In den Jahren zwischen 1900 und 1914 befand sich Europa im Aufbruch. Die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg war eine Epoche voller radikaler Veränderungen und großer Umbrüche. Es herrschte ungehmmeter Optimismus und Fortschrittsgläubigkeit - alles schien möglich. Viele Entdeckungen und Entwicklungen waren vor 100 Jahren aufregend neu. Autorennen, Flugzeuge, permanente Kommunikation - was unser heutiges Leben bestimmt, hat um 1900 begonnen.
Durchbrüche in Technik und Wissenschaft veränderten die Welt von heute auf morgen fast über Nacht. Die zweite Welle der Industriellen Revolution, mit Schwerpunkten in der chemischen Industrie, der Elektrotechnik, der Stahlindustrie und im Verkehrswesen, hatte eingesetzt. Das Zeitalter der industriellen Massenproduktion hatte begonnen und die Verstädterung setzte ein.
Die Menschen dieser Periode, aufgewachsen mit Pferdekutschen, schummrigen Gaslicht und ohne Strom sahen sich plötzlich einer ganz neuen Lebensqualität gegenüber. Die Menschen waren optimistisch hinsichtlich der politischen, technischen und kulturellen Aussichten. Die Umwälzungen waren so rapide, dass sie viele Menschen überforderten. Der berechtigte Stolz über diese Entwicklung führte jedoch zu einem übersteigerten Nationalgefühl.
Hinter der blühenden Kultur verschärften sich die Gegensätze im Zuge der Industrialisierung. Durch die zunehmende Verstädterung lebten immer mehr Menschen in ärmlichen Verhältnissen - in Hinterhöfen und Mietskasernen. Die Umwälzungen führen zunehmend zu sozialen Problemen, die politisch nicht gelöst werden konnten. Auch die soziale Kluft wurde immer größer.
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Der taumelnde Kontinent: Europa 1900 - 1914 von Philipp Blom