoffziers, der im Alter zu seiner eigenen Geschichtesauffasung gekommen war. Es war die geläuterte Ausfassung und Sichtweise eines Besiegten, der zur Vernunft gekommen war - der Weltgeist hinterm Rednerpult sozuagen.

Eine höhere Vernunft, welcher der herrschenden Klasse - die sich 1945 lieber besiegen als befreien lies - bis heute immer noch fern liegt !!! Diese Klasse hält es mit der Geschichtsschreibnung eher mit Voltaire.

Weblinks:
Das Ende des Zweiten Weltkrieges – ein Beitrag von Oskar Lafontaine zum 8.5.2015
Bundespräsident Weizsäcker Rede am 8 Mai 1985 - Youtube - www.youtube.com

Freitag, 8. Mai 2015

»Das Ende: Kampf bis in den Untergang - NS-Deutschland 1944/45« von Ian Kershaw

Das Ende: Kampf bis in den Untergang - NS-Deutschland 1944/45
Das Ende: Kampf bis in den Untergang -
NS-Deutschland 1944/45

»Das Ende: Kampf bis in den Untergang - NS-Deutschland 1944/45« von Ian Kershaw und Klaus Binder - am 11. Februar 2013 erschienen - schildert den apokalytischen Untergang von Nazi-Deutschland und den deutschen Hang zum Untergang. Ian Kershaw, emeritierter Professor für Modern History an der University of Sheffield, begleitet die zwölfjährige Nazi-Diktatur in ihrem letzten Kapitel.

Die detailreiche und gekonnte Geschichtsschreibung ist gut recherchiert, aber in der deutschen Übersetzung nicht eben verständlich geschrieben. Das Werk ist aber dennoch ein herausragendes und packend geschriebenes zeitgeschichtliches Dokument.

Der schlichte Buchtitel "Das Ende" klingt nicht so, als könnte man über die Zeit des Zweiten Weltkriegs noch wesentlich Neues erfahren. Und doch schafft es der Autor, den Blick auf einen Aspekt der Forschung zum Nationalsozialismus zu richten, der bisher wahrscheinlich noch nicht ausreichend beleuchtet wurde. Es geht um die Frage, warum Hitler bis zum Schluss sich halten konnte. Warum erhob sich das deutsche Volk nicht gegen ein Regime, dass es offensichtlich in den Untergang trieb?


In der Endphase des Zweiten Weltkriegs glich das Leben in Deutschland einem Albtraum, die Städte lagen in Trümmern, Millionen von Menschen waren tot. Warum kämpften die Deutschen bis zum bitteren Ende weiter? Ian Kershaw schildert die letzten Monate des »Dritten Reichs«, vom Attentat auf Hitler im Juli 1944 bis zur Kapitulation im Mai 1945, und zeichnet dabei meisterhaft das Räderwerk nach, das das nationalsozialistische Herrschaftssystem bis zum Schluss in Gang hielt.


Das »Dritte Reich« kämpfte nicht nur bis zum bitteren Ende, bis zur totalen Niederlage, es funktionierte auch bis zum Schluss. Bis die Rote Armee vor den Pforten der Reichskanzlei stand, wurde die öffentliche Ordnung in Deutschland, das täglich ein Stück mehr unter alliierte Besatzung geriet, weitgehend aufrechterhalten. Löhne wurden gezahlt und die Verwaltung arbeitete – wenngleich unter großen Schwierigkeiten – weiter. Aber warum war das so? Zentral bei der Frage nach Antworten, warum das Regime so lange durchhalten konnte, sind die Strukturen von Hitlers Herrschaft und die Mentalitäten, die sie untermauerten.

Die Frage die Ian Kershaw in seinem Buch aufwirft, wurde in dieser Art meines Erachtens noch nie beantwortet. Kershaw setzt hier einmal mehr einen wichtigen Meilenstein in der Geschichtsschreibung. Es geht um die wichtige Frage: Warum kämpften die Deutschen bis zum bitteren Ende?

Wer beim Autor alt bekannte Antworten sucht, der wird nicht fündig werden. Kershaw dringt tiefer in die Materie ein. Ganz bewusst hat der Autor kein Werk der Militärgeschichte geschrieben, sondern kehrt beharrlich immer wieder zu seiner Ausgangsfrage zurück.

Das Buch ist eine ernstzunehmende wissenschaftlich-historische Dokumentation und für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit diesem historischen Thema geeignet. Ian Kershaw gleitet nicht wie Antony Beevor zu oft in Phrasen ab, wie man sie in den "Kriegsschinken" der 1960er und 1970er Jahren zu lesen bekommt.

Weblink:

Das Ende: Kampf bis in den Untergang - NS-Deutschland 1944/45
Das Ende: Kampf bis in den Untergang - NS-Deutschland 1944/45
von Ian Kershaw und Klaus Binder

Sonntag, 3. Mai 2015

Entwicklungsminister Gerd Müller wird Star auf Youtube



Holla der Sprechfex! - Bundesentwicklungsminister Gerd Müller, von dem man vorher gar nicht wusste, das er dieses Amt bekleidet, ist über Nacht ein Star im Internet geworden, denn vor ein paar Tagen hat er in Washington zum »Global Citizen Earth Day« eine kurze Rede auf Benglisch - also Bayerisch-Englisch - gehalten und stellte damit sogar Günther Oettingers berühmtes Schwaben-Englisch locker in den Schatten.

Mit einer kurzen Rede in bayerischem Englisch ist Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) zum YouTube-Star avanciert. Das Video von Müllers fröhlicher Ansprache beim Konzert - ausgerechnet auch noch zum »Global Citizen Earth Day« - einer Veranstaltung im Kampf gegen Hunger und Umweltverschmutzung - am 18. April in Washington wurde binnen weniger Tage rund 130.000 Mal angeklickt. Von so viel Aufmerksamkeit können deutsche Entwicklungsminister meist nur träumen. Die Rede erinnert an das Englisch von Günther Oettinger, der einen ähnlichen medialen Hype mitmachen musste.

