Samstag, 4. Februar 2023

Was kann Klimaprotest bewirken?


Klimaprotest ist der Ausdruck der unzufriednen Jugend mit der Politik.

Auf die Frage "Was kann Klimaprotest bewirken?" lautet die Antwort: gesellschaftliche Aufmerksamkeit schaffen und damit gibt er hoffentlich Anlass, sich mit dem Thema bzw. dem (offensichtlich berechtigten) Anliegen der Protestierenden zu beschäftigen und nicht nur mit ihnen.

Die junge Generation wird häufig kritisiert, doch die jungen Menschen lernen und denken und diskutieren kritisch über den von Menschen verursachten Klimawandel sowie notwendige Aktionen, um dessen Auswirkungen zu reduzieren, und wenden anschließend dieses Wissen in sinnvoller Weise an. Friedlich, kreativ, bunt, engagiert, verantwortungsbewusst. Und offenbar mit Wirkung.

Sicher muss die unzufriedene Jugend ihre Vorstellungen kundtun, aber alles im Rahmen und vielleicht sollten die jungen Aktivisten auch einmal Ideen äußern was sie anders machen würden.

Sonntag, 29. Januar 2023

Ende der Schlacht von Stalingrad

Stalingrad

Vor 80 Jahren endete eines der schlimmsten Gemetzel des Zweiten Weltkriegs: die Schlacht um Stalingrad. Monatelang bekämpfen sich deutsche und sowjetische Soldaten mit Spaten, Messern, Flammenwerfern. Am Ende hatten die Deutschen nicht nur die Schlacht an der Wolga verloren, sondern auch die Wende im Zweiten Weltkrieg eingeläutet. Am Ende sind Hunderttausende tot, die Wende im Krieg war eingeläutet. Die Schlacht um Stalingrad wurde zum Heldenmythos verklärt. Die Schlacht von Stalingrad ist bis heute eine umkämpfte Erinnerung geblieben.

Im Verlauf der deutschen Sommeroffensive 1942, des „Falls Blau“, war Stalingrad als Kriegsziel in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Bei der Industriestadt, die sich 80 Kilometer an der Wolga entlangzog und die nach dem großen Gegner des Dritten Reiches benannt war, handelte es sich zwar ohne Zweifel um ein wichtiges Ziel. Noch mehr aber um eine psychologisch bedeutende Schlacht: das Symbol des Widerstandes der Roten Armee gegen die Wehrmacht.

Der oberste Kriegsherr Hitler entschloss sich 1942 zu Angriffen auf die Ölraffinerien im Kaukasus. Zeitgleich wollte er die Wolga blockieren, um den Nachschub sowjetischer Rüstungsgüter zu stoppen und die Stalingrader Waffenschmieden zerstören. Dass die Front damit auf eine Länge von 4.000 Kilometer ausgedehnt wurde, focht Hitler nicht an, glaubte er doch, dass "der Feind die Massen seiner Reserven im ersten Kriegswinter weitgehend verbraucht" habe. Es war eine von vielen fatalen Fehleinschätzungen des angeblich "größten Feldherrn aller Zeiten", der es im Ersten Weltkrieg gerade mal zum Gefreiten gebracht hatte.

Die 6. Armee unter General Friedrich Paulus und die 4. Panzerarmee unter General Hermann Hoth: 580 000 deutsche, 400 000 italienische, rumänische und ungarische Soldaten. Auf russischer Seite hielten über eine Million Rotarmisten, vor allem die 62. Armee unter General Wassili Iwanowitsch Tschuikow, die Stadt und den Strom.


Ursprünglich hatte Hitler gar nicht vorgehabt, die symbolträchtige Stadt an der Wolga im Straßenkampf einnehmen zu lassen. Es reiche aus, sie mit Artilleriebeschuss dem Erdboden gleichzumachen und den Schiffsverkehr auf der Wolga zu unterbrechen. Doch diese Vorgabe schwand im Zuge der Kämpfe immer stärker aus dem Bewusstsein. Nachdem am 23. August deutsche Panzer nördlich von Stalingrad die Wolga erreicht hatten und die Stadt zum Ziel schwerer Luftangriffe geworden war, rückten Mitte September, bei sonnig-warmem Spätsommerwetter, die ersten Einheiten der deutschen 6. Armee in den westlichen Vororten von Stalingrad vor. Damit begann eine Dynamik, die in der vollständigen Eroberung der Stadt enden musste – oder in einer totalen Niederlage.

Der sowjetische Generalstab, die "Stawka", verfolgte demgegenüber ein klares Ziel: In einer gewaltigen Kesselschlacht möglichst viele Truppen Hitler-Deutschlands und seiner Verbündeten zu vernichten. Die Voraussetzungen dafür waren gut: Die Angreifer hatten durch ihren schnellen Vorstoß nach Stalingrad am westlichsten Bogen der Wolga im Norden des eroberten Gebietes eine lange, fast nicht zu verteidigende Front durch den Vorstoß entstehen lassen.

Für den "Gröfaz" stand fest: Den Angriff auf Stalingrad sollte die 6. Armee unter General Friedrich Paulus übernehmen. Mit ihr könne er notfalls "den Himmel stürmen", soll Hitler seine Armee einmal überschwänglich gelobt haben. Mitte August befahl Paulus den Angriff auf die boomende Industriestadt mit den Kombinaten, Panzerschmieden und Raffinerien. Trichterförmig rückte die 6. Armee zur Stadt an der Wolga vor. Am 22. August 1942 erreichten deutsche Panzereinheiten das Wolgaufer nördlich von Stalingrad.

Allein am 23. August warf die deutsche Luftwaffe 1.000 Tonnen Bomben über der Stadt an der Wolga ab. "Der Himmel war schwarz von Flugzeugen", erinnerte sich später eine Augenzeugin. Alte, Frauen und Kinder versuchen über die Wolga aus der Stadt zu fliehen, doch die deutschen Piloten donnerten im Tiefflug über sie hinweg und zielten auf die überfüllten Boote und die Menge am Ufer. Rund 40.000 Zivilisten, so sowjetische Angaben, starben alleine bei den Luftangriffen. Stalin hatte ihnen die Flucht aus der Stadt untersagt, weil er meinte, ihr Verbleiben würde die Moral der Truppe stärken.

Die Bombardements aus der Luft waren erst der Auftakt zu einer der größten Schlachten des Zweiten Weltkriegs. Nach den Luftangriffen sollen die Panzerverbände in die Stadt rollen, doch entgegen Hitlers Erwartungen leistete die Rote Armee erbitterten Widerstand. Haus für Haus bekämpften sich deutsche und sowjetische Soldaten - mit Feuerwerfern und Handgranaten, Spaten und Messern.

Stalingrad

Ein erbitterter Häuserkampf um Stalingrad entbrannte. Die Sowjets verteidigten jede Straße, jede Kreuzung, jedes Haus, jedes Zimmer. Auf dem Höhepunkt der Kampfhandlungen geriet der Kampf zu reinen Irrsinn. Der völlig zerstörte Hauptbahnhof wechselte mehrmals am Tag seinen Besitzer. "Um jedes Haus, jede Fabrikhalle, um Wassertürme, Bahneinschnitte, Mauern, Keller und schließlich um jeden Trümmerhaufen tobte ein Kampf, wie man ihn in dieser Konzentration selbst in Materialschlachten des Ersten Weltkrieges kaum erlebt hatte", beschrieb ein deutscher Offizier das Gemetzel. "Entfernung gab es nicht, nur Nähe." Bis Ende Oktober eroberte die Wehrmacht den größten Teil der Stadt - oder das, was von ihr nach den Kampfhandlungen übrig geblieben war. Die Rote Armee hielt nur noch einen einige hundert Meter breiten Uferstreifen an der Wolga.

Die russischen Militärs des Oberkommandos der Stawka hatten in Stalingrad ihre ganz eigene rücksichtslose Methode der Kriegführung: Die russischen Soldaten wurden damals in Stalingrad rücksichtslos und erbarmungslos nach vorne getrieben in das gegnerische Feuer von Maschinengewehren und Granaten. Wer sich zurückziehen wollte, wurde von den KP-Politkommissaren niedergeschossen. Tod von vorn oder von hinten war die Alternative.

Die "Abteilung Fremde Heere Ost", die vom späteren BND-Chef Reinhard Gehlen geleitet wurde, erklärte am 31. Oktober: "Vorbereitungen größerer Angriffe sind noch an keiner Stelle erkennbar." Eine fatale Fehleinschätzung. 19 Tage später startete die Operation "Uranus", der sowjetische Gegenstoß, mit einer Million Soldaten, 13.500 Geschützen und Granatwerfern, 900 Panzern, mehr als 1000 Flugzeugen. Am 22. November 1942 wurde die 6. Armee der Wehrmacht mit 250.000 Mann eingekesselt.


Die rund 250.000 deutschen Soldaten und ihre Verbündeten ergriff nach der Einkesselung die Panik. "Von Angst vor den sowjetischen Panzern gepeitscht, jagten Lkw, Befehlswagen, Kräder, Reiter und pferdebespannte Fahrzeuge nach Westen, prallten aufeinander, fuhren sich fest, stürzten um, versperrten den Weg", erinnerte sich später ein deutscher Offizier.

