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Samstag, 25. Juli 2015

»Unter Bankern: Eine Spezies wird besichtigt« von Joris Luyendijk

Unter Bankern: Eine Spezies wird besichtigt
Unter Bankern: Eine Spezies wird besichtigt
Banker sind eine engene Spezies mit eigenen Regeln und Ritualen. »Unter Bankern: Eine Spezies wird besichtigt« von Joris Luyendijk ist die Buchversion einer Sammlung von Finanzbeiträgen, welche in einem Blog und als Beiträge für die englische Zeitung "The Guardian" veröffentlicht worden war. Das Buch eines Antrhropologen mit unbestechlichem Blick konzentriert sich auf die Menschen, ihre Biografien und Lebensauffassungen. Aus den vielfältigen Beschreibungen, die auf längeren Interviews beruhen, entsteht nach und nach ein Bild des "Kontinents Finanzwelt". Das Buch des Guardian-Journalisten geht den Fragen nach: Wer sidd diese Banker, die ganze Gesellschaften beeinflusseen und in den Abgrund führen? - und Welches Bild haben Banker von sich selbst und vom Rest der Gesellschaft? - Luyendijks Buch brilliert mit seinem unbestechlichen anthropologischen Blick und bringt dadurch auf beispiellose Weise Licht in ein undurchsichtiges System. Dafür hat er umfangreiche Recherchen betrieben und unter anderem Hunderte Interviews mit Investmentbankern, Angestellten aus Rechts- und Risikoabteilungen, Rating-Agenturen, IT und HR sowie mit Kontrolleuren, Headhuntern und Therapeuten geführt. So erzielt er das, was oft eingeklagt, aber selten eingelöst wird:
"Kapitalismus ohne Pleiten ist wie die Kirche ohne Hölle."
Deregulierung und ein falsches finanzielles Anreizsystem haben Banker zu Egoisten gemacht. Transparenz in einem System, das eine Blaupause für kurzsichtiges Denken, schnellen Profit, Missbrauch und lukrative Verantwortungslosigkeit ist. Doch, so Luyendijks These, nicht der Mensch Banker ist verkommen, sondern das System. Eine aufschlussreiche, packende und schockierende Innenansicht der Finanzwelt, die zwingend benötigt wird. Wie bekommt man einen Banker dazu, aus dem Nähkästchen zu plaudern? Also das zu sagen, was er wirklich denkt? Einfach indem man ihn provoziert. Joris Luyendijk hat mit Überschriften wie "In den Aufsichtsbehörden sitzen Idioten" oder "Banker sind überwiegend anständige und ehrliche Leute" genau die Reaktionen ausgelöst, die er sich erhofft hat: Widerspruch. So kann man das nicht stehenlassen! Unter dem Siegel der Verschwiegenheit hat er Interviews führen können, die ziemlich schockierende Interna aufdeckten. Auch wenn Luyendijk durch Anonymisierung seine Quellen schützt, so sind die Aussagen dennoch glaubhaft und zeigen mehr als deutlich, welche Gefühle einige Banker für den Rest der Welt haben: Pure Verachtung. Wer sich aber so leicht und ohne Widerstand kollektiv ausnehmen lässt, der hat diese Verachtung auch irgendwie verdient. Nachdem die ersten anonymisierten Interviews auf der Guardian-Webseite ("The Joris Luyendijk banking blog") veröffentlicht wurden, nahmen die Rückmeldungen zu. Die Interviewten fassten Vertrauen und dennoch schwebte nahezu über jedem Interview ein Nebel aus Angst und Nervosität. Diesen Verrat hätte keine Bank akzeptiert, wäre sie den Verrätern auf die Schliche gekommen. Jeder nur für sich selbst! Weblink: Unter Bankern: Eine Spezies wird besichtigt
Unter Bankern: Eine Spezies wird besichtigt
von Joris Luyendijk

Samstag, 30. Mai 2015

»Empört euch« von Stéphane Hessel


»Empört euch« von Stéphane Hessel ist eine am 8. Februar 2011 erschienene bewegende Streitschrift in Form eines kleinen Buches mit einem Umfang von 32 Seiten. Die aber haben es in sich sich, denn man kann sie sie als Manifest des Widerstandes lesen.

Mit eindringlichen Worten ruft Stéphane Hessel zum friedlichen Widerstand gegen die Ungerechtigkeit in unserer Gesellschaft auf. Gegen die Diktatur des Finanzkapitalismus, gegen die Unterdrückung von Minderheiten, gegen die ökologische Zerstörung unseres Planeten.

»93 Jahre. Das ist schon wie die allerletzte Etappe. Wie lange noch bis zum Ende? Die letzte Gelegenheit, die Nachkommenden teilhaben zu lassen an der Erfahrung, aus der mein politisches Engagement erwachsen ist.«

Stéphane Hessels Streitschrift bewegt die Welt. Der gebürtige Berliner war Mitglied der Résistance, hat das KZ Buchenwald überlebt und ist einer der Mitautoren der Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen.

Mit emphatischen Worten ruft der ehemalige französische Diplomat zum friedlichen Widerstand gegen die Unzulänglichkeiten unserer Gesellschaft auf.

Er beklagt, dass der Finanzkapitalismus die Werte der Zivilisation bedroht und den Lauf der Welt diktiert. Er prangert die Lage der Menschenrechte an, kritisiert die Umweltzerstörung auf unserem Planeten und verurteilt die Politik Israels im Gaza-Streifen als Demütigung der Palästinenser.

Dieses kleine Buch ist eine Offenbarung. Und jeden Tag mehr kommt Empörung hoch. Wir Deutschen sind aber zu ängstlich um Empörung zu zeigen, oder es muss uns so schlecht gehen wie in der ehemaligen DDR.

Was Menschenrechte sind, weis Hessel genau, denn er sit eiern der Unterzeichner der Charta
Gibt es ein Menschenrecht auf Empörung?

Ja, sagt Stéphane Hessel, nur wer sich empört, verändert die Welt.
In seiner polemischen Streitschrift artikuliert Stéphane Hessel ein Unbehagen an politischer Kultur, das sich überall in Europa zu Bürgerprotesten führt.

Henry David Thoreau Zitat

Literatur:

Empört euch« von Stéphane Hessel
Empört euch
von Stéphane Hessel

Samstag, 23. Mai 2015

Liebe als politisches Gefühl

Meisterwerke der 'Menschlichen Komödie'
Politische Emotionen:
Warum Liebe für Gerechtigkeit wichtig ist«

Alle ein bis zwei Jahre veröffentlicht die Philosophin Martha Nussbaum aus Chicago ein Buch. Sie nimmt unsere Gegenwart ins Visier, diagnostiziert deren Bedürfnisse, stellt Mängelanalysen an, entwirft Lösungen.

Und spricht dabei für die ganze Welt, die, seit sie den indischen Subkontinent für sich entdeckt hat, nicht mehr nur aus den USA und Europa besteht, sondern auch aus Südasien.

