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Freitag, 15. Mai 2015

Schlacht bei Frankenhausen



1525 fand die Entscheidungsschlacht des Deutschen Bauernkrieges bei Frankenhausen am Kyffhäuser statt, die mit der Niederlage der Bauern und der Gefangennahme von Thomas Müntzer endete. Die Schlacht bei Frankenhausen am 15. Mai 1525 war eine der bedeutendsten Schlachten während des Deutschen Bauernkriegs und im Wesentlichen dessen letzte. In ihr wurden die Aufständischen unter ihrem Anführer Thomas Müntzer durch ein Fürstenheer vollständig besiegt.

Die Niederlage des Bauernheeres bei Frankenhausen bedeutete zugleich auch das Ende des Bauernkriegs überhaupt. Müntzer selbst wurde hierbei gefangen genommen und am 27. Mai in Mühlhausen enthauptet, nachdem er auf die Festung Heldrungen gebracht und gefoltert worden war.

Die Ursache der Niederlage der Bauern lag nicht allein in ihrer Unterlegenheit bezüglich Bewaffnung und Kampfausbildung gegenüber den Landsknechtsheeren der Fürsten, sondern auch in der Uneinigkeit der Führer der jeweiligen Bauernhaufen.



Das machte sich darin bemerkbar, dass die Bauernführer keineswegs eine einheitliche Zielsetzung hatten. Die meisten hatten hauptsächlich die Interessen der Bauern ihrer Region im Sinn. Nur die wenigsten, wie eben Thomas Müntzer, sahen eine gesamtdeutsche Aufgabe in ihrem Handeln.

Der Bauernkrieg war für den Arbeiter-und-Bauernstaat DDR ein zentraler Bestandteil der eigenen Geschichte. Die Aufständischen im thüringischen Bad Frankenhausen wurden blutig niedergeschlagen - es gab 6.000 Tote an dem Tag der entscheidenden Schlacht vor den Toren der Stadt.

Werner Tübkes Panoramabild des Bauernkrieges


Werner Tübkes Panoramabild des Bauernkrieges im thüringischen Bad Frankenhausen entstand als offizielles Auftragswerk der DDR-Regierung zum Gedenken an die Bauernaufstände vor 500 Jahren. Der Staat wollte ein Geschichtsbild, der Maler ein Kunstwerk.

Tübke und seine Maler malten in elfjähriger Arbeit an einem Geschichtsbild, daß der DDR zum Ruhm gereichen sollte. Das gigantische Panoramabild des Leipziger Malers und Kunstprofessors sollte historischen Glanz für die DDR und ein heroisches sozialistisches Geschichtsbild vermitteln.

Weblinks:

Nichts als die Freiheit!: Der deutsche Bauernkrieg
Nichts als die Freiheit!: Der deutsche Bauernkrieg
von Manfred Mai und Gabriele Hafermaas

Die Revolution von 1525
Die Revolution von 1525
von Peter Blickle

Dienstag, 12. Mai 2015

Die "Stunde Null"



Die Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 besiegelte nicht nur den Sieg der Alliierten über Hitler-Deutschland, sie war Befreiungsschlag und Neubeginn für das in Trümmern liegende Deutschland und Europa. Der Begriff "Stunde Null" wird auf den 8. Mai 1945 und den frühesten Abschnitt der unmittelbaren Nachkriegszeit in Deutschland und Österreich angewandt. Die "Stunde Null" markierte einen Wendepunkt in der Geschichte und den Neuanfang eines ganzen Kontinents.

Die "Stunde Null" ließ Sieger und Besiegte, Soldaten und Gefangene, die Überlebenden in den Konzentrationslagern, die Flüchtlinge und Vertriebenen sowie die Bewohner der zerbombten Städte aufatmen. Für einen Moment schien die Geschichte stillzustehen. Doch der Schein trog. Nicht nur Trauer und Verzweiflung über den Tod von Verwandten und Freunden, auch den Verlust von Idealen, die pervertiert worden waren, galt es zu verkraften.

Die Menschen rangen ums nackte Überleben, die Vertriebenen suchten eine neue Heimat, Deutschland, Europa und der Rest der Welt teilten sich in Ost und West. Die Autoren bieten eine verständliche Analyse der Schicksalsjahre 1945 bis 1949, die ein besonderes Licht auf die aktuellen politischen Ereignisse wirft.


Das Ende des Zweiten Weltkriegs setzte die bis heute letzte globale Zäsur und eien Neuorientierung in einer zerstörten Welt. Das Kriegsende 1945 war für eine ganze Generation ein Wendepunkt und für viele das prägendste Ereignis ihres Lebens. Die "Stunde Null" steht für den geschichtlichen Nullpunkt vor Einführung der Demokratie, vor dem Eisernen Vorhang und dem europäischem Aufbruch. Doch: Wuchs wirklich nur "Neues" aus Ruinen, die der Krieg in Europa hinterlassen hatte?

Was setzte sich fort, was wurde für Forderungen des Alltags wieder übertüncht? Wie entstanden Orte und Strukturen, die heute längst selbstverständlich sind, aus den Trümmern des Faschismus? Wir haben uns auf eine Recherchereise begeben - quer durch Europa.

Weblink:
1945 - Niederlage und Neubeginn
1945 - Niederlage und Neubeginn
von Ernst Pipe

Freitag, 8. Mai 2015

»Das Ende: Kampf bis in den Untergang - NS-Deutschland 1944/45« von Ian Kershaw

Das Ende: Kampf bis in den Untergang - NS-Deutschland 1944/45
Das Ende: Kampf bis in den Untergang -
NS-Deutschland 1944/45

»Das Ende: Kampf bis in den Untergang - NS-Deutschland 1944/45« von Ian Kershaw und Klaus Binder - am 11. Februar 2013 erschienen - schildert den apokalytischen Untergang von Nazi-Deutschland und den deutschen Hang zum Untergang. Ian Kershaw, emeritierter Professor für Modern History an der University of Sheffield, begleitet die zwölfjährige Nazi-Diktatur in ihrem letzten Kapitel.

Die detailreiche und gekonnte Geschichtsschreibung ist gut recherchiert, aber in der deutschen Übersetzung nicht eben verständlich geschrieben. Das Werk ist aber dennoch ein herausragendes und packend geschriebenes zeitgeschichtliches Dokument.

Der schlichte Buchtitel "Das Ende" klingt nicht so, als könnte man über die Zeit des Zweiten Weltkriegs noch wesentlich Neues erfahren. Und doch schafft es der Autor, den Blick auf einen Aspekt der Forschung zum Nationalsozialismus zu richten, der bisher wahrscheinlich noch nicht ausreichend beleuchtet wurde. Es geht um die Frage, warum Hitler bis zum Schluss sich halten konnte. Warum erhob sich das deutsche Volk nicht gegen ein Regime, dass es offensichtlich in den Untergang trieb?


