Der Papst verknüpft seinen Ostersegen - wie in jedem Jahr - mit Gesellschaftskritik. Das ist sein gutes Recht, denn zu kritisieren gibt es viel auf dieser Welt. Ungerechtigkeit und Korruption waren die Themen, die Papst Franziskus bei einer Osterandacht in den Vordergrund rückte. Die Zeremonie fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt.
Korruption ist eine der zentralen Ursachen der heutigen Sorgen. Insbesondere in den sogenannten Entwicklungsländern, aber auch im Nahen Osten, selbst in den ärmsten EU-Staaten ist Korruption der Hintergrund dafür, dass sich nichts ändert und jede Hilfe sofort versickert und nicht dort ankommt, wo sie gebraucht wird. Ergebnis sind Not über Jahrzehnte, damit Hoffnungslosigkeit, Hass, Kriege und letztlich Flucht.
Viele Flüchtlinge, die hierher gekommen sind, erleben erstmals völlig erstaunt, dass die Menschen, mit denen sie es in deren dienstlichen Funktion zu tun haben, ihren Job tun, ohne dass man sie bestechen muss. Natürlich gibt es auch bei uns Korruption - aber wir können uns ein Leben gar nicht vorstellen, wo sie den Alltag jedes Menschen vollständig beherrscht.
Was Christus wohl denken würde, wenn er heute die katholische Kirche sähe? Den unermeßlichen Prunk des Vatikan, das starre Verharren in Dogmen, die vornehmlich der Kirche nützen? Ob er noch einmal alle aus dem Tempel werfen würde, die sich dort bereichern? Es ist gut, dass der Papst lähmende und unnütze Bürokratie, Ungerechtigkeit und Korruption anprangert. Nur ist er leider selbst Teil davon und nicht im Stande etwas daran zu ändern.