In ihrem ambitionierten neuen Buch "Politische Emotionen" zeigt die Philosophin, in welchem Ausmaß politische Ordnungen in Wirklichkeit mit Gefühlen durchsetzt sind.

Martha Nussbaum ist der Meinung, dass Emotionen sehr wichtig dafür sind, wenn wir alle in Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit zusammenleben wollen. Fehlt eine emotionale Bindung zum eigenen Gemeinwesen und dessen Werten, dann können dessen Ziele nicht mehr in gebührender Dynamik und Tiefe verfolgt werden.

Wie viel Gefühl verträgt eine Gesellschaft, die nach Gerechtigkeit strebt? Nicht viel, könnte man meinen und etwa auf die Gefahren verweisen, die mit der politischen Instrumentalisierung von Ängsten und Ressentiments verbunden sind.

Emotionen, so eine weitverbreitete Ansicht, setzen das Denken außer Kraft und sind daher im politischen Kontext generell schädlich. Dem widerspricht Martha C. Nussbaum in ihrem neuen Buch.
Um der Gerechtigkeit politisch zur Geltung zu verhelfen, so ihre These, bedarf es nicht nur eines klaren Verstandes, sondern auch einer positiv-emotionalen Bindung der Bürgerinnen und Bürger an diese gemeinsame Sache.

Manche sprechen in diesem Zusammenhang von Hingabe. Nussbaum nennt es Liebe. Große Führer wie Lincoln, Gandhi und Martin Luther King haben davon ebenso gewusst wie die Vordenker einer »Zivilreligion«, Jean-Jacques Rousseau zum Beispiel oder Rabindranath Tagore.

Weblink:

Politische Emotionen: Warum Liebe für Gerechtigkeit wichtig ist
Politische Emotionen: Warum Liebe für Gerechtigkeit wichtig ist«

von Martha C. Nussbaum (Autor), Ilse Utz (Übersetzer)

Freitag, 8. Mai 2015

»Das Ende: Kampf bis in den Untergang - NS-Deutschland 1944/45« von Ian Kershaw

Das Ende: Kampf bis in den Untergang - NS-Deutschland 1944/45
Das Ende: Kampf bis in den Untergang -
NS-Deutschland 1944/45

»Das Ende: Kampf bis in den Untergang - NS-Deutschland 1944/45« von Ian Kershaw und Klaus Binder - am 11. Februar 2013 erschienen - schildert den apokalytischen Untergang von Nazi-Deutschland und den deutschen Hang zum Untergang. Ian Kershaw, emeritierter Professor für Modern History an der University of Sheffield, begleitet die zwölfjährige Nazi-Diktatur in ihrem letzten Kapitel.

Die detailreiche und gekonnte Geschichtsschreibung ist gut recherchiert, aber in der deutschen Übersetzung nicht eben verständlich geschrieben. Das Werk ist aber dennoch ein herausragendes und packend geschriebenes zeitgeschichtliches Dokument.

Der schlichte Buchtitel "Das Ende" klingt nicht so, als könnte man über die Zeit des Zweiten Weltkriegs noch wesentlich Neues erfahren. Und doch schafft es der Autor, den Blick auf einen Aspekt der Forschung zum Nationalsozialismus zu richten, der bisher wahrscheinlich noch nicht ausreichend beleuchtet wurde. Es geht um die Frage, warum Hitler bis zum Schluss sich halten konnte. Warum erhob sich das deutsche Volk nicht gegen ein Regime, dass es offensichtlich in den Untergang trieb?


In der Endphase des Zweiten Weltkriegs glich das Leben in Deutschland einem Albtraum, die Städte lagen in Trümmern, Millionen von Menschen waren tot. Warum kämpften die Deutschen bis zum bitteren Ende weiter? Ian Kershaw schildert die letzten Monate des »Dritten Reichs«, vom Attentat auf Hitler im Juli 1944 bis zur Kapitulation im Mai 1945, und zeichnet dabei meisterhaft das Räderwerk nach, das das nationalsozialistische Herrschaftssystem bis zum Schluss in Gang hielt.


Das »Dritte Reich« kämpfte nicht nur bis zum bitteren Ende, bis zur totalen Niederlage, es funktionierte auch bis zum Schluss. Bis die Rote Armee vor den Pforten der Reichskanzlei stand, wurde die öffentliche Ordnung in Deutschland, das täglich ein Stück mehr unter alliierte Besatzung geriet, weitgehend aufrechterhalten. Löhne wurden gezahlt und die Verwaltung arbeitete – wenngleich unter großen Schwierigkeiten – weiter. Aber warum war das so? Zentral bei der Frage nach Antworten, warum das Regime so lange durchhalten konnte, sind die Strukturen von Hitlers Herrschaft und die Mentalitäten, die sie untermauerten.

Die Frage die Ian Kershaw in seinem Buch aufwirft, wurde in dieser Art meines Erachtens noch nie beantwortet. Kershaw setzt hier einmal mehr einen wichtigen Meilenstein in der Geschichtsschreibung. Es geht um die wichtige Frage: Warum kämpften die Deutschen bis zum bitteren Ende?

Wer beim Autor alt bekannte Antworten sucht, der wird nicht fündig werden. Kershaw dringt tiefer in die Materie ein. Ganz bewusst hat der Autor kein Werk der Militärgeschichte geschrieben, sondern kehrt beharrlich immer wieder zu seiner Ausgangsfrage zurück.

Das Buch ist eine ernstzunehmende wissenschaftlich-historische Dokumentation und für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit diesem historischen Thema geeignet. Ian Kershaw gleitet nicht wie Antony Beevor zu oft in Phrasen ab, wie man sie in den "Kriegsschinken" der 1960er und 1970er Jahren zu lesen bekommt.

Weblink:

Das Ende: Kampf bis in den Untergang - NS-Deutschland 1944/45
Das Ende: Kampf bis in den Untergang - NS-Deutschland 1944/45
von Ian Kershaw und Klaus Binder

Samstag, 18. April 2015

TTIP ist das Armageddon, der Endkampf

TIiPP scheint ein düsteres, endzeitliches  Zeitalter einzuleiten.

Ein düsteres Armageddon zieht herauf. Ist die Endzeit bereits angebrochen? - Der Schweizer Soziologe und Globalisierungskritiker Jean Ziegler behauptet jedenfalls in einer düsteren Prognose über die Zukunft:

"TTIP ist das Armageddon, der Endkampf" - Massaker, Mord und Diktatur: Der prominente Globalisierungsgegner Jean Ziegler spart in seinem neuen Buch nicht mit harscher Kritik an der globalen Finanzoligarchie: "Die großen Konzerne haben heute mehr Macht als es Kaiser oder Päpste je hatten."

Und: "Wenn TTIP in dieser Form durchkommt, ist die entscheidende Schlacht verloren."
Offensichtlich wissen die Europäer in einer Mischung aus Naivität und Unwissenheit nicht, was mit TTIP da auf sie zukommt.