In der Endphase des Zweiten Weltkriegs glich das Leben in Deutschland einem Albtraum, die Städte lagen in Trümmern, Millionen von Menschen waren tot. Warum kämpften die Deutschen bis zum bitteren Ende weiter? Ian Kershaw schildert die letzten Monate des »Dritten Reichs«, vom Attentat auf Hitler im Juli 1944 bis zur Kapitulation im Mai 1945, und zeichnet dabei meisterhaft das Räderwerk nach, das das nationalsozialistische Herrschaftssystem bis zum Schluss in Gang hielt.


Das »Dritte Reich« kämpfte nicht nur bis zum bitteren Ende, bis zur totalen Niederlage, es funktionierte auch bis zum Schluss. Bis die Rote Armee vor den Pforten der Reichskanzlei stand, wurde die öffentliche Ordnung in Deutschland, das täglich ein Stück mehr unter alliierte Besatzung geriet, weitgehend aufrechterhalten. Löhne wurden gezahlt und die Verwaltung arbeitete – wenngleich unter großen Schwierigkeiten – weiter. Aber warum war das so? Zentral bei der Frage nach Antworten, warum das Regime so lange durchhalten konnte, sind die Strukturen von Hitlers Herrschaft und die Mentalitäten, die sie untermauerten.

Die Frage die Ian Kershaw in seinem Buch aufwirft, wurde in dieser Art meines Erachtens noch nie beantwortet. Kershaw setzt hier einmal mehr einen wichtigen Meilenstein in der Geschichtsschreibung. Es geht um die wichtige Frage: Warum kämpften die Deutschen bis zum bitteren Ende?

Wer beim Autor alt bekannte Antworten sucht, der wird nicht fündig werden. Kershaw dringt tiefer in die Materie ein. Ganz bewusst hat der Autor kein Werk der Militärgeschichte geschrieben, sondern kehrt beharrlich immer wieder zu seiner Ausgangsfrage zurück.

Das Buch ist eine ernstzunehmende wissenschaftlich-historische Dokumentation und für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit diesem historischen Thema geeignet. Ian Kershaw gleitet nicht wie Antony Beevor zu oft in Phrasen ab, wie man sie in den "Kriegsschinken" der 1960er und 1970er Jahren zu lesen bekommt.

Weblink:

Das Ende: Kampf bis in den Untergang - NS-Deutschland 1944/45
Das Ende: Kampf bis in den Untergang - NS-Deutschland 1944/45
von Ian Kershaw und Klaus Binder

Dienstag, 10. Februar 2015

Großangriff in Ost-Ukraine

Eine Frau geht in einem Krankenhaus in Donetsk durch Trümmerteile

Nachdem die Kampfparteien in der Ukraine auf beiden Seiten wieder mit Waffen ausgestattet und versorgt wurden, gehen auch die Kämpfe weiter.

Nach Monaten der Kämpfe haben die Separatisten offensichtlich immer noch so viele schwere Waffen und Munition, dass sie die ukrainische Armee angreifen und sogar Gebiete erobern. Besonders strategisch wichtige Orte zwischen Russland und der Halbinsel Krim sind hart umkämpft.

Die prorussischen Separatisten sind auf dem Vormarsch und haben nach Angaben des ukrainischen Militärs rund 80 Orte innerhalb eines Tages angegriffen. Besonders umkämpft sind nach Mariupol nun Debaltsewe und Donezk.

Die EU rief zu einer sofortigen Waffenruhe auf, um Zivilisten die Flucht zu ermöglichen. Doch mit Apppellen kommt man in diesem wieder entflammten Konflikt nicht weiter.

Mittwoch, 7. Januar 2015

Terroranschlag in Paris ist ein Schock für Frankreich



Nach dem Anschlag auf das Satire-Magazin "Charlie Hebdo" in Paris hat Präsident François Hollande von einem "Schock für Frankreich" gesprochen. Es handele sich zweifellos um einen Terrorakt.

Hollande sagte: "Es handelt sich um einen Akt von extremer Barbarei gegen eine Zeitung. Gegen eine Zeitung, das heißt gegen die Freiheit. Gegen Journalisten, die immer zeigen wollten, dass sie hier in Frankreich ihre Ideen äußern dürfen. Unsere Republik schützt diese Freiheit. Die Polizei hat diese Freiheit geschützt. Journalisten und Polizisten sind ermordet worden. Wir haben deshalb die höchste Terrorwarnstufe. Wir werden alles tun, um die Täter zu finden. Sie werden verfolgt werden, bis wir sie festnehmen und verurteilen können. Frankreich steht heute unter Schock. Ein Terroranschlag ist verübt worden. Wir werden der Situation entsprechend reagieren. Mit Härte und mit nationaler Einheit.”"

Weblink:

Hollande: Schock für Frankreich – Terroranschlag in Paris - Euronews

Donnerstag, 30. Oktober 2014

1914 "Erste Flandernschlacht" in Belgien

Kirche von Ypern - Erste Flandernschlacht

In Belgien tobte die "Erste Flandernschlacht" vom 20. Oktober bis zum 18. November 1914. Die "Erste Flandernschlacht" fand gegen Ende der ersten Phase des Ersten Weltkrieges zwischen deutschen und alliierten Truppen im Raum der belgischen Kanalküste zwischen Nieuwpoort bis Ypern in Westflandern statt.

Trotz schwerster Verluste an Menschenleben auf beiden Seiten konnte die Absicht der deutschen Führung, durch einen Angriff der 4. Armee entlang der Kanalküste das britische Expeditionskorps von seinen Versorgungslinien abzuschneiden, nicht verwirklicht werden.

Die flandrische Stadt Ypern lag ab Oktober 1914 direkt an der Westfront. In der Schlacht besonders stark umkämpft war Ypern, das dem Erdboden gleichgemacht wurde. Die "Erste Flandernschlacht" wird aufgrund dieser Kämpfe auch "Ypernschlacht" genannt.

Am 4. November 1914 ließ General Berthold Deimling ohne militärischen Grund und gegen die ausdrückliche Weisung seines Oberbefehlshabers Kronprinz Rupprecht von Bayern die berühmten mittelalterlichen Tuchhallen von Ypern in Schutt und Asche legen.

