Die Schlacht von Verdun stand unter dem Oberbefehl von Erich Falkenhayn. Falkenhayn entwickelte für 1915 eine „Ermattungsstrategie“, die begrenzte Offensiven im Osten und eine Defensive im Westen vorsah. Im Westen wollte er Anfang 1916 vor Verdun in einem überraschenden Vorstoß die Höhenzüge besetzen und mittels massierter Artillerie die Festung beschießen.
Die Franzosen hätten so Verdun, die stärkste ihrer Festungen vor der deutschen Grenze, entweder aufgeben müssen – was sie seiner Meinung nach nie tun würden – oder aber sie wären in Verdun „verblutet“. Schon Zeitgenossen sprachen von der „Blutpumpe“ oder „Knochenmühle“ von Verdun. Falkenhayn, der Erfinder und eifrige Förderer der „Blutpumpe“, ging dabei nicht davon aus, auf diese Weise gegen die Entente einen Sieg herbeiführen zu können. Vielmehr erwog er, dass die Verluste auf französischer Seite schwerer zu tragen seien als auf deutscher.
Verdun 1916: Urschlacht des Jahrhunderts
Diese Strategie scheiterte unter anderem daran, dass die Franzosen ihre Truppen gemäß Pétains Noria-Prinzip rascher ablösten, während die Einsatzphasen der deutschen Verbände länger waren – was demoralisierend wirkte. Der Abwehrsieg der Franzosen vor Verdun kostete diese zwar enorm hohe Verluste, die Verluste der deutschen Armee waren jedoch - ganz anders als von Falkenhayn erwartet, der vorherige französische Verlustquoten an der Westfront überoptimistisch fortgeschrieben hatte - fast ebenso hoch und damit letztlich sinnlos, da sie am Kräfteverhältnis nichts änderten.
Angesichts der materiellen und personellen Überlegenheit der Alliierten, die sich im Kriegsverlauf immer deutlicher abzeichnete, war Falkenhayns Ermattungsstrategie in Verdun zu keinem Zeitpunkt realistisch.[9] Nach den starken alliierten Angriffen an der Somme waren weitere Angriffe bei Verdun nicht mehr vertretbar und der Misserfolg an der Westfront offensichtlich. Auch innenpolitisch war die Schlacht ein einziges „Desaster“, da sie auch den Kronprinz Wilhelm von Preußen, der offiziell in Verdun die 5. Armee führte, in der Öffentlichkeit mit den kaum erträglichen Verlusten in Verbindung brachte.
Die Schlacht von Verdun war ein Offenbarungseid der deutschen Miltitärführung unter dem Oberbefehl von Erich Falkenhayn. Falkenhayn war einer der größten Dilettanten, die in Deutschland jemals Militärführer werden durften. Erst 30 Jahre später sollte der Günstling des Kaisers durch einen noch größeren Dilettanten der Kriegsführung abgelöst werden.
Falkenhayn fasste die Intrige richtig auf und bat um den Rücktritt als Chef des Generalstabs, den der Kaiser am 29. August 1916 trotz seines Widerwillens gegenüber dem Feldherrenduo Hindenburg/Ludendorff, das Falkenhayn nachfolgte, auch gewährte.
Noch ein kleiner Nachhilfe-Untericht für zukünftige Kriegstreiber: Wer militärisch so denkt und plant wie Falkenhayn, hat immer genug Soldaten zur Verfügung, die er auf dem Schlachtfeld sinnlos verheizen kann. Seine militärische Leistutng kommt der eines Vollidioten gleich. Selbst die deutsche Militärführung hatte nach Verdun ein Einsehen, Falkenhayn wurde seines Amtes enthoben. Die Klügeren hätte ihn gleich mit auf dem Schlachtfeld verheizen sollen.
Weblink:
300 Tage Hölle - www.br.de
Literatur:
Verdun 1916: Urschlacht des Jahrhunderts von Olaf Jessen
Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog
von Christopher Clark und Norbert Juraschitz
Der Große Krieg: Die Welt 1914 bis 1918> von Herfried Münkler