Gerd Müller ist mit seiner wegweisenden - oder auch wegwerfenden - geradezu hahnebüchen radebrechende Rede in Form eines bemerkenswerten Kurzvortrages zum neuen Shooting-Star des Kauderwelsch geworden und das Video-Portal Youtube ist dabei gleich um eine Klick-Attraktion in sprachlicher Verballhornung reicher geworden.

Müller ist damit auch zum Shooting-Star in der ewigen Radebrecht-Hitparade hinter Günter Oettinges Antrittsrede bei der EU-Kommision, aber noch vor Edmund Stoibers Transrapid-Stotterrede geworden.
Vielen Dank, Herr Radebrecht für Ihre Rede! Als Minister sollte man eigentlich wissen, wenn man die höchste Stufe der Inkompetenz erreicht hat, um den Menschen - gerade auf internationalem Parkett - solche Auftritte zu ersparen. America loves you and it youtubes you!

Nach ihrem Abschied aua dem Amte als deutscher Entwicklungssminster werden sie bestimmt als Dank nach Brüssel als Sprach-Entwicklungsminister hochbefördert bzw. weggelobt.

Weblink:

Gerd Müller mehr als 130.000 Mal geklickt - Entwicklungsminister wird Star auf Youtube - www.tagesspiegel.de

Donnerstag, 18. Dezember 2014

Politisches Tauwetter zwischen den USA und Kuba

USA und Kuba - Die politische Eiszeit geht zu Ende


Ein politisches Tauwetter setzt zwischen den USA und Kuba ein. Die auf Vermittlung des Papstes in Rom zustande gekommene Verständigung markiert das Ende der Eiszeit. Die Eiszeit zwischen Kuba und den USA ist nach einem halben Jahrhundert vorbei. Den Auftakt des politischen Tauwetters markierte ein Gefangenenaustausch.



Die über 50 Jahre lang erkaltete amerikanisch-kubanische Beziehung wird mit neuem Leben erfüllt. Man will erstmals seit der kubanischen Revolution 1961 wieder diplomatische Beziehungen aufnehmen. Die Isolation des sozialistischen Inselstaates in der Karibik ist vorbei.

Auch Reisen und Finanztransaktionen sollen erleichtert werden. Präsident Obama erwägt sogar selbst eine Reise nach Havanna. Damit ging gestern der Kalte Krieg zu Ende.

Barack Obama kann politisch endlich wieder Gas geben und die Kubaner haben jetzt wieder den Revolutionstourismus vor der eigenen Haustüre! Bleibt zu hoffen, dass möglichst viele Menschen auf beiden Seiten direkt von dieser Entspannung profitieren und mit der Entspannung wirtschaftlicher Aufstieg einhergeht, damit die Kubaner sich eine rosigere Zukunft gestalten können.

Sonntag, 9. November 2014

Der Mauerfall am 9. November 1989



Die Berliner Mauer, das Symbol der deutschen Teilung, fiel in der Nacht von Donnerstag, dem 9. November, auf Freitag, den 10. November 1989, nach über 28 Jahren. Am 9. November 1989 wurden durch einen Beschluss der DDR-Führung die Grenze zwischen der DDR und der Bundesrepublik sowie zwischen Ost- und Westberlin geöffnet.



Der "Wind der Veränderung" wehte in die Stadt. Zur Öffnung der Mauer führten zum einen Massenkundgebungen in der Wendezeit und die Forderung nach Reisefreiheit in der damaligen DDR, zum anderen die anhaltende sogenannte „Republikflucht“ großer Bevölkerungsteile der DDR in die Bundesrepublik.



Am 9. November 1989 erlebte Berlin die glücklichste aller Nächte. Die Mauer fiel, die Geschichte wendete sich zum Guten. Die Berliner erlebten die glücklichste Nacht ihrer Geschichte. Ungläubig zuerst, dann mit großer Begeisterung strömten Hunderttausende aus dem Osten der geteilten Stadt Berlin durch die plötzlich geöffneten Übergänge.

Am Grenzübergang Bornholmer Straße wurde am 9. November 1989 Geschichte geschrieben. Die dort stationierten Grenzsoldaten waren noch nicht über das neue Reiserecht informiert, als die Bürger schon in Scharen zu den Grenzübergänge strömten. Als der Druck zu groß wurde, gaben die Soldaten nach und öffneten die Übergänge.

Weblinks:

Mauerfall - Der 9. November - momentedergeschichte.zdf.de

Momente der Geschichte - momentedergeschichte.zdf.de

2014 ist ein historisches "Supergedenkjahr" - Torpedo-Blog - torpedo63.blog.de

Deutschland: Berlin feiert – Vor 25 Jahren fiel die Mauer - www.weltreisejournal.de

Samstag, 8. November 2014

Biermann ist zu einem bösen alten Wolf geworden

Biermann ist zu einem bösen alten Wolf geworden, der mittlerweile besser beißen als singen kann. Biermann war damals gut, als er seine bissigen Balladen gegen die DDR-Obrigkeit richten konnte und ein dankbares Publikum fand.
"Das Reden habe ich mir in der DDR nicht abgewöhnt und werde das hier schon gar nicht tun."

Wolf Biermann

Aus dem gesellschaftskritischen Barden spricht heute der Frust eines alten und zutiefst verbitterten Mannes, der nach seiner Ausbürgerung 1976 ins Niemandsland geraten war, wo er sein altes Publikum verloren hatte und das neue Publikum im Westen nicht so recht aktezptieren wollte, da der Polit-Sänger ihnen zu bissig und zu agitorisch war.
"Ein Drachentöter kann nicht großer Gebärde die Reste der Drachenbrut tapfer niederschlagen."