Weblinks:

Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog
Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog

von Christopher Clark und Norbert Juraschitz

Der Große Krieg: Die Welt 1914 bis 1918 von Herfried Münkler
Der Große Krieg: Die Welt 1914 bis 1918>
von Herfried Münkler

Mittwoch, 22. Oktober 2014

EU ist als politisches Projekt gescheitert

Die EU ist als politisches Projekt längst gescheitert. Das Konstrukt EU ist nicht erst seit der übereilten Erweiterung gescheitert, die Ursachen hierfür gehen tiefer. Das Projekt ist auch durch das Fehlverhalten der politischen Eliten gescheitert. Die politischen Eliten haben nichts für die wirkliche Einigung Europas getan, sondern nur die ökonomische Einigung im Kopf gehabt und somit den Grundgedanken der EU diskreditiert.
"Scheitert die Geldpolitik der EZB,
dann scheitert Europa."

Angela Merkel

Die EU ist heute ein künstlich geschaffenes Gebilde, das nur noch von der EZB und dem europäischen Geld zusammengehalten wird. Die Zukunft der EU hängt nur noch von der EZB und deren Geldpolitik ab. Kein Wunder also, das Fragen nach dem Scheitern der EU gestellt werden. Scheitert die europäische Geldpolitik, dann scheitert auch auch Europa als politisches Gebilde.
"Scheitert der Euro,
dann scheitert Europa."

Angela Merkel

Was Joschka Fischer sorgsam verschweigt, ist der Umstand, daß die EU als politisches Projekt längst gescheitert ist. Er blendet aus seiner Sicht auch das Fehlverhalten der politischen Eliten aus. Es gibt aber immerhin zwei Gedanken im Buch, die unabweisbar richtig sind: Er notiert die Sorge unserer Nachbarn vor einem "deutschen Europa" und zitiert deren Sorgen, dass sie unter "deutscher Vormundschaft" stünden. Auch die zweite Fischer-Erkenntnis, nach der die Europäische Zentralbank "faktisch als eine Art Ersatzregierung" agiert, ist nicht von der Hand zu weisen. Errettung aus dieser ihm misslichen Situation findet der Autor in der Geschichte der EU: Sie sei nicht "auf Umfragen und Mehrheitsstimmungen gebaut". Sie wurde "vielmehr von Staatsmännern gebaut, die nicht nach Popularität schauten". Derartig auf Macht und Mächtige fixiert entgeht dem einstigen Straßenkämpfer, dass genau hier, in mangelnder Legitimation, im undemokratischen EU-Apparat die Krise der EU liegt. Weblink: Supermarkt Europa: Vom Ausverkauf unserer Demokratie
Supermarkt Europa: Vom Ausverkauf unserer Demokratie
von Michael Raimon (Autor), Robert Misik (Autor)

Sonntag, 7. September 2014

Im Ukraine-Konflikt wurde eine Waffenruhe für das Gebiet Donbass vereinbart

Im Ukraine-Konflikt haben die Regierung in Kiew und prorussische Separatisten eine Waffenruhe für das Gebiet Donbass vereinbart. Dies ist ein politisches Signal, von dem aber nicht sicher ist, welche Wirkung von ihm ausgehen wird. Ist die Waffenruhe nur eine Atempause oder Auftakt einer länger anhaltenden Gefechtsruhe in dieser seit Wochen umkämpften Konfliktregion? Da auf beiden Seiten keine klaren Strukturen vorhanden sind, ist äußerst fraglich, ob alle beteiligten Gruppierungen, Verbände, Bataillone sich an die Waffenruhe halten. Unabhängig von den Umsetzungsschwierigkeiten der vereinbarten Waffenruhe auf beiden Seiten gibt es keine Konfliktlösung, solange nicht über den Status der Ost-Ukraine entschieden ist. So dient die Feuerpause, sofern sie umgesetzt wird, wohl wie in der Vergangenheit nur der Aufrüstung bis zum nächsten Waffengang. Nach den Niederlagen und Rückzugsgefechten der letzten Tage war Poroschenko gezwungen, auf Putins Forderungen laut Friedensplan einzugehen. Moskau wird diese Schwächen auch gnadenlos bei den avisierten Verhandlungen über den künftigen Status des Donbass bzw. von Neurussland durchsetzen wollen.

Freitag, 5. September 2014

Es herrscht wieder Krieg in Europa

100 Jahre nach Ausbruch des Ersten und 75 Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkriegs ist die Geschichte dabei, sich zu wiederholen. Dunkle Wolken ziehen auf dem europäischen Kontinent auf. Wir erleben offenbar ein Déjà-vu: Es herrscht wieder Krieg in Europa.

Der Ukraine-Konflikt bringt die internationale Politik auf eine abschüssige Bahn, auf der eine friedliche Lösung derzeit nicht in Sicht ist. Gleichzeitig feiert der Nationalismus in manchen europäischen Kernländern eine Renaissance, zeigen sich in demokratischen Staaten autoritäre Tendenzen.

Ist das der Anfang vom Ende der demokratischen Wertegemeinschaft Europa? Geht das friedliche Vierteljahrhundert, das unser Kontinent seit 1989 erlebt hat, zu Ende? Kehren die Dämonen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, zurück auf die europäische Bühne?

Donnerstag, 4. September 2014

Hitler entfacht Weltenbrand

Vor 75 Jahren begann mit dem Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen der Zweite Weltkrieg. War der Erste Weltkrieg die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“, so entfacht der Zweite Weltkrieg vollends einen Weltenbrand, der in den Untergang führen sollte. Der Zweite Weltkrieg ist letztlich Folge von Hitlers Fehleinschätzung der politischen und gesellschaftlichen Lage in Europa und der Welt. Als Adolf Hitler am Montag vor 75 Jahren, am 1. September 1939, den Überfall auf Polen befiehlt, setzte er auf verbrecherische Weise einen unheilvollen Mechanismus in Gang, an dessen Ende knapp sechs Jahre später 60 Millionen Tote stehen werden. Hitler wollte unbedingt diesen Krieg, der in einer Katastrophe enden sollte.


Am Ende des von Hitler entachten Weltenbrandes liegen weite Teile Europas in Schutt und Asche. Millionen Menschen sind auf der Flucht, werden aus der Heimat vertrieben. Es ist das „grausamste und verheerendste Gemetzel seit Menschengedenken“, wie der britische Historiker Antony Bee­vor schreibt.

Für Beevor steht fest, dass Hitler „der Architekt“ dieses mörderischen und umfassenden Krieges ist, der jemals auf dem europäischen Kontinent getobt hat und überall Tod und Zerstörung hinterlässt. Der Nazi-Diktator ist getrieben von Größenwahn, dem Traum von der Vorherrschaft Deutschlands und der Suche nach „Lebensraum im Osten“ für die „arische Rasse“.