Weblink:

Ändere die Welt!: Warum wir die kannibalische Weltordnung stürzen müssen
Ändere die Welt!: Warum wir die kannibalische Weltordnung stürzen müssen

von Jean Ziegler und Ursel Schäfer

Samstag, 28. Februar 2015

»Nur Deutschland kann den Euro retten« von Heiner Flassbeck

Nur Deutschland kann den Euro retten: Der letzte Akt beginnt
Nur Deutschland kann den Euro retten:
Der letzte Akt beginnt


Heiner Flassbeck hat wieder ein sehr lehrreiches Buch geschrieben. Letzte Woche erschien sein neustes Werk mit dem Titel »Nur Deutschland kann den Euro retten. Der letzte Akt beginnt«, das er zusammen mit dem griechischen Ökonomen Costas Lapavitsas verfasst hat, in den Buchhandlungen.

Das Buch bietet eine brillante Analyse der gegenwärtigen Krise der Eurozone und weist nach, dass Deutschland zu einem großen Teil für die Krise in den südeuropäischen Ländern verantwortlich ist. Darin wird erläutert, warum das neoliberale Modell für Europa gescheitert ist und wie die Krise überwunden werden kann.

Nur eine fundamentale Kehrtwende der Wirtschaftspolitik in Deutschland kann die europäische Wirtschaft wieder auf einen vernünftigen Kurs bringen. Das Gläubiger-Schuldnermodell, das in riesigen deutschen Leistungsbilanzüberschüssen seinen sichtbaren Ausdruck findet, hat endgültig ausgedient. Deutschland muss sich schon selbst verschulden, sonst geht es nicht.

Außerdem zeigt das Buch für Opferländer wie Griechenland einen Weg auf, wie sich ein Land der durch die Krise ausgelösten Spirale nach unten in einem zwar schmerzhaften, aber letzlich erfolgversprechenden Alleingang entziehen kann, selbst wenn die EU und die EZB ihrem neoliberalen Dogman folgend ihre knallharte Politik fortsetzen. Nur Deutschland kann die Eurozone retten, weil nur über Lohnerhöhungen hier die Lücke in der Wettbewerbsfähigkeit geschlossen werden kann, ohne Europa noch tiefer in Depression und Deflation zu treiben. Begreift Deutschland nicht, dass es sich selbst ändern muss, ist das Schicksal des gemeinsamen Geldes besiegelt. Angesichts des deutschen Widerstandes gegen jede Änderung des Kurses sowie der nationalistischen Gefahren, die diese Haltung in vielen europäischen Ländern provoziert, dürfen die Warnungen von Flassbeck und Lapavitsas nicht ignoriert werden.

Weblink:

Nur Deutschland kann den Euro retten: Der letzte Akt beginnt
Nur Deutschland kann den Euro retten: Der letzte Akt beginnt
von Heiner Flassbeck und Costas Lapavitsas

Samstag, 14. Februar 2015

»Das digitale Debakel« von Andrew Keen (II)

Das digitale Debakel

Der britisch-amerikanische Autor, Redner und Unternehmer Andrew Keen liefert eine profunde Analyse zum digitalen Debakel: Wenn erst einmal alle vernetzt sind, dann beginnen Transparenz, Partizipation, Wohlstand, kulturelle Vielfalt. Alles Unsinn, sagt Andrew Keen. Der Internet-Kritiker liefert eine scharfe Analyse unserer vernetzten Welt.

"Wir sehen gerade revolutionäre Veränderungen, ähnlich die der Industriellen Revolution. Wir werden alle ausgebeutet, besonders die, die in der analogen Welt arbeiten", sagte Keen. Wer ist der Souverän im Internet? In der Theorie Wir, die Nutzer. Eigentlich ist das Internet öffentliches Eigentum, aber in der Wirklichkeit sind diese zunehmend monopolistischen Silicon Valley Firmen der Souverän.

In »Das digitale Debakel« beschreibt Andrew Keen eine beängstigende digitale Vision: er prophezeit die Vernichtung von tausenden Arbeitsplätzen, einen Untergang der Mittelschicht und einen Rückfall in eine feudale Gesellschaft mit wenigen Superreichen und vielen digitalen Bediensteten und beruft sich dabei auf Joseph Schumpeter.

"Der österreichische Historiker Joseph Schumpeter entwickelte die Idee, daß der Kapitalismus ein fortwährender Sturm der schöpferischen Zerstörung ist. Mit jeden Zyklus gibt es eine neue Firma, die eine alte zerstört. Mit der digitalen Revolution haben sich diese Zyklen aber extrem vergrößert und beschleunigt. Das Problem aber ist, daß die schöpferische Zerstörung jetzt schlimme Auswirkungen hat, auf die Menschen, ihre Jobs, ihr Leben und ihre Städte", so Andrew Keen.

Das Internet hat eine neue Elite geschaffen: Nicht die Herrschaft über die Produktionsmittel entscheidet, sondern die zündende Idee zum richtigen Zeitpunkt. Der digitale amerikanische Traum.

Literatur:

Das digitale Debakel
Das digitale Debakel: Warum das Internet gescheitert ist - und wie wir es retten können
von Andrew Keen

Mittwoch, 4. Februar 2015

»Das digitale Debakel« von Andrew Keen

Das digitale Debakel
Das digitale Debakel: Warum das Internet gescheitert ist - und wie wir es retten können

Der britisch-amerikanische Autor, Redner und Unternehmer Andrew Keen zählt weltweit zu den einflussreichsten Kritikern des Internets. Er lehrte an mehreren US-amerikanischen Universitäten und gründete 1995 ein erfolgreiches Internet-Unternehmen im Silicon Valley.

In seinem neuen Buch Das digitale Debakel liefert Andrew Keen eine scharfe, pointierte Analyse unserer vernetzten Welt und zeigt, was sich ändern muss, um ein endgültiges Scheitern des Internets zu verhindern. Scharfzüngig, vorwurfsvoll und emotionsgeladen zertrümmert der Brite die wichtigsten Internet-Mythen mit aktuellen Zahlen.

Das Internet bringt den Menschen mehr Demokratie, wirtschaftlichen Wohlstand und kulturelle Vielfalt. Es ist ein Raum der Transparenz, Offenheit und Gleichberechtigung. Ein Erfolg auf der ganzen Linie. Wer das glaubt, sagt Silicon-Valley-Insider Andrew Keen, liegt völlig falsch. Nicht die Gesellschaft profitiert von einer „hypervernetzten“ Welt, sondern eine elitäre Gruppe junger weißer Männer. Was ihnen immer mehr Reichtum beschert, macht uns in vielerlei Hinsicht ärmer.