Wolf Biermann

Die Stimme des Unakzeptierten lies am Freitag im Bundestag mit einer Attacke gegen die linken Kader, die einst dafür gesorgt haben, dass er 1976 ausgewiesen wurde, ihren freien Lauf. Herausgekommen ist statt dem imposanten Auftritt eines klampfenden Barden eine lächerliche Farce, die sich alle Beteiligten hätten ersparen müssen. Wolfes Stimme aus dem Niemandsland hat den Abgeordneten im Bundestag Hohn gesprochen, aber viele haben es noch nicht einmal bemerkt.
"Die Wirklichkeit ist immer noch fantastischer als alle Fantasie."

Wolf Biermann

Weblink: Wolf Biermann | Kölner Sporthalle 1976 - Youtube - www.youtube.com

Donnerstag, 6. November 2014

Konstanzer Konzil 1414 einberufen





Es war ein Großereignis, das fünf Jahre dauerte und nicht nur die Kirchengeschichte, sondern die europäische Geschichte prägte: das Konstanzer Konzil von 1414 bis 1418, die wohl bedeutendste spätmittelalterliche Kirchenversammlung. In der freien Reichsstadt Konstanz fand die einzige Papstwahl nördlich der Alpen statt. Der Grund für das Mega-Ereignis: die christliche Welt war in Unordnung geraten.

Mehr als 83 Könige aus Asien, Afrika und Europa hatten ihre Gesandten und synodalen Herrschaften nach Konstanz am Bodensee geschickt. Das Konzil war der sichtbare Ausdruck für notwendige Reformen innerhalb der Kirche. Das Konzil fand in turbulenten Zeiten statt, denn seit 1378 war die katholische Kirche durch das "Große Abendländische Schisma" gespalten und drohte zu zerfallen.

Die vom Schisma bedrohte Kirche war in Glaubensfragen so tief gespalten, dass das Konzil ganze fünf Jahre andauern sollte. In fünf Jahren wurden in Konstanz gleich drei Päpste abgesetzt und mit der Wahl von Martin V. zum Papst die seit 1378 andauernde Kirchenspaltung, das Abendländische Schisma, beendet.





Zu Beginn des Konzils gab es gleich drei Päpste. Um die erneute Einigung unter einem einzigen Papst herbeizuführen und dringend nötige Reformen im klerikalen System auf den Weg zu bringen. Am 5. November 1414 begann das Konstanzer Konzil, es sollte vier Jahre dauern. Das Konzil von Konstanz wurde 5. November 1414 bis 22. April 1418 auf Betreiben König Sigismunds von Gegenpapst Johannes (XXIII.) einberufen. Gastgeber war Fürstbischof Otto III. von Hachberg.

Jan Hus wird seine Priesterwürde genommen und aus der Stadt geführt

Den während des Konzils besonders von Jan Hus und Hieronymus von Prag eingeforderten Reformen kam die katholische Kirche allerdings nicht nach. Die böhmischen Reformatoren wurden, obwohl ihnen freies Geleit zugesichert worden war, als Ketzer verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Der wichtigste Punkt der Verhandlungen des Konzils war die "causa unionis": das Abendländische Schisma sollte beendet und damit die Einheit der Kirche wiederhergestellt werden. Die "causa reformationis" bezieht sich auf notwendige Reformen innerkirchlicher Zustände. Schließlich sollten in der "causa fidei" Fragen der kirchlichen Verkündigung und Sakramentslehre geklärt und damit die Ketzerei wirksam bekämpft werden.

Die teilnehmenden Kirchenväter beendeten die Kirchenspaltung und beschuldigten die böhmischen Reformatoren Johannes Hus und Hieronymus von Prag der Häresie. Sie wurden als Ketzer verurteilt und verbrannt.

Weblinks:

Konziljubiläum - 600 Jahre Konstanzer Konzil - www.konstanzer-konzil.de

Konstanzer Konzil - Landesausstellung in Konstanz - www.konstanzerkonzil2014.de

Das Konzil - Hintergründe - www.zum.de

Konstanz 1414-1418: Eine Stadt und ihr Konzil
Konstanz 1414-1418: Eine Stadt und ihr Konzil
von Jan Keupp und Jörg Schwarz

Sonntag, 12. Oktober 2014

Finnland droht das Ende des Wohlfahrtsstaates

Finnland ist klein, behütet, hat rund fünf Millionen Einwohner. Das Land ist bekannt für Design, als Heimat des Mobiltelefons und als bildungsstarker Pisa-Erfolgsgarant. Es ist ein gut behütetes Land mit viel Natur und wenig Staatsschulden, sparsam und weltoffen. Die Gesellschaft ist schon seit Jahrzehnten homogen und solidarisch. Ein skandinavischer Wohlfahrtsstaat im besten Sinne. Doch in jüngster Zeit gibt es in Finnland Probleme. Das Bild vom Wohlfahrststaat hat Risse bekommen. Finnland droht das Ende des Wohlfahrtsstaates. Die Wirtschaft stagniert und wenn sie nicht wieder wächst, wird der Sozialstaat auf lange Sicht nicht mehr finanzieren sein. Die sozialen Unterschiede waren in Finnland traditionell nicht sehr groß. Das hat eine Atmosphäre der Solidarität geschaffen, die lange im Land vorgeherrscht hat, aber momentan abzunehmen scheint. Mit stagnierendem Wohlstand entsolidarisiert sich auch die Gesllschaft. Finnland wurde erst 1917 von Schweden und Russland unabhängig, ein Agrarland, dessen Volk gleich schnell zu Wohlstand und Bildung kam. Zuvor förderten Finnlandschweden den Aufbau eines finnischen Nationalbewusstseins.

