Der Roman »Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch« von
Alexander Solschenizyn
schildert einen Tag im Leben eines stafgefangenen Häftlings in einem
sibirischen Straflager. Der Roman spielt in einem der schlimmsten
Gefangenenlager des 20. Jahrhunderts, dem sowjetischen Gulag. Iwan
Denissowitsch, der nur Schukow genannt wird, sitzt dort seine Strafe ab
und erzählt nüchtern vom Alltag im Lager.
Er wurde angeklagt, weil er sich als Rotarmist von den Deutschen im
»Großen Vaterländischen Krieg« gefangen nehmen ließ. Für die
stalinistische Regierung ist er damit ein Spion. Für dieses Verbrechen
seiner Gefangennahme hat Schukow zehn Jahre Arbeitslager bekommen, aber
die meisten der Gefangenen werden das Lager ohnehin nie mehr verlassen.
Dieser Iwan Denissowitsch Schukow ist Gefangener der 105. Brigade
des sowjetischen Arbeitslagers. Nach acht Jahren seines Lebens, die er
bereits dort verbracht hat, ist er vertraut mit den Gegebenheiten und
Regeln, die dieser ungemütliche Ort mit sich bringt. Er ist von Tod und
Grauen umgeben, er weiss weder, ob er seine Familie jemals wiedersehen
wird, noch ob er nicht schon morgen tot sein wird. Zweimal im Jahr darf
er einen Brief nach Hause schreiben.
Aber er weiss, wo man Essen und kleine Werkzeuge vor den täglichen
Kontrollen der Aufseher verstecken kann. Er hat sich an die beißende
Kälte Russlands gewöhnt, ist ein zuverlässiger und gewissenhafter
Arbeiter auf der Baustelle eines naheliegenden Kraftwerks und schafft es
ab und zu einem Brigadier einen Gefallen tun zu dürfen und dadurch eine
Extraportion Suppe oder eine Zigarette ergattern zu können.
Empfohlene Bücher von Alexander Solschenizyn:
Es ist ein einfach wahlloser Tag im Leben des Iwan Denissowitsch
Schukow, dessen Leben sich in einem Straflager abspielt, der das System
nicht verflucht, nicht nach dem „warum" fragt, sondern einfach lebt.
Sein ganzes Denken dreht sich um Brot, einen dicken Mantel und feste
Schuhe. Auch gesund will der Gefangene bleiben, denn über die Strafen
fürs Krankwerden wird nicht gesprochen.
Befriedigung findet Schukow in der harten Arbeit, und in guten
Beziehungen: Am Morgen benutzt er seine kostbare Freizeit, um die
Stiefel eines Kameraden zu reparieren, der ihm nun einen Gefallen
schuldet, am Ende seines Arbeitstages blickt er stolz auf das stabile
Stück Mauer, das er heute errichtet hat und am Abend kann er sich sogar
eine Extraportion Suppe organisieren. Er hat etwas geleistet, sein Bauch
ist voll und er hat einen weiteren Tag überlebt.
»Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch« ist eine nüchterne,
mikroskopisch genaue Untersuchung des Lagerlebens in Sibirien, so wie es
von den Opfern der stalinistischen Periode erlebt wurde. Der Roman in
Form einer nüchternen Erzählung ist ein beklemmendes Dokument über den
Schrecken der stalinistischen Diktatur und zählt bis heute zu den
erschütterndsten literarischen Zeugnissen über die stalinistische
Diktatur.
Dieser beklemmende Roman über das Leben und den harten Lager-Alltag
im Gulag ist keine Anklage gegen den Stalinismus, er ist auch kein
Plädoyer für menschlichen Durchhaltewillen. Ohne das Grauen und die
Unmenschlichkeit auch nur mit einer Zeile zu beschreiben, zeigt er
deutlich, dass die strengste Routine jeden Geist brechen kann und dass
ein Mensch, der hunderte von Tage in lebensfeindlichen Umständen gelebt
hat, diese Umstände irgendwann als natürlich hinnehmen wird.
Weblink:
Alexander Solschenizyn -
Biografien-Portal www.die-biografien.de
Blog-Artikel:
Ein hartes Urteil gegen Pussy Riot
Zwei Jahre Straflager für 40 Sekunden Punk
Ein Tag aus dem Leben der Nadeschda Tolokonnikowa