Das Internet geht einem digitalen Debakel entgegen, denn es vernichtet Arbeitsplätze, unterbindet den Wettbewerb und befördert Intoleranz und Voyeurismus. Es ist kein Ort der Freiheit, sondern ein Überwachungsapparat, dem wir kosten- und bedenkenlos zuarbeiten. Kurzum: Das Internet ist ein wirtschaftliches, kulturelles und gesellschaftliches Debakel. Seine Analyse ist schlüssig. Die digitale Revolution erzeugt Monopole, die auf der Ausbeutung unserer Daten beruhen und Arbeitsplätze vernichten.

Wer etwas anderes erwartet hatte, als dass das Internet eine Bereicherungsmaschine für ökonomischen Eliten - also wie gehabt - sei, der wird in diesem wirklich lesenswerten Buch eines Besseren belehrt. Aber Keen liefert Lösungsansätze zur Behebung dieser digitalen Misere gleich mit.

Weblink:

Das digitale Debakel
Das digitale Debakel: Warum das Internet gescheitert ist - und wie wir es retten können
von Andrew Keen

Mittwoch, 7. Januar 2015

»Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne« von Ulrich Beck

Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne
Risikogesellschaft.
Auf dem Weg in eine andere Moderne
Ulrich Beck war einer der bedeutendsten Soziologen und Risikoforscher weltweit. 1986 veröffentlichte er sein Buch »Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne«.Der darin geprägte Begriff der Risikogesellschaft machte ihn international und weit über akademische Kreise hinaus bekannt. Ulrich Beck lieferte in seinem 1986 erschienen Buch »Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne« (1986) mit seiner Konzeption der modernen Gesellschaft des späten zwanzigsten Jahrhunderts eine fundierte eine soziologische Gegenwartsdiagnose. Das Werki ist der Versuch, die gesellschafltiche Wandlungen am Ende des 20. Jahrhudnerts zu interpretieren. Beck sieht die Gesellschaft in der (Post-)Moderne im Übergang begriffen von einer Klassengesellschaft hin zu einer Risikogesellschaft. Darin thematisierte er die selbst produzierten Gefährdungslagen der modernen Gesellschaft, die sich den bestehenden Sicherungsmechanismen des Staates entziehen. Mit dem Bestseller, der in mehr als 35 Sprachen übersetzt wurde, wurde Beck weit über die Fachgrenzen hinaus bekannt. Beck sieht das Risiko dabei als gesamtgesellschaftliches Phänomen und nimmt eine neue Bewertung der Risiken in dem Buch vor. In der Gesellschaft trennt für ihn nicht länger die Ungleichheit der materiellen Verteilung, sondern die Risiken soziale Gruppen voneinander. Die neuen Qualitäten moderner industrieller und technologischer Risiken, zeichnen sich vor allem durch ihre Diffusheit und Globalität aus. »Die Risikogesellschaft« von Ulrich Beck ist mittlerweile ein Klassiker der soziologischen Literatur. Das Buch war bereits längst erschienen, lange bevor alle die darin genannten Risiken und Probleme unter dem Begriff der »Globalisierung« im Alltag Einzug hielten. Becks »Risikogesellschaft« ist nach dem Fall der Mauer und dem Ende des Kommunismus dann quasi in einer globalisierten Gesellschaft aufgegangen. Sein Buch »Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne« wurde zu einem Bestseller. Mit dem Bestseller, der in mehr als 35 Sprachen übersetzt wurde, wurde Beck weit über die Fachgrenzen hinaus bekannt. Weblinks: Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne
Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne
von Ulrich Beck

Mittwoch, 10. Dezember 2014

Europa kommt nicht aus der Krise

Supermarkt Europa: Vom Ausverkauf unserer Demokratie
Supermarkt Europa:
Vom Ausverkauf unserer Demokratie


Europa kommt nicht aus der Krise. Nach den großen finanziellen Problemen und den halbherzigen Versuchen der Politik, diese zu meistern, misstrauen viele Menschen der europäischen Elite und ihrer Bürokratie und dies durchaus begründet.

Die Finanzkrise ist dadurch entstanden, daß Europas Elite seit Ausbruch schrittweise die Demokratie zurückgedrängt hat und die Politik zum Spielball ihrer Interessen gemacht hat. Der Supermarkt Europa hat zum Ausverkauf der Demokratie geführt mit gerfährlichen Folgen für die Gesellschaft.

Robert Misik und Michel Reimon zeichnen nach, wie Europas Elite seit Ausbruch der Finanzkrise schrittweise die Demokratie zurückdrängte. Ihr analytischer Blick offenbart den Einfluss der Lobbys, Banken und Konzerne auf die europäische Agenda der letzten Jahre. Dabei zeigen sie, wie leicht man politisch etwas bewegen könnte und wie viel Macht jeder einzelne von uns hat. Ein Plädoyer für ein anderes Europa!

Weblink:

Supermarkt Europa: Vom Ausverkauf unserer Demokratie
Supermarkt Europa: Vom Ausverkauf unserer Demokratie
von Michael Raimon und Robert Misik

Samstag, 1. November 2014

Manager als schädliche Alpha-Tiere

Warum die Sache schiefgeht: Wie Egoisten, Hohlköpfe und Psychopathen uns um die Zukunft bringen
Warum die Sache schiefgeht
Wer es noch nicht wusste, aber schon immer irgendwie geahnt hatte : Egoisten, Hohlköpfe und Psychopathen ohne soziales Gewissen bringen uns um die Zukunft. Die Schriftstellerin Karen Duve will die Gesellschaft aufrütteln und erklärt mit ihrem Essay »Warum die Sache schiefgeht«, wie diese Egoisten und Hohlköpfe uns um die Zukunft bringen. Karen Duve schreibt in ihrem Essay eine Dystopie über die Riten schädlicher Alpha-Tiere im geistigen Zustand von Primaten. Wer in Politik und Wirtschaft Karriere machen will, braucht Durchsetzungsvermögen, unerschütterliches Selbstvertrauen und Risikobereitschaft - und nicht etwa Einfühlungsvermögen und soziale Kompetenz, so Duve. Karrieristen und Ehrgeizlinge bestimmen über die Wirtschaft und geben den Ton an. "Karrierestrukturen wurden von überdurchschnittlich dominanten, ehrgeizigen und unsozialen Alpha-Männern" gemacht, sagt sie. Nach oben schaffe es, "wer gemeiner, gieriger, aggressiver und schamloser ist". Karen Duves lesenswerter Essay ist auch eine Dystopie über eine Menschheit, die dabei ist, sich selbst abzuschaffen. Wir stehen näher am globalen Kollaps als die meisten glauben. Weiteres Wirtschaftswachstum wird in den nächsten Jahren vielleicht noch zu mehr Wohlstand führen, längerfristig aber nur zu mehr Müll, mehr Hunger, mehr Tornados, mehr Dürrekatastrophen und mehr Überschwemmungen. Mit dieser Mentalität hätten Manager der Welt diese zu der Welt gemacht, die sie heute ist, sagt die Autorin. Eine Welt, in der mehr Müll, mehr Hunger, mehr Umwelt- und Dürrekatastrophen herrschen als je zuvor. Wir alle wissen das und sehen täglich Bilder von Überflutungen, sich ausbreitenden Krankheiten wie Ebola oder Flüchtlingsströmen. Doch ändert der Mensch deshalb sein ausbeuterisches Verhalten? Ein Blick in die Realität der Manager beweist, daß Karin Duve mit ihren Thesen nicht Unrecht hat. Die Werte, die sie vertreten und die Richtung, die sie bestimmen - wie auch ihre Skills - sind fragwürdig geworden. Manager sind nicht eben eine Zierde der Menschheit und auch keine sonderliche Hilfe im Überlebenskampf der Erde. Weblink: Warum die Sache schiefgeht: Wie Egoisten, Hohlköpfe und Psychopathen uns um die Zukunft bringen
Warum die Sache schiefgeht: Wie Egoisten, Hohlköpfe und Psychopathen uns um die Zukunft bringen
von Karen Duve