Freitag, 10. Oktober 2014

Demonstration am 9. Oktober 1989 in Leipzig

"Wir sind das Volk!" und "Keine Gewalt!" - Am 9. Oktober 1989 gingen in Leipzig 70.000 Menschen auf die Straße. Dass die Lage damals nicht eskalierte, war das Verdienst der Besonnenheit der friedlichen Demonstranten. Die Menschen zogen um den Leipziger Ring, vertrauend auf den Schutz der Massen und hoffend auf die "Vernunft" der Machthaber. Den Schutz der Massen hatten wir, die erhoffte Vernunft war reiner Zufall und gedankt dem zerrüttetem Apparat. Der 9. Oktober wird als historischer Wendepunkt der friedlichen Revolution in der DDR 1989 gesehen. Er war ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Freiheit und zur Deutschen Einheit. Die Mächtigen der SED gingen von der offenen Ignoranz und Konfrontation zu zunehmender Gesprächsbereitschaft über.
Erst mit der friedlichen Demonstration vom 9. Oktober waren weitere Maßnahmen möglich, die zu einem erfolgreichen Gelingen der Wende in der DDR, zum Mauerfall am 9. November und zur Wiedervereinigung Deutschlands 1990 beitrugen. Nach dem 9. Oktober 1989 begannen regelmäßige Demonstrationen in vielen anderen größeren und kleineren Städten der DDR. Die Revolution trug direkt zum Mauerfall und der Deutschen Wiedervereinigung bei. Nach der Wende 1989 wurde ihr der Namen „Heldenstadt“ verliehen. In Leipzig wurde der politische Umbruch erstritten, wie nirgendwo in der DDR.

Dienstag, 30. September 2014

Genscher-Rede vor 25 Jahren: "Wir sind heute zu Ihnen gekommen ..."

Seit Wochen sieht der Garten der deutschen Botschaft in Prag aus wie ein riesiges Zeltlager. Jeden Tag klettern weitere DDR-Flüchtlinge über die Zäune. Ihre Zukunft ist ungewiss, bis Außenminister Genscher auf den Balkon der Prager Botschaft tritt. Die Westdeutsche Botschaft in Prag - Im Spätsommer 1989 wählen immer mehr Bürger der DDR diesen Weg in die Freiheit. Und die Polizei der noch-sozialistischen Tschechoslowakei schaut weg. Der Garten der Botschaft wird zum Asyl für Tausende. Bundesaußenminister Genscher trifft seinen DDR-Kollegen Fischer. Noch will Ost-Berlin, dass die Flüchtlinge erst einmal zurückkehren, doch längst ist die DDR nicht mehr Herr der Entwicklung.
Westdeutsche Botschaft in Prag 1989
Mitte September 1989 ist der Garten der westdeutschen Botschaft in Prag eine Schlammwüste und ein Feldlager unter offenem Himmel. Bis zu 4.000 Flüchtlinge campierten auf dem Gelände hinter der Botschaft. Die Zahl der Flüchtlinge steigt seit dem Sommer unaufhörlich - Tag für Tag. Auch nach der Schließung der Botschaftstore klettern ganze Familien über den meterhohen Zaun in die Freiheit. Die dramatischen Bilder von den Prager Botschaftsflüchtlingen gehen um die Welt. Seit Wochen verhandelt der damalige Kanzleramtsminister Rudolf Seiters mit der DDR-Regierung über eine Lösung. Die SED-Führung weigert sich allerdings beharrlich, ihre Bürger in den Westen ausreisen zu lassen. Der Ansturm der DDR-Flüchtlinge ist für die Diplomaten eine gewaltige logistische Herausforderung. Mit Lkw werden Zelte, Decken und Nahrungsmittel der Bundeswehr über die Grenze aus Bayern nach Prag transportiert. Ehrenamtliche Mitarbeiter des Roten Kreuzes koordinieren die Hilfsmaßnahmen. Das gute Ende folgt am Abend des 30. September. Im Schein einer hastig herbeigeschafften Stehlampe tritt kurz vor 19 Uhr Hans-Dietrich Genscher auf den Balkon der Prager Botschaft und verkündet per Megafon das Ergebnis der Verhandlungen:
"Wir sind heute zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise … " Weiter kommt der deutsche Außenminister nicht.
Als Hans-Dietrich Genscher seine abendliche Botschaft den seit Wochen ausharrenden Flüchlingen im Garten der Prager Botschaft verkündete, kannte der Jubel und die Begeisterung der Flüchtlinge keine Grenzen. Der Jubel der Menschen im Garten der Prager Botschaft hat sich danach rasend schnell verbreitet. Aus Anlass des 25. Jahrestages der historischen Rede von Hans-Dietrich Genscher findet auf dem Gelände der deutschen Botschaft in Prag eine Gedenkfeier statt. Weblink: Die friedliche Revolution: Berlin 1989/90 Der Weg zur deutschen Einheit
Die friedliche Revolution: Berlin 1989/90 Der Weg zur deutschen Einheit
von Jens Schöne

Freitag, 19. September 2014

Schotten stimmen gegen Unabhängigkeit

<center><img title="Schotten stimmen gegen Unabhängigkeit" src="https://encrypted-tbn3.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcSqEXIV34-lOkEi3opQb-b-DGBe1DFpyhmW5eeCVFXXL_QpruuE" height="178" width="237" alt="Ein Kind eingewickelt in die schottische Flagge"/></center>

Die Schotten haben in einem Referendum über ihre Unabhängigkeit und damit über die Zukunft Großbritanniens bei hoher Wahlbeteiligung abgestimmt.

Nach Auszählung von fast allen Wahlkreisen liegen die Gegner der Unabhängigkeit Schottlands mit gut 55 Prozent klar vorn. Die Befürworter der Abspaltung vom Vereinigten Königreich akzeptierten ihre Niederlage.

Die Schotten haben in dem vom Ministerpräsidenten Alex Salmond angestrengten Referendum gegen die Unabhängigkeit gestimmt und sich somit für einen Erhalt des Vereinigten Königreiches entschieden.

Schon nach Zählung von mehr als der Hälfte der Stimmen in den frühen Morgenstunden lagen die Unabhängigkeits-Gegner vorn. Für einen Verbleib Schottlands im Vereinigten Königreich stimmten bis dahin 54 Prozent, 46 Prozent wollten die Unabhängigkeit.

