"J'accuse!" nennt der französische Schriftsteller seinen auf
Seite eins der Zeitung "L'Aurore" am 13. Januar 1898 veröffentlichten
Brandbrief an Félix Faure, den Präsidenten der Republik. Emile Zola hat
darin seine Wut herausgeschleudert, in Worten, die wie Blitze
einschlugen, in einer einzigen Anklage.
Sein Artikel
"J’accuse!" - auf deutsch (
"Ich klage an!" - spielte eine Schlüsselrolle in der
"Dreyfus-Affäre",
die Frankreich jahrelang in Atem hielt, und trug entscheidend zur
späteren Rehabilitierung des fälschlich wegen Landesverrats verurteilten
Offiziers Alfred Dreyfus bei.
Zola ergreift in dem Artikel offen Partei für den jüdischen
Hauptmann Alfred Dreyfus, der unter einem Vorwand als Landesverräter
verhaftet wurde. Er prangert den herrschenden Antisemitismus an und
beklagt die Willkür des Rechtssystems und deren Deckung durch die
Politik:
"Ich werde die Wahrheit sagen, denn ich habe versprochen, sie zu
sagen. Es ist meine Pflicht zu sprechen, ich will nicht Komplize sein.
Meine Nächte würden gestört sein von dem Geist des Unschuldigen, der
dort unten unter den furchtbarsten Qualen für ein Verbrechen büßt, das
er nicht begangen hat. Für Sie, Herr Präsident, schreie ich diese
Wahrheit in die Welt - mit der ganzen Gewalt der Empörung eines
ehrlichen Mannes. Im Interesse Ihrer Ehre bin ich überzeugt, dass Sie
nichts davon wissen. Vor wem soll ich den Haufen schuldiger Übeltäter
anklagen, wenn nicht vor Ihnen, der ersten Autorität des Landes?"
|
Der anklagende Brief verursacht einen ungeahnten politischen Sturm,
der Frankreich tief spaltet. Die Staatsmacht zeigt sich beeindruckt:
erst reduzierte sie das Strafmaß des zu Unrecht angeklagten Alfred
Dreyfus, dann wurde er begnadigt und 1906 schließlich sogar
rehabilitiert.
Zola, der berühmte Autor von "Der Totschläger" und "Der
Zusammenbruch", erlebtr all das nicht mehr. Er war vier Jahre zuvor an
einer Rauchvergiftung gestorben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.