Sonntag, 27. April 2014

»Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus« von Max Weber

Max Weber

Die wegweisende Studie »Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus« des deutschen Soziologen Max Weber ist ein Meilenstein der modernen Gesellschaftstheorie.

Weber identifiziert die protestantische Ethik als die eigentliche Grundlage und ideelle Triebfeder unseres abendländisch-kapitalistischen Wirtschaftssystems und untersucht die Rolle des Protestantismus bei der Herausbildung des modernen Kapitalismus.

Die Gedanken des Wirtschaftsoziologen Max Weber kreisten um die zentrale Frage: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Religion und wirtschaftlichem Erfolg? Max Weber gab die Antwort in einer Aufsatzsammlung, bekannt unter dem Titel »Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus«, die inzwischen als der meistgelesene Wirtschaftstitel aller Zeiten gilt.

»Zu den wichtigsten formenden Elementen
der Lebensführung nun gehörten in der Vergangenheit
überall die magischen und religiösen Mächte
und die am Glauben an sie verankerten ethischen Pflichtvorstellungen.«
Max Weber
Präzise und pointiert erklärt der Soziologe, wie religiöse Überzeugungen die Entwicklung der politischen Ökonomie gefördert und geprägt haben. Webers Analyse wirft ein bis heute erhellendes Licht auf die Voraussetzungen unserer westlichen Kultur. Max Webers berühmte Studie zur protestantischen Ethik hat bis heute nichts von ihrer Faszination eingebüßt.

Wer sich nun Gedanken darüber gemacht haben sollte, wo dieser Geist der protestantischen Ethik heute herrscht, wird auch eine zentrale Antwort finden - nämlich in der Hauptstadt Berlin im protestantischen Zentrum der Macht.

Genau dieser Geist erfasst und beschreibt heute grundlegend die Ethik der Regierung und ihr Handeln. Durch diese von Max Weber beschriebene Ethik wird der Geist des Kapitalismus in Politik verwandelt. - Kein Wunder also, daß Max Webers Werk auch heute noch zu den bedeutendsten gesellschaftstheoretischen Schriften gilt.

Weblink:
Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus
Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus
von Max Weber

Samstag, 1. Februar 2014

Auf der Suche nach politischen Lösungen für Griechenland

Die neue Athener Regierung agiert politisch nicht geschickt, denn sie ist unerfahren und sie macht in ihrer Unerfahrenheit Fehler. Der Linkspopulist Alexis Tsipras glaubte offenbar anfangs, Europa erpressen zu können. Darin täuscht er sich. Der Wahlsieg seines Linksbündnisses Syriza mag für ihn ein Triumph sein, und Umfragen zeigen, dass Tsipras inzwischen noch mehr Zustimmung findet als zum Zietpunkt seiner Wahl. Aber das Votum der Griechen setzt die Regeln Europas und die Spielregeln auf den Finanzmärkten nicht außer Kraft. Das muss der griechische Premier nun nach und nach erkennen. Griechenland durchläuft gerade einen Prozeses der politischen Anpassung an die Realität. Sein Vorteil ist, daß der frischen Wind in das erstarrte Europa gebracht hat, wo nach politischen Lösungen für Griechenland gesucht werden muss. In einem Punkt kann man Tsipras aber schwer widersprechen: Das bisherige Hilfskonzept ist gescheitert. Der brutale Sparkurs hat Griechenland in die tiefste und längste Rezession gestürzt, die ein europäisches Land in Friedenszeiten je erleben musste. Die Arbeitslosenquote hat sich verdreifacht, Hunderttausende Familien sind von Armut bedroht, Lebensentwürfe wurden zerstört. Das ist das eigentliche Drama der Griechen. Weblink: Bescheidener Vorschlag zur Lösung der Eurokrise
Bescheidener Vorschlag zur Lösung der Eurokrise
von Yanis Varoufakis

Freitag, 10. Januar 2014

»Mein Weg: Ein politisches Bekenntnis« von Michail Chodorkowski

Mein Weg: Ein politisches Bekenntnis
Mein Weg: Ein politisches Bekenntnis

Michail Chodorkowski war einer der größten Oligarchen Russlands. Sein Öl- und Bankenimperium wuchs unaufhaltsam, die Beziehungen zu Wirtschaft und Politik waren ausgezeichnet. Doch dann stellte sich Putin im Jahr 2003 gegen ihn und erklärte ihn zum Staatsfeind Nr. 1. Chodorkowski wurde in ein sibirisches Gefängnis gebracht und mehrerer Vergehen beschuldigt. Auf seine Freilassung musste er bis Ende 2013 warten.

Vor seiner Festnahme war Chodorkowski bei seinen Landsleuten nicht sehr beliebt. Vielmehr repräsentierte er die Oligarchen, die sich bei den Privatisierungen nach dem Zerfall der Sowjetunion bereichert hatten, als Staatseigentum in dunklen Deals für lächerlich wenig Geld verkauft wurde. Hinter Gittern jedoch wandelte sich der einstige Tycoon in eine ausgesprochen politische Persönlichkeit und einen vielbeschäftigten

Kolumnisten. Seine Texte zeigen, wie stark er sich in der Zeit der Gefangenschaft politisch weiterentwickelte.
Seit seiner Verhaftung im Jahr 2003 war Michail Chodorkowski der bekannteste Häftling Russlands. 2011 wurde er erneut zu mehreren Jahren Haft verurteilt, in einem Prozess, den viele als Farce kritisieren. Im Dezember 2013 wurde er im Zuge einer Amnestie aus der Haft entlaasen.

»Mein Weg: Ein politisches Bekenntnis« von Michail Chodorkowski ist 2012 in der Haft erschienen. Putins Gefangener Michail Chodorkowski erzählt sein Leben. Michail Chodorkowski will hier nicht etwa seine Autobiografie vorlegen, dafür wäre es noch viel zu früh. Daher nennt er sein Buch auch »Politisches Bekenntnis«.