Die Schottische Nationalpartei von Ministerpräsident Alex Salmond, die vehement für die Unabhängigkeit eingetreten war, konnte in ihren Hochburgen nach ersten Analysen nicht genügend Wähler mobilisieren.

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"Gut gemacht, Glasgow, unsere Commonwealth-Stadt, und an die Menschen von Schottland für solch eine unglaubliche Unterstützung", schrieb Salmond bei Twitter.

Die Schotten haben über ihre Unabhängigkeit und damit über die Zukunft Großbritanniens abgestimmt. Und schon vor dem Ende der Auszählung zeichnete sich eine Mehrheit gegen die Autonomie ab. -->

Donnerstag, 18. September 2014

Schottland: Jede Stimme zählt bei dem Referendum

Ein Kind eingewickelt in die schottische Flagge
Bei dem Referendum in Schottland halten sich Gegner und Befürworter laut letzten Umfragen die Waage. Nationalisten und Unionisten liegen ungefähr gleichauf. Jede Stimme zählt also bei dem Referendum. Allerdings könnten die bis zuletzt unentschiedenen Wähler letztlich von Bedeutung sein. Salmond sicherte indes zu, das Ergebnis mit Würde zu tragen und zu akzeptieren, sollte es nicht zu seinen Gunsten ausgehen.
Wenn die Gegner der Unabhängigkeit bei der Abstimmung gewinnen werden, dann liegt es daran, dass sich viele Schotten womöglich nicht als Teil Großbritaniens sehen, jedoch stehen sie mit der Unabhängigkeit vor einer großen Unsicherheit und einer für sie ungewissen Zukunft. Die Befürworter haben es versäumt, eine echte Perspektive für Schottland zu bieten. Zu sagen, mit Unabhängigkeit und Öl wird alles gut, reicht nicht. Die jüngsten Bemühungen Londons könnten jedoch die Schotten noch stärker motivieren, die "Yes"-Fraktion zu mobilisieren.
Es ist dabei unschwer zu erkennen, dass dererlei Zugeständnisse nur angekündigt werden, weil man Panik bekommt. Denn egal wie sich ein unabhängiges Schottland entwickelt, Rest-Großbritanien würde eine Abspaltung schwächen. Vom ehemaligen weltumspannenden "Empire" ist dann nicht mehr viel übrig.

Dienstag, 16. September 2014

In Schottland wird leidenschaftlich Stimmung gemacht

In Schottland wird von Befürwortern und Gegnern - auch mit patriotischem Herzschmerz - leidenschaftlich Stimmung gemacht. In der jüngsten Umfrage führen nun wieder knapp die Gegner einer Unabhängigkeit Schottlands.
Bei dem Referendum über eine Unabhängigkeit Schottlands führt das Lager der Gegner einer Abspaltung laut einer neuen Umfrage wieder knapp. Wie aus der am Donnerstag veröffentlichten Befragung des Meinungsforschungsinstituts YouGov hervorgeht, würden 52 Prozent gegen die Unabhängigkeit stimmen, 48 Prozent wären dafür. Am vergangenen Samstag hatten die Befürworter einer Abspaltung Schottlands zum ersten Mal in einer Umfrage eine Mehrheit erreicht - das Ergebnis hatte die Londoner Politik alarmiert. Am Mittwoch appellierten die Vorsitzenden der drei wichtigsten britischen Parteien eindringlich an die Schotten, gegen eine Abspaltung zu stimmen.
Ein Auseinandergehen der britischen Nationen „würde mir das Herz brechen“, sagte Premierminister David Cameron in Edinburgh. Auch der Liberalen-Chef Nick Clegg und Oppositionsführer Ed Miliband wandten sich leidenschaftlich gegen eine Abspaltung. Die Schotten stimmen am 18. September per Referendum über die Loslösung von Großbritannien ab. Bei einem Sieg des „Ja“-Lagers wird damit gerechnet, dass es rund 18 Monate dauern würde, bis Schottland formal unabhängig wäre. Britische Medien spekulieren über einen Rücktritt Camerons, sollte er ein Ende der mehr als 300 Jahre währenden Union mit Schottland verantworten müssen.

Sonntag, 7. September 2014

Abstimmung über die Unabhängigkeit in Schottland

Ein Kind eingewickelt in die schottische Flagge
Am 18. September 2014 stimmen die Schotten darüber ab, ob sie unabhängig werden wollen oder im United Kingdom verbleiben. Noch nie hat ein Land gegen die eigene Freiheit gestimmt. Über die Frage nach der Unabhängigkeit ist die Bevölkerung gespalten. Doch nach 307 Jahren Hassliebe-Bündnis mit England ist die Lage bei den "Bravehearts" alles andere als klar. Wollen die Schotten wirklich frei sein, da sie doch 307 Jahre lang in einem Staatenbund mit England vereinigt waren? Dieses eine Ewigkeit währende Bündnis hat Spuren auch in den Köpfen hinterlassen. "Die meisten Schotten wollen, dass sich ihr Nationalstolz und ihre Identität in den politischen Strukturen widerspiegelt", ist dagegen BBC-Journalist Taylor überzeugt. "Viele übersetzen das nun mal mit Unabhängigkeit".
Die Befürworter wollen ihr Land künftig selbstbestimmt sehen. "Frei vom Einfluss Westminsters" soll es sein. "Die Leute hier sind es satt, sich von London vorschreiben zu lassen, was sie tun und lassen sollen", sagen sie. "Ob wir unsere Steuergelder zur Stärkung des Gemeinwesens ausgeben dürfen. Wie die Ölindustrie besteuert werden soll. Oder ob wir U-Boote mit Atomraketen hier dulden müssen." Aber es gibt auch kritische Stimmen. "Es würde bedeuten, dass wir frei wären. Schotten wollen nicht frei sein, sie wollen im Zaum gehalten werden", sagt Maler John Byrne über seine Landsleute. Selbst Befürworter wie die Schriftstellerin A.L. Kennedy erwarten keine Wunder: "Es wird ein Desaster, weil auch danach Politiker das Sagen haben." Und englische Intellektuelle geben der Sache kaum eine Chance. "Menschen mit ein bisschen politischem Verstand wissen, dass das Ja zur Unabhängigkeit schon verloren ist. Ich wäre unglaublich überrascht, wenn die Schotten dafür stimmen würden", so der englische Schriftsteller Will Self.
"Schottland ist wie eine Person mit sehr wenig Selbstwertgefühl. Sie ist davon wie verhext. Sie weiß, dass sie genauso gut ist wie jede andere, gebildet, technisch begabt, mitfühlend, mit einer großartigen Geschichte und Kultur - also warum liegt sie in der Gosse mit einer Flasche Fusel und dem Rock überm Kopf?" Warum bloß? "Schottland ist wie eine Geliebte mit Minderwertigkeitsgefühlen." Welche Gefühle der in Hassliebe in England verbundenen Bewohner werden bei der Abstimmung den Ausschlag geben? Weblinks: Salmond: Against The Odds
Salmond: Against The Odds
von David Torrance (engl.) The Road to Independence?: Scotland in the Balance
The Road to Independence?: Scotland in the Balance
von Murray Pittock und Alex Salmond (engl.)