Doch Beevor beschreibt in seinem lesenswerten neuen Buch „Der Zweite Weltkrieg“ auch, dass der Überfall auf Polen letztlich zwar minutiös vorbereitet ist – doch der Weg in den Weltkrieg führt auch über eine Kette von Fehleinschätzungen, Unwägbarkeiten und Missdeutungen, die ihre eigene Dynamik entwickeln.

Der Beginn des Krieges folgte seinem persönlichen Lebensentwurf. „Ich bin jetzt 50, ich will den Krieg lieber jetzt haben, als wenn ich 55 oder 60 bin“, gesteht Adolf Hitler Anfang 1939 dem rumänischen Außenminister Grigore Gafencu. Bereits im Jahr 1938 wollte der fröhliche Landnehmer bzw. Ländereinvernehmer Hitler „seinen Krieg“. Doch im Münchner Abkommen gestatten ihm London und Paris, das nach dem Ersten Weltkrieg der Tschechoslowakei zugeschlagene Sudetenland seinem Herrschaftsbereich einzuverleiben.

Später wird Hitler sich beklagen, er sei am Zuschlagen gehindert worden, „da die Engländer und Franzosen in München alle meine Forderungen akzeptierten“. Polen, England, Frankreich stehen nun auf der Liste seiner Angriffsziele. Aber, so Bee­vor, „als bittere Lehre aus dem Ersten Weltkrieg hoffte er die Konflikte einzeln austragen zu können, um niemals an mehr als einer Front kämpfen zu müssen.“ Eine Hoffnung, die sich auf dramatische Weise nicht erfüllen wird.

Literatur:

Der Zweite Weltkrieg
Der Zweite Weltkrieg
von Antony Beevor


Dienstag, 2. September 2014

Vor 75 Jahren begann der Zweite Weltkrieg

Donald Tusk bei Gedenkveranstaltung in Danzig
Vor 75 Jahren begann der Zweite Weltkrieg. Dieses welthistorische Ereignis - der Beginn des Weltenbrandes - mahnt zu zahlreichen Weltkriegs-Gedenken. 75 Jahre nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wird heute der Opfer gedacht. Am Nachmittag nahm der Bundespräsident Joachim Gauck zusammen mit seinem polnischen Amtskollegen Bronislaw Komorowski in Danzig an der zentralen Gedenkveranstaltung teil. Dort hatten am 1. September 1939 deutsche Soldaten in den frühen Morgenstunden die polnische Grenze angegriffen. Deutsche Soldaten beschossen an der Westerplatte die polnische Grenze. Heute herrscht wieder Säbelrasseln allerorten in der Welt - wie die Kriege in Syrien, Irak und im Osten der Ukraine deutlich beweisen. Die kriegerische Bedrohung nimmt zu. Offensichtlich wiederholt sich Geschichte gerade. Die Politik tut zu wenig zur Abwendung einer neuen Katastrophe. Daher ist das Gedenken an den Kriegsbeginn vor 75 Jahren so wichtig. Im Gedenken an die damaligen Ereignisse und mit Blick auf die Krise in der Ost-Ukraine warnte Polens Regierungschef Donald Tusk vor einer Wiederholung der Tragödie. Jetzt sei keine Zeit für schöne Worte, betonte Tusk mahnend. "Wenn wir heute auf die Tragödie der Ukrainer blicken, auf den Krieg im Osten unseres Kontinents, dann wissen wir, dass der September 1939 sich nicht wiederholen darf. Heute ist noch Zeit, denen Einhalt zu gebieten, für die Gewalt zum Arsenal ihres Handelns gehört." Weblink: Der Zweite Weltkrieg
Der Zweite Weltkrieg
von Antony Beevor

Montag, 1. September 2014

Vor 75 Jahren: Überfall auf Polen

Überfall auf Polen

Am 1. September 1939 entfachte das Deutsche Reich mit dem Überfall auf Polen den Zweiten Weltkrieg. Der Überfall auf Polen markierte den Beginn des Zweiten Weltkrieges. Dieser sollte in sechs Jahren knapp 60 Millionen Menschen das Leben kosten.

"Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen!" - mit diesem Satz rechtfertigte Adolf Hitler den lange vorbereiteten Überfall auf Polen. Hitler sprach ihn vor dem Berliner Reichstag vor 75 Jahren, am Vormittag des 1. September 1939. Der Tag gilt heute als Beginn des von Deutschland ausgelösten Zweiten Weltkriegs.

An jenem Morgen überfiel die deutsche Wehrmacht ohne Kriegserklärung das Nachbarland Polen in der Hoffnung auf ein Stillhalten der Westmächte. Hitler gab den Angriff als Verteidigungsaktion aus und verwies auf den angeblich polnischen Überfall auf den Sender Gleiwitz am Vorabend. Der Vorfall war von der SS inszeniert worden.

Am 1. September, kurz vor fünf Uhr morgens, begann das deutsche Schlachtschiff "Schleswig-Holstein", polnische Befestigungen auf der Westerplatte vor Danzig zu beschießen. Außerdem griff Deutschland Polen in den folgenden Tagen vor allem mit Panzerverbänden und Flugzeugen an.

Frankreich und Großbritannien forderten noch am selben Tag den Rückzug der deutschen Soldaten aus Polen. Hitler ließ das Ultimatum verstreichen. Damit begann ein Krieg, der bald weite Teile Europas erfasste. Er dauerte sechs Jahre und kostete fast 60 Millionen Menschen das Leben.

Am längsten litt das überfallene Polen unter der brutalen Besatzungspolitik der Nationalsozialisten - eine Tatsache, die das deutsch-polnische Verhältnis auch nach Kriegsende viele Jahrzehnte belastete und Denken und Handeln des östlichen Nachbarn lange Zeit beeinflusste.

Literatur:

Der Zweite Weltkrieg
Der Zweite Weltkrieg
von Antony Beevor

Mittwoch, 27. August 2014

Gefechte in der Ost-Ukraine wieder aufgeflammt

Es war ein Zeichen der Annäherung: Der Handschlag von Russlands Präsident Putin mit seinem ukrainischen Amtskollegen Poroschenko. Doch trotz diplomatischer Annäherung gehen am Tag danach die Kämpfe in der Ost-Ukraine unvermindert weiter. Im Kampf um die Ost-Ukraine scheint die von Kiew befehligte Armee in die Defensive zu geraten. Es gibt Gerüchte über eine Offensive der Rebellen, bei der sich vier Kessel gebildet haben sollen, in denen bedeutende Teile der Kiewer Truppen eingeschlossen sind. Russland hat wiederholt die Anschuldigung zurückgewiesen, es schicke Soldaten und Waffen über die Grenze und unterstütze die Separatisten, die einen Anschluss an das Nachbarland fordern. - Alles nur hohle Rhetorik? Nicht russische Eingreiftruppen, sondern Separatisten-Einheiten sollen auf dem Vormarsch sein. Der private US-Geheimdienst Stratfor hat Erfolge der Rebellen beobachtet. Die Amerikaner fürchten, dass der Krieg den ganzen Winter dauern könnte. Diese Vermutung ist nicht unbegründet, solange immer wieder neue Truppen und Waffen in die Ukraine gelangen. Schon seit Mitte August häufen sich die Indizien, daß nicht nur Waffen und Material in die Ukraine kommen, sondern auch kampferprobte Soldaten. Im Südosten der Ukraine sind nach Ansicht der Regierung in Kiew und der NATO inzwischen reguläre russische Truppen im Einsatz. Die NATO vermutet mehr als 1.000 modern ausgerüstete Armeesoldaten in der Ukraine.