Im Wechsel mit der in Frankreich lebenden russischen Journalistin Natalja Geworkjan schreibt Chodorkowski über sein bisheriges Leben. Er schreibt über sich, seinen Aufstieg und Fall, seine Haftbedingungen, seine ersten Blicke als Politiker hinter die Kulissen und sie beschreibt im Weiteren Entwicklungen und tiefer gehende politische Betrachtungen.

In diesem Buch, das während des Jahres 2012 in der Haft entstand und kapitelweise herausgeschmuggelt wurde, erzählt Chodorkowski erstmals ausführlich und offen von seiner Kindheit und Jugend, seinem Aufstieg zu einem der reichsten Ölunternehmer Russlands und von seinen Überzeugungen, die ihn zum Gegner Wladimir Putins werden ließen.

In dieser Biografie erlebt man einen nachdenklichen Mann, der sich nicht leicht in eine Schublade stecken lässt, der sich mutig für eine offene Gesellschaft engagiert in einem Staat, in dem Regimekritiker gefährlich leben, und der sich auch in der Haft noch unbeugsam zeigt. Die russische Journalistin Natalija Geworkjan ergänzt die Aufzeichnungen Chodorkowskis um Kapitel, die die Hintergründe weiter ausleuchten.

Weblink:

Mein Weg: Ein politisches Bekenntnis
Mein Weg: Ein politisches Bekenntnis
von Michail Chodorkowski

Montag, 23. Dezember 2013

»Erinnerungen« von Willy Brandt

Willy Brandt war einer der bedeutendsten, zugleich populärsten Politiker Deutschlands und einer der herausragenden Sozialdemokraten des 20. Jahrhunderts. <!-- 1989, drei Jahre vor seinem Tod, hat er seine Memoiren vorgelegt, das eindrucksvolle Zeugnis eines bewegten Lebens. -->Wie nur wenige hat Brandt das politische und geistige Klima in Deutschland geprägt, noch heute zählt er zu den großen Leitfiguren unseres Landes.



Drei Jahre vor seinem Tod legte Willy Brandt seine Memoiren 1989 vor, in denen er seinen bewegenden persönlichen und politischen Werdegang nachzeichnet: seine uneheliche Herkunft aus dem Lübecker Arbeitermilieu, die Flucht vor den Nazis ins Exil, die aktive Teilnahme am Kampf gegen Hitler, seine Rückkehr nach Deutschland und die Karriere in der SPD, seine Zeit als erster sozialdemokratischer Kanzler, aber auch seinen Rücktritt anlässlich der Affäre um DDR-Spion Guillaume. Ein Zeitzeugnis ersten Ranges, das die bewegte Geschichte des 20. Jahrhunderts widerspiegelt.



Wo das heutige sozialdemokratische Führungspersonal nichts anderes als Funktionärskarrieren vorweisen kann, ist der junge Brandt lange Wege durch die Verwerfungen unseres Jahrhunderts gegangen, ehe er im Jahre 1969 zum ersten sozialdemokratischen Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt wurde.

Mit klarem Urteil, glaubwürdig und sensibel zeichnet Brandt seinen persönlichen und politischen Werdegang nach, der ihn auf ungeahnte Höhen und durch tiefe Täler führte: uneheliche Herkunft aus dem Lübecker Arbeitermilieu, Flucht vor den Nazis ins norwegische und später schwedische Exil, aktive Teilnahme am Kampf gegen Hitler, Rückkehr nach Deutschland und Karriere in der Berliner SPD, Regierender Bürgermeister der geteilten Stadt und langjähriger SPD-Parteivorsitzender, Außenminister in Bonn und erster sozialdemokratischer Kanzler der Bundesrepublik, international geachteter Staatsmann und Friedensnobelpreisträger, schmachvoller Rücktritt anlässlich der Affäre um DDR-Spion Guillaume und glanzvolles Comeback als Präsident der Sozialistischen Internationale und Elder Statesman.

Auch das schwierige Verhältnis zu den Mitstreitern Wehner und Schmidt, die Auseinandersetzungen mit den Gegenspielern Adenauer, Strauß, Barzel und Kohl, die Begegnungen mit Kennedy und Nixon, Breschnew und Gorbatschow, de Gaulle und Mitterrand - all das wird mit der Feder des gelernten Journalisten plastisch geschildert. Brandts Erinnerungen sind ein Zeitzeugnis ersten Ranges, das die bewegte deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts eindrucksvoll spiegelt.


Weblink:

illy Brandt-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Willy Brandt-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Willy Brandt: Wir waren so stolz auf ihn! - Vorärts! - www.vorwaerts.de
Biografie:

Willy Brandt Erinnerungen
Erinnerungen
von Willy Brandt

Dienstag, 17. Dezember 2013

»Der lange Weg zur Freiheit« von Nelson Mandela

Nelson Mandela

Mit Nelson Mandela ist eine Symbolfigur im Kampf um Freiheit und Gerechtigkeit und gegen die Apartheid. Er ist zu einer Projektionsfläche der Hoffnung auf eine besseres Südafrika geworden. Er gilt als der »Vater Südafrikas«. In seinem gewaltlosen Widerstand steht er in einer Reihe mit seinem Vorbild Mahatma Gandhi und Martin Luther King. Kaum ein Staatmann und Politiker der Gegenwart kann so reichen Stoff für eine Autobiografie liefern wie der ehemalige südafrikanische Präsident und Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela.

Denn kaum ein anderer Politiker dieses Jahrhunderts symbolisierte in solchem Maße die Friedenshoffnungen der Menschheit und den Gedanken der Aussöhnung aller Rassen auf Erden wie Nelson Mandela, dessen Rolle für seinen Kontinent mit der Gandhis für Indien verglichen wurde. Seine trotz langer Haft ungebrochene Charakterstärke und Menschenfreundlichkeit haben nicht nur die Bewunderung seiner Landsleute, sondern aller friedenswilligen Menschen auf der Welt gefunden.

Obwohl als Häuptlingssohn, hochgebildeter und sprachenkundiger Rechtsanwalt gegenüber der schwarzen Bevölkerung privilegiert, war er doch nicht von vornherein zum Freiheitskämpfer und international geachteten Politiker prädestiniert. Erst die fast drei Jahrzehnte währende Gefängnishaft hat ihn zum Mythos der schwarzen Befreiungsbewegung werden lassen.

Die Autobiografie schildert seinen langen Weg zur Freiheit. Nelson Mandelas Lebensgeschichte ist über die politische Bedeutung hinaus ein spannend zu lesendes, kenntnis- und faktenreiches Dokument menschlicher Entwicklung unter Bedingungen und Fährnissen, vor denen die meisten Menschen innerlich wie äußerlich kapituliert haben dürften.