Donnerstag, 4. September 2014

Hitler entfacht Weltenbrand

Vor 75 Jahren begann mit dem Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen der Zweite Weltkrieg. War der Erste Weltkrieg die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“, so entfacht der Zweite Weltkrieg vollends einen Weltenbrand, der in den Untergang führen sollte. Der Zweite Weltkrieg ist letztlich Folge von Hitlers Fehleinschätzung der politischen und gesellschaftlichen Lage in Europa und der Welt. Als Adolf Hitler am Montag vor 75 Jahren, am 1. September 1939, den Überfall auf Polen befiehlt, setzte er auf verbrecherische Weise einen unheilvollen Mechanismus in Gang, an dessen Ende knapp sechs Jahre später 60 Millionen Tote stehen werden. Hitler wollte unbedingt diesen Krieg, der in einer Katastrophe enden sollte.


Am Ende des von Hitler entachten Weltenbrandes liegen weite Teile Europas in Schutt und Asche. Millionen Menschen sind auf der Flucht, werden aus der Heimat vertrieben. Es ist das „grausamste und verheerendste Gemetzel seit Menschengedenken“, wie der britische Historiker Antony Bee­vor schreibt.

Für Beevor steht fest, dass Hitler „der Architekt“ dieses mörderischen und umfassenden Krieges ist, der jemals auf dem europäischen Kontinent getobt hat und überall Tod und Zerstörung hinterlässt. Der Nazi-Diktator ist getrieben von Größenwahn, dem Traum von der Vorherrschaft Deutschlands und der Suche nach „Lebensraum im Osten“ für die „arische Rasse“.

Doch Beevor beschreibt in seinem lesenswerten neuen Buch „Der Zweite Weltkrieg“ auch, dass der Überfall auf Polen letztlich zwar minutiös vorbereitet ist – doch der Weg in den Weltkrieg führt auch über eine Kette von Fehleinschätzungen, Unwägbarkeiten und Missdeutungen, die ihre eigene Dynamik entwickeln.

Der Beginn des Krieges folgte seinem persönlichen Lebensentwurf. „Ich bin jetzt 50, ich will den Krieg lieber jetzt haben, als wenn ich 55 oder 60 bin“, gesteht Adolf Hitler Anfang 1939 dem rumänischen Außenminister Grigore Gafencu. Bereits im Jahr 1938 wollte der fröhliche Landnehmer bzw. Ländereinvernehmer Hitler „seinen Krieg“. Doch im Münchner Abkommen gestatten ihm London und Paris, das nach dem Ersten Weltkrieg der Tschechoslowakei zugeschlagene Sudetenland seinem Herrschaftsbereich einzuverleiben.

Später wird Hitler sich beklagen, er sei am Zuschlagen gehindert worden, „da die Engländer und Franzosen in München alle meine Forderungen akzeptierten“. Polen, England, Frankreich stehen nun auf der Liste seiner Angriffsziele. Aber, so Bee­vor, „als bittere Lehre aus dem Ersten Weltkrieg hoffte er die Konflikte einzeln austragen zu können, um niemals an mehr als einer Front kämpfen zu müssen.“ Eine Hoffnung, die sich auf dramatische Weise nicht erfüllen wird.

Literatur:

Der Zweite Weltkrieg
Der Zweite Weltkrieg
von Antony Beevor


Donnerstag, 3. Juli 2014

Gedenkstunde zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges



Der Bundestag hat in einer Gedenkstunde dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges vor hundert Jahren gedacht. Prominenter Gastredner im Bundestag war der französische Politikwissenschaftler Prof. Dr. Alfred Grosser. Er sprach in seiner Rede über die französische Sicht auf den Ersten Weltkrieg und die Entwicklung Deutschlands im 20. Jahrhundert.

Am 28. Juni 1914 wurden der österreichisch-ungarische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Gemahlin Sophie Opfer eines Attentats im damals österreichischen Sarajewo in Bosnien-Herzegowina. Was der Ermordeung des Thronfolgerpaares folgte, waren eine Reihe von Kriegserklärungen und der bis dahin umfassendste Krieg der Geschichte, der rund 17 Millionen Menschen das Leben kostete.

In Frankreich bleibe der Erste Weltkrieg immer „La Grande Guerre“ (Der Große Krieg), wichtiger noch als der Zweite Weltkrieg, sagte Alfred Grosser in seiner Rede. Deshalb gebe es auch eine wesentlich größere Erinnerungskultur an dieses Ereignis, während in Deutschland die Aufarbeitung des Zweiten Weltkrieges im Mittelpunkt stehe.