Samstag, 23. August 2014

75 Jahre Hitler-Stalin Pakt

Hitler-Stalin Pakt

Am 23. August 1939 einigten sich Nazi-Deutschland und die Sowjetunion in Verhandlung iher Außenminister auf einen Nichtangriffspakt. Dieser ging als Hitler-Stalin-Pakt oder auch Molotow-Ribbentrop-Pakt (benannt nach den Außenministern der beiden Länder, die das Dokument unterzeichneten) in die Geschichte ein.

Die beiden Großmächte Deutschland und die Sowjetunion haben in dem Dokument die Machtsphäre in Osteuropa und die ostmitteleuropäischen Staaten völlig skrupellos zwischen sich aufgeteilt. Dies überraschte um so mehr, als dass beide Seiten zuvor in ihrer Propaganda ihr Gegenüber als Feind gebrandmarkt hatten.

In geheimen Zusatzprotokollen zum Hitler-Stalin-Pakt wurde auch die Aufteilung Polens in einen deutschen und einen sowjetischen Einflussbereich geregelt. Besondere Brisanz erhielt der Pakt durch das Geheime Zusatzprotokoll, in dem die beiden Länder Ostmitteleuropa unter sich aufteilten.

Moskau sollte Bessarabien, Finnland und die baltischen Staaten Estland und Lettland erhalten, Litauen sollte Berlin zugeschlagen werden (tatsächlich fiel das Land später auch unter Kontrolle der UdSSR). Polen sollte geteilt werden.

Dieser Nichtangriffspakt hob die Möglichkeit eines Zwei-Fronten-Krieges für Deutschland auf und ebnete den Angriff auf Polen. Er ermöglichte es Hitler-Deutschland, Polen am 1. September 1939 zu überfallen, ohne ein Eingreifen der Sowjetunion befürchten zu müssen.

Der Hitler-Stalin-Pakt gilt als eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass Nazi-Deutschland am 1. September 1939 Polen überfiel - und damit den Zweiten Weltkrieg auslöste. Hitler erhielt durch diesen Nichtangriffspakt freie Hand für seinen geplanten Angriff auf Polen und überfiel den östlichen Nachbarn nur eine Woche später.

Mit dem Pakt wollte Hitler einen Zwei-Fronten-Krieg verhindern, denn die Westmächte waren Vertragspartner Polens und erklärten dementsprechend Deutschland den Krieg. Für Russland waren der Pakt und das Zusatzprotokoll aber defensive Maßnahmen gegen die Aggressivität des nationalsozialistischen Deutschlands. Stalin sei 1939 wegen der militärischen Defizite der Sowjetunion nichts anderes übriggeblieben, als angesichts eines möglichen Angriffs Deutschlands auf Zeit zu spielen.

Sonntag, 3. August 2014

Deutschland erklärt Frankreich den Krieg

Am 3. August 1914 erklärte Deutschland Frankreich den Krieg. Als deutsche Truppen am 3. August begannen, durch Belgien gegen Frankreich vorzugehen, stellte London Berlin ein Ultimatum und verlangte, die Truppen unverzüglich aus Belgien zurückzuziehen.

Deutschland konnte auf den Durchmarsch durch das neutrale Land nach der Kriegserklärung nicht mehr verzichten und setzte den Aufmarsch fort. Die deutsche Reichsregierung hatte keine Skrupel, Belgiens Neutralität zu verletzen.

Nachdem Belgien das deutsche Ultimatum zum freien Durchzug deutscher Truppen vom Vortag verstreichen ließ, besetzte Deutschland Belgien und erklärt zeitgleich Frankreich den Krieg. Damit begann die deutsche Westoffensive nach dem so genannten Schlieffenplan.

Dieser beruht auf einer geballten Armeemacht im Westen und der schnellen Niederwerfung Frankreichs, während an der Ostgrenze nur die notwendigsten Kräfte zur Landesverteidigung eingesetzt werden. Da dieser Plan aber nicht streng umgesetzt wurde - es wurden verstärkt Truppen nach Ostpreußen entsandt - fehlte es den deutschen Militärs an der notwendigen Stärke für die eigentiche Hauptaktion. Es folgte ein langwieriger Graben- und Stellungskampf mit Millionen Opfern auf allen Seiten.

<!-- Vor genau hundert Jahren erklärte Deutschland Frankreich den Krieg. -->An der Gedenkstätte Hartmannsweilerkopf im Elsass erinnern heute Bundespräsident Gauck und der französische Präsident Hollande an die vielen Toten, die die Kämpfe forderten.

Weblink:

<a title="Christopher Clark »Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog«" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3421043590/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/3421043590.03.TZZZZZZZ.jpg" width="57" border="0"/><br/>»Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog«</a> von Christopher Clark 

Gedenkfeier zum Beginn des Ersten Weltkrieges vor hundert Jahren im Elsass

Die Gedenkstätte am Hartmannsweilerkopf in Frankreich, wo im Ersten Weltkrieg bis zu 30.000 Soldaten ums Leben kamen.

»Einen Kriegsausbruch wie den von 1914 wird es in der Weltschichte nicht mehr geben.
Wenigstens nicht im Umkreis der uns bekannten abendländischen Welt.
Die alten Völker Europas sind heute, im sinkenden Zyklus des zwanzigsten Jahrhudnerts, ernüchtert -
womit nicht gesagt ist, daß sie einsichtiger oder klüger geworden seien.«


Carl Zuckmayer

Bundespräsident Joachim Gauck kam bei seinem Besuch in der Gedenkstätte Hartmannsweilerkopf in den Vogesen mit Frankreichs Präsident François Hollande zusammen. 

Am 956 Meter hohen Hartmannsweilerkopf (französisch: Vieil Armand, elsässisch: Hartmannswillerkopf) in den Vogesen befindet sich eine der bedeutendsten französischen Gedenkstätten zum Ersten Weltkrieg.