Die Autobiografie zeigt die Stationen seines Lebens auf. Langer Kampf gegen die Apartheid und die rassistische Regierung Südafrikas, für den er beinahe 30 Jahre im Gefängnis verbracht hat, danach Präsidentschaft und der Friedensnobelpreis dafür, dass er trotz seiner persönlichen Leiden auf den Dialog und die Versöhnung zwischen den Schwarzen und den Weißen setzt.

In seiner Autobiographie gewährt der Staatsmann zudem Einblicke in die Hintergründe der politischen Entwicklung Südafrikas. Der Leser kann sich ein Bild von der persönlichen Entwicklung Mandelas machen und von den Beweggründen eines Mannes, der nicht von Kindesbeinen an zum Revolutionär erzogen wurde, sondern der erst nach und nach erkennt, dass er trotz seiner eigenen erfolgreichen Karriere als Anwalt nicht die Augen verschließen kann vor der Ungerechtigkeit und der diskriminierenden Politik seines Landes.

Freitag, 13. Dezember 2013

Nach Mandelas Tod wächst die Sehnsucht

Nelson Mandela

Mit Nelson Mandela ging einer der letzten Großen der Geschichte - eine epochale Ikone, die für Freiheit und Gerechtigkeit gestanden hat. Mandela verkörperte die Sehnsucht nach versöhnendem Geist über den Widrigkeiten und Ungerechtigkeiten des Lebens. Das Zeitalter der Menschheitsführer, die im Alleingang Epoche machten, geht zu Ende. Die Freiheitshelden von morgen können nur gemeinsam siegen.

Mit seinem Tod ist Nelson Mandela vom Nationalhelden Südafrikas in den Heiligenstand erhoben. Schon zu Lebzeiten galt der Friedensnobelpreisträger, der vom Gefangenen des Apartheid-Regimes zum ersten schwarzen Präsidenten aufstieg, als Legende, eine Sagenfigur der Realgeschichte. Mit seienm Tod ist der unerschrockene Freiheitskämpfer zu einer unsterblichen Figur geworden.

Nelson Mandela hat mit seinem Leben ein modernes Märchen erzählt, das Wirklichkeit wurde und zugleich selbst den Zeitzeugen unglaublich erschien. Seine Leistung wirkt übermenschlich, seine revolutionäre Botschaft, dass selbst die Schwächsten mit dem Geist unbeirrbarer Liebe und Versöhnung ein Gewaltregime von Hass und Trennung zu überwinden vermögen, trägt religiöse Züge.

„Die schwebst über der Welt wie ein Komet und hinterlässt ein Licht, dem wir folgen sollten“, sprach Mandelas Enkel Zozuku Dlamini im Stadion von Johannesburg große Worte für den Geehrten. „Mandelas Geist wird ewig leben“, sagte Chinas Vizepräsident Li Yuanchao, als „Leuchtfeuer der Hoffnung und Menschenrechte“, so UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, und für US-Präsident Barack Obama war er „der große letzte Freiheitskämpfer des 20. Jahrhunderts“ – „ein Gigant der Geschichte“, vereint zur Dreifaltigkeit mit Mahatma Ghandi und Martin Luther King.

Die Größe des Geehrten, die aus den Huldigungen spricht, überwältigt die Hinterbliebenen, nicht, weil Nelson Mandelas Verdienst das menschliche Maß übersteigt, sondern weil es in der heutigen Welt kaum noch möglich erscheint, einem einzelnen Menschen eine Lebensleistung mit solcher einheitsbildender und sinnstiftender Kraft zuzutrauen. „Es könnte durchaus sein, dass er der letzte große Mensch war“, schrieb der südafrikanische Schriftsteller J.M. Coetzee in einem Nachruf. „Denn der Gedanke der Größe verschwindet allmählich im Dunkel der Geschichte.“

Mehr denn je ist die Weltgemeinschaft heute miteinander verbunden und aufeinander angewiesen, teilt die Menschheit mehr oder weniger das gleiche Schicksal. Aber im unüberschaubaren Dickicht der Beziehungen, Abhängigkeiten und Interessen, schwindet die Hoffnung, dass einzelne Männer oder Frauen künftig ähnlich geschichtsmächtige Wirkung durch ein Lebenswerk erzeugen könnten. Die Sehnsucht nach dem Heiligen, nach einem versöhnenden Geist, der verbindliche Werte verkörpert, die Sinn und Einheit über alle Grenzen des Trennenden hinaus zu stiften vermögen, wird dadurch auch in der säkularisierten Welt nicht geringer.

Nelson Mandela war eine solche Lichtgestalt, welche die Sehnsucht nach einem versöhnenden Geist über den Gegensätzen erfüllen konnte. - Möge er anderen Vorbild sein und Beispiel geben!

Literatur::

Der lange Weg zur Freiheit: Autobiographie
Der lange Weg zur Freiheit: Autobiographie
von Nelson Mandela

Bekenntnisse
Bekenntnisse
von Nelson Mandela

Meine Waffe ist das Wort
Meine Waffe ist das Wort
von Nelson Mandela

Blog-Artikel:

Südafrikas Nationalheld Nelson Mandela ist tot


Blog-Artikel Nelson Mandela:

Nelson Mandela
Nelson Mandela

Samstag, 30. November 2013

Al Gores Plan zur Lösung der Klimakrise

Al Gore

Der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore ist ein Vorreiter im Kampf für den Klimaschutz. Er gilt als Vordenker in der Klimadebatte und hat dem Klimaschutz eine Stimme verliehen.

Gore arbeitet eng mit den wichtigsten Verantwortlichen zusammen, um international verbindliche Vereinbarungen im Sinne von Schadstoffreduzierungen zu erreichen. Seine Bücher sorgten weltweit dafür, das die fortschreitende Klimaerwärmung verstärkt ins öffentliche Bewusstsein drang.

Wir haben die Wahl

»Wir haben die Wahl« ist Al Gores neues Debattenbuch mit Lösungsvorschlägen für die schwierigste Krise der Menschheitsgeschichte. Dieses Buch gibt einen Überblick über die effektivsten, heute zur Verfügung stehenden Lösungen und enthält einen Plan zur Lösung der Klimakrise. Gores Botschaft lautet: Im Kampf gegen die Klimakrise sind Lösungen möglich.

»Die Ressourcen zur Bewältigung der Klimakrise haben wir,
uns fehlt nur die Bereitschaft zum Handeln.«


Al Gore

Al Gore beschreibt, dass die Klimakrise die Menschheit vor gewaltige Herausforderungen stellt, aber auch die einmalige Chance enthält, lange vernachlässigte Probleme und Ursachen von Leid und Elend anzugehen. Zu ihrer Lösung stehen genügend Möglichkeiten zur Verfügung. Es geht aber um mehr: Wir stehen vor der Entscheidung, auf welcher Erde wir leben werden.