„Wenn ein Franzose einem Ausländer die Bedeutung des Ersten Weltkrieges für Frankreich zeigen möchte, braucht er ihn nur auf irgendeinen Friedhof in irgendeinem Dorf in Frankreich zu führen.“
„Wenn ein Franzose einem Ausländer die Bedeutung des Ersten Weltkrieges für Frankreich zeigen möchte, braucht er ihn nur auf irgendeinen Friedhof in irgendeinem Dorf in Frankreich zu führen.“ Auf den Denkmälern dort stünden unendlich lange Listen mit den Namen der Gefallenen, die des Zweiten Weltkrieges seien wesentlich kürzer. Dabei gebe es in der französischen Erinnerung nur wenige Bezüge auf den Sieg. „Die Trauer war immer allgegenwärtig.“

Weblinks:

<a href="http://www.spdfraktion.de/themen/bundestag-erinnert-ausbruch-des-ersten-weltkriegs">„La Grande Guerre“</a> - www.spdfraktion.de

<a href="http://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2014/-/286168">Rede von Alfred Grosser bei der Gedenkfeier „100 Jahre Erster Weltkrieg“</a> - www.bundestag.de

Weblinks:

Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog
Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog

von Christopher Clark und Norbert Juraschitz

Der Große Krieg: Die Welt 1914 bis 1918 von Herfried Münkler
Der Große Krieg: Die Welt 1914 bis 1918>
von Herfried Münkler

Montag, 30. Juni 2014

Die Schüsse von Sarajevo veränderten die Welt


Attentat in Sarajewo

Am 28. Juni 1914 löste der serbische Nationalisten Gavrilo Princip das folgenreichste Attentat der Weltgeschichte aus. Er feuerte die beiden Schüsse ab, die den Thronfolger und seine Gemahlin Sophie das Leben kosteten. Die Schüsse von Sarajevo stürzten die Welt in einen Abgrund. Sie lösten den Ersten Weltkrieg aus, der Millionen Menschenleben forderte, die politische Landkarte Europas nachhaltig veränderte und in dessen Folge eine ganz neue politische Ordnung entstehen ließ.

Franz Ferdinands Besuch in Sarajevo war alles andere als eine großspurige Machtdemonstration, sondern der fast beiläufige Abschluss eines Truppenbesuchs. Der Thronfolger war eigentlich zu einem mehrtägigen Manöver nach Bosnien- Herzegowina gereist. Er hatte am 25. Juni im Kurort Ilidza Quartier bezogen und verbrachte die Tage im Manövergebiet am Ivan-Sattel zwischen Bosnien und Dalmatien. Die sonntägliche Fahrt in die Hauptstadt war dann vor allem eine Anerkennung für den Landesverwalter Bosnien- Herzegowinas, Oskar Potiorek, der sich im Manöver auszeichnet hatte.

Das Attentat war das Ergebnis der Verkettung unglücklicher Umstände und einer Portion Überheblichkeit seitens des Thronfolgers, der entgegen der warnenden Ratschläge seiner Berater handelte. Dass das Attentat glückte, ist einzig dem Zufall zu verdanken. Ein erster misslungener Bombenanschlag auf dem Weg in die Innenstadt führte nämlich dazu, dass Franz Ferdinand dem letzten Attentäter auf dem Silbertablett serviert wurde. Nach dem Besuch im Rathaus - doch gleich zum Bahnhof zu fahren - verfügte der Thronfolger nämlich, den beim Anschlag verletzten Offizier Erik Merizzi im Spital zu besuchen.


Der Chauffeur folgte jedoch der ursprünglichen Route, und er korrigierte seinen Fehler genau an jenem Ort, an dem Princip postiert war. An der Lateinerbrücke blieb Franz Ferdinands Wagen stehen, um zu reversieren, und der Attentäter kam aus wenigen Metern Entfernung zum Schuss. Sophie wurde im Unterleib getroffen, Franz Ferdinand im Hals. Beide verstarben noch an der Unfallstelle.

Dann die angesichts der Anschlagsgefahr lächerlich geringen Sicherheitsvorkehrungen. Während beim Besuch von Kaiser Franz Joseph im Jahr 1910 die Straßen Sarajevos mit Soldaten gesäumt waren, gab es für den Thronfolger keine Straßenposten. Franz Ferdinand fuhr vom Bahnhof in einer Kolonne von sieben Wagen, wobei seiner mit offenem Verdeck unterwegs war. Selbst nach dem missglückten ersten Anschlag auf den Thronfolger wurden die Sicherheitsmaßnahmen nicht verschärft, obwohl es in Sarajewo von Heckenschützen nur so wimmelte. So genügte ein einziger Schuss, um die Welt in einen Abgrund zu stürzen.

Weblink:

Das Attentat von Sarajewo - Youtube - www.youtube.com

Literatur:

Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog
Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog

von Christopher Clark und Norbert Juraschitz

Der Große Krieg: Die Welt 1914 bis 1918 von Herfried Münkler
Der Große Krieg: Die Welt 1914 bis 1918>
von Herfried Münkler

Samstag, 28. Juni 2014

Österreichischer Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand in Sarajewo ermordet