Stalingrad Lageplan

Nach fünf Tagen war Stalingrad Ende November 1942 vollkommen eingekesselt. Als Generaloberst Paulus noch retten will, was zu retten ist, und vorschlug, die 6. Armee zurückzuziehen, gab Hitler den Befehl aus, dass sich diese in der "Festung" Stalingrad einigeln solle. Man werde die Armee noch "entsetzen" (durch neue Truppen befreien), bis dahin werde sie über eine Luftbrücke versorgt. Die Stadt mit dem symbolträchtigen Namen von Hitlers Erzfeind muss gehalten werden, koste es, was es wolle. Schließlich war der Kampf um Stalingrad längst zu einem Fernduell zwischen Hitler und Stalin geworden. Doch Hermann Göring, Chef der deutschen Luftwaffe, konnte die Versorgugn der einschlossenen Armee nicht erfüllen, was er zuvor wider besseres Wissen Hitler vollmundig versprochen hatte.

Nur kurzzeitig flammte Mitte Dezember bei den Soldaten wieder Hoffnung auf, als Mitte Dezember Geschützdonner aus der Ferne ertönte. Es begann die "Operation Wintergewitter", durchgeführt von der 4. Panzerarmee unter Leitung von Generalfeldmarschall Erich von Manstein. Doch der millitärische Entsatz schlug durch unkoordiniertes Verhalten bei dem möglichen Ausbruch fehl. Das Schicksal der 6. Armee war damit besiegelt.

"Unbeschreibliches haben wir in den letzten Tagen durchgemacht und es steht uns wohl noch Schlimmeres bevor", schreibt der Soldat Karl Augustinus Anfang Januar 1943. "Ich lerne jeden Tag, mit dem Leben abzuschließen. Namenloses Elend, Tod, Zerstörung ist hier." Andere Soldaten klingen in ihren Briefen an die Heimat ähnlich verzweifelt: "Hunger, Hunger, Hunger, und dann Läuse und Schmutz", so der Soldat Bruno. "Tag und Nacht werden wir von Fliegern angegriffen, und das Artilleriefeuer schweigt fast nie. Wenn nicht in absehbarer Zeit ein Wunder geschieht, gehe ich hier zugrunde."

Hitlers Plan, mit der Eroberung der Wirtschaftsmetropole an der Wolga die Sowjetunion von Öl und Nachschub abzuschneiden, entwickelt sich immer mehr zum militärischen Desaster. Stalins wichtigster Verbündeter ist der russische Winter: Schneestürme, minus 40 Grad. Das Wunder an der Wolga blieb aus. Dennoch lehnte am 8. Januar 1943 Paulus, auch "Cunctator", der Zögerer genannt, die sowjetische Aufforderung zur Kapitulation ab. Es begann die letzte Großoffensive der sowjetischen Truppen unter Marschall Tschuikow. Die Kräfte der Wehrmacht wurden immer weiter zerrieben und in einen Nord- und Südkessel aufgespalten.


Am 25. Januar verließ das letzte deutsche Flugzeug den Kessel von Stalingrad. Es gab danach keine Verpflegung in Kessel mehr, 12.000 Verwundete blieben unversorgt, die Munition ging zur Neige. Viele Offiziere begingen Selbstmord oder versuchten - meist vergebens - mit ihren Truppen auf eigene Faust auszubrechen.

Doch der wackere General Paulus selbst funkte noch am 29. Januar ergeben: "An den Führer! Zum Jahrestag ihrer Machtübernahme grüßt die 6. Armee ihren Führer. Noch weht die Hakenkreuzfahne über Stalingrad. Unser Kampf möge den lebenden und kommenden Generationen ein Beispiel dafür sein, auch in der hoffnungslosesten Lage nie zu kapitulieren, dann wird Deutschland siegen. Heil mein Führer! Paulus, Generaloberst."

Die Belohnung für so viel Ergebenheit kam prompt. In letzter Minute ernannte Hitler den Generaloberst durch Funkspruch zum Generalfeldmarschall. Die Hoffnung, die dahinter steckt, ist offensichtlich: Paulus soll die Stellung um jeden Preis halten oder sich umbringen - schließlich hatte sich noch nie ein deutscher Generalfeldmarschall gefangen nehmen lassen. Doch ausgerechnet in diesem Punkt verweigerte ihm Paulus die Gefolgschaft. Am 31. Januar 1943 begibt er sich in die Gefangenschaft und ließ sich mit seinem eigenen Stabs-Mercedes zum Hauptquartier der Donfront bei Zawarykino fahren.

Der "Gröfaz" hatte so seine ganz eigenen Vorstellungen über die Auszeichnung: "Der Mann hat sich totzuschießen, so wie sich früher die Feldherren in das Schwert stürzten, wenn sie sahen, dass die Sache verloren war", tobte Hitler in Berlin.

Im Januar 1943 wurde die 6. Armee auf das Stadtgebiet von Stalingrad zurückgedrängt und vollkommen eingekesselt. Am 31. Januar 1943 kapitulierte der Südkessel. Am 2. Februar gab auch der Nordkessel unter General Karl Strecker auf. Über Stalingrad wehte wieder die sowjetische Fahne.

Die 6. Armee war am Ende. Rund 90.000 deutsche Soldaten geraten in Kriegsgefangenschaft. Ausgemergelt, ausgehungert, verzweifelt. Nicht mehr als 6.000 Mann sollten die folgende Gefangenschaft in der Sowjetunion überleben. Der sowjetische Blutzoll war noch deutlich höher. Insgesamt starben in der strategisch unnötigen Schlacht von Stalingrad, bei der es um das Prestige der beiden Führer und einen Propagandaerfolg ging, mehr als 700.000 Menschen.

Nach der verlorenen Schlacht verschoben sich die Kräfteverhältnisse an der Ostfront. Die deutsche Wehrmacht war zu militärischen Offensiven im großen Stil nicht mehr fähig und kannte in ihrer Bewegung nur noch eine Richtung: die zurück nach Westen.

Auch für die nationalsozialistische Propaganda war die Niederlage von Stalingrad verheerend. Dass Zehntausende in Gefangenschaft gingen, wurde verschwiegen, krampfhaft versuchte der "Völkische Beobachter" das sinnlose Sterben zu überhöhen. Hitler wußte zu genau um die Bedeutung der Katastrophe und war tiet erschüttert. Nach der Niederlage verfiel der Diktator mehr und mehr. Doch seinen eingeschlagenen Kurs änderte er nicht. Am 18. Februar 1943 rief Propagandaminister Joseph Goebbels im Sportpalast aus: "Wollt ihr den totalen Krieg?" Ein begeisterter Jubel schallte ihm bei seiner aufhetzerischen Rede entgegen.

Der verlorene Krieg sollte noch bis zum 8. Mai 1945 weitergehen und mit ihm das millionenfache Morden und Sterben. Bis all in Trümmern lag.

Weblinks:

Wolgograd - Wikipedia.org

Schlacht von Stalingrad - Wikipedia.org


Videos:

Stalingrad
Stalingrad (ww2 edit)

Dienstag, 24. Januar 2023

100 Jahre "Frankfurter Schule"

Frankfurter Schule IfS feiert 100. Geburtstag

Die "Frankfurter Schule" machte die Stadt in den 1930er-Jahren zum deutschen Zentrum der Philosophie. Nun feiert das Institut, an dem Intellektuelle wie Theodor W. Adorno wirkten, seinen 100. Geburtstag.

Die Goldenen Zwanziger nahmen im Jahr 1923 in Frankfurt gerade Anlauf, da brachte Felix Weil, Erbe eines Getreidegroßhändlers aus Argentinien, nach heutigem Wert etwa 60 Millionen Euro in eine bürgerliche Stiftung ein. Mit dieser Stiftung finanziert er ein außergewöhnliches Projekt: das "Institut für Sozialforschung" (IfS). Dort sollten Sozialismus und die Arbeiterbewegung erforscht werden.

Konkret ging es um die Theorien von Karl Marx, Hegel und Freud und ihre Bedeutung für eine zukünftige Gesellschaft. Durch das IfS wird die Stadt bald zum Zentrum der deutschen Philosophie, die Ideen von Akteuren wie Max Horkheimer und Theodor W. Adorno finden weltweit Anklang.

Die "Frankfurter Schule" erlangte später kulturhistorische Bedeutung, denn sie schuf die geistige Bewegung, aus der die 1968er hervorgingen. Sie wagte sich hinaus in radikale Thesen und propagierte eine Umwälzung der Werte. Die "Frankfurter Schule" wurde erstmals in den sechziger Jahren in die Öffentlichkeit getragen, als sie von der radikalen deutschen Studentenbewegung entdeckt wurde.

Neben Horkheimer zählen Theodor Adorno, Erich Fromm, Herbert Marcuse und Jürgen Habermas zu den bekanntesten Vertretern des Instituts. Die heutigen Vertreter der "Frankfurter Schule", welche die Auswirkungen des Kapitalismus auf das soziale Gefüge untersuchen, nennen ihre Arbeit "Kritische Theorie".