»Wir haben die Wahl« ist Al Gores visionärer Entwurf für die Lösung unserer globalen Klimakrise. Mit einem gemeinsamen Willen können diese gewaltigen Aufgaben angenommen und zum Erfolg geführt werden. Die Lösungen sind möglich, wenn auch nicht immer politisch durchsetzbar. Das Hauptproblem der Klimakrise scheint nach wie vor die politische Durchsetzbarkeit der vorhandenen Lösungen zu sein, denn dazu fehlt noch immer der gemeinsame politische Wille.

Literatur [ >> ] :

Wir haben die Wahl
»Wir haben die Wahl«
von Al Gore

Sonntag, 24. November 2013

John F. Kennedy - Biographie von Alan Posener

Er war der Hoffnungsträger einer ganzen Generation, und bis heute ist er für viele Menschen, gerade in Deutschland, eine Kultfigur geblieben: John Fitzgerald Kennedy, 35. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. In seine nur 1.036 Tage währende Amtszeit fielen dramatische Ereignisse wie die Kuba-Krise, der Bau der Berliner Mauer und das aktive Eingreifen der USA in den Vietnam-Krieg.

Die Ermordung John F. Kennedys am 22. November 1963 erschien vielen Zeitgenossen wie ein Anschlag auf die Zukunft selbst. Im kollektiven Gedächtnis Amerikas markiert das Datum einen Scheidepunkt – als das schlimmste Ereignis zwischen dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor 1941 und dem Terroranschlag des 11. September 2001.

John F. Kennedy war ein Mensch mit vielen Schwächen: Er war ein notorischer Frauenheld mit unzähligen Affären – dabei ein Mann, der schon seit seiner Jugend an schweren Krankheiten litt. Woher rührt der Mythos? In welchem Licht erscheint der jugendlich-strahlende Held »JFK« heute, ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod?

Der britisch-deutsche Journalist Alan Posener porträtiert Kennedy in seiner ganzen Widersprüchlichkeit: den Mann aus einer irisch-katholischen Einwandererfamilie, die einer ganz besonderen Mission folgt; den Weltkriegsveteranen; den Friedensverkünder und Reformer; den Krisenstrategen; den Ehemann, Familienvater und Liebhaber.

Alan Posener zeichnet mit seiner leicht lesbaren und mit vielen Fotos ausgestatteten Biographie auf dem neuesten Stand der Erkenntnisse auf kaum 200 Seiten ein plastisches Porträt des charismatischen John F. Kennedy.

John F. Kennedy-Biographien:


John F. Kennedy: Biographie
-
von Alan Posener
John F. Kennedy: Ein unvollendetes Leben
John F. Kennedy: Ein unvollendetes Leben
-
von Robert Dallek
JFK - Staatsstreich in Amerika
JFK - Staatsstreich in Amerika
-
von Matthias Bröckers

Dienstag, 5. November 2013

»Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch« von Alexander Solschenizyn

Der Roman »Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch« von Alexander Solschenizyn schildert einen Tag im Leben eines stafgefangenen Häftlings in einem sibirischen Straflager. Der Roman spielt in einem der schlimmsten Gefangenenlager des 20. Jahrhunderts, dem sowjetischen Gulag. Iwan Denissowitsch, der nur Schukow genannt wird, sitzt dort seine Strafe ab und erzählt nüchtern vom Alltag im Lager.

Er wurde angeklagt, weil er sich als Rotarmist von den Deutschen im »Großen Vaterländischen Krieg« gefangen nehmen ließ. Für die stalinistische Regierung ist er damit ein Spion. Für dieses Verbrechen seiner Gefangennahme hat Schukow zehn Jahre Arbeitslager bekommen, aber die meisten der Gefangenen werden das Lager ohnehin nie mehr verlassen.

Dieser Iwan Denissowitsch Schukow ist Gefangener der 105. Brigade des sowjetischen Arbeitslagers. Nach acht Jahren seines Lebens, die er bereits dort verbracht hat, ist er vertraut mit den Gegebenheiten und Regeln, die dieser ungemütliche Ort mit sich bringt. Er ist von Tod und Grauen umgeben, er weiss weder, ob er seine Familie jemals wiedersehen wird, noch ob er nicht schon morgen tot sein wird. Zweimal im Jahr darf er einen Brief nach Hause schreiben.

Aber er weiss, wo man Essen und kleine Werkzeuge vor den täglichen Kontrollen der Aufseher verstecken kann. Er hat sich an die beißende Kälte Russlands gewöhnt, ist ein zuverlässiger und gewissenhafter Arbeiter auf der Baustelle eines naheliegenden Kraftwerks und schafft es ab und zu einem Brigadier einen Gefallen tun zu dürfen und dadurch eine Extraportion Suppe oder eine Zigarette ergattern zu können.



Empfohlene Bücher von Alexander Solschenizyn:
Es ist ein einfach wahlloser Tag im Leben des Iwan Denissowitsch Schukow, dessen Leben sich in einem Straflager abspielt, der das System nicht verflucht, nicht nach dem „warum" fragt, sondern einfach lebt. Sein ganzes Denken dreht sich um Brot, einen dicken Mantel und feste Schuhe. Auch gesund will der Gefangene bleiben, denn über die Strafen fürs Krankwerden wird nicht gesprochen.

Befriedigung findet Schukow in der harten Arbeit, und in guten Beziehungen: Am Morgen benutzt er seine kostbare Freizeit, um die Stiefel eines Kameraden zu reparieren, der ihm nun einen Gefallen schuldet, am Ende seines Arbeitstages blickt er stolz auf das stabile Stück Mauer, das er heute errichtet hat und am Abend kann er sich sogar eine Extraportion Suppe organisieren. Er hat etwas geleistet, sein Bauch ist voll und er hat einen weiteren Tag überlebt.

»Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch« ist eine nüchterne, mikroskopisch genaue Untersuchung des Lagerlebens in Sibirien, so wie es von den Opfern der stalinistischen Periode erlebt wurde. Der Roman in Form einer nüchternen Erzählung ist ein beklemmendes Dokument über den Schrecken der stalinistischen Diktatur und zählt bis heute zu den erschütterndsten literarischen Zeugnissen über die stalinistische Diktatur.

Dieser beklemmende Roman über das Leben und den harten Lager-Alltag im Gulag ist keine Anklage gegen den Stalinismus, er ist auch kein Plädoyer für menschlichen Durchhaltewillen. Ohne das Grauen und die Unmenschlichkeit auch nur mit einer Zeile zu beschreiben, zeigt er deutlich, dass die strengste Routine jeden Geist brechen kann und dass ein Mensch, der hunderte von Tage in lebensfeindlichen Umständen gelebt hat, diese Umstände irgendwann als natürlich hinnehmen wird.

Weblink:

Alexander Solschenizyn - Biografien-Portal www.die-biografien.de

Blog-Artikel:

Ein hartes Urteil gegen Pussy Riot
Zwei Jahre Straflager für 40 Sekunden Punk
Ein Tag aus dem Leben der Nadeschda Tolokonnikowa