Am 14. und 15. Juli jährt sich die Flutkatastrophe, die in Teilen von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen für große Zerstörung gesorgt hat. Durch das Versagen der Warndienste gab mehr als 180 Tote, Zehntausende Menschen waren betroffen – und sie kämpfen noch immer mit den Folgen des Hochwassers.
Schon am 11. Juli 2021 kamen erste Meldungen vom Deutschen Wetterdienst (DWD), dass in der Region des Ahrtals extremer Starkregen erwartet wird. Die Meldungen spitzten sich innerhalb der nächsten drei Tage weiter zu. Und dann, am 14. Juli kam der angekündigte Starkregen. Er zeigte sich mit einem Ausmaß, das kaum zu erfassen war. In der Nacht zum 15. Juli wurde der Höhepunkt erreicht: Wassermassen rissen in den Fluten ganze Häuser weg, Menschen flüchteten auf Dächer. Viele Menschen dort haben auch nicht nur ihr Hab und Gut verloren, sondern auch ihnen nahestehende Menschen. Rettungskräfte kamen in Hubschraubern. Am nächsten Morgen wurde klar, welches Drama sich in der vergangenen Nacht in dem Tal abgespielt hatte.
Die sich anschließenden Rettungsmaßnahmen wurden nicht nur dadurch erschwert, dass der Zugang zu der Region kaum möglich war, sondern auch durch ein völlig zusammengebrochenes Mobilfunknetz.
Durch die Begradigung des Flussverlaufs und dann durch den Bau von Häusern im Überflutungsgebiet sind solche Katastrophen möglich. Es gibt ja einen Grund, warum Versicherer Immobilien in diesen Gegenden nicht gegen Schäden durch Flut versichern.
Im Ahrtal leben 56.000 Menschen, 42.000 wurden von der Flut betroffen, mindestens 17.000 haben unmittelbar Hab und Gut verloren oder erhebliche Schädigungen erlitten.Viele Häuser sind immer noch unbewohnbar. Mehr als 9.000 Gebäude sind zerstört.
Wer heute, zwei Jahre nach der Katastrophe, auf das Ahrtal blickt, sieht immer noch Teile der Zerstörung. Vieles im Ahrtal ist auch heute noch zerstört oder eine Baustelle. Zwar sind alle Ortschaften wieder an das Straßennetz angebunden und erreichbar, allerdings teilweise noch provisorisch. Die Brücken sind noch nicht in Ordnung und die Bahn fährt noch nicht. Von den mehr als 100 beschädigten oder komplett zerstörten Brücken ist noch keine wieder nutzbar. Stattdessen gib es fünf Behelfsbrücken.
Der Wiederaufbau läuft schleppend. Viele Menschen leben immer noch in provisorischen Unterkünften, weil die bürokratischen Hürden für eine Entschädigung so hoch sind.
Erst Ende 2023 geht man von einem komplett normalen Betrieb der Bahnstrecken aus. Die Versicherungen haben knapp drei Viertel aller Versicherungsfälle abgeschlossen und fünf Milliarden Euro ausgezahlt. Der Schaden beläuft sich laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft auf 8,5 Milliarden Euro.
Die Flut im Ahrtal mit all ihrer Zerstörung hat bei Politik, Planern und den Menschen, die dort wohnen, ein Umdenken in Gang gesetzt. Das Landesamt für Geologie und Bergbau (LGB) erfasst gemeinsam mit dem Institut für Geowissenschaften der Johannes-Gutenberg-Universität Gefährdungen durch Massenbewegungen und Erosion.
Die Ergebnisse sollen die Hochwasserschutzmaßnahmen ergänzen. Das gilt auch für die Brücken in dem Gebiet. Die Statik wird bedeutsamer, sie muss vergleichbaren Flutereignissen künftig standhalten.
Der Wiederaufbau soll insgesamt klimafreundlicher gestaltet werden. Das bedeutet auch, dass neue Wärmelösungen entstehen. Die Kanalisation soll hochwassersicher und die Kläranlagenstandorte neu geprüft werden. Der Anfang ist also gemacht. Wie viel tatsächlich in die Tat umgesetzt wird, wird sich zeigen.
Das Bundesministerium für Forschung und Bildung (BMBF) hat das Projekt KAHR (Klima, Anpassung, Hochwasser, Resilienz) gefördert – mit dem Ziel, den Wiederaufbau der betroffenen Regionen wissenschaftlich zu begleiten und Empfehlungen zu erarbeiten.