Am Hartmannsweilerkopf in den Vogesen, dem "Menschenfresserberg", kamen im Ersten Weltkrieg bis zu 30.000 Soldaten ums Leben. In der Gedenkstätte am Hartmannsweilerkopf hielt Gauck eine Rede und forderte dazu auf, Lehren ziehen aus der Geschichte [..] .

Bundespräsident Joachim Gauck hat vor populistischen Strömungen gewarnt, die "wohlfeil mit antieuropäischen Parolen Stimmung machen". Das gemeinsame Europa sei "keine Laune der Geschichte", betonte Gauck. Europa sei vielmehr die "Institution gewordene Lehre aus der Geschichte" und zugleich die "Sicherung gegen Verirrung und Verführung", sagte Gauck in der Gedenkstätte am Hartmannsweilerkopf, wo er mit Frankreichs Präsident François Hollande zusammenkam.

Der Ort in den Vogesen symbolisiere die "Sinnlosigkeit und Schrecken" des Krieges, er erinnere an eine der düstersten Zeiten in der deutsch-französischen Geschichte. Vor hundert Jahren sei Europa in der Barbarei versunken - verführt von einem "übersteigerten Nationalismus".

Hollande forderte, Europa müsse als Vorbild "eine Perspektive aufzeigen für Arbeit, Erziehung und Wissen". Die Verteidigung des Friedens müsse die Perspektive sein für jede Generation von heute.

Gauck und Hollande gedachten am Hartmannsweilerkopf der im Ersten Weltkrieg getöteten Soldaten. Gemeinsam besichtigten die beiden Politiker anschließend die Nekropole, in der rund 12.000 deutsche und französische Soldaten bestattet sind.

Anschließend legen sie den Grundstein für das erste deutsch-französische Museum zum Ersten Weltkrieg. An der Zeremonie nahmen unter anderen Soldaten der deutsch-französischen Brigade, Kriegsveteranen, Regionalpolitiker und rund hundert Jugendliche aus beiden Ländern teil.

Weblink:

Lehren ziehen aus der Geschichte - www.tagesschau.de

Donnerstag, 31. Juli 2014

Der Marsch in den Ersten Weltkrieg

Erfolgloser französischer Sturmangriff auf eine deutsche, durch Trommelfeuer nahezu vollständig eingeebnete Stellung

»Einen Kriegsausbruch wie den von 1914 wird es in der Weltschichte nicht mehr geben.
Wenigstens nicht im Umkreis der uns bekannten abendländischen Welt.
Die alten Völker Europas sind heute, im sinkenden Zyklus des zwanzigsten Jahrhudnerts, ernüchtert -
womit nicht gesagt ist, daß sie einsichtiger oder klüger geworden seien.«

Carl Zuckmayer


Der Erste Weltkrieg war nicht die unausweichliche Folge der Bündnissysteme der europäischen Mächte, des Nationalismus und der Kriegstreiberei, sondern die Folge einer komplexen Welt, in der gegenseitiges Misstrauen, Fehleinschätzungen auf allen Seiten, Überheblichkeit, gefährliche Expansionspläne und nationalistische Bestrebungen, vor allem auf dem Balkan, dahin führten, dass ein Funke genügte, den Krieg auszulösen.

Europa war in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg bereits ein Pulverfass, bei dem ein Funke genügte, dieses Fass zum explodieren zu bringen. Frankreich wollte nie wieder Deutschland allein gegenüberstehen. Deswegen hatten seine Politiker ein festes Bündnis mit dem Zarenreich geschmiedet, bei dem am Ende nicht nur ein Konflikt mit Deutschland, sondern auch ein vom Balkan ausgehender Konflikt mit Österreich-Ungarn als Bündisfall galt.

Alle europäischen Mächte waren in irgendeinem Bündnissystem organisiert, das sich jeweils gegen alle anderen richtete. So kam es Anfang August 1914 zu der verhängnisvollen Kettenreaktion, dass jeder jedem den Krieg erklärte, um seinen Verpflichtungen nachzukommen und eine verhängnisvolle Spirale in Gang setzte, die den Ersten Weltkrieg heraufbeschwören sollte.

Angespornt von einer Gewissheit, die im Krieg den Vater aller Dinge sah, stürzte sich das alte Europa in einen Krieg, dessen Gesetzmäßigkeiten immer weniger alten Ideen von Kampf, Mut und individueller Bewährung entsprachen. Der Tod holte sich, vom Einsatz mächtigen Materials unterstützt, seine Opfer en masse, die Entindividualisierung, das große Thema des heraufziehenden Jahrhunderts, fand in diesem ungleichen Duell zwischen Mensch und Material seine Vorprägung.

In einer komplexen Welt, in der gegenseitiges Misstrauen, Fehleinschätzungen, Überheblichkeit, Expansionspläne und nationalistische Bestrebungen zu einer Situation führten, in der ein Funke genügte, den Krieg auszulösen, dessen verheerende Folgen kaum jemand abzuschätzen vermochte.

Frankreich wollte nie wieder Deutschland allein gegenüberstehen. Deswegen hatten seine Politiker ein festes Bündnis mit dem Zarenreich geschmiedet, bei dem am Ende nicht nur ein Konflikt mit Deutschland, sondern auch ein vom Balkan ausgehender Konflikt mit Österreich-Ungarn als Bündisfall galt.

England war mit der sog. "Triple Allianz" in dieses Bündnsisystem einbezogen, aber nachdem Deutschland das Wettrüsten der Hochseeflotten verloren hatte, trat Russland wieder als die Macht hervor, die den Interessen des Empires am gefährlichsten werden konnte. So hätte es nicht zwangsläufig zum Verhängnis kommen müssen.

In Deutschland war der zwischen Hochmut und Verzagtheit unglücklich schwankende Kaiser alles andere als ein Kriegstreiber. Anstatt die Russen in der Juli-Krise 1914 zu mäßigen, gab Frankreich ihnen völlig freie Hand, ebenso wie Deutschland das Österreich-Ungarn gegenüber bei dem Ultimatum an Serbien tat.
England war mit der sog. "Triple Allianz" in dieses Bündnsisystem einbezogen, aber nachdem Deutschland das Wettrüsten der Hochseeflotten verloren hatte, trat Russland wieder als die Macht hervor, die den Interessen des Empires am gefährlichsten werden konnte. So hätte es nicht zwangsläufig zum Verhängnis kommen müssen.