Am 28. Juni 1914 wurde in Sarajewo der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau von dem serbischen Studenten Gavrilo Pricip ermordet. Dieses politisch motivierte Attentat sollte die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts auslösen. Nur noch fünf Wochen trennten den europäischen Kontinent vom Wahnsinn eines mechanisierten, industrialisierten und mit allen verfügbaren Mitteln geführten Krieg. Als der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajewo ermordet wurde, sorgte dies jedoch zunächst nicht für sonderliche Aufregung, denn Ferdinand war sogar im eigenen Land nicht sehr beliebt. Außerdem befanden sich die meisten Machträger in Europa gerade im Urlaub oder auf Kur. Niemand glaubte zu diesem Zeitpunkt, dass diese Tat einen Weltenbrand auslösen könnte. Das politisch motivierte Attentat auf den ungeliebten Thronfolger bezog sich lediglich auf den lokalen Balkankonflikt, während die "großen" defensiven Militärbündnisse auf dem Kontinent dagegen zwischen England, Frankreich und Russland auf der einen Seite und Deutschland, Österreich-Ungarn und Italien auf der anderen Seite bestehen. Im Jahr 1908 annektierte die österreichisch-ungarische Monarchie das heutige Bosnien-Herzegowina. Der Berliner Kongress hatte zwar nach dem Sieg der Russen über die Osmanen die Provinzen Bosnien und Herzegowina unter österreichisch-ungarische Verwaltung gestellt und Österreich-Ungarn auch das Recht zugestanden, dort Soldaten zu stationieren, doch die formale Einverleibung löste eine politische Krise aus. Die benachbarten Serben reagierten mit der Bildung des "Balkanbundes", einem internationalen, defensiven Militärbündnis unter Patronage des russischen Kaiserreichs. Nun fürchtete man sich in Österreich-Ungarn vor den aufstrebenden Nationalbewegungen auf dem Balkan. Als nach dem Attentat in Sarajewo eine vage Verbindung des Täters zur serbischen Geheimorganisation "Schwarze Hand" bekannt wird, nahm man dies in der Doppelmonarchie zum Anlass, an Serbien ein Exempel zu statuieren. Damit nahm das Unglück seinen Lauf. Man warft der serbischen Regierung vor, vom Attentat gewusst zu haben und drohte dem Land mit Krieg. Diese Vorgehensweise wurde gerade auch vom Deutschen Reich forciert, das mit der österreichisch-ungarischen Monarchie verbündet ist. Es sollte Europas letzter Sommer in Frieden sein. Schon bald wurde dieser Konflikt auf den Schlachtfeldern Europas blutig ausgetragen und die Handelnden waren sich der Konsequenezen ihrer Handelns nicht im allergeringsten bewußt - eine ewige Warnung an alle Kriegstreiber auch in der heutigen Zeit! Weblink: Europas letzter Sommer - 3 Sat Themenwoche - www.3sat.de

Donnerstag, 26. Juni 2014

Bundespräsident Gauck würdigt Karl den Großen

Karl der Große. Macht Kunst Schätze

Aachen feiert das Karlsjahr 2014 mit einem spektakulären Ausstellungsprojekt. Drei Teilausstellungen an ausgewählten Orten der Aachener Pfalz – dem Rathaus, dem Centre Charlemagne und der Domschatzkammer – führten den Besuchern bis zum 21. September 2014 das Leben und Wirken des Frankenkönigs vor Augen.

Bun­des­prä­si­dent Joa­chim Gauck hat anläßlich der Eröffnung der Ausstellung "Karl der Große. Macht Kunst Schätze" die po­li­ti­sche und kul­tu­relle Leis­tung Karls des Gro­ßen (747 - 814) für das neu­zeit­li­che Europa in einer Festrede in Aachen, dem einstigen Herrschersitz des karolingischen Kaisers, gewürdigt.

Gauck sah in Karl dem Großen einen europäischen Herrscher und wollte daher einen Zusammenhang zum heutigen Europa herstellen. Seine unkritische Würdigung des Herrscher hinterlies allerdings einen faden Beigeschmack, denn Gauck hielt eine Rede von zweifelhaftem Geschichtsverständnis, um Lehren für die Gegennwart zu ziehen, die nicht von allen Gästen im Publikum geteilt wurde.

Karl der Große habe in einem ”er­staun­li­chen po­li­ti­schen und mi­li­tä­ri­schen Kraftakt” die Ei­ni­gung je­ner eu­ro­päi­schen Re­gio­nen und Län­der ge­schaf­fen, die Jahr­hun­derte spä­ter an der Wiege der Eu­ro­päi­schen Union ge­stan­den hät­ten. Karl sei klar ge­we­sen, daß zur dau­er­haf­ten Si­che­rung ei­nes sol­chen Rei­ches Kul­tur, Bil­dung und Recht not­wen­dig waren.

”Daß Karl der Große als Va­ter Eu­ro­pas ge­nannt wurde,
ist auch aus heu­ti­ger Sicht noch legitim”

Joa­chim Gauck

”Daß Karl der Große als Va­ter Eu­ro­pas ge­nannt wurde, ist auch aus heu­ti­ger Sicht noch legitim” sagte Gauck bei der Er­öff­nung der gro­ßen Karl-Ausstellung in Aa­chen zum 1200. To­des­jahr des Frankenherrschers. Als Bundespräsident Joa­chim Gauck am 19. Juni 2014 den Aus­stel­lungs­raum be­trat, sa­hen das viele Aa­che­ner Bür­ger al­ler­dings et­was an­ders und skan­dier­ten lautstark:

Die dreiteilige Ausstellung "Karl der Große. Macht Kunst Schätze" beleuchtet Karls Machtsystem, den Herrscher als Impulsgeber für Kunst und Kultur und verlorene und nach Aachen zurückgekehrte Schätze. Karl der Große hatte in Aachen mit seiner Pfalz das größte Bauwerk nördlich der Alpen seiner Zeit errichtet. Die Palastanlage war Zentrum der Macht, Kunst, Kultur und Wissenschaft.

Die Ausstellung in Aachen gilt als bedeutender Beitrag zum Karlsjahr. Die Präsentationen finden an drei Orten der früheren karolingischen Pfalzanlage statt: Im Krönungssaal des Aachener Rathauses, das auf Fundamenten der Königshalle Karls des Großen steht, in der Domschatzkammer und in dem neuen Stadtmuseum Centre Charlemagne zwischen Dom und Rathaus.

Die Ausstellung "Karl der Große. Macht Kunst Schätze" dauert vom 20. Juni bis zum 21. September 2014.


Weblinks:

Karl der Große 2014 | Macht, Kunst, Schätze – 3 Ausstellungen - www.karldergrosse2014.de

Bundespräsident Gauck würdigt Karl den Großen - www.stuttgarter-zeitung.de

Karl ”der Große”? - www.tornante.pf-control.de


Blog-Artikel:

Der mächtigste Herrscher seiner Zeit - Karl der Große im Jubiläumsjahr 2014 - http://kulturwelt.blog.de