In Deutschland war der zwischen Hochmut und Verzagtheit unglücklich schwankende Kaiser alles andere als ein Kriegstreiber. Anstatt die Russen in der Juli-Krise 1914 zu mäßigen, gab Frankreich ihnen völlig freie Hand, ebenso wie Deutschland das Österreich-Ungarn gegenüber bei dem Ultimatum an Serbien tat.

Österreichs Kaiser wollte Krieg gegen Serbien. Am Morgen des 28. Juli 1914 unterschrieb Kaiser Franz Joseph in seiner Sommerresidenz in Bad Ischl die Kriegserklärung der Österreichisch-Ungarischen Monarchie an das Königreich Serbien. Zuvor hatte die deutsche Regierung den Bündnispartner seit 25. Juli nochmals massiv zu „umgehender Aussprache“ gedrängt.

Der Erste Weltkrieg hat die Brutalität der industrieellen Kriegsführung der Welt vor Augen geführt. Eine ganze Generation von hoffnungsvollen jungen Menschen ging im Ersten Weltkrieg verloren. Die, die überlebt hatten, waren oft schwer verwundet oder traumatisiert.

Ernst Jünger hat geschrieben, daß der Krieg nicht nur der Vater der Dinge ist, sondern auch der Sohn derer, die ihn herbeireden. In seinem monströsen Weltuntergangskabarett "Die letzten Tage der Menschheit" stülpt Karl Kraus das vertraute Bild des Habsburgerreiches ins Infernalische um. Der Erste Weltkrieg erweist sich als apokalyptisches Völkergemetzel, angerichtet von bestialischen Militärs, idiotischen Beamten, zwei blödsinnigen Kaisern, einer vertrottelten Adelskaste, einer bornierten Kirche und einem gierigen Bürgertum im Verein mit einer gewaltgeilen Journaille von Kriegshetzern und Hyänen des Schlachtfelds.

Literatur:


»Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog«
von Christopher Clark

Montag, 28. Juli 2014

1914 Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien

Am 28. Juli 1914 erfolgte die Kriegserklärung Österreich-Ungarn an Serbien und löste damit in dem bestehenden Bündissystem der europäischen Mächte eine verhängsnisvolle Kettenreaktion aus gegenseitigen Mobilmachungen aus, die im Ersten Weltkrieg mündete.

Alle europäischen Mächte waren in irgendeinem Bündnissystem organisiert, das sich jeweils gegen alle anderen richtete. So kam es Anfang August 1914 zu der verhängnisvollen Kettenreaktion, dass jeder jedem den Krieg erklärte, um seinen Verpflichtungen nachzukommen und eine verhängnivoe Spirale in Gang setzte, die den Ersten Weltrieg heraufbeschwöen sollte.

Als am 28. Juni 1914 ein bosnisch-serbischer Attentäter im bosnisch-österreichischen Sarajewo den Habsburger Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand ermordet, spitzt sich die Lage zwischen Habsburg und Serbien unversehens zu. Das Deutsche Reich stellt sich sofort in Bündnistreue hinter Habsburg. Die Regierung in Wien mißbraucht dies als Blankoscheck und überzieht ihre Drohungen und Ultimaten an das souveräne Serbien, zu dessen „Nutzen“ das Attentat begangen worden ist.

Serbien holt sich Rückendeckung bei seiner Schutzmacht Rußland. Die wiederum versichert sich der Bündnistreue Frankreichs. Und das kann vereinbarungsgemäß auf die Hilfe Englands zählen. So stehen sich kurz nach dem Mord von Sarajewo Serbien, Rußland, Frankreich und England auf der einen Seite und Österreich-Ungarn und Deutschland auf der anderen Seite gegenüber.

In dieser zugespitzten Lage schickt Österreich-Ungarn den Serben eine Kriegserklärung. Dem folgen Kriegsvorbereitungen in Frankreich und in Rußland. Als beide Staaten ihre Truppen mobilmachen und England das gleiche mit der Flotte tut, kommt das Deutsche Reich in Zugzwang, mobilisiert später aber schneller und greift als erstes Frankreich an.

Dabei läßt die deutsche Heeresleitung einen Teil der Truppen durch das neutrale Belgien aufmarschieren. Daraufhin erklärt England dem Deutschen Reich den Krieg. Dem folgen Kriegserklärungen Englands, Frankreichs und Rußlands an die Türkei.

Kaiser Wilhelm II. bemühte sich vergeblich, die Höfe in Petersburg und Wien zu bewegen einzulenken. Wien erklärte daraufhin lediglich, daß es bei diesem Streit mit Belgrad nicht die Absicht hege, serbisches Territorium zu erwerben.

Österreiches Kaiser wollte Krieg gegen Serbien. Am Morgen des 28. Juli 1914 unterschrieb Kaiser Franz Joseph in seiner Sommerresidenz in Bad Ischl die Kriegserklärung der Österreichisch-Ungarischen Monarchie an das Königreich Serbien. Zuvor hatte die deutsche Regierung den Bündnispartner seit 25. Juli nochmals massiv zu „umgehender Aussprache“ gedrängt.

Habsburg erklärte trotz aller deutschen und englischen Bemühungen den Krieg an Serbien. Jetzt handelte auch der Hof in Petersburg.

Literatur:


»Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog«
von Christopher Clark

Weblink:

Sarajewo und die Kettenreaktion bis Kriegsbeginn - www.vorkriegsgeschichte.de

Samstag, 26. Juli 2014

Europa auf dem Weg in den Abgrund

Erfolgloser französischer Sturmangriff auf eine deutsche, durch Trommelfeuer nahezu vollständig eingeebnete Stellung

Vor 100 Jahren befand sich Europa auf dem Weg in den Abgrund. Die Fehlkalkulationen und Fehlentscheidungen der deutschen Führung werden dabei als maßgeblicher kriegsauslösender Faktor betrachtet. Ein System von gegenseitigen Bündnisverpflichtungen ebnete den Weg in den Abgrund.

Ausgehend von der Illusion, Russland und Frankreich seien nicht bereit, sich wegen eines Konfliktes auf dem Balkan militärisch zu engagieren, hat die deutsche Führung nach dem Attentat von Sarajewo auf eine Lokalisierung des absehbaren österreichisch-serbischen Krieges gesetzt und der Wiener Regierung einen "Blankoscheck" für ein rasches Losschlagen gegen Serbien ausgestellt.

Abgesichert durch die Rückendeckung des deutschen Bündnispartners hat Österreich einen harten, kompromisslosen Kurs gesteuert, der zwangsläufig Russland als Schutzmacht Serbiens auf den Plan gerufen hat. Als sich die Krise darsufhin zugespitzt hat, hat Berlin nicht mäßigend auf Wien eingewirkt. Im Gegenteil, die Führung des Deutschen Reiches hat bewusst auf Risiko gespielt, um zu "testen", wie kriegswillig Russland sei und wie sich die Entente in dieser explosiven Situation verhalten werde.

Die deutsche Führung, seit Jahren über Deutschlands außenpolitische Isolation und das militärische Erstarken Russlands besorgt, war gewillt, Frankreich und Russland notfalls durch einen Krieg nachhaltig zu schwächen, sollte es nicht gelingen, die Gegner auf diplomatischem Wege auseinanderzudividieren.

Diese Risikostrategie der deutschen Führung ist fehlgeschlagen, weil sich Russland auf die Seite Serbiens gestellt, Frankreich seine Bündnisverpflichtungen gegenüber Russland erfüllt und Großbritannien wider Erwarten keine neutrale Haltung eingenommen, sondern Partei für Frankreich und Russland ergriffen hat.

Die der Strategie zugrundeliegende Annahme, Russland und Frankreich seien nicht bereit, sich wegen eines Konfliktes auf dem Balkan militärisch zu engagieren, die die deutsche Führung nach dem Attentat von Sarajewo auf eine Lokalisierung des absehbaren österreichisch-serbischen Krieges setzen ließ, hat sich als verhängnisvoll erwiesen.


Der Erste Weltkrieg hat die Brutalität der industrieellen Kriegsführung der Welt vor Augen geführt. Eine ganze Generation von hoffnungsvollen jungen Menschen ging im Ersten Weltkrieg verloren. Die, die überlebt hatten, waren oft schwer verwundet oder traumatisiert.

In seinem Drama »Die letzten Tage der Menschheit« entwarf Karl Kraus ein gewaltiges Zeitpanorama des Ersten Weltkrieges, das in vielen grotesken Szenen die ganze Absurdität und Unmenschlichkeit des Kriegsgeschehens zu ermessen versucht. Dieses Antikriegsepos und Zeitpanorma ist ein furioser Augenzeugenbericht vom Untergang des alten Europa.

In seinem monströsen Weltuntergangskabarett "Die letzten Tage der Menschheit" stülpt Karl Kraus das vertraute Bild des Habsburgerreiches ins Infernalische um. Der Erste Weltkrieg erweist sich als apokalyptisches Völkergemetzel, angerichtet von bestialischen Militärs, idiotischen Beamten, zwei blödsinnigen Kaisern, einer vertrottelten Adelskaste, einer bornierten Kirche und einem gierigen Bürgertum im Verein mit einer gewaltgeilen Journaille von Kriegshetzern und Hyänen des Schlachtfelds.

In einer komplexen Welt, in der gegenseitiges Misstrauen, Fehleinschätzungen, Überheblichkeit, Expansionspläne und nationalistische Bestrebungen zu einer Situation führten, in der ein Funke genügte, den Krieg auszulösen, dessen verheerende Folgen kaum jemand abzuschätzen vermochte.


Rechtzeitig zum Jahr 2014, 100 Jahre nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, hat der englische Historiker Christopher Clark sein monumentales Werk "Die Schlafwandler" über die Wege der Politik zum Ersten Weltkrieg auf Deutsch vorgelegt und liefert dabei bahnbrechende neue Erkenntnisse über den Weg in den Ersten Weltkrieg 1914.

Der in Australien geborene Professor aus Cambridge bietet in seiner minutiösen Darstellung der Vorgeschichte des Krieges den Beweis, dass keineswegs das deutsche Kaiserreich wegen seiner Großmachtträume die Hauptverantwortung für den Ausbruch des Ersten Weltkrieges trägt.

Lange Zeit galt es als ausgemacht, dass das deutsche Kaiserreich wegen seiner Großmachtträume die Hauptverantwortung am Ausbruch des Ersten Weltkriegs trug. In seinem bahnbrechenden neuen Werk kommt der renommierte Historiker und Bestsellerautor Christopher Clark mit Forschungsschwerpunkt Preußen zu einer anderen Einschätzung.

Clark zeichnet dagegen eine überaus komplexe Welt, in der gegenseitiges Mißtrauen, Fehleinschätzungen auf allen Seiten, Überheblichkeitz, Expansionspläne und nationalistische Bestrebungen, vor allem auf dem Balkan, dahin führten, dass ein Funke genügte, den Krieg auszulösen.

Erfolgloser französischer Sturmangriff auf eine deutsche, durch Trommelfeuer nahezu vollständig eingeebnete Stellung

Frankreich wollte nie wieder Deutschland allein gegenüberstehen. Deswegen hatten seine Politiker ein festes Bündnis mit dem Zarenreich geschmiedet, bei dem am Ende nicht nur ein Konflikt mit Deutschland, sondern auch ein vom Balkan ausgehender Konflikt mit Österreich-Ungarn als Bündisfall galt.

England war mit der sog. "Triple Allianz" in dieses Bündnsisystem einbezogen, aber nachdem Deutschland das Wettrüsten der Hochseeflotten verloren hatte, trat Russland wieder als die Macht hervor, die den Interessen des Empires am gefährlichsten werden konnte. So hätte es nicht zwangsläufig zum Verhängnis kommen müssen.

In Deutschland war der zwischen Hochmut und Verzagtheit unglücklich schwankende Kaiser alles andere als ein Kriegstreiber. Anstatt die Russen in der Juli-Krise 1914 zu mäßigen, gab Frankreich ihnen völlig freie Hand, ebenso wie Deutschland das Österreich-Ungarn gegenüber bei dem Ultimatum an Serbien tat.

Christopher Clark unternimmt es in seinem monumentalen Buch, diese allzu sehr auf Deutschland fokussierte Sicht auf die Juli-Krise durch eine Perspektive zu ergänzen, die auch die anderen Großmächte sowie eine Reihe kleinerer europäischer Staaten in den Blick nimmt. Clark möchte herausarbeiten, welche Prozesse und Entwicklungen, welche Entscheidungen und Zäsuren eine Situation entstehen ließen, die den Ausbruch des Ersten Weltkrieges möglich machte.

Clark möchte ein "multipolares" und "interaktives" Bild von der europäischen Staatenwelt am Vorabend des Ersten Weltkrieges zeichnen. Daher räumt er allen fünf Großmächten - Deutschland, Österreich-Ungarn, Großbritannien, Frankreich und Russland - gleich viel Raum ein. Clark geht der Frage nach: Wie wirkten die Großmächte aufeinander ein, sei es als Verbündete, sei es als Gegner, und welche Dynamik ergab sich aus dieser Interaktion? Außerdem bezieht Clark, wenn es geboten ist, auch kleinere Staaten wie Italien, Serbien und Bulgarien in die Darstellung ein.

Weblink:


»Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog«
von